Seriencheck (93)

Nach einer eher mäßigen Fußball-EM melde ich mich mit einem neuen Seriencheck wieder zurück. Und in Sachen Qualität darf man konstatieren: TV-Serie schlägt Fußball klar mit 4:0, dank vier Mal hochklassigem Fernsehfutter. Siehe die ersten vier Beiträge.

STRANGER THINGS (SEASON 1)



Wir schreiben die 80er Jahre in einer Kleinstadt in Indiana. Im Anschluss an eine aufregende, mehrstündige Runde Dungeons & Dragons gehen die vier Freunde Mike, Dustin, Lukas und Will auseinander. Doch Will kehrt nicht nach Hause zurück. Das verbliebene Trio macht sich auf Spurensuche und entdeckt vertuschte Geheimexperimente, setzt sich übernatürlichen Kräften aus und stellt sich einem furchterregenden Monster.  

Als hätte man vor 30 Jahren ein Stephen King-Skript unter der Leitung von Steven Spielberg verfilmt und dabei die besten Elemente aus "The Goonies", "E.T.", "Carrie", "Stand By Me" und "Alien" untergemischt. Oder anders ausgedrückt: Das ist das, was Abrams und Spielberg vor fünf Jahren mit "Super 8" vorhatten, aber nicht wirklich richtig auf den Punkt bekamen. Wunderbare Unterhaltung, bei der vor allem der überragende Kinderdarsteller-Cast heraussticht, das wohlige Gefühl der guten alten 80er-Filme eingefangen und in acht Episoden eine sauber erzählte, runde Geschichte abgeliefert wird. Meiner Meinung nach die bisher beste Netflix-Produktion. Wer mit den oben genannten Filmen etwas anfangen kann, sollte jetzt schon den Bestellknopf drücken und keine weiteren Inhaltsangaben lesen.

Selbstverständlich gibt es immer Leute, die im einhelligen Jubel den mahnenden, selbstbeschrifteten "Meh, so toll ist es auch nicht!!!"-Zeigefinger erheben müssen. Ja, "Stranger Things" erfindet nichts neu, Wynona Rider als besorgte Mutter des vermissten Jungen ist zu 99% ihrer Bildschirmzeit verzweifelt, verwirrt oder kurz vorm Durchdrehen, krasser Horror wird nicht geboten (hat den jemand wirklich erwartet?), der Nebenstrang mit der Teenie-Anbandelungskiste hätte nicht sein müssen, tut aber keinem weh. Für die Höchstnote reicht es bei mir auch nicht ganz, aber die Show schrammt nur ganz knapp daran vorbei.

GESAMTWERTUNG: 5,79 PUNKTE (sehr gut)

GAME OF THRONES (SEASON 6)


Die Höchstnote gibt es aber für "Game of Thrones" mal wieder. Trotz der hier und da auftauchenden, nicht ganz so zupackenden Episode und den berüchtigten "Hach, es geht einfach nicht voran"-Seufzern der ungeduldigen Schar an Fans. Welche allerdings noch schlimmer aufstöhnt, wenn man sie darauf hinweist, dass es ab jetzt nur noch verkürzte Staffeln gibt und ein Ende dieser wahrlich neue Maßstäbe setzenden Fantasy-Serie immer näher rückt. Ich für meinen Teil genieße mittlerweile jede Minute dieser Show und störe mich nicht an Kleinigkeiten, zumal diese - so vorhanden - stets durch schauspielerische Glanzleistungen, dramatische Wendungen oder humorige Anflüge gut ausgeglichen werden.

Letztlich wurde es eine Punktlandung auf die 6,00 und selbst wenn ich nach meinen Berechnungen nicht dort hingekommen wäre, hätte ich großzügig aufrunden müssen. Der Grund: die beiden abschließenden Episoden verdienen eigentlich sieben Punkte, denn was hier abgeliefert wird, nötigt selbst dem hartnäckigsten Kritiker einen vor Staunen offenen Mund ab. Ein furioser Doppelschlag, der wirklich abliefert, keinen Fan der Show unbeeindruckt lässt und den Weg ebnet für eine epische Fortführung in den nächsten beiden Staffeln. Schade, dass es bis zur Fortsetzung diesmal bis zum Sommer 2017 und damit noch länger dauern wird, weil man mit den Dreharbeiten erst beginnen kann, wenn es grimmig-graues Wetter gibt. Winter is really coming.

