Seriencheck (140)

Nicht mal zwei Monate im neuen Jahr durch und bisher kein Lichtblick in Sicht. Aber wenigstens kommt nun der neue Seriencheck. Ist doch auch was.

 

WHAT WE DO IN THE SHADOWS (Season 6)

 

Sargdeckel zu heißt es für unsere liebste Vampir-AG, nach sechs Staffeln heißt es Abschied nehmen von Nandor, Laszlo, Nadja, Colin und natürlich Gizmo.. äh Guillermo. Es war mir ein herzlich edles Blutgesüffel mit einer Show, die in den letzten Jahren in meinem Ranking einsam an der Spitze der jährlichen besten Comedy-Serien stand - mit Ausnahme der meiner Meinung nach eher verunglückten vierten Staffel.

Einen Primetime Emmy sollte es auch geben:  

Outstanding Fantasy/Sci-Fi Costume 2022 für die Episode "The Wellness Center"

Pöh. Es hat schon seinen Grund, weshalb ich die Emmys nicht mehr verfolge.

Ich kann vorwegnehmen, dass der Serienabschluss auch die 5-Punkte-Marke erreichen konnte (und damit wieder Spitzenreiter letztes Jahr geworden wäre). War zwar etwas knapp, weil die ganz großen Momente fehlten, zwei nur befriedigende Episoden sich einschlichen und die eher routiniert guten Folgen dominierten. Arbeitsweltthematiken sind reichlich vertreten, weil die Truppe erst Guillermos neue Stelle unterwandert und dann eine eigene Bahnverwaltungsbüro-Attrappe aufbaut. Was sich sich so herrlich dumm liest wie es lustig war.

Schwachstelle blieb für mich das Cravenworth Monster, der Rest der Crew spielte sich gekonnt die Bälle zu. Im Finale packte man nochmal die ganz großen Highlights raus, inklusive vielen gelungenen Referenzen um das Thema "the final episode" und erstaunlicherweise der berühmtesten Fledermaus der neueren Geschichte. Ein mehr als würdiges Ende einer mehr als würdigen Serie.     

GESAMTWERTUNG: 5,10 Punkte (gut)

STAR WARS: SKELETON CREW (Season 1)


 

Vier Kids in einer Galaxie, weit weit entfernt, verlassen ungewollt ihren Heimatplaneten mit einem Raumschiff, treffen auf Roboter, Piraten und Aliens, wollen aber doch nur nach Hause.

Man hätte es auch Space Pirates Robo Kids nennen können und keiner hätte ein Fass wegen Star Wars aufgemacht. Viele von der Sternensaga ermattete Zuschauer, darunter mein Bruder, setzten sofort ein Entschuldigungsschreiben auf:

Liebes Disney, leider kann ich wegen der zuletzt qualitativ miesen Star Wars-Franchises, der generellen Überflutung und ausquetschender Melkung des Universums  und meiner generellen Ablehnung von Kindern in der Science Fiction nicht an dieser Produktion als Zuschauer teilnehmen. Ich bitte dies hiermit zu entschuldig...nee, ich entschuldige mich nicht und das "leider" vom Anfang könnt ihr auch streichen. Schmiert euch euer besch...

An der Stelle blenden wir besser aus. Ich habe alle acht Episoden gesehen und fand es insgesamt in Ordnung. Wer mit dem Goonies-Setting im Weltall kann, bekommt eine durchaus bekömmliche Serie geboten, die nicht wehtut und mir einige Male sogar gut gefiel, wenn der Anteil an Roboter/Alien/Piraten/Action/Abenteuer stimmte. Die Kinderdarsteller machen durch die Laserbank einen ordentlichen Job und nerven nicht. Jude Law kam mir hingegen ein bisschen unterfordert in seiner Rolle vor. Das Finale schließlich wird mir eine Spur zu kindgerecht einfach aufgelöst, um zu einem Happy End zu gelangen. Insgeheim nicht die neue Lichtschwertleuchtstärkereferenz, aber bei weitem auch keine qualitative Dunkelheit wie Star Wars 8 in Serienform.

GESAMTWERTUNG: 4,75 Punkte (befriedigend)

SQUID GAME (Season 2)


 

Es fällt mir schwer, die zweite Staffel von Squid Game als solche zu bewerten. Denn sie hört mitten im aktuellen "Spiel" auf und die dritte startet bereits im Sommer dieses Jahres. Insofern haben wir es eher mit Teil 1 und Teil 2 derselben Season zu tun. Andererseits hätte ich definitiv ein paar Wertungspünktlein abziehen müssen, wenn man mir das Finale als solches verkauft hätte und ich ein Jahr oder mehr auf die Fortsetzung hätte warten dürfen.

Unser Held Seong Gi-Hun also ist wieder voll dabei in Sachen putziger Kinderspiele mit unschönem Eliminierungseffekt. Obwohl, zunächst mal nicht, gilt es doch erst, erneut in die Auswahl zu gelangen und das braucht schon zwei der sieben Episoden. Der Anfang hat mich allerdings direkt in den Bann ziehen können und gefiel mir mit den gemeinen Herausforderungen des fies-freundlichen Anwerbers. Zurück im Trainingsanzug mit der Nummer #456 fiel die Begeisterung ein wenig geringer aus. Man kennt das Prozedere, Gi-Hun versucht seine Erfahrungen einzubringen und das Spiel zu beenden, aber wir alle wissen, dass es so nicht laufen wird. Einem netten Kniff in der Mannschaftsbesetzung steht das bekannte Problem der ersten Ausgabe gegenüber: das gnadenlose Overacting mancher Figuren. 

