Family Value CD des Monats: WALTHAM - Waltham

Ich bin Single, was durchaus Vorteile mit sich zu bringen vermag. So erfuhr ich neulich in einem Gespräch mit einem Jugendfreund, welchen Stress das Familienleben mit Ehefrau und pubertierender Tochter nach sich ziehen kann. Der Ehegatte ist musikalisch einigermaßen stabil auf meiner Geschmackslinie, pflegt also auch mal etwas Herzhaftes in den heimischen CD-Player zu legen. Doch sofort rümpft das mürrische Lebensgefährt das Näschen und das Hausgirlie mault lautstark herum. Von Krach und Opa-Rock ist da die Rede. Betrüblich.

Dieser himmelschreienden Ignoranz nicht genug, sollte mein Kumpel doch tatsächlich aus dem Plattenladen seines Vertrauens die neuen CD-Singles von Robbie Williams bzw. Tokio Hotel mitbringen. Allein der Gedanke an den Anblick eines gestandenen Mannes, wie er mitleiderheischend der Verkäuferin verständlich zu machen versucht, dass er zum Kauf dieser Musik familiär genötigt wurde, bricht einem das Herz.

Aber Kumpel Inishmore präsentiert die Lösung und die heisst Waltham, quasi die Kinderüberraschung für geschundene Familienväter. Werden damit doch gleich drei Wünsche verschiedener Personengruppen angesprochen:

1) Die Burschen sind noch recht jung und nicht ganz unausstehlich hässlich, bieten also Futter für die sich nach Schmachtobjekten verzehrenden Teenies. Zusätzlich gibt es Songtexte, die von Liebeskummer, Sehnsucht, verlassenen Freundinnen und dem sonstigen GZSZ-kompatiblen Geschmalze erzählen.

2) Musikalisch wird simpler, aber ins Ohr gehender Partyrock dargeboten. Eine Mischung aus Rick Springfield, Bryan Adams und Bon Jovi - da werden bei Mutti Erinnerungen wach, als sie in den 80ern mit Stirnband sowie drei Kilo Haarspray auf dem Kopf und in pinkfarbener Spandexhose "Tschessies Görl" oder "Yuu Giff Loov A Bäääääd Näääm" auf der Party ihrer besten Freundin grölte.

3) Papa schließlich erfreut sich an der Tatsache, dass nochmal Gitarren durch das Wohnzimmer erschallen dürfen und die weiblichen Mitglieder der Familie den guten Rock'n'Roll gar nicht mehr so pfui finden. Von nun an herrscht Friede, Freude und Eierkuchen und wenn sie nicht gestorben sind, hören sie auch heute keine Fleischmusik (Begriff für Werke von Künstlern, die ihre Platten hauptsächlich wegen ihrer primären/sekundären Geschlechtsmerkmale verkaufen) mehr.

Summa summarum erspart der Kauf dieser CD eventuell Kosten für den Eheberater bzw. den Anruf in der "Supernanny"-Redaktion. Ohne Frage daher ein Beitrag für den Familienfrieden und insofern eine Empfehlung wert.

(Übrigens besitzt mein Vater einen Fernseher der Marke Waltham. Ein ziemliches Schrottteil, aber vielleicht kann man es bei steigendem Bekanntheitsgrad der Band als Merchandise-Artikel bei eBay verticken....)

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