CD des Monats: BAD ENGLISH - Backlash

 

 

Es lässt sich nicht wegdiskutieren: die Saison der im Auto heruntergelassenen Fensterscheiben bei gleichzeitig sanft explodierender Musikbegleitung aus dem Fahrzeuginneren hat begonnen. Nun sollte man seiner Umgebung freundlicherweise doch die Gelegenheit geben, sich an die bevorzugte Tonalität langsam zu gewöhnen und nicht direkt das gute schwedische Todesmetallblei anrühren und unverhofft aus dem Fond quellen lassen. Zum Einstieg empfiehlt sich vielmehr eine leicht bekömmliche Melodic Rock-Mixtur aus den frühen 90er Jahren. Das stimmt den Nebenfahrer an der Ampel freundlich und hält ihn von Demolierungsübungen ab. 

Soweit zu meinem missglückten Versuch, die Auswahl meiner diesmonatigen Lieblings-CD plausibel zu erklären. Wahrscheinlich haben die geneigten Leser mit an die späten 80er zurückreichenden Erinnerungen schon die ersten Schmähkommentare aufgesetzt. "Schmalzbubis", "Haarsprayrocker", "Kuschelwuschels", "Hausfrauentränen-Sammler" und weitere Beschimpfungen werden auf mich einprasseln. Und es stimmt: das selbstbetitelte Debüt hatte 1989 mit "When I See You Smile" einen dieser Oberheuler im Portfolio, den sogar die vom härteren Rock unberührt gebliebene örtliche Fachfriseurin nachschluchzen konnte. 

Aber hier geht es um das Nachfolgealbum "Backlash", das bei weitem nicht mehr an diesen Erfolg anknüpfen und wegen bandinterner Streitigkeiten schon vor Veröffentlichung das Ende der AOR-Supergroup bringen sollte. John "Missing You" Waite am Mikro, dazu ein Großteil der 1988 erstmals aufgelösten Journey (Neil Schon an der Gitarre, Jonathan Caine an den Keyboards) und schließlich Ricky Phillips am Bass und Deen Castronovo an den Drums - das ergab eine gelungene Mischung aus Softrock und EinBisschenHärter-Rock, der mir gottverdammtnochmal so in die Ohren gegangen ist, dass ich auch nach jahrelanger Abstinenz von dem Material die Songtexte mitsingen kann. 

Charakteristisches Merkmal neben dem Gesang Waites waren die Soli von Neil Schon, der immer dann die Klampfe hochfrequentig glühen ließ, wenn es zu kitschig zu werden drohte. Vom stampfigen Opener "So This Is Eden" über das mainstreamige "Straight To Your Heart", den Balladen "The Time Alone With You" (sehr klebrig) und "Make Love Last" (weniger klebrig) bis hin zu meinem Lieblingssong "Rebel Say A Prayer" und dem Rausschmeißer "Life At The Top" findet man alles, was ein Freund melodischen Rocks zum Leben braucht. Zumal der Zahn der Zeit dem Material erfreulich wenig anhaben konnte. "Backlash" ist eine meiner Jugendsünden, die ich mir immer noch gerne einwerfe. 

Allerdings nur in Audioform, die Videos mit den Frisuren sind fast schon mit dem Prädikat "gesundheitsbedenklich für Träger und Betrachter" zu versehen. Zum Schluss ein Hör- und frisurentechnisches Sehbeispiel: 

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