GESAMTWERTUNG: 6,00 PUNKTE (überragend)

SILICON VALLEY (SEASON 3)


Keine Abnutzungserscheinungen bei Pied Piper. Die Jungs um Obernerd Richard Hendricks programmieren und stolpern wieder durch Arbeitsalltag und Leben, dass es eine wahre Freude ist, ihnen dabei über die Schultern zu schauen. Das Qualitätsmanagement läuft wie geschmiert, schwerwiegende Bugs im Humor-Code konnte ich keine feststellen, nur im Bereich "Merchandise Wearables" würde ich wirklich mal eine tiefgreifende Optimierung anstrengen wollen. "Silicon Valley" bleibt das Maß der Dinge in Sachen Nerd-Comedy.

GESAMTWERTUNG: 5,50 PUNKTE (sehr gut)

VEEP (SEASON 5)


Nichts falsch machen kann man mit Selina Meyers. Angesichts der aktuellen Situation im US-Wahlkampf wirkt die Frau und ihr Team kompetent, zurückhaltend und zuverlässig. Doch damit nicht genug: Wer immer auch in der aktuellen Staffel auf die Idee kam, Jonah Ryan sich um ein Amt als Kongressabgeordneter bewerben zu lassen, verdient meine Hochachtung und die Dankbarkeit meines Zwerchfells. Seine Inszenierungen sind pures Entertainment-Gold und können von Donald Trump, wenn er denn endlich zugibt, dass seine Kandidatur nur ein PR-Stunt für einen Auftritt in der nächsten Staffel der Show war, nicht mehr übertroffen werden.

GESAMTWERTUNG: 5,40 PUNKTE (gut +) 

THE PATH (SEASON 1) 


Da reiche ich nur kurz die Abschlusswertung nach. Ich hatte in meinem ersten Eintrag ja schon die guten Ansätze erwähnt, aber auch auf den großen Knaller gehofft. Der fiel leider dann doch weg, das Mysterium um die Sekte dünnte mir nach der Hälfte der Staffel zu sehr aus, das Finale brachte ebensowenig den Moment, der der ganzen Geschichte einen mich hungrig nach mehr zurücklassenden Kniff mitgegeben hätte. Insgesamt daher eher in die Kategorie "Ganz okay, aber ohne richtigen Payoff" einzuordnen.

GESAMTWERTUNG: 4,85 PUNKTE (befriedigend)

ANGIE TRIBECA (SEASON 1 / SEASON 2 E01-05)


Die von Steve Carell ("The Office") und seiner Frau Nancy erschaffene Spoof-Comedy zeigt den Alltag der namensgebenden Heldin (Rashida Jones, "Parks And Recreation") in der Spezialeinheit bei der Polizei von L.A.  

"Die nackte Kanone" stand unübersehbar Pate für diese Show, die allerdings freilich nicht an die Klasse der Trotteligkeit von Lieutenant Detective Frank Drebin herankommt und eher auf dem Level von "Childrens Hospital" landet. Will sagen: Hier wird um der heiligen Gagdichte willen jeder Witz reingedrückt, egal, wie flach er auch sein mag. So lädt der Chef etwa ins Büro und befiehlt seinen Ermittlern "Grab a seat" - schon halten die beiden Kommissare wie selbstverständlich je einen Stuhl in der Hand, der Zuschauer fasst sich kurz an den Kopf und schmunzelt dann doch ob dieser Albernheit. Diese Masche, das muss ich gestehen, funktionierte bei mir die erste Staffel ganz ordentlich. Wer also wieder mal sinnlos angeblödelt werden möchte, darf sich die zehn Episoden durchaus gerne ansehen, von mir gibt es dahingehend eine leichte Special Interest-Empfehlung. Die zweite Season hat mich bisher allerdings enttäuscht, da wirft der Humor zumindest für mich kaum mehr etwas ab. Eine Entwicklung, die ich schon bei dem oben erwähnten "Childrens Hospital" hatte. Irgendwann hat man alle Untiefen gemeinsam durchwatet, hatte seinen Spaß beim seichten Herumplätschern und will etwas anderes.

