Altmeister-CD des Monats: MEAT LOAF - Bat Out Of Hell III

Habe ich eigentlich irgendwo festgelegt, dass es nur eine CD des Monats geben kann?
Ich meine nein.
Und weil Meat Loaf einer der Künstler ist, die ich mal live erleben durfte (1996 in Saarbrücken), muss ich einfach ein paar Zeilen zur neuen CD verfassen.

Früher war alles besser.
Wer eine Platte rausbrachte, konnte singen. Singen. Nicht schreien, schnell reden, stöhnen oder hauchen. Zum Erfolg brauchte man weder Tanzschritte zu können noch ein Video mit leicht bekleideten Damen herauszubringen. Exzessiver Gebrauch von expliziter Lyrik half einem auch nicht unbedingt und tiefer gestimmte Gitarren waren noch gar nicht erfunden. Ja, das waren noch Zeiten.

Mit dieser Einleitung dürfte ich alle Leser unter 30 erfolgreich vertrieben und die Aufmerksamkeit der älteren Generation erlangt haben. Menschen also, die bei "Bat Out Of Hell" nicht unbedingt an einen neuen Batman-Film denken, sondern an Meat Loaf.

Für den ersten Teil anno 1977 war ich noch zu unempfänglich für gute Musik, meine erste Begegnung mit Mr. Marvin Lee Aday begab sich daher Mitte der Achtziger und hieß "Modern Girl". Ein seltsamer, gut durch den Winter gekommener Typ mit langen, fettigen Haaren und einer um die Hand gewickelten Spitzenstrumpfhose. Aber der Song war geil.

Mit der Zeit lernte ich die anderen Werke des Künstlers kennen und freute mich sehr, als Meat 1993 mit "Bat Out Hell II" die Charts richtig schön aufräumte. Pomp Rock war plötzlich wieder angesagt: kitschiges Fantasy-Cover außen, Klavier, Gitarre, Streicher, Chorgesang innen; lange Songs mit seltsamen Titeln und über allem performte sich der sympathische Fleischklops vokal die Seele aus dem Leib.

2006 nun also der Abschluss der Trilogie um die Fledermaus aus der Hölle und es stellt sich die Frage, ob das erneut ein Hit werden wird. Mich hat der alte Mann jedenfalls schon in der Tasche; wenn Gastmusiker Brian May zu Beginn von "Bad For Good" seinen unverwechselbaren Gitarrensound aufblitzen lässt, rühren sich bei mir die ersten nostalgischen Gefühle. Zudem ist mit Eric Bazilian ein Mann für die Sechssaitige zuständig, den ich in seiner Zeit als Frontmann der Band "The Hooters" sehr zu schätzen gelernt habe. Verantwortlich für die Songs schließlich zeichneten der alte Weggefährte Jim Steinman und Desmond Child, der bekanntlich in den 80ern schwer im Poprock-Bereich gewütet hat.

Der kleine Schock gleich zu Beginn: bei "The Monster Is Loose" (einer eher schwächeren Nummer) tobt ein unerwartet tiefes Gitarrenriff, dass man zunächst einmal verwundert zurück bleibt. Auch "In The Land Of The Pig, The Butcher Is King" (mit einem Solo von Saitenfrickler Steve Vai) und "If It Ain't Broke, Break It" (mit Slide Guitar und Bläsern) kommen gewöhnungsbedürftig daher. Für den sanften Einstieg empfehle ich daher "Bad For Good", "Blind As A Bat", "What About Love" (mit Langzeitbegleiterin Patti Russo), "The Future Ain't What It Used To Be" sowie eine der vielen Balladen der Taschentuchbefeuchtungsgüteklasse 1A. Und bevor Fragen aufkommen: Meat Loaf gibt wie immer alles.

Fazit: mir hat "Bat Out Of Hell III" insgesamt sehr viel Spaß gemacht und sofort den Wunsch geweckt, eine Ausgabe des zeitlosen Fledermaus-Gesamtwerks für den MP3-Player im Auto zu erstellen. Was dank fehlender Kopierschutzgehässigkeiten auch problemlos möglich ist. Ein Grund mehr, dieses Album zu kaufen und an bessere Zeiten zu denken.

Thank you, Meat, for 30 years of epic rockin'.

