Der Indiana Jones der Ablaufware und Wurstrestentsorgung

[Der folgende Text war jüngst Teil meiner Korrespondenz mit meiner allerliebstenbesten Brieffreundin, Mailkumpanin und Ebenfalls-große-Geheimnisse-dieser-Welt-Aufspürerin, behandelt allerdings ein mir so wichtiges Thema, dass ich ihn der limitierten Öffentlichkeit hier drinnen nicht vorenthalten möchte]

Es könnte sein, dass ich einer großen Sache auf der Spur bin. Möglicherweise bilde ich es mir aber nur ein und daher brauche ich den Input anderer Personen. Es geht um Wurstenden. Bei uns im örtlichen Einkaufs-Center namens Globus liegen in einer der Kühltruhen separat in schicken, durchsichtigen Plastiktüten verpackte, in Art und Sorte wild durcheinander gemischte Wurstenden zu einem menschlich vernünftigen Preis. Bisher war ich stets der Einzige, der sich diesen kleinen Kostbarkeiten zuwandte, genauso, wie ich auch oft alleine in der Schamecke mit den „Wir haben zuviel gekauft, der Kram hier läuft bald ab, also gibt’s ihn billiger“-Nahrungsmitteln zugange war. Ich hielt mich da für den einsamen, aber liebenswert schneidigen Experten und Forscher, quasi den Indiana Jones der Ablaufware und Wurstrestentsorgung. Und sah mich bereits vor meinem inneren Auge in dieser Funktion bei Markus Lanz in der Talkrunde sitzen mit Axel Schulz, dem jetzt nicht mehr so kleinen Mädchen aus dem Schnappi-Song, 80er-Dance-Pop-Ikone Sandra ("Maria Magdalena") und natürlich dem CDU-Experten für alles, Wolfgang Bosbach. Wo mich dieser Lanz sofort anhubelt: "Herr Inishmore, es gibt da ein Zitat von Ihnen: "Der Rest ist auch Wurst". Sensationell. Spektakulär. Warum?"

Seit neustem allerdings herrscht Gedränge an den Orten, wo ich bisher meine Glücksgefühle ausleben konnte. Letztes Wochenende etwa standen 5 (in Worten: fünf!) Menschen vor mir an der Wurstendenkühltruhe und versperrten mir Weg, Zugang und Aussicht. Schnaufende Rentner, junge Hausfrauen, zaudernde Wurstpaketzurücklegerinnen im gediegenen Alter mit langjähriger Haushaltserfahrung, durchtrainierte Anfangzwanziger, demografisch war alles dabei. Nichts hingegen war es mit kritischer Begutachtung von Gewicht, Preis, Gefälligkeit des Mixes und Aspik-Anteil. Ich musste mich für die 3,88 Euro teure Tüte mit hauptsächlich Pizzafleischkäse entscheiden, um nicht komplett leer auszugehen. Daher meine Frage: Habe ich ungewollt eine Wurstendeneuphorie ausgelöst? Oder ist das bei anderen vor Ort eine ganz alltägliche Sache, über die diese nur lächelnd mit der Schulter zucken können? Ich sitze hier im Saarland eben nicht gerade an der Quelle der freshen trendiness. Also, das nächste Mal bitte ein kritisches Auge auf die allgemeine Wurstendensituation werfen und mir dankenswerterweise berichten.

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