GESAMTWERTUNG SEASON 1: 4,80 PUNKTE (befriedigend)
DURCHSCHNITTSWERTUNG SEASON 2 NACH 5 EPISODEN: 4,20 PUNKTE (durchschnittlich)

BRAINDEAD (SEASON 1)


Laurel Healy (Mary Elizabeth Winstead, "Scott Pilgrim vs. the World") ist gerade in Washington angekommen, um ihrem als Senator tätigen Bruder bei einem "government shutdown" (der Stillegung der Regierung wegen fehlender Einigung über die Bewilligung von Haushaltsmitteln) auszuhelfen. Dabei kommt sie einer wahnwitzigen Epidemie auf die Spur, die erklärt, weshalb in der Hauptstadt alle Politiker, egal ob Republikaner oder Demokraten, durchzudrehen beginnen: Eine außerirdische Käferart, die sich über den Gehörgang einnistet, das Gehirn schleichend auffrisst und seltsamerweise gerne "You Might Think" von "The Cars" hört. 

Liest sich herrlich bescheuert, hat mit Mrs. Winstead eine wirklich bezaubernde Hauptdarstellerin, Tony Shaloub ("Mr. Monk") ist endlich wieder in einer Fernsehrolle zu sehen und gibt einen republikanischen Bösewicht. Ebenfalls im Repertoire: ein verwirrter Pseudowissenschaftler, explodierende Köpfe und ein jeweils zu Beginn einer Episode gesungener Vorspann mit einem Rückblick auf das Geschehene. Und dennoch: Ich hätte es gerne abgedrehter. Die komische Mischung aus Politik-Drama und Alien-Invasion hätte man noch schärfer, bissiger, wilder ansetzen können. Denn weder reicht "BrainDead" an den Intrigantenreichtum von "House of Cards" heran, noch kann man "Veep" in Sachen Humor das Wasser reichen. Die Show nutzt leider nicht die Chance, dem derzeitigen Politik-Chaos in den USA den Spiegel vorzuhalten, sich krachend und überspitzt lustig zu machen über die amerikanische Parteienlandschaft. Weshalb sie nur ausnahmsweise über die 4,5 Punkte als Standardwertung hinauskommt. Für mich bisher daher lediglich das aktuelle guilty pleasure auf meiner Serienguckliste.

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH FÜNF EPISODEN: 4,70 PUNKTE (befriedigend) 

Demnächst:
OUTCAST (SEASON 1) 
WRECKED (SEASON 1)
VICE PRINCIPALS (SEASON 1)
PREACHER (SEASON 1)
MR. ROBOT (SEASON 2)
RAY DONOVAN (SEASON 4)
THE JIM GAFFIGAN SHOW (SEASON 2)


Kommentare

  1. Die ersten vier Serien MUSS ich natürlich schauen. Speziell auf "Stranger Things" bin ich so heiß, wie selten auf etwas. Fast hoffe ich, dass es bis zu meinem Urlaub Ende August schlechtes Wetter gibt, um einen Netflix-Probemonat abzuschließen. Oh man, JEDER erzählt mir von der Serie. Sogar im RL. Echt. Unfassbar.

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    1. Das wundert mich jetzt wirklich bei den von dir angegebenen Präferenzen.
      NICHT.

      Wenn dir "Stranger Things" nicht gefällt, weiß ich auch nicht mehr weiter. Ich habe die 8 Folgen innerhalb eines verlängerten Wochenendes durchgeschaut. Das Ding ist die pure Lockstofffalle für alle 80er-Jahre-Film-Fans.

      Lass dir aber bloß nicht von Miesmachern den Spaß verderben oder dich in die beliebte "Meine Erwartungen sind wegen der ganzen Empfehlungen zu hoch, als dass es mir richtig gut gefallen könnte"-Zwickmühle stecken. Du hast sicherlich mitbekommen, dass selbst Mr. Stephen King himself schwer angetan war, das muss als Anreiz reichen.

