Seriencheck (XXII)

Nächsten Monat gehen die großen US-Shows auf die Zielgrade, diesen Monat beschäftige ich mich noch mit ein paar Neuzugängen auf meiner Programmliste. Manche davon mussten früh die Segel streichen, andere könnten demnächst gegen meinen Willen gestrichen werden.


Dollhouse



Dollhouse erzählt die Geschichte einer dubiosen Organisation, die Menschen ihrer Erinnerungen beraubt, sie mit einer neuen Persönlichkeit ausstattet und reichen Geschäftsleuten zur Erledigung verschiedenster Aufgaben zur Verfügung stellt. Eine dieser Kurzzeit-Sklaven mit löschbarer Festplatte im Schädel ist Echo (gespielt von Eliza Dushku), die den Dreh- Und Angelpunkt der Show bildet. Nicht nur, dass Echo die ständige Gedächtnisneuformatierung wirr im Kopf macht; ihr Freund aus ihrem früheren Leben versucht, der Organisation auf die Spur zu kommen.

Vorab: ich bin kein Joss Whedon-Superfan, fand "Firefly" aber grandios und das Experiment "Dr. Horrible" sehr unterhaltsam. Die Show um die willenlosen Puppen hat mich jetzt noch nicht aus den Puschen gehauen. Gute Ansätze sind allerdings da, vieles hängt natürlich von der Wandlungsfähigkeit der Hauptdarstellerin ab (die zwecks Zuschaueranlockung wohl mindestens einmal pro Folge spärlich bekleidet durch die Szenerie wandeln muss) und laut Whedon selbst soll das Ganze erst ab Folge 6 in die Gänge kommen. Ein gewagter Ansatz, zumal die erste Staffel laut Senderplanung nur 12 Folgen vorweisen kann.

Mit Ausnahme des gähnigen "Stage Fright" fand ich die bisher gesehenen 6 Episoden durchaus unterhaltsam. Aktuell sind in den USA 9 Folgen gelaufen und wenn ich bei einer Show so hinterherhänge, kann das nur bedeuten: es gibt zur Zeit halt doch Besseres auf dem Markt. Wie es den Anschein hat, sehen die Zuschauer über dem großen Teich das ähnlich.


Eastbound & Down



Der umtriebige Will Ferrell ist Produzent dieser HBO-Serie, die sich um den einst erfolgreichen und großmäuligen Baseballspieler Kenny Powers (Danny McBride) dreht, dessen Karriere mittlerweile komplett im Eimer ist. Der Erfolg ist weg, aber die vollarschige Attitüde weiterhin voll ausgeprägt. In seinem neuen Leben belastet Kenny die Stabilität von Ehe und Familie seines Bruders Dustin und versucht, als Sportlehrer an seiner ehemaligen Schule langsam wieder in die Erfolgsspur zu kommen.

No homerun for you, Mr. Powers, nach zwei Folgen hat es mich schon nicht mehr interessiert. Der Grund: die Hauptfigur ist ein prolliger Unsympath, mit dem ich als Zuschauer einfach nix anfangen kann. Erfolgsentwöhnte Typen sind ja in, aber hier fehlt es an den coolen Sprüchen eines Hank Moody oder dem bitteren Lebenswandel eines Walter White. Der Humor speist sich hauptsächlich durch die zahlreiche Öffnung des vulgären Sprachschatzkästchens und Dannys Anecken in jeder Runde. Muss nicht sein.

In The Motherhood



Auf einer Webshow basierende Comedy um drei Frauen, die Familie, Kinder, Kerle und den Rest des Alltags als Mutter in den Griff zu bekommen versuchen. Mit Cheryl Hines (Curb your Enthusiasm) und Megan Mullaly (Will & Grace).

Ich guck ja bekanntlich Desperate Housewives, was manche Leute komisch finden, aber hier ist mir beim Reinschnuppern in die erste Episode der Östrogen-Gehalt in der Luft dann doch zu hoch. Gut möglich, dass die Show beim weiblichen Zielpublikum besser ankommt, an mir als Kerl und Nichtmutter säuselte der Pilot jedenfalls vorbei. Mein Bruder hat umsonst auf die typische "Kleinkind spritzt jemandem beim Windelnwechseln einen Urinstrahl in die Gesichtsfassade"-Szene gewartet und war enttäuscht.

Better Off Ted



Die Büroräume des Groß- und Größenwahnsinnskonzern Veridian Dynamics bilden den Schauplatz für diese sehr gelungene Serie mit ihren Seitenhieben auf die Geschäftswelt und ihren wunderbaren Werbeclips, den schwer seltsamen Mitarbeitern und ihren absurden Konzepten sowie dem knochentrockenen Auftreten der Chefin Veronica, (unnachahmlich gespielt von Portia de Rossi). Der namensgebende Ted (Jay Harrington) erscheint in diesem Meer des Wahnsinns als die einzige Normalitätsboje, obwohl er absolut keine Probleme mit Projekten wie der Kürbiswaffe oder dem Einfrieren von Angestellten hat.

"Aaah, Better Off Ted, das war eine richtig geniale Serie. Schade, dass die Amis nicht wissen, was gut ist." So werden viele die angesichts der Quoten ziemlich sichere Absetzung dieser gelungenen Arbeitsplatz-Comedy kommentieren. Produzent Victor Fresco, der schon bei "Andy Richter Controls The Universe" seine Finger im Spiel hatte, liefert eine irrsinnig komische Show ab, für die man eigentlich einen Pay-TV-Sender gründen musste, damit sie nicht allein dem Geschmack des von "American Idol" oder "Dancing With The Stars" sich berauscht fühlendem Publikum ausgesetzt ist.

