CDs des Monats: SABATON - The Art Of War / SPIRITUAL BEGGARS - Return To Zero

Huppsala, jetzt habe ich doch glatt vergessen, die CD des Monats für den Monat Oktober zu küren. Angedeutet hatte ich es zwar, wer meine Favoriten sind (beide Bands waren im IniRadio vertreten), aber der Vollständigkeit hier nun die salbungsreiche Nominierungsentscheidung. Salbungsreich, weil ich den beiden schwedischen Bands den Triumph des Antisportlers verdanke: ja, ich habe auf meinem Heimtrainer mittlerweile tatsächlich die 1000 Kilometer vollgemacht. 350 davon im Zeitraum Dezember 2006 bis Juli 2010, die restlichen 650 zwischen August und Oktober 2010. Was es dafür braucht? Eiserne Disziplin, gutes Sitzfleisch, einschlafresistente Weichteile und antreibende Musik.

Für die aggressive In-die-Pedale-Treterei empfiehlt sich das 2008er Album "The Art Of War" aus dem Hause Sabaton. Denn mindestens viermal die Woche 30 Minuten auf dem Heimtrainer ist Krieg, der Feind der schleppend langsam zählende Kilometerzähler und der nicht vorankommen zu scheinende Zeiger auf der Uhr. Sabaton spielen hymnischen Powermetal mit Keyboardeinsatz, von den Texten her dicht an Manowars Schlachthymnen, aber eben noch nicht ganz so peinlich, weil sich an realen Auseinandersetzungen orientierend. Also nicht andauernd "Mein Schwert steckt in deinem Körper und ich fühl mich gut dabei"-Lyrik plus ewig gleiche Reimschemata. Musikalisch galoppiert das Ganze sehr schön voran, hat ein paar stattliche Chöre und Refrains zu bieten, die Soli sind stets auf "Potzblitz, jetzt würd' ich gerne strammstehen"-Majestätik gestimmt und Sänger Joakim Brodén brummelt zackig und gerne mal mit rollendem R ins Mikro.

Mag die gesamte Band durchgehend tarnbehost über die Bühnen dieser Welt hopsen und daher martialisch rüberkommen, die Texte des Geschichtsstudenten Brodén setzen sich auch kritisch mit kriegerischen Handlungen auseinander, wie etwa bei "Cliffs of Gallipoli" oder "The Price of a Mile". Der Zweite Weltkrieg wird reichlich thematisiert, eine Verherrlichung (vor allem der Untaten der Achsenmächte) findet jedoch nicht statt. Das ist mir auch am wichtigsten, ansonsten sollen die Burschen von mir aus halt singen, worüber sie Lust haben. Hauptsache, die Musik haut gut rein und geht ins Ohr. Und das tut sie durchgehend, seien es die schnellen Nummern "Ghost Division", "40 To 1" und "Talvisota", die schleppenden Kracher wie der Titeltrack und "Unbreakable" oder die Mitgrölkandidaten "Union (Slopes of St. Benedict)" und "Swedish Pagans". Fazit: Jedem Freund hymnisch-metallischer Klänge sei die "Art Of War" ans Kämpferherz gelegt. Mit dem aktuellen Output "Coat of Arms" hatte ich eher Probleme, sowohl von den Songs als auch in Bezug auf manche Thematik.



Zum Runterkommen nach der ganzen Rumgekriegerei passt anschließend lässiger Classic Rock, wie ihn die Spiritual Beggars zelebrieren. Da juckt die Schlaghose, da will man das Jimi Hendrix-Stirnband aufziehen, da grüßen Deep Purples Jon Lord und Black Sabbaths Tony Iommi, da lockt das Blumenmädchen mit der zu groß geratenen Zigarette. "Return To Zero" bringt erneut einen Besetzungswechsel mit sich, denn mit dem Griechen Apollo Papathanasio (Firewind) shoutet der mittlerweile dritte Sänger ins Mikro - und das macht der Mann außerordentlich gut. Fast meint man, den jungen David Coverdale sich um seine weiße Schlange winden zu hören.

Ich mag die Beggars seit ihrem Kultalbum "Mantra III", der Nachfolger "Ad Astra" bot ebenfalls fette Songs, danach setzte es auf den folgenden Veröffentlichungen doch den einen oder anderen Durchhänger, der nun allerdings mit einem bärenstarken Album offiziell beendet sein dürfte. Mein persönlicher Star der Truppe ist und bleibt Gitarrist Michael Amott, der die genialen Riffs und Soli aus den Fingern zaubert, als hätte er seine Klampfe direkt in einen Regenbogen gestöpselt. Egal ob ultraschwer schwingend ("Lost In Yesterday, "Chaos Of Rebirth"), besinnlich ruhig ("Spirit of the Wind", "The Road Less Travelled"), begattungsreif beschwörend ("Believe in Me"), rhythmisch treibend ("A New Dawn Rising") oder kurz'n'knackig hymnenhaft ("We Are Free", "Coming Home") - Michael, Apollo, Ludwig, Sharlee und Per liefern abnickfähige und mitwippfreudige Qualität der Sonderklasse ab. Fazit: Die Spiritual Beggars bleiben eine Klasse für sich. Schade, dass man die Band als Nebenprojekt gut beschäftigter Musiker so gut wie nicht hierzulande zu sehen bekommt.

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