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  2. Die ersten beiden kann ich Wort für Wort genau so unterschreiben (@bullion:Jetzt mal zackig mit Netflix! Da sammelt sich schon viel zu viel an, da reicht der Probemonat kaum mehr für das Pflichtprogramm (in gewerteter Reihenfolge): Stranger Things, Making a Murderer, Fargo (2 Staffeln), Master of None und eigentlich auch noch Daredevil und Jessica Jones).
    Bei Silicon Valley hänge ich aus organisatorischen Gründen leider noch in der Mitte der Staffel, unterschreibe aber trotzdem.
    Den Rest hab ich nicht gesehen. Veep haben wir noch in der ersten Folge (der ersten Staffel) mangels Lacher abgebrochen. Scheint nicht unser Humor zu sein...

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    1. Der Druck auf bullion wächst und wächst und wächst... man könnte fast ein TV-Seriendrama draus stricken. Jeden Morgen die schweren Gedanken: "Du hast Stranger Things noch nicht wie jeder anständige Serienfan durchgesuchtet!", "Alle reden über Game of Thrones und du bist zwei Staffeln hintendran!!", "Making a Murderer kriegt bald eine zweite Staffel - du hast noch nicht mal die erste gesehen!!!", "Von Fargo kennst du nur den FILM!!!!". Könnte auch als Netflix-Werbespot durchgehen.

      Die Überstimmungen im Geschmack ehren dich und mich, konstatiere ich einfach mal. Und in Sachen Veep braucht es dich nicht zu grämen, ich selbst bin beispielsweise in Master of None (obwohl ich Aziz Anzari in "Parks And Recreation" mochte) gar nicht reingekommen. Noch weniger kann ich mit dem Humor von Danny McBride anfangen, aber dazu lasse ich mich demnächst aus.

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    2. Ja, bei "Master of None" habe ich auch eine Weile gebraucht, um richtig warm zu werden. So 100%ig überzeugt bin ich auch nicht (die Hochzeitsszene war aber toll). Hab es in der Reihenfolge auch ein wenig vorgzeigen, da ich der Serie nen bullion-Bonus gebe (da "Familie" ja auch ab und an Thema ist).
      Daredevil und Jessica Jones waren glaub schon besser, wobei ich bei Daredevil ziemlich zwiegespalten bin. Ich finde keine der drei Hauptfiguren sympatisch, vor allem den Daredevil-Darsteller mag ich so überhaupt nicht und auch mit dem "ich bin blind, kann aber doch alles sehen" will ich mich einfach nicht arrangieren. Aber dennoch: Die Serie ist halt einfach viel zu gut gemacht (danach kann man dann kein Arrow mehr schauen, ohne sich zu schämen) und gerade Fisk in der ersten Staffel war fantastisch. Die zweite wolle ich dann erst gar nicht mehr gucken (da kein Fisk), war dann aber am Ende trotzdem begeistert. Und auch die dritte werde ich mir wohl erst nur wiederwillig anschauen und mich danach fragen, was eigentlich mein Problem ist.
      Naja...
      Jessica Jones fand ich übrigens besser.
      Und ach: Warum hast du oben bei Rashida Jones nicht "Parks and Recreation" geschrieben? Sollte das nicht ihre deutlich größere Rolle gewesen sein? Hab "The Office" ja nie gesehen, aber allein die Folgenanzahl ist ja viel kleiner...
      Und huch, ganz vergessen (@bullion): "Unbreakable Kimmy Schmidt"! Du warst doch auf der Suche nach ner guten 20-minütigen Comedy. Da hast du sie! Bitte nach Fargo einsortieren.
      Und "The Americans" kannst du dann auch endlich mal anfangen, hier haben wir es aber bisher (auch dank Kimmy Schmidt und Stranger Things) nicht über die erste Folge der zweiten Staffel raus geschafft. Kommt noch...

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    3. "Master of None" habe ich nur die ersten beiden Folgen gesehen und dann unter S wie "Später mal vielleicht nochmal reingucken" abgelegt. Die Serienflut lässt einen grausam und kalt werden, wenn es nicht direkt funkt zwischen mir und einer Show.

