Seriencheck (XXXI)

Diesmal mit drei Neuzugängen, zu denen ich keinen richtigen Zugang finden konnte. Gegenansichten sind gerne willkommen.

Spartacus - Blood And Sand

Brot und Spiele hatten die alten Römer, um das Volk zufriedenzustellen. Nun kann man mit so einer ollen Scheibe Weizenvollkorn heutzutage kaum jemanden mehr vor den Bildschirm locken und für Videospiele zu sehen schaltet bekanntermaßen niemand einen Fernsehkanal ein. Also ersann sich der PayTV-Sender STARZ eine Alternative:

Spartacus - Blood And Tits, nein, Entschuldigung, Blood And Sand.

Wobei die Sandansichten gegenüber der Zahl der freigelegten Busen eher ins Hintertreffen gelangen, wenn ich mich richtig an die ersten beiden Episoden erinnere.

Die Geschichte des Sklaven Spartakus, der als Gladiator um seine Freiheit kämpft, dürfte durchaus bekannt sein. In dieser Neufassung dominieren zum Platzen gespannte Muskeln à la 300, Blutspritzszenen in Zeitlupe à la 300, hier und da ein schick abgetrenntes Gliedmaß und Brüste in allen Formen und Variationen. Denn sowohl Gladiatorenstallinhaber als auch Manegenkämpfer hatten nur drei Beschäftigungen: die Liste der im Fernsehen als unzüchtig verschrieenen Worte abzuarbeiten, für regen offenen Blutfluss bei der Gegnerschaft zu sorgen und natürlich edlen Geschlechtsverkehr. Bekannte Darsteller sind John Hannah (The Mummy 1-3), Peter Mensah (300, der-in.die-Grube-getretene Bote) und Lucy Lawless (Xena, Battlestar Galactica), für deren Brustbesichtigung ich mir wirklich auch noch extra die zweite Episode dieser Show angesehen habe. Auch ein US-TV-Fan muss eben manchmal Opfer auf sich nehmen.

Zumindest von den ersten beiden Folgen kann ich guten Gewissens behaupten - das ist nix. Handlung, Spannung, Inszenierung werden konsequent ignoriert, die Schnetzeleien sprühen vor schlechter CGI-Abteilung und selbst die geballte nackte Weiblichkeit kann mich auf Dauer nicht bei der Stange halten. Gerüchten zufolge sollen die späteren Episoden viel besser sein, ja sogar etwas wie Story in das Ganze hineintragen. Wer das bestätigen kann, möge sich melden. Ich schau bis dahin was Besseres.

The Ricky Gervais Show

Ricky Gervais, Stephen Merchant (der mit Gervais zusammen "The Office" ersonnen hat) und Karl Pilkington (unauffälliger britischer Bürger mit rundem Kopf und Glatze) sind die Stars eines Podcastes, der im Rahmen dieser HBO-Serie als Zeichentrick für den Bildschirm umgesetzt wurde. Wobei mir Gervais zeichnerisch verdammt nahe an Fred Feuerstein angelegt ist. Aber egal. Die Runde diskutiert über skurrile Nachrichten, Leserbriefe und Nachrichten über Affen.

Hier im Blog hatte ich ja schon mal einen Ausschnitt, der mir ziemlich viel Spaß bereitete. Leider hält die Show dieses Versprechen nicht. Man könnte ihren Makel in folgendem Satz zum Ausdruck bringen: Zwei lustige Typen warten darauf, dass der unlustige Typ etwas Lustiges von sich gibt. Und meines Erachtens passiert das faktisch nie. Vor allem aber Gervais scheint an dem Kerl einen Narren gefressen zu haben und brüllt sich desöfteren weg. Karl Pilkington selbst wird für seine monoton vorgetragenen, leicht seltsamen Gedanken von den beiden anderen beschimpft, ausgelacht und bejohlt, erhebt aber nie seine Stimme, wird nie bösartig, schlägt nie zurück.

