Seriencheck (139) + TV-RANKING 2023/2024

Jahresabschlusswertungsverseriencheckung, Freunde! Ich habe den letzten Beitrag um die Endwertungen der Serien erweitert, die damals bei Veröffentlichung noch nicht durchgesendet waren. Jetzt schiebe ich noch ein paar Kandidaten nach, ehe die große Tabelle mit allem, was ich mir von Anfang bis Ende angesehen habe, gewohnt schmucklos eingebunden wird. Los geht's!

THE PENGUIN

 

Achtteilige Miniserie über den Aufstieg von Oswald "Oz" Cobblepot vom Chauffeur zum Unterweltboss. Quasi "The Sopranos of Gotham". Batman muss leider draußen bleiben. 

Ein klarer Fall von HBOVT, will meinen: ein HBO-Volltreffer. Colin Farrell (wie schon im letzten Batman-Film fast unkenntlich zugekleistert) und Cristin Milioti (How I Met Your Mother) spielen überragend und sollte die Show bei der nächsten Emmy-Verleihung nicht mit Auszeichnungen zugeschüttet werden, sende ich höchstpersönlich das Bat-Signal, um bei dem Haufen mal aufräumen zu lassen. Gut möglich, dass dann zwar nur Batmansuperfan Torsten Sträter erscheint, aber der leuchtet denen halt dann mit wasserfallartigen Wortspielgags ohne jeglichen roten Faden auch zünftig heim.

Die Episoden knallen nach gutem Aufbau ab Folge 3 richtig rein, alle Darsteller überzeugen, Spannung, Intrigen, Bösewichtigkeiten erster Klasse - das hier ist allerfeinste Gangsterware und das schreibe ich als jemand, der üblicherweise nicht Filme oder Serien des Genres zuhause stapelt. Bisher hielt ich Robin Lord Taylor für den besten Darsteller des Pinguins in einer TV-Show ("Gotham"), aber den Platz muss er nun räumen.

Wertungsmäßig gibt es keinerlei Ausreißer nach unten, die Episoden laufen durchgehend gut oder sehr gut durch und zum Finale musste ich die absolute Höchstwertung zücken, weil die Macher wirklich noch eine abschließende Schippe draufgelegt haben. Dramatisch. Emotional. Ging mir an die Nieren. Und landet als Teil der hoffentlich erscheinenden Blu-ray Box mit Sicherheit in meiner Sammlung. Genau wie der letzte Batman, auf den ich nach der Sichtung nochmal richtig Lust bekommen habe. Das Gangster-Drama "Tulsa Kings" habe ich hingegen dafür auf Eis gelegt. So verdammt gut ist diese Serie geworden.

GESAMTWERTUNG: 5,68 Punkte (sehr gut)

THE OFFICE (AUSTRALIA) Season 1

 

Lust auf "The Office"? Aber den kompletten Ricky Gervais schon gesehen? Steve Carell alles durch? Sogar Christoph Maria Herbst als Stromberg? Auch den Film in der Special Fan Edition mit Sticker, Poster und fast 160 Minuten Bonusmaterial? Ja, komm, hör doch auf!

Nein, muss man eben nicht. Denn nun gibt es den australischen Ableger. Mit anders besetzten Rollen wie etwa einer peinlichen Chefin statt einem peinlichen Chef, Gareth/Dwight/Ernie ist eine Frau und arbeitet an der Rezeption, es gibt frische Szenarien und nicht schon die alten bekannten wieder aufgetischt. Wie etwa direkt zu Beginn die große Frage, wie man es mit dem Home Office zu halten hat.

Vom Cast kannte ich spontan nur Jonny Brugh, der sich als Vampir im Film "What We Do In The Shadows" in mein Herz gespielt/getanzt hatte und hier einen schwer seltsamen IT'ler abgibt. Felicity Ward als Chefin lief mir erst kürzlich als Mutter in der neuen Serie zu "Time Bandits" über den Weg. Und da möchte direkt einhaken, denn die Frau macht einen richtig guten Job, sie hat wunderbar all die peinlichen Beklopptheiten ihrer männlichen Vorgänger drauf, die Aufgedrehtheit, das schwungvolle Versagen und dann doch wieder Aufstehen. Es hat mir Spaß gemacht, ihr zuzuschauen.

Der Rest der Darstellerriege fällt demgegenüber schon ab, Edith Poor als neuer Dwight K. Schrute müht sich, bei der neuen Jim/Pam-Version aber spürte ich relativ wenig Kribbeln, der junge Aushilfsjobber bzw. die asiatische Angela bleiben blass und der australische Toby erinnerte mich an einen von der Arbeit im Büro aufgegangenen Dan McCafferty, den verstorbenen Sänger der Band Nazareth (das ist jetzt sehr spezialsondergefühlig, aber wer es googelt, wird mir zustimmen). 

Bei IMDB liegt die Serie bei einer Wertung von 4,5 und damit exakt der Hälfte der Punkte für die US-Version, was ich doch für arg unterbewertet halte. Die acht Episoden sind schnell weggeschaut, insgesamt absolut solide, zwei fand ich sogar durchweg gut. Klar kommt das nicht an die Originale ran, aber wer Lust auf einen schnellen Bürosnack mit frischen Zutaten hat, darf bedenkenlos zubeißen.

GESAMTWERTUNG: 4,69 Punkte (befriedigend) 

THE BEAR Season 3

  

"Nun, werter Herr, wie hat Ihnen denn unser Menü #3 gemundet? Sie wissen ja, unser Chef Berzatto lässt sich jeden Tag ein komplett neues Menü einfallen!"

