Weil mir nichts eingefallen ist (5)

Alte Texte, aus der Gruft meiner Mailbox gekramt. Weil mir nichts eingefallen ist. 

"Kennen Sie Maggi?" ist eine der Fragen, die hierzulande niemand zu stellen wagen würde. Schallendes Gelächter wrängte ihm nämlich daraufhin die Kehle aus (Wie mir gerade, als ich diesen schönen Konjunktiv gebildet habe). Denn jeder weiß, dass diese braune Würzflüssigkeit das Nationalgetränk des Saarlandes ist. Vor vielen Monaten jedenfalls hatte Maggi eine Aktion namens "Gutes Kochen wird belohnt" laufen, bei der pro Tag 10 Einkaufsgutscheine in Höhe von 100 Euro verlost werden und -potzblitz- -jetzt-kommt's- -ich-halt-grad-selbst-die-Luft-an-obwohl-ich-weiß-was-folgt:

Ich hab da innerhalb von einer Woche dreimal gewonnen.
Seitdem allerdings nicht mehr, zugegebenermaßen.
Aber die Gutscheine sind angekommen, that shit is sozusagen legit.

Üblicherweise weiß ich um meine von Fortuna vergönnten Chancen, bei derartigen Gewinnspielen erfolgreich mitzumachen (für Mathematiker: null). Aber ich hatte mir mal aus Spaß die Teilnahmebedingungen durchgelesen und die verströmten in etwa die Anforderungsleichtigkeit dessen, was man in den 70er Jahren so vorlegen musste, um aus der DDR in die BRD einzureisen.

Kurz gefasst muss man vier Maggi-Produkte kaufen. Den Kassenbon zum Beweis abfotografieren. Auf der Webseite von Maggi hochladen. Vor- und Nachnamen plus E-Mailadresse angeben. Auf einen Gewinn hoffen.

Momentemang, so leicht ist das nichtens! Okay, vier seichte Süppchen oder fixundfettig-Aufkochpülverli kriegt man gut zusammen, das kostet nicht die Welt. Problemos gibt's jedoch beim Abfotografieren mit dem Handy. Denn es muss der KOMPLETTE BON drauf sein, werte Genossen, nicht nur etwa der Abschnitt mit den entscheidenden Produkten. Und so kommt es, dass man, das Smartphone in der zittrigen Hand, in gefühlt zwei Meter Lufthöhe das papierne Beweismittel umkreist, korrigiert, flucht und schließlich den Auslöser drückt, um zu erkennen, dass niemand auf diesem Planeten jemals diesen Bon wird lesen können. Aliens möglicherweise, weil die es ja gewohnt sind, mit ihren Raumschiffen weit über einem rumzukreisen und runterzulinsen, aber kein Mensch.

Zusätzlich darf man auf dem Bon nichts markieren. Blütenweiß und rein muss er sein wie einst der Haarkranz unseres Staatsratsvorsitzenden Erich Honecker. Ich hätte da ja als erstes spontan einen Kringel um die Maggis gemalt, um den armen Studenten, die die digitalisierte Papierchenschwemme durchforsten dürfen, Hilfe und Halt in ihrer schweren Aufgabe zu bieten.
Njet.
Kaputtski.
Gänsefleisch sisch drauf einröchten, nöscht toilnähmen zu dörfen?

Ich also den schon in Rente geschickten Scanner angeworfen. Natürlich sind die meisten Kassenbons zu lang. Also zwei Scans gemacht und mittels Bildbearbeitungsprogramm die Hälften sauber wieder zusammengefügt. Clevere Menschen kaufen vielleicht gerade soviel, dass der Bon auf die Scannerfläche passt. Knauser kaufen NUR vier Maggi-Produkte und sonst nichts. Das würde mir dann doch zu billig erscheinen und mich in meiner Kassenbon-Prüferehre verletzen.

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