Seriencheck (132) feat. TV-Ranking 2021/2022

Es ist wieder soweit. Später als gewohnt, aber mit der Zuverlässigkeit einer nur mittelmäßigen Simpsons-Episode neueren Ausstrahlungsdatums kommt der Jahresendwertungs-Seriencheck. Mit den Antworten auf Fragen wie: "Was haben Foundation und Peacemaker gemeinsam?", "Was ist die schlechteste Dramaserie, die ich in diesem Jahr komplett gesehen habe?" oder "Wo bin ich vorzeitig ausgestiegen?". 

Ein paar Serien hängen gar noch in der Warteschleife, das sind quasi meine Pendants zu den "In Memorials" der Oscar-Preisverleihung. Und die beste halbstündige Show 2022 habe ich in den vier Serienchecks bisher noch gar nicht besprochen. Aber gleich.
 

ANDOR (Season 1)

 

 

Ich habe mich mit Cassian Andor versöhnt. Wir leben nun gemeinsam auf Dagobah und hoffen darauf, Meister Yoda nicht über den Weg zu laufen, der besonders mir ein "Weile gut Ding haben will, ungläubiger Padawan du bist!!!" entgegenätzen würde. Der erste Teil meiner Review umfasste die ersten sieben Episoden und direkt im Anschluss verschlug es unseren Hauptcharakter auf den berüchtigten Gefängnisplaneten Narkina 5 und damit einen Dreiteiler, der mit das Beste an Star Wars-Aura ausstrahlte, was ich seit Jahren miterleben und -erleiden durfte. Der beklemmende Alltag der Gefangenen, das allgegenwärtige Böse des Imperiums, Andy Serkis in einer großartigen Rolle, der Fluchtplan und seine Ausführung - alles noch getoppt von dem letzten Shot im Finale, den ich mir jetzt noch gerne über die Netzhaut schimmern lasse.   
 

Das Finale selbst mit der kaum von einem Lichtschwert zu durchschneidenden, dichten Atmosphäre auf Ferrix hielt die Qualität weiterhin oben, sodass die Show insgesamt einen üppigen Wertungssprung nach vorne machte. Zu meiner Kritik an den ersten Episoden stehe ich weiterhin, auch bin ich nicht mit allen Charakteren und Geschichten warm geworden (Syril Karn, Senatorin Mon Mothma). Aber ich zolle den Machern riesigen Respekt, was sie an Höhepunkten in "Andor" gepackt haben - das ist Star Wars, wie ich es lange, lange Zeit in einer Galaxis weit, weit entfernt vermisst habe.
 

GESAMTWERTUNG: 5,13 Punkte (gut)
 

THE HANDMAID'S TALE (Season 5)
 


Mein erster Eindruck hat sich leider bis hin ins Finale bestätigt. Die fünfte Staffel ist von einer überragenden Wertung soweit entfernt wie Aunt Lydia von einer Karriere als Groupie von Papa Emeritus der schwedischen ABBA-Satanisten Ghost. Wie ich schon geschrieben habe, hat Gilead aktuell keinen formidablen Antagonisten vorzuweisen, der hohe Rat hat mindestens zwei unserer Heldin gegenüber eher milde gestimmten Herren in seinen Reihen, es fehlen einfach die schlimmen Bösewichtigkeiten, für die man den amerikanischen Gottesstaat zu verabscheuen gelernt hat. Und dann bestrafen die Mächtigen auch noch die eigenen Leute mit unerbittlicher Härte, da lacht sich doch der Priester in die Soutane.
 

Nein, hat mir insgesamt nicht gut gefallen und auch das Finale kickte mich nicht mit Vorfreudeschüben auf die nächste Staffel. Ich musste eben sogar nochmal nachschauen, was der große Abschiedsknaller war, der wie Darstellerin Yvonne Strahowski in einer Late Night Show verriet, alle überraschen sollte. Mmh, ja, war okay, aber eben nichts, was mir noch lange im Kopf nachgeschwelt hätte. Insgesamt wirkt die Staffel schon eher wie die Vorbereitung und Hinführung auf eine hoffentlich packendere sechste und letzte Season.

GESAMTWERTUNG: 4,50 Punkte (befriedigend -) 

THE BEAR (Season 1)

  

Carmen "Carmy" Berzatto (Jeremy Allen White, Shameless) übernimmt nach dem Tod seines Bruders dessen Sandwichladen im schäbigsten und herzlichsten Teil von Chicago. Selbst ein ausgebildeter Koch der Haute Cuisine, muss er dabei mit seinem stets auf Krawall gebürsteten Cousin Richie (Ebon Moss-Bachrach, Marvel's The Punisher), der Belegschaft  und der Vergangenheit seines Bruders zurechtkommen.


