CDs des Monats: BRIGHT EYES - The People's Key / PARADISE LOST - Faith Divides Us, Death Unites Us
Auf dem Cover brennt das Feuer und innendrin auch die Seele von Conor Oberst. Jedenfalls mehr als sonst, denn der introvertierte Sänger/Songschreiber ist üblicherweise tonal eher für zitterndes Ausglimmen zuständig. Nach "I'm Wide Awake, It's Morning" und "Digital Ash In A Digital Urn" schlägt Bright Eyes mit "The People's Key" wieder exakt in die Kerbe, die meinen musikalischen Nerv trifft. Nicht zu sperrig, direkt ohne Umwege ins Bauchgefühl hinein, hypnotisierend schön.
Nach knapp 2 1/2-minütigem Intro mit pseudowissenschaftlich-esoterischem Geblubbere eines verwirrt klingenden Mannes rollt "Firewall" an, ein zunächst spärlich arrangierter, runtergebrochener, schleppender Track mit coolem Timbre, der sich zum Ende hin auswächst. "Shell Games" ist ein echter Ohrwurm mit original dramatischem 80er-AOR-Riff und 80er-Synthies. Richtig in die Vollen geht der Start von "Jejune Stars", bei dem Conor mit seiner unverwechselbar brüchigen Stimme zu einer fast schon fröhlich zu bezeichnenden Melodie singt. "Haile Selassie" besticht durch die Gesangslinie, die zumindest mich zum spontanen Mitsingen einlädt, der relaxten E-Gitarre und den wuseligen Keyboards. Der Track gehört meiner Meinung in die Charts.
Der Rest fällt gegenüber diesen Indie-Hits nicht unbedingt viel ab. Es wummert angenehm schmeichelnd vor sich hin wie bei "A Machine Spiritual" oder "One For You, One For Me", mit "Ladder Song" präsentiert sich die zu Herzen gehende Klavierballade. Lediglich "Approximate Sunlight" lädt mich vom Vorspulen ein, der Song ist mir dann doch zu entspannt, da rebelliert der Rocker in mir und will an imaginären Saiten reißen. Insgesamt ist "The People's Key" allerdings ein rundum gelungene Sache geworden. So mag ich meinen Oberst. Weitermachen!
Die hier muss ich einfach noch nachreichen. Vor mehreren Monaten erwähnte ich mal in der "Ich, Ini"-Rubrik, dass ich 5 Tracks aus "Faith Divides Us, Death Unites Us" als MP3s bei amazon gekauft hatte. Die fand ich damals bereits so klasse, dass dafür eigentlich schon die "CD des Monats"-Auszeichnung fällig geworden wäre. Nun habe ich diesen Monat das komplette Album gekauft und kann nach diversen Durchläufen endgültig diesen Makel beseitigen.
Denn das Teil ist der schwingende Hammer und ein verdammt schwerer noch dazu. Paradise Lost besinnen sich wieder ihrer Gothic-Wurzeln, lassen die Keyboards ausgeschaltet und bringen die Düsternis über den Hörer, dass es Gänsehaut an der Schlagader erzeugt. Das hört der Schwarzkittel, wenn er den Sarg entstaubt. Die ganz alten Schinken der grimmigen Briten konnten mich noch nie so ganz begeistern, ich fand erst 1995 mit der "Draconian Times" (die übrigens demnächst neu aufgelegt wird) Gefallen an dem Musikstil.
Zum aktuellen Output: Sänger Nick Holmes liefert eine mitreißende Gesangsleistung ab und holt neben den bekannten sanften endlich auch die bösen tiefen Vocals wieder aus den Stimmbändern. Und was der Kollege Mackintosh aus der Sechssaitigen herausschrubbt, ist allerfeinstes Hörfutter für die dunkelgestimmte Seele. Ich bin da zugegebenermaßen auch leicht zu knacken, denn mir geht schon gepflegt einer ab, wenn abgrundtiefe Akkorde auf hellhochklangige Soli oder eine schwermütige Geige bzw. Klavier treffen. Es ist allerdings die Kunst, diese klanglichen Gegensätze so zu arrangieren, dass sie Intensität erzeugen und den Hörer in ihren Bann schlagen können. Und eben das gelingt Paradise Lost wie bei dem mit einem sakralen Chor eröffnenden "As Horizons End", "I Remain", "Universal Dream", dem Titeltrack oder ach, eigentlich bei allen Songs.
Als Hörbeispiel empfehle ich den Titelsong, dessen Video mit seiner unterschwellig brutalen Inszenierung und dargestellten Verzweiflung mir verdammt nochmal jedesmal wieder an die Nieren geht.
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