Ich habe mich bisher köstlich unterhalten, so manches Mal an das selige "Arrested Development" denken müssen und kann jedem Comedy-Fan nur raten: guckt es, solange es noch läuft. Kauft die DVD-Box, damit die Leute wissen, dass ihre Show Anerkennung gefunden hat. Und besucht www.veridiandynamics.com, denn Veridian Dynamics macht auch Euer Leben schöner.
Mmmh. Leben. Schön.


Kröd Mändoon And The Flaming Sword Of Fire



Comedy Central präsentiert Kröd Mändoon. Was sich wie der kleine dänische Bruder von Conan anhört, für den die Eltern keine Lust mehr hatten, sich einen furchteinflößenden Namen einfallen zu lassen, ist in Wirklichkeit der Versuch einer Fantasy-Comedy. Nun mag man sich die Frage stellen, ob Fantasy überhaupt parodierbar ist, was ich fast schon bestreiten möchte.

Mir bekannte Gesichter sind Sean Maguire (Meet The Spartans) und Matt Lucas (Little Britain) und schon nach dem Piloten war mir klar: nach spätestens 3 Folgen ist der Witz dahinter so ausgedünnt, dass er sich bequem im Durchmesser der Klinge des feurigen Flammenschwerts verstecken kann. Über die Story schreib ich nix, viel interessanter ist die charakterliche Ausarbeitung der Wegbegleiter Kröds. Also: der Magier kann nicht zaubern, der Oger ist doof, die Kriegerin sexy, der Bösewicht fast schon verzweifelt auf schräg gebügelt und sexuelle Orientierungswitzchen sind Pflicht. Habe ich erwähnt, dass auch ein tuntiger Lover von Kröds ehemaligem Kommandanten Teil der Bande ist?

Überraschung! Episode 3 fand ich schon mäßig, bei der bisher letzten wäre ich fast eingeschlafen. Schon schlimm, wenn man mit seiner Showeinschätzung Recht behält. Mehr als zweimal 20 Minuten muss man sich mit ziemlicher Sicherheit nicht von Kröds Abenteuern geben.

Parks & Recreation



Amy Poehler macht die Tina Fey in "The Office".
Jetzt hab ich Dussel doch glatt das Fazit an den Anfang gestellt.
Also zurückgerudert.

"Parks & Recreation" ist ein neues Projekt der "The Office"-Macher. Schauplatz des peinlich berührenden Geschehens ist diesmal keine Papierfirma, sondern die öffentliche Verwaltung, Abteilung Naturparks und Erholungsgebiete. Genau dort schwingt Leslie Knope (Amy Poehler), eine dynamisch erfolglose Beamtin, ihr Zepter über den Köpfen ihres bestenfalls schwer desinteressierten Mitarbeiterstabs. Als sich ihr die Möglichkeit eröffnet, eine Baugrube in einen öffentlichen Park umzugestalten, wittert Knope die Chance ihrer Karriere.

Der Pilot war noch ein wenig zäh, aber in Form der Vollblutkomödiantin Poehler (die schon zu SNL-Zeiten mit Tina Fey perfekt harmonierte und später den nicht ganz so tollen Film "Baby Mama" drehte) schälte sich bereits das Potenzial heraus. Die beiden nachfolgenden Episoden bereiteten mir schon richtig Spaß am Fremdschämen. Allerdings wuchtet die Blondine die Verwaltungs-Comedy ziemlich alleine, während der Rest des Casts noch zu blass agiert. Daran sollten die Macher noch feilen, denn schon bei "The Office" machen doch gerade die Darsteller neben dem hauptamtlichen Fettnäpfchentreter den Reiz aus und auch "30Rock" hätte sich sicherlich nicht so lange gehalten, wenn es eine reine One-Woman-Show von Tina Fey geworden wäre.

Breaking Bad



Zum Inhalt habe ich ja bereits ein paar Zeilen verfasst, deshalb direkt zum Seheindruck.
Die zweite Staffel lässt sich erneut mit einem chemischen Experiment vergleichen. Manchmal blubbert die Show leise in ihrem Reagenzglas vor sich hin, dann brodelt sie und explodiert schließlich. Wie in den Episoden "Grilled" und "Negro Y Azul". Hervorzuheben ist die Fähigkeit der Drehbuchschreiber, in der düsteren Story immer wieder schwarzhumorige Nuancen unterzubringen. Und Bryan Cranston spielt weiterhin fantastisch gegen sein Hal-Image aus "Malcolm In The Middle" an.

Kommentare

  1. Oha, ich kann gar nicht mehr mitreden. Habe leider alle aufgeführten Serien nicht gesehen...

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  2. Hast Du irgendwas zu einer Serie zu sagen, die unter dem Titel "True Blood" in den USA gelaufen ist? Ich bin grad irgendwie im Vampir-Jescht ... ;)

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  3. Zu "True Blood" kann ich nichts sagen, aber mein kompetenter Kollege bullion hilft mit diesem Link gerne weiter.

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  4. Danke Dir sehr. Link ist gespeichert ... *winke*

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