Ach ja, es fühlt sich von der ersten Minute gleich wohlig so an, als wäre Lip Gallagher einfach ein paar Blöcke umgezogen und hätte eine zünftige Fressbude aufgemacht. Rau, aber durchweg mit dem Herzen am rechten Fleck, echte Typen und Originale, das Gefühl von Familie, die miteinander durch dick und dünn geht und zusätzlich werden noch in schweißtreibender, präziser Arbeitsteilung Sandwiches zusammengeformt. Was allein beim Zuschauen schon mal Stress und Hunger auslösen kann. Wo ich bei dem Film "Kiss The Cook" mit Jon Favreau mir jedesmal die Frage stelle, ob denn gerade in der Nähe ein Streetfood Festival stattfindet, kriege ich hier Lust auf Subway, aber eben halt in ehrlich und extrem lecker. 


Acht Episoden, je knapp eine halbe Stunde, durchgehend gute bis sehr gute Qualität, das Finale extra lang und extra crispy, Wertungen von 5 bis 5,5 Sternen und nie darunter - das alles ergibt als Nachspeise die beste Serie in der Kategorie Drama/Comedy Laufzeit 30 Minuten. Herzlichen Glückwunsch und an alle Beteiligten ein "Thank you, chefs".

GESAMTWERTUNG: 5,34 Punkte (gut)
 

THE OLD MAN ( Season 1)


Dan Chase (Jeff Bridges, The Big Lebowski) ist ein alter Mann mit zwei Rottweiler-Hunden, der nach dem Tod seiner Ehefrau eigentlich nur in Ruhe gelassen werden will. Was ihn mir direkt sympathisch macht, schließlich ist das auch mein großes Ziel im Leben. Also außer den Hunden und der Ehefrau, die meines Erachtens dabei störend sein könnten. Nun aber wird er von Unbekannten gejagt und sein alter Kumpel Harold Harper (John Lithgow, 3rd Rock from the Sun), seines Zeichens mittlerweile stellvertretender FBI-Direktor für Spionageabwehr, scheint seine Finger im Spiel zu haben.

Darüber habe ich viel Gutes gelesen, den beiden Hauptdarstellern sehe ich schon seit Jahren gerne beim Schauspielern zu, darüber hinaus ahme ich mit jedem Jahr mehr den Haarstil von John Lithgow nach. In gerade mal 7 Episoden entspinnt sich eine sehr unterhaltsame Agentenstory mit durchaus fulminaten Actionszenen, der zunächst vollkommen der Ahnungslosigkeit überlassene Zuschauer bekommt Folge pro Folge mehr Informationen über die Protagonisten und ihre Geschichte. 

Größere Details will ich an dieser Stelle nicht verraten, denn deren Aufdeckung und Enthüllung sind gerade eine der Stärken der Serie. Erwähnen kann ich allerdings, dass die letzte Episode noch so einiges an Überraschungen zu bieten hat und ein mehr als würdiges Finale darstellt. Zwei Daumen hoch, für jeden Rottweiler einer.

GESAMTWERTUNG: 5,24 Punkte (gut)     

RICK AND MORTY (Season 6)

Wirklich schon wieder ein Jahr rum? Eine Frage, die sich Rick und Morty bei ihrer ständigen Zeit-, Raum- und Dimensionsraserei sicherlich nicht stellen. Eigentlich könnte ich meinen Text von 2021 hier nochmal reinkleben, denn die abgedrehteste aller Opa und Enkel-Shows bleibt weiterhin die beste knapp halbstündige Animationsserie, die ich schaue (okay, da besteht die Konkurrenz derzeit auch nur aus den Simpsons) und landet exakt auf dem Wert des Vorjahres. 

Manchmal war es mir etwas zu wild mit den Klonen, Parallelwelten und sonstigem abgefahrenen Gedöns, bei dem man sklavisch aufpassen muss, um nicht den Faden zu verlieren. Die zweite Hälfte der Staffel brachte hier zu meiner Beruhigung aber starke Folgen, bei denen auch ich alter Mann noch nachkam. 

GESAMTWERTUNG: 5,15 Punkte (gut)

Und hier nun ohne weiteres Geschwafel das Seriencheck TV-Ranking 2021/22:


Kommentare

  1. "Andor" fand ich, hatten wir ja besprochen, noch einen Tick besser.
    "The Bear" möchte ich auch noch sehen. Vielleicht spare ich mir das noch auf, bis die zweite Staffel draußen ist.

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    1. Ja, da warst du bei den ersten Episoden von Andor einfach wieder zu milde ;)

      Wenn du das nächste Mal ein Sandwich in der Hand hältst, wirst du um "The Bear" nicht mehr herumkommen, weil du dann automatisch an mein Review denken musst.

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  2. Andor war großartig, VON ANFANG AN! Punkt. ;-)

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    1. Ich mag nicht zu 100% ausschließen, dass ich einfach unwürdig war ;)

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    2. Ich habe in meiner Bewertung einbezogen, dass ich Mandalorian sehr gut fand und von Boba Fett und Obi-Wan total enttäuscht war. Zudem ist Rogue One der einzige Film, den ich von den neuen wirklich mag. Und Andor ist einfach mal so erwachsen. Keine nervigen "witzigen" Sidekicks oder irgendein anderer Bullshit. Passt einfach für mich.

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