CD des Monats: IN FLAMES - Sounds Of A Playground Fading
Ach ja, wer erinnert sich nicht an den Anfang der 2000er, als In Flames und Dark Tranquillity den Göteborg-Sound zur Perfektion getrieben haben. Ungezählt sind sie, die übersäuerten Nackenmuskulaturen, die durchgeschwitzten Haare, die durchgescheuerten Stellen am T-Shirt, wo das imaginäre Plektrum angesetzt wurde. Und die erschreckten Menschen im Sommer, wenn der Verfasser dieser Zeilen mit offenen Autofenstern unterwegs war. Schöne Zeiten!
Das Rezept für einen guten In Flames-Song bestand damals aus: knarztrocken und gerne auch tief eingeschrubbten Riffs; einem Sänger, der brüllen, schreien, aber auch klare Töne von sich geben konnte; einem gut mit der Trommelfelldurchdringung beschäftigen Mann an den Drums, einer Prise atmosphärischer Elekroeinsprengsel und ganz wichtig: genialen Refrains, die just dann einsetzten, wenn es gar zu knüppelig zu werden drohte. Das alles hatte "Reroute To Remain", die CD, mit der die Band ihren Durchbruch schaffte und von der ich mir auch heute noch jederzeit gerne die Gehörgänge ausbuchten lasse.
Was gut ist, kann besser werden. Leider war "Reroute To Remain" nun mal das Beste im Melodic Death Metal-Bereich, die Erwartungshaltung an die Nachfolger entsprechend übergroß. Das zwei Jahre später veröffentlichte "Soundtrack To Your Escape" packte mich weitaus weniger, bei den späteren Alben hörte ich in die Singles rein, verglich sie mit den früheren Hits wie "Cloud Connected", "Trigger", "Free Fall", "Egonomic", "Only For The Weak" oder "Pinball Map" und keine davon konnte einen Vergleich für sich entscheiden. Kurzum: die Band war bei mir der Vergessenheit anheimgefallen. Bis ich vor ein paar Tagen die erste Single aus dem vorliegenden neuen Album hörte und spontan sehr angetan davon war.
2011 und damit nach der Trennung von Gründer, Gitarrist und Hauptsongwriter Jesper Strömblad bringen die Jungs um Sänger Anders Fridén von ihren Trademarks zwar weiterhin das bisweilen herzlich stumpfe Riffing und den Synthietouch in ihre Songs ein, allerdings wirkt alles entspannter, relaxter und noch melodischer. Die Rhythmusabteilung hält sich öfter moderat zurück, statt vom Fleck weg loszurasen, der Gesang hat an Extremität verloren, ruhige Gitarrenparts dienen als Intro und doppelstimmige Soli halten Einzug. Spätestens bei dem Opener und Titeltrack sowie der Single "Deliver Us" mag sich der nach mehr durchgehendem Gekloppe gierende Altfan beleidigt abwenden, aber mir gefällt dieser Stilwechsel richtig gut. Vor allem der Übergang von schroffer zu filigraner Gitarrenarbeit übt einen unüberhörbaren Reiz auf mich aus, es gibt kaum einen Track, denn ich nicht spätestens ab dem Solopart (insofern ein großes Lob an die Klampfenarbeiter Björn Gelotte und Niklas Engelin) zustimmend abnicke. Nicht verloren haben die Schweden die Fähigkeit, begeisternde Refrains in ihre Songs zu integrieren. Eher kommen diese durch die deutlich zurückgefahrene Härte noch besser zur Geltung.
Hervorheben muss man in jedem Fall die Homogenität des Materials, die Scheibe kann man locker in einem Durchgang durchhören, ohne dass es einmal im Vorspulfinger zu jucken beginnt. Einzig "Enter Tragedy" erinnert noch durchweg an die heftigeren Zeiten und dient insofern nicht als bester Einstieg für Neuhörer in die nun eingeschlagene Musikrichtung. Auf der anderen Seite stehen zwei eher atmosphärische Tracks ("The Attic" und "Jester's Door"), "A New Dawn" bietet einen Mix aus altem Stil plus Iron Maiden plus ausgedehntem, aber stimmungsvollem Cello-Part, ehe die absolut radiotaugliche (und für andere Fans als meine Wenigkeit daher übelst kommerzielle) Ballade "Liberation" für den Abschluss sorgt.