Auf Dauer wird mir das zu langweilig, denn in den von mir gesehenen drei Folgen entspinnt sich stets derselbe Ablauf: Merchant bzw. Gervais tragen eine Nachricht vor und warten gespannt auf Karls dahingenuschelte Meinung dazu. Welche dann auf Teufel komm raus bespaßt wird. Ich als Zuschauer schüttele angesichts dieses Schauspiels dann meist nur mit dem Kopf - vielleicht ist der Humor auch einfach nicht meiner. Wenn Gervais und Merchant einen dritten Comedian an Bord hätten (etwa Simon Pegg, Nick Frost oder Bill Bailey) und sich gegenseitig die Bälle zuspielten, wäre sicherlich eher etwas herausgekommen, mit dem ich etwas hätte anfangen können.

The Marriage Ref

Jerry Seinfeld hat eine neue Show. Yeah!
In der es um Eheprobleme geht. Okay.
Es ist eine Reality Comedy. Oha.
Und sie ist ziemlich belanglos. Meh.

Eigentlich ist damit alles schon gesagt. Aber dennoch kurz die Zusammenfassung. Ein Moderator (Tom Papa) stellt eine Ehezwistigkeit vor, die von einem echten Paar in einem Einspielfilm dargestellt wird. Eine Jury aus Jerry Seinfeld und weiteren Stargästen berät, welche Seite im Recht ist und kürt einen Sieger. Zusätzlich hat man noch eine Dame an einen Rechner gesetzt, die irgendwelche uninteressanten Fakten zum Thema zusammengoogelt. Und zum versöhnlichen Schluss erhalten die Ehepaare für ihre Mühen eine Urlaubsreise geschenkt.

Nun sind die Streitigkeiten natürlich nicht dramatisch, sondern eher von der leichten und humorvollen Kategorie. Wie der Ehemann, der seinen Hund ausstopfen lässt und nun in einem Schrein präsentieren will. Wobei der treue Vierbeiner nicht etwa in majestätischer Pose, sondern wie ein auf den Boden hingeklatschter Rollmops für die Ewigkeit festgehalten wurde. Oder eine Ehefrau, die von ihrem Mann bedrängt wird, eine Striptease-Stange im Schlafzimmer zu installieren und sich daran herumzuräkeln. Beides Szenarien, die man gesundem Menschenverstand lösen kann: zweimal je eine Watsch'n für den Gatten und Ruhe is.

Die Jury macht mit Witz und Charme noch das Beste aus der Situation, der Moderator ist eher arg bemüht, die Google-Frau komplett unnötig. Angesichts der angekündigten Gäste (Tina Fey, Ricky Gervais, Larry David) reizt es mich schon ein klitzewenig, noch eine Folge zu sehen, aber der Pilot hat mich so was von überhaupt nicht überzeugt, sondern eher traurig gestimmt. Mit Reality-Formaten kann ich nun mal aus Prinzip nichts anfangen und die Story mit dem ausgestopften Hund hätte als Teil einer Seinfeld-Folge sicherlich viel mehr Spaß gemacht. Aber das hätte bedeutet, talentierte Schreiber anzustellen. Schade, dass Seinfeld diesen Weg zu gehen nicht gewillt scheint. Fazit: Reality killed the comedy star.

Kommentare

  1. Autsch! Die neue Show von Jerry Seinfeld hört sich ja grausam an. Was hat ihn da nur geritten? Ist auch das erste Mal dass ich etwas davon höre. Und erster April ist ja noch nicht.

    "Spartacus" hätte mich anfangs interessiert, doch nach den ersten Kritiken habe ich nicht einmal reingeschaut.

    Und die Ricky Gervais Show? Zeichentrick? Ach nö, lass mal...

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  2. Seine Frau ;)
    Nein, wirklich, die Idee soll von seiner Frau stammen.

    Bei Spartacus wage ich vielleicht noch einen Versuch, in meinem Stammforum lobt man es ab Episode 4 überschwänglich. Sind vielleicht aber auch nur Gorehounds und Brustfixierte.

    Der Zeichentrick ist nicht mal so schlimm, mich nervt halt der verzweifelte Versuch, diesen Pilkington lustig zu finden.

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