Seriencheck (65)
Update: neuer Gucklistenstatus für Marvel's Agents Of S.H.I.E.L.D / Lucky 7 abgesetzt
In meinem letzten, mit einem frischen Update versehenen Seriencheck (wer es also noch nicht bemerkt hat, lesen!) schrieb ich angesichts des Finales von Breaking Bad: "Eigentlich müssten wir TV-Serienkritiker jetzt eine Pause machen, denn die kommenden Shows werden es schwer haben, im unmittelbaren Schatten dieses Meisterwerks fair bewertet zu werden."
Wahre Worte, an die ich mich natürlich nicht halte. Deshalb Vorhang auf für den ersten Teil an kurzen Erkenntnissen und Eindrücken zu den neuen Produktionen:
MARVEL'S AGENTS OF S.H.I.E.L.D
Neue Serie von Josh Whedon, die im Universum der Superhelden aus der Avengers-Filmreihe spielt. Konzentriert sich allerdings weniger auf Iron Man, Hulk, Thor und die anderen Spießgesellen, sondern auf die Agenten der S.H.I.E.L.D-Abteilung, die die kommenden Übermenschen und Blockbustergaranten sichtet, überwacht und aufpasst, dass sie nicht die staunende Bevölkerung vernichten. Bekannteste Gesichter: die auch im Film auftretenden Agent Coulson (Clark Gregg) und Agent Hill (Cobie Smulders).
Ersteindruck:
Kinners, ihr wisst, ich bin kein Superheldenfan, das habe ich ja schon mehrfach erwähnt. Von daher bestand bei mir angesichts der Ankündigung niemals die Gefahr etwaiger Feuchtwerdung von Marvel-Bettwäsche. Aber ich schätze Josh Whedons Arbeit sehr, sodass ich mir doch einiges erhoffte. Und wer sich den Piloten anschaut, der wird viele whedoneske Momente entdecken, die das Herz des Fans erfreuen. Ja, die Dialoge sind eindeutig vom Meister, der Cast allerdings aus der nächsten Disney-Modelfabrik entsprungen. Junge, perfekt aussehende Menschen mit der Ausstrahlung einer Tube Zahn-Gel mit Sternchen drin. Keine Kanten, keine rauen Stellen. Das Wissenschaftspärchen etwa hat mich mit seiner hektischen Science-Giggle-Geilheit fast um den Verstand gebrabbelt. Storymäßig einigermaßen in Ordnung, von den Produktionswerten her bemüht, aber man merkt halt, dass es in jeder Hinsicht eine kostensparende Variante zu den Filmen ist. Auch sehe ich ein wenig die Gefahr, dass die Show irgendwann die Bahnen des charmant-geekigen Augenzwinkern verlässt und eher in die Richtung Kann-ich-nicht-mehr-ernstnehmen abdriftet. Genug Baustellen also für die nächsten Folgen.
Gucklistenstatus:
Noch drauf, weil befriedigend. Von daher eine 4,5 für den Auftakt. Tendenziell eine Wundertüte: könnte in alle Richtungen des Wertungsspektrums gehen.
Update: Oje, falls die zweite Episode den Weg vorgeben sollte, den die Show gehen möchte, mache ich schneller Schluss als Mr. Stark in seinen Iron-Man-Anzug schlüpfen kann: schwache Story, billig wirkendes Setting, wenig interessanter "Enemy of the Week" und ganz schlimm: keine richtig coolen Sprüche mehr. Es schien mir so, als wäre Whedon diesmal deutlich weniger am Drehbuch beteiligt gewesen. S.H.I.E.L.D-Agenten, ihr steht unter Bewährung!
BACK IN THE GAME
Alleinerziehende Mutter mit Baseball-Background kümmert sich um die athletisch eher minderbemittelte Schulmannschaft ihres Sohnes. Grantelnd im Hintergrund: ihr sportbesessener Vater, der sie damals zur Weltklassespielerin formte und quälte.
Ersteindruck:
Sympathischer Pilot mit angenehm agierenden Hauptdarstellern: Maggie Lawson ("Psych") und Altstar James Caan ("Der Pate") spielen hier eine neuzeitliche Variante von "Die Bären sind los", zumindest musste ich bei der Sichtung an diesen Klassiker und die dazugehörige Titelmusik denken. Lief in den frühen 80er Jahren im ZDF und hatte damals für mich schon so etwas wie Kultcharakter. Von daher bin ich ein wenig vorbelastet, was tollpatschige Kinder beim Baseballtraining angeht und setze mein wohlwollendes Kritikergesicht auf. Leichte, lockere Unterhaltung aus der Abteilung "Die Verlierer von heute können die Gewinner von morgen sein".