Fazit: Rigorose Knüppelfans dürften keinen Spaß an "Sounds Of A Playground Fading" haben, anders als die Genrekollegen von Dark Tranquillity legen In Flames den Schwerpunkt nun auf Melodie und weniger auf Härte. Melodic Death Metal ist angesichts dessen wohl mittlerweile auch die falsche Bezeichnung für ihren Stil, der tendiert mehr zu Industrial/Heavy Rock. Aber in dieser Sparte legen die fünf Flammenfreunde den Maßstab wieder verdammt hoch an.
Das Rezept für einen guten In Flames-Song bestand damals aus: knarztrocken und gerne auch tief eingeschrubbten Riffs; einem Sänger, der brüllen, schreien, aber auch klare Töne von sich geben konnte; einem gut mit der Trommelfelldurchdringung beschäftigen Mann an den Drums, einer Prise atmosphärischer Elekroeinsprengsel und ganz wichtig: genialen Refrains, die just dann einsetzten, wenn es gar zu knüppelig zu werden drohte. Das alles hatte "Reroute To Remain", die CD, mit der die Band ihren Durchbruch schaffte und von der ich mir auch heute noch jederzeit gerne die Gehörgänge ausbuchten lasse.
Was gut ist, kann besser werden. Leider war "Reroute To Remain" nun mal das Beste im Melodic Death Metal-Bereich, die Erwartungshaltung an die Nachfolger entsprechend übergroß. Das zwei Jahre später veröffentlichte "Soundtrack To Your Escape" packte mich weitaus weniger, bei den späteren Alben hörte ich in die Singles rein, verglich sie mit den früheren Hits wie "Cloud Connected", "Trigger", "Free Fall", "Egonomic", "Only For The Weak" oder "Pinball Map" und keine davon konnte einen Vergleich für sich entscheiden. Kurzum: die Band war bei mir der Vergessenheit anheimgefallen. Bis ich vor ein paar Tagen die erste Single aus dem vorliegenden neuen Album hörte und spontan sehr angetan davon war.
2011 und damit nach der Trennung von Gründer, Gitarrist und Hauptsongwriter Jesper Strömblad bringen die Jungs um Sänger Anders Fridén von ihren Trademarks zwar weiterhin das bisweilen herzlich stumpfe Riffing und den Synthietouch in ihre Songs ein, allerdings wirkt alles entspannter, relaxter und noch melodischer. Die Rhythmusabteilung hält sich öfter moderat zurück, statt vom Fleck weg loszurasen, der Gesang hat an Extremität verloren, ruhige Gitarrenparts dienen als Intro und doppelstimmige Soli halten Einzug. Spätestens bei dem Opener und Titeltrack sowie der Single "Deliver Us" mag sich der nach mehr durchgehendem Gekloppe gierende Altfan beleidigt abwenden, aber mir gefällt dieser Stilwechsel richtig gut. Vor allem der Übergang von schroffer zu filigraner Gitarrenarbeit übt einen unüberhörbaren Reiz auf mich aus, es gibt kaum einen Track, denn ich nicht spätestens ab dem Solopart (insofern ein großes Lob an die Klampfenarbeiter Björn Gelotte und Niklas Engelin) zustimmend abnicke. Nicht verloren haben die Schweden die Fähigkeit, begeisternde Refrains in ihre Songs zu integrieren. Eher kommen diese durch die deutlich zurückgefahrene Härte noch besser zur Geltung.
Hervorheben muss man in jedem Fall die Homogenität des Materials, die Scheibe kann man locker in einem Durchgang durchhören, ohne dass es einmal im Vorspulfinger zu jucken beginnt. Einzig "Enter Tragedy" erinnert noch durchweg an die heftigeren Zeiten und dient insofern nicht als bester Einstieg für Neuhörer in die nun eingeschlagene Musikrichtung. Auf der anderen Seite stehen zwei eher atmosphärische Tracks ("The Attic" und "Jester's Door"), "A New Dawn" bietet einen Mix aus altem Stil plus Iron Maiden plus ausgedehntem, aber stimmungsvollem Cello-Part, ehe die absolut radiotaugliche (und für andere Fans als meine Wenigkeit daher übelst kommerzielle) Ballade "Liberation" für den Abschluss sorgt.
Fazit: Rigorose Knüppelfans dürften keinen Spaß an "Sounds Of A Playground Fading" haben, anders als die Genrekollegen von Dark Tranquillity legen In Flames den Schwerpunkt nun auf Melodie und weniger auf Härte. Melodic Death Metal ist angesichts dessen wohl mittlerweile auch die falsche Bezeichnung für ihren Stil, der tendiert mehr zu Industrial/Heavy Rock. Aber in dieser Sparte legen die fünf Flammenfreunde den Maßstab wieder verdammt hoch an.
Kommentare
Kommentar veröffentlichen