Mach mal die HiFi-Anlage zu, es zieht (I)

Kalte Musik für kalte Tage. Wenn draußen die Minusgrade Schweineniveau erreicht haben, sollte man eigentlich Musik auflegen, die einen zumindest von innen her wärmt. Als passionierter Trendverweigerer tu ich das aber natürlich nicht, sondern bevorzuge meteorologisch-adäquate Soundberieselung; hier meine langjährigen Favoriten für die Bibber- und Schlotterzeit des Jahres:

PARADISE LOST - One Second

Vom Marketingansatz her perfekt auf die Zielgruppe abgestimmt, vermittelt die Oma auf dem Bild auch der musikalisch unsicheren Hausfrau sofort: "Obacht! Diese CD dürfte kaum der Gemütsauffrischung dienen, die lege ich also mal besser nicht bei der nächsten Tupperwaren-Party auf".


Fans der Briten dreschen mit Vorliebe auf "One Second" ein; die Gothic-Fraktion wendet mit verzerrtem Gesicht das Haupt in den Schwarzkittel. Viel zu poppig, elektronische Soundspielereien und Sänger Nick Holmes grölt nicht mehr durchgehend in unterirdischen Tonlagen, sondern ähm, nun ja, singt. Pfui aber auch.

Die Electronic-Fans hingegen stören sich am zu tiefen Gitarrengeschraddel und schwören eher auf die Nachfolgescheiben "Host" und "Believe In Nothing". Auf denen sich alle Songs irgendwie gleich anhören.

Für mich ist "One Second" hingegen die ideale Mischung aus Melancholie, Verzweiflung, Heavyness und Eingängigkeit. Musikalisch dominieren genrebedingt tiefe Gitarrenriffs, Klavier, Geigen sowie dezente elektronische Einschübe. Über allem thronend natürlich eine Stimmlage, bei der sogar ich zufrieden mitbrummen darf. Eine der wenigen Scheiben aus diesem Bereich, die ich durchgehend anhören kann. Und wer beim todtraurigen "Disappear" nicht in Versuchung geführt wird, innerlich ein klein wenig mitzuschluchzen, ist ein Stein. Punkt. Aus.

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