      Bei Daredevil sehe ich ein echtes Problem aufkommen, wenn es keine Sympathiefigur gibt (Preacher hat die ja auch nicht wirklich), von daher... und du kennst ja meine Superhelden-Allergie.

      Mit Rashida und Parks'n'Rec hast du absolut recht. Ich wollte auch eigentlich die Show schreiben, mir ist dann aber doch "The Office" rausgerutscht. Wollte ich hier etwa unterbewusst anprangern, dass die Dame die Rolle nur bekam, weil sie mit Carell in der Büro-Comedy war? Ich ändere das mal besser.

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  3. Ich warte ja immer noch, dass Netflix durch die unzähligen Aufforderungs-Posts und -Tweets genervt ist und mir deshalb ein Jahr sponsert... :D

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  4. Würde ich absolut unterstützen, schließlich leidest nicht nur du unter dieser Lücke, wir wollen endlich deine Meinung zu diesen Shows lesen! Denkt denn keiner an die Leser?

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  5. Stranger Things habe ich auch noch auf dem Radar. Mal schauen wann Zeit ist.

    Game of Thrones wird wirklich von Staffel zu Staffel stärker, das ist schon enom. Die letzte Episode wirklich sensationell. Man merkt aber auch, dass sich die Serie von den Büchern löst, gibt ja auch nicht mehr so viel Grundlge. ;) Damit ändert sich auch der Ton, wenn auch subtil, was ich erstaunlich finde. Bin gespannt, was sie nächste Staffel noch drauß machen.

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  6. Achtung, berühmter Phrasensatz:

    Ich kenne keinen, der.... Stranger Things nicht gut fand.
    Von daher dürftest du nicht enttäuscht werden. Allerdings ist es wirklich ein Vorteil, wenn man völlig nichtsahnend in die Serie geht wie ich vor ein paar Wochen.

    Game of Thrones wird einem fast schon unheimlich, vor allem die letzten beiden Folgen haben mich umgehauen. Da nimmt man gerne die kleinen Leerlaufstrecken in Kauf. Ab Season 7 kann es nach der Einführung und der verkürzten Anzahl an Folgen eigentlich nur noch rundgehen. Ich glaube nicht, dass ich da nochmal auf die Bücher zurückgreifen werde.

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  7. Mir ist eher der Hype um GoT Staffel 6 unheimlich.
    Im Gesamtvergleich ist sie für mich die Schwächste.
    Das was die Serie in den ersten Staffeln ausgemacht hat, die überraschenden plot-twists und das Gegen-den-Strich-Bürsten der Zuschauererwartungen, fehlt so gut wie komplett. Alles ist vorhersehbar und/oder wird mit dem Dampfhammer angekündigt. Der so ziemlich einzige magic moment (Achtung, von hier ab ++++++SPOILER+++++++) war die "Entstehung" von Hodor in der Episode "The Door", wohl weil die Idee von GRRM selbst kam (der sie im Buch aber anders umsetzen wird). Aber schlimmer noch sind die vielen Fehler, Logiklöcher und Handlungen die im Kontext der bisherigen Staffeln so überhaupt keinen Sinn machen. Angefangen bei Kleinigkeiten wie dem Hundeführer und seinen Tieren gleich in Folge 1, die am Ende der Szene einfach nicht mehr da sind, über die Untotenhorde die mit Affenzahn hinter Meera und Bran her ist und bei deren nächstem Auftauchen auf eine sehr handliche Menge zusammenschrumpft bis hin zu der absolut lächerlichen Verfolgungsjagd mit einer Arya, die zu diesem Zeitpunkt aber schon sowas von tot sein sollte, angesichts dessen dass u.a. ein kleiner Piekser in den Bauch mit Needle in Staffel 1 gereicht hat, den Stallburschen sofort umzubringen. Apropos Arya: Nachdem sie glorreich bei so ziemlich jedem Auftrag versagt hat den die Faceless Men ihr erteilt haben, verkündet Jaqen dann ganz stolz, sie sei jetzt "no-one". Was soll das denn? Genauso Jon: Nicht nur, dass er ein Bastard und Deserteur der Nachtwache ist, er verliert auch noch mit Pauken und Trompeten die Schlacht um Winterfell. Qualifiziert ihn natürlich bestens dazu, König des Nordens zu werden. Und so weiter. Was ich nach der durchwachsenen 5. Staffel schon befürchtet habe ist leider vollständig eingetroffen: Die Show-Macher liefern nur noch Schauwerte und crowd-pleaser am Fließband und pfeifen auf Konsistenz und gutes Storytelling. Gehirn ausschalten und die Action genießen funktioniert für mich prima bei den dir so suspekten Superheldenserien. An GoT stelle ich aber weit höhere Ansprüche, die von Staffel 6 allesamt enttäuscht wurden. Daher sehe ich Staffel 7 eher mit einem Schaudern entgegen und spar mir meine Vorfreude für "The Winds of Winter".