Nicht nur einmal dachte ich, dass so doch kein Mensch redet oder sich aufführt. Der Charakter des erfolglosen Rappers etwa bereitete mir fast körperliche Schmerzen mit jedem Auftritt, ich hoffte da inbrünstig auf ein zeitnahes, blutiges Ableben. Die Schockwirkung sowie die Gruppendynamiken aus der ersten Ausgabe sind nun auch kein bestimmender Faktor mehr, was dazu führt, dass keine Episode sich die 5,5 Punkte oder gar mehr verdient hatte. Immerhin eröffnet die letzte Folge einiges an neuen Möglichkeiten für die Spieler und ihre Peiniger. Wie das ausgeht, will ich jetzt doch schon wissen.

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH SIEBEN EPISODEN: 4,78 Punkte (befriedigend)

DEXTER: ORIGINAL SIN (Season 1)


 

Moment! Hallo? War Dexter Morgan, geborener Moser, nicht tot am Ende von  Dexter: New Blood? Irgendwo in Eis und Schnee liegengelassen, weit fernab von Miami?

Nicht ganz. Schwer verletzt hängt unser Serienkiller der ganz Bösen und Schlechten noch genug am Lebensfaden, um aus dem Off seine Origin Story zu kommentieren. Zudem steht mit Dexter: Resurrection dieses Jahr schon die nächste Serie, diesmal wieder mit Michael. C. Hall auch körperlich in der Hauptrolle, an. Muss man nicht gut finden.

Was leider auch für Original Sin gilt. Den Vorspann des Originals habe ich immer von Anfang bis Ende gesehen, den dieser Show spule ich vor. Warum? Zum Teil stellen die neuen Akteure die ursprüngliche Fassung 1:1 nach und was neu dazugekommen ist, überzeugt mich nicht. Was wiederum ein Sinnbild für mein Seherlebnis als bekennender Dexter-Fan der ersten vier Staffeln darstellt.

Wir verfolgen einen jungen Dexter (Patrick Gibson), der beim Miami PD anfängt und unter dem gestrengen Auge seines Vaters Harry (Christian Slater, Mr. Robot) seine ersten Kills angeht. Wobei ich schon gleich meckern muss, dass mir Gibson zu glatt daherkommt und ihm das diabolisch-getriebene Wesen im Gesichtsausdruck fehlt. Dafür gefiel mir seine noch stärker ausgeprägte soziale Unbeholfenheit, die er gut rüberbringt. Schwester Debra (Molly Brown) flucht gern und viel, ist aber in ihren Teenager-Jahren eine ziemlich nervige Bitch und weit entfernt von der Coolness der Debra aus den Jahren ab 2006. Ihre Handlungsstränge gebären reichlich Pubertätsdrama mit Freundinnen, Haterinnen und Liebhabern, was mich schwerstens angeödet hat.

Dann wäre noch der Fall Laura Moser (Brittany Allen), der in Rückblenden erzählt wird, von dem wir aber alle wissen, wie er ausgehen wird - und dessen finale Inszenierung ich stellenweise peinlich berührt lustig fand. Noch was vergessen? Eine spät auftauchende Figur aus dem Dexter-Universum, die durch beachtenswert schlechte schauspielerische Leistung besticht, Masuka hat Haare, sonst alles wie gewohnt, genauso wie bei den Juniorausgaben von Batista und LaGuerta. Zuguterletzt als neue Gesichter: Dexters Chefin Tanya (Sarah Michelle Gellar, Buffy) und MPD-Boss Spencer (Patrick Dempsey, Grey's Anatomy), die einen Killer jagen, der die jungen Söhne eines Richters bzw. des Polizeichefs entführt und mit einer Heckenschere malträtiert.

In der Auflösung des Falls lag für mich der ganz dicke Stinkeklops. Denn diese und vor allem der Beweggrund des Killers werden so faul und schlampig erklärt, dass ich Dexter einen Monat Plastikplanenverbot erteilen und das große Messerbesteck wegnähme, wenn er so bei seinem nächtlichen Treiben vorgehen würde. Ich rege mich darüber immer noch auf und musste dem Finale deswegen wenig befriedigende 3,5 Punkte aufdrücken.    

Fazit: ziemlich überflüssiges Prequel, das in seinen schlimmsten Phasen an die schlimmsten Phasen des Originals anknüpft, in seinen besten Phasen nur okay ist und in meinen Augen eine blutige Bruchlandung hinlegt, wenn es seinen schockierenden Lösungstwist erklären soll.

GESAMTWERTUNG: 4,35 Punkte (durchschnittlich)

Kommentare

  1. Dieses Mal habe ich bereits die Hälfte der hier besprochenen Serien gesehen. Das war vermutlich noch nie vorher der Fall. Insgesamt sehe ich sowohl "What We Do in the Shadows" als auch "Skeleton Crew" etwas positiver als du. Im Grunde gehen wir aber schon in die gleiche Richtung. "Squid Game" S2 steht bei mir wohl als nächstes an (bin noch mitten in der Neuauflage von "Das Boot") und bei "Dexter" bin ich igendwie raus. Irgendwann vielleicht mal. Aber das Finale der Originalserie hängt noch bitte über meinen Gedanken zur Serie.

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  2. Ja, ich bin die letzten Jahre über etwas wertungsmürrischer geworden. Vielleicht, weil ich als alter Mann die Serien von früher einfach besser fand. Insofern kann man eine 5er Wertung durchaus als "sehr gut" lesen und dann stimmt's doch wieder.

    Squid Game würde ich bis Sommer diesen Jahres warten, dann dürftest du das Gesamtpaket sehen können.

    Bei Dexter: Original Sins möchte ich anfügen, dass die Show in meinem Gamer-Forum komplett abgefeiert wird. Von daher hätte mich schon interessiert, wie du das bewerten würdest.

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