Gucklistenstatus:
Derzeit sicher drauf. Knappe 5 Punkte für den Piloten. Solange ein paar komische Ungeschicklichkeiten auf dem Platz und außerhalb drin sind, dürfte ich zufrieden sein. Ich befürchte allerdings, dass es das US-Publikum anders sieht.
BROOKLYN NINE-NINE
Anwälte. Ärzte. Polizisten. Mit diesen drei Berufsgruppen braucht man mir eigentlich nicht mehr zu kommen. Weil mich die neueren Shows in diesem Bereich tendenziell langweilen. Sofern es um Drama geht. Brooklyn Nine-Nine ist allerdings eine waschechte Comedy. Im Fokus: der sich nie an die Regeln haltende Detective Jake Peralta (Andy Samberg, "Saturday Night Live") und sein gestrenger neuer Boss Captain Ray Holt (Andre Braugher, "Last Resort", "Man Of A Certain Age").
Ersteindruck:
Ohne Zweifel einer der stärksten Neuzugänge bisher. Der Einstieg gefiel mir richtig gut, Andy Samberg setzt halt wie schon im etwas dümmlichen, aber dennoch sehenswerten "Hot Rod" mehr auf Blödelei denn auf Schauspielerei. Sein Verhältnis zu seinem Chef und seiner Arbeit ist zu Beginn eine etwas heruntergefahrene Version von Sledge Hammmer zu Captain Trunk. Man mag auch an die Untergebenenbeziehungen bei "Lethal Weapon" oder "The Other Guys" denken. Wie auch immer: ich hatte auf ein solches Setting wirklich nochmal Lust und die Show traf bei mir direkt das Spaßzentrum. Nicht nur wegen des von mir hochgeschätzten Andre Braugher, der eine Idealbesetzung für den mürrischen Befehlshaber mit Herz darstellt, sondern weil auch die Nebenrollen für manchen Gag gut sind. Die zweite Episode war ein wenig schwächer, zeigte aber, dass man sich auf einem ordentlichen Niveau einpendeln kann.
Gucklistenstatus:
Sicher drauf. Dürfte wertungsmäßig die klassische, immer zwischen 4,5 und 5,0 Punkte liegende Comedyshow werden. Mit eventuell der Tendenz zum Ausreißer nach oben.
DADS
Zwei Mittdreißiger und Gründer einer Videospielefirma müssen sich mit ihren verhassten Vätern auseinandersetzen, die aus heiterem Himmel bei ihnen einziehen und für Chaos sorgen. Neue Show von Seth MacFarlane ("Family Guy", "TED")
Ersteindruck:
Seth, das ging aber mal voll in die Hose. Es tut einem schon fast leid um die Darsteller. Vor allem Seth Green ("Robot Chicken") und Giovanni Ribisi ("Friends") werden dermaßen in die Witzwüste geschickt und dort schmerzlichster Gagdürre ausgesetzt, dass das Zuschauen alleine schon wehtut. Unter diese Qual legt man dann auch noch ein Lachband, wo eigentlich tödliche Stille angesagt wäre. Es gibt nichts Schlimmeres für eine Comedy, als wenn der Betrachter sich ernsthaft fragt, ob bei Erstellung des laugh tracks ohne Rücksicht auf das Gebotene einfach mechanisch alle 10 Sekunden Gelächter aufgespielt wurde. Bei den Vätern (Martin Mull, "Arrested Development" / Peter Riegert, "Damages") hat man sich zumindest im Piloten noch minimale Mühe gegeben. Spätestens mit der zweiten Folge ist aber alles verloren. Die rangiert nämlich qualitativ auf einer Höhe mit RTL oder SAT1-Spielfilmproduktionen.
Gucklistenstatus:
Ernsthaft? Wenn ich Elend sehen will, schaue ich in den Spiegel (Zitat meines Bruders). Abgesetzt.
HELLO LADIES
Stephen Merchant, bekannt als Co-Autor von Ricky Gervais bei "The Office" und anderen Formaten, mit einer HBO-Comedy. Thema: erfolgreicher Webdesigner mit viel zu großer Wohnung sucht nach Erfolg bei Frauen und tappt dabei in jedes Fettnäpfchen, das ihm hingestellt wird. In den Nebenrollen: der frisch von seiner Liebsten verlassene Kumpel, der Anmach-Sprücheklopfer und Frauenvernascher im Rollstuhl und die attraktive Untermieterin, die unser Frauenheld in spe zunächst mal ignoriert.