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    1. Buuh! Wie kannst du denn hier mit sachlicher Kritik ankommen?
      Aber im Ernst: Einige Punkte kann ich unterschreiben, die schmälern aber definitiv nicht die letzte Folge, die war (und da vor allem der Auftakt) das Beste, was ich bei GoT bisher gesehen habe.
      Und das, obwohl es tatsächlich offensichtlich war, was passieren würde und die selber durch etliche Andeutungen den Überraschungsmoment genommen haben. Aber das war mir ehrlich gesagt komplett egal, denn wenn allein das "wie" so fantastisch inszeniert ist, dass man das "was" ruhig schon kennen kann, spricht doch schon für sich.
      Und sowieso: Ich sehe es nicht als Kritikpunkt, dass man nicht mehr überrascht wird. Die Serie neigt sich dem Ende zu und da ist es klar, dass man langsam absehen kann wo die Reise hingeht und was wohl passieren könnte. Am Anfang kannte man all das noch nicht und wusste nicht wo der Weh hin geht, da ist man dann auch mal von ner Kurve überrascht worden.
      Wenn jetzt auf einmal ein Loch im Meer aufgehen würde und Daenerys mit all ihren Schiffen und Drachen dort verschwinden würden, John Snow von nem Blitz tödlich getroffen wird (diesmal für immer) und Cersei an andere Leute denkt, ware das zwar alles sehr überraschend, würde aber keinen Sinn machen und somit zu Recht kritisiert.
      Ich finds ok, zu wissen, wo das Reise (ungefähr) hinfährt, wenn die Landschaft drumherum so toll ist, dass man die Fahrt auch so genießen kann.
      Und ja, da drücke ich dann bei manchem Logikloch auch mal ein Auge zu. Und da es in anderen Staffeln Dinge gab, die mich noch mehr gestört haben (z.B. die zu vielen Quäl-Szenen bei Ramsay, irgendwie die meisten Wall-Szenen und Dorne natürlich), würde ich Staffel 6 ganz weit oben einsortieren. Vielleicht nicht ganz oben, aber definitiv unter den ersten 2-3...

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  8. Alles valide Kritikpunkte, die du anführst.

    /Spoiler/
    Ich könnte zusätzlich noch die Feuershow von Daenerys bei den Dothraki reinwerfen, bei der ich mit schwerem Zähneknirschen das Geschehen verfolgt habe. Aryas Handlungsstrang irrt mehr oder weniger sinnlos vor sich hin, die Drachenmama kommt nicht aus den Hufen und von Dorne brauchen wir erst gar nicht anzufangen. Perfekt ist die Show sicherlich nicht, aber ich kann einfach über vieles hinwegsehen, weil mich das Gesamtpaket weiterhin sehr gut zu unterhalten weiß.
    /Spoiler/

    Die liebgewonnenen Darsteller und die Charaktere, die Dialoge mit dem hier und da aufblitzenden Humor, die für TV-Verhältnisse überragend inszenierte Action, das Wiedersehen mit Figuren und eben doch die eine oder andere Überraschung (Stichwort: Fensterszene im Finale) - für mich haben selbst die Folgen mit den erwähnten Fehlern immer noch genug positive Momente, dass ich mir der Spaß beim Gucken nicht vergeht. Kann man selbstverständlich anders gewichten. Ich hoffe, dass dir die Buch"nach"lage dann mehr gibt.

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