Kommentare

  1. Ooooohhhh sie ist da! Sie ist da! Sie ist da! Oooooooohhhh ich muss weg! Schnell in den Laden!

    Bat out of Hell I - hab ich und finde es nach 30 Jahren immernoch klasse

    Bat out of Hell II - hab ich und freue mich immernoch wie blöd über die Rückkehr des Fleischklops

    Bat out of Hell III - sie wird mir gehören, oh ja, das wird sie...

    AntwortenLöschen
  2. So wenige LPs und CDs ich besitze, Bat out of Hell II ist darunter ... und ich liebe es!

    AntwortenLöschen
  3. War in der Tat ein goldener Freitag mit Meat Loaf und My Chemical Romance...

    Ich würde mir auch ein Loch in den Schuh freuen, wenn der alte Mann nochmal richtig absahnt. Verdient hätte er es auf jeden Fall.

    Hört euch "Blind As A Bat" an und stellt euch vor, dass es vielleicht nie wieder solche Songs geben wird. Wer da nicht heult, ist aus Stein.

    AntwortenLöschen
  4. Ok, ich seh' schon: diese CD wandert direkt in meine Sammlung!

    Voraussichtlich gleich zusammen mit der DVD "Live with the Melbourne Symphony Orchestra", die es nämlich im Moment bei Amazon auch endlich zu einem vernünftigen Preis gibt!

    Meine erste Begegnung mit Meat Loaf war damals auch "Bat Out of Hell II". Und ich war absolut begeistert!
    Habe mir dann auch alle weiteren Neuerscheinungen ("Welcome To The Neighbourhood" und "Couldn't Have Said It Better") von ihm zugelegt.

    Kennt übrigens noch jemand die "VH-1 Storytellers" DVD von Meat Loaf? Die ist auch sehr zu empfehlen! Der "Entertainer" Marvin Lee Aday ich Höchstform! Tolle Performances und total lustig, was er so zu erzählen weiss und wie er das Publikum mit einbezieht. Das einzige, was mich dabei gestört hat: dieses ordinäre Kaugummi-Gekaue die ganze Show über! Und das als Sänger ... echt, wie kann man nur? (Bei Roland würde das wohl unter der Rubrik "Americanos" laufen ...) ;-)

    AntwortenLöschen
  5. Ich hab die verfilmte Biographie "To Hell And Back" auf irgendeiner VHS-Kassette rumliegen (damals hatte ich noch Premiere, jaja), könnte ich jetzt mal wieder hervorkramen.

    "Welcome To The Neighbourhood" und "Couldn't Have Said It Better" stehen bei mir ebenfalls im Regal; ich finde aber, erst mit Steinman ist der gute Meat richtig genial.

    "Storytellers" müsste ich mir auch zulegen...

    AntwortenLöschen
  6. Da gebe ich Dir allerdings uneingeschränkt Recht! Die Steinman-Kompositionen sind das Beste, was Meat Loaf zu bieten hat!

    AntwortenLöschen
  7. Ich bin zwar noch unter 30, aber verkrault hast du mich nicht. Tatsächlich stehen bei mir auch "Welcome to the neighbourhood" und "Bat out of hell II" im Regal. Dass es Teil III geben würde, wusste ich gar nicht, von daher danke für den Tipp! Die CD habe ich mir ebenfalls vorgemerkt.

    Ich sollte mich vielleicht auch mal an einer Plattenkritik versuchen, habe sowas bei mir bisher nur einmal gemacht. Gerade diesen Monat ist doch aber die neue CD von Keimzeit rausgekommen, die mir doch sehr zusagt.

    AntwortenLöschen
  8. Wieder frisch infiziert vom Steinman-Virus fühlte ich mich heute dazu inspiriert folgendes aufzunehmen:

    Bix-Entry

    Naja, ich bin zwar nicht Meat Loaf und habe (zum Glück!) auch nicht ganz seinen Klangkörper, aber ich denke ich habe mich ganz passabel geschlagen ... ;-)

    AntwortenLöschen

Kommentar veröffentlichen

Beliebte Posts aus diesem Blog

CD des Monats: FEEDER - The Singles

IniRadio #61: Bob Seger feat. Kid Rock - Real Mean Bottle

Seriencheck: STAR TREK - STRANGE NEW WORLDS SEASON 2