"Naja, ich hab mir das jetzt alles reingezogen und muss sagen: früher war besser, das ging eher schon leicht in Richtung ging so. Keine fünf Sterne diesmal, sorry."

"Ich bin untröstlich und werde mir umgehend aus meinem Serviertuch eine Schlinge knüpfen, einen Moment bitte."

Natürlich eine vollkommen unrealistische Situation. Denn erstens speise ich nicht in Haute Cuisine-Lokalitäten und zweitens bin ich viel zu dankbar, wenn mir jemand Essen zubereitet, als dass ich an etwas herummäkeln würde, das mir einigermaßen geschmeckt hat. Das mache ich eher bei TV-Serien.

Aus einem der letzten Sträter Bender Streberg-Podcasts habe ich erfahren, dass Showrunner Christopher Storer gegenüber dem ausstrahlenden Sender FX meinte, er hätte Stoff für drei Staffeln. FX wollte aber vier. Und so fühlt sich die aktuelle Ausgabe leider auch an: mit Füllmaterial gestreckt. Sowohl die erste als auch die letzte Folge sind gespickt mit Rückblendenfetzen, schnellen Schnitten, Alltagsszenen, Großaufnahmen von Gesichtern und ausufernden Dialogen. Der Storybogen dieses Jahr besteht aus: Carmy will einen Stern. Sydney kriegt ein Angebot. Natalie ein Kind. Mehr ist nicht.

Die Charaktere sind etabliert, haben sich im Herzen der Zuschauer festgesetzt, da darf man es mal ruhig angehen lassen und muss nicht jedem ein überbordendes Drama antun. In zwei Folgen breitet man ja immerhin die liebgewonnene Mischung aus Hektik und Schimpftiraden innerhalb der Küche aus. Oft allerdings geht das Tempo so runter, dass es mich nicht gewundert hätte, wenn man zehn Minuten lang Carmy beim Erbsenpuhlen, Sydney bei der Einkommenssteuererklärung oder die Faks beim Ausfüllen eines Malbuchs mit männlichen Genitalien gezeigt hätte. Überhaupt liegt der Comedy-Anteil fast komplett bei den Gebrüdern Fak und einem mich nicht überzeugenden Gastauftritt von John Cena.

Klar, richtig gelangweilt habe ich mich nicht, dazu mag ich die Figuren nun mal zu sehr. Voll ins Gefühlszentrum getroffen hat mich allerdings nur die Episode "Napkins" um Tinas Stellensuche und ihr Treffen mit Michael (Jon Bernthal). Da saß ich gebannt mit Zuckungen und Schluchzern im Sessel und klatschte beim Abspann. Von der Sorte hätte ich gerne mehr gehabt. Vielleicht bei der vierten Staffel.

GESAMTWERTUNG: 4,90 Punkte (befriedigend +) 




Kommentare

  1. Dein Artikel motiviert mich, zumindest doch einmal "The Batman" wieder höher zu priorisieren. Alles andere habe ich hier natürlich nicht gesehen. "The Bear" werde ich aber nachholen, wenn die Serie abgeschlossen ist.

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    1. "The Batman" war ja rein zufälligerweise im Angebot bei amazon. Konnte ich nicht widerstehen, obwohl ich nicht mal weiß, wie groß die Rolle von dem Pinguin dort ist. In jedem Fall ist Colin Farrell in der Serie groß.
      "The Bear" geht wohl dann wahrscheinlich nächstes Jahr in die letzte Runde. Also vormerken! Und die dritte Staffel tapfer durchstehen.

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  2. Ich kapier einfach nicht, warum alle Shogun abfeiern. Es sah fantastisch aus, es war gut gecastet, aber die Story ist spätestens nach der 4. Folge nur noch Kaugummi, langweilig und sogar wiederholend. Ist mir unbegreiflich. Die größte Enttäuschung des Jahres für mich.

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    1. Harte Worte. Ich muss gestehen, rückbetrachtend war die Story jetzt nicht der ganz große Banger. Mich hat die Inszenierung gekriegt, die Intrigen, die Darsteller und die exotische Welt. Auch, dass man fast durchweg japanische Sprache hörte und Untertitel lesen musste, gab dem Ganzen bei mir wöchentlichen Eventcharakter.

      Ich denke, bei dir war dann "The Penguin" auf dem ersten Platz?

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    2. Harte Worte ... hmm. Sorry, so sollte das dann doch nicht rüberkommen. Ich fand besonders anstrengend, dass Blackthorne mindestens 3 mal seine Hilfe mit dem Schiff anbietet. Immer lässt ihn der Fürst abblitzen. Das wirkt so wiederholend, kein Fortschritt in der Story. Im Prinzip kommt Blackthorne 10 Folgen so gut wie nicht von der Stelle. Und der Fürst ist da soooo in sich zerrissen und das wird so ausgewälzt. Laaangweilig. Einerseits ist er so eine starke Persönlichkeit, andererseits wird er so lächerlich schwach dargestellt.

      Ich habe The Penguin noch nicht gesehen, ist auf der Liste. Am meisten hat mich dieses Jahr wohl House of Dragons S2 begeistert. Wahrscheinlich auch, weil ich S1 ein wenig anstrengend fand mit zu vielen gleichlautenden Charakteren und S2 deutlich mehr (erinnerungswürdige) Action hatte. Auch Fallout fand ich beeindruckend umgesetzt.

      Gerade haben wir Jack Ryan, S3 gesehen. Die war TOP. S4 hingegen ist schon von Start weg zäh und schnarchig erzählt und fast ohne jede Action. Die werden wir wohl nicht zu Ende schauen. So ist das manchmal.

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