Ersteindruck:
Die Briten nennen es cringe comedy, wenn der Zuschauer beim Betrachten eher peinlich berührt zusammensinkt statt laut loslacht. Hierzulande trifft es der Begriff Fremdschämen ganz gut. "Hello Ladies" schlägt erwartungsgemäß in diese Kerbe. Merchant mit seiner peinlichen, schlaksigen Art und dem manischen Grinsen ist in der Tat eine Herausforderung für die Frauenwelt. Teilweise schlicht und ergreifend ein Idiot, der bei der ersten Kontaktaufnahme mit einem flapsigen Spruch das Thema Abtreibung in die Konversation einbindet, teilweise aber auch einfach ein unbeholfener Typ auf der Suche nach Liebe. Ich fand den Piloten ganz in Ordnung, kann aber wirklich nicht vorhersagen, wann meine Fremdschamgrenze ausgelotet ist. Dafür bin ich mir ziemlich sicher, dass die Untermieterin am Ende die Idealfrau für unseren Charmeur sein wird. Fragt sich nur, wieviele Folgen er brauchen wird, um darauf zu kommen.
Gucklistenstatus:
Noch drauf. Für die Momente, wo ich die Versicherung brauche, im Gegensatz zu anderen Leuten kein fremdschamausstrahlendes Leben zu führen.
LUCKY 7
Sieben Mitarbeiter einer Tankstelle, deren Leben sich durch einen millionenschweren Gewinn in der Lotterie ändert. Basierend auf der britischen Serie "The Syndicate". Ich weiß jetzt schon, dass ich wieder schwer geschimpft dafür werde, nur die US-Version zu sehen. Sorry.
Ersteindruck:
Der Traum vom großen Geldsegen beschäftigt wohl jeden. Weniger die Frage, was man mit dem plötzlichen Reichtum anstellt, sondern eher: Was würde sich ändern? Wie würde man sich ändern? Könnte man damit umgehen? Würde man ein anderer Mensch werden? Würde einen das Geld unglücklich machen? Lucky 7 exerziert diese Ausgangssituation an mehreren Menschen durch, die ihren geringen Lohn bisher hart erarbeiten mussten. Dabei schmieden die Autoren schon vor der Gewinnbenachrichtigung kleine Dramen, die den Protagonisten im Laufe der Show noch ordentlich um die Ohren fliegen können. Finde ich interessant, die Charaktere haben das Potenzial, dass ich mich über sie aufregen oder mit ihnen mitfühlen werde.
Gucklistenstatus:
Sicher drauf. Und ich dürfte mich bei jeder Folge fragen, ob ich es in der Rolle der Gewinner besser machen würde.
Update: Die Mühe kann ich mir sparen, ABC hat die Show nach 2 Episoden abgesetzt. Toll. Ich suche jetzt mal nach dem britischen Original.
Demnächst:
Mom
Sleepy Hollow
The Crazy Ones
The Goldbergs
The Michael J.Fox Show
Trophy Wife
We Are Men
In meinem letzten, mit einem frischen Update versehenen Seriencheck (wer es also noch nicht bemerkt hat, lesen!) schrieb ich angesichts des Finales von Breaking Bad: "Eigentlich müssten wir TV-Serienkritiker jetzt eine Pause machen, denn die kommenden Shows werden es schwer haben, im unmittelbaren Schatten dieses Meisterwerks fair bewertet zu werden."
Wahre Worte, an die ich mich natürlich nicht halte. Deshalb Vorhang auf für den ersten Teil an kurzen Erkenntnissen und Eindrücken zu den neuen Produktionen:
MARVEL'S AGENTS OF S.H.I.E.L.D
Neue Serie von Josh Whedon, die im Universum der Superhelden aus der Avengers-Filmreihe spielt. Konzentriert sich allerdings weniger auf Iron Man, Hulk, Thor und die anderen Spießgesellen, sondern auf die Agenten der S.H.I.E.L.D-Abteilung, die die kommenden Übermenschen und Blockbustergaranten sichtet, überwacht und aufpasst, dass sie nicht die staunende Bevölkerung vernichten. Bekannteste Gesichter: die auch im Film auftretenden Agent Coulson (Clark Gregg) und Agent Hill (Cobie Smulders).
Ersteindruck:
Kinners, ihr wisst, ich bin kein Superheldenfan, das habe ich ja schon mehrfach erwähnt. Von daher bestand bei mir angesichts der Ankündigung niemals die Gefahr etwaiger Feuchtwerdung von Marvel-Bettwäsche. Aber ich schätze Josh Whedons Arbeit sehr, sodass ich mir doch einiges erhoffte. Und wer sich den Piloten anschaut, der wird viele whedoneske Momente entdecken, die das Herz des Fans erfreuen. Ja, die Dialoge sind eindeutig vom Meister, der Cast allerdings aus der nächsten Disney-Modelfabrik entsprungen. Junge, perfekt aussehende Menschen mit der Ausstrahlung einer Tube Zahn-Gel mit Sternchen drin. Keine Kanten, keine rauen Stellen. Das Wissenschaftspärchen etwa hat mich mit seiner hektischen Science-Giggle-Geilheit fast um den Verstand gebrabbelt. Storymäßig einigermaßen in Ordnung, von den Produktionswerten her bemüht, aber man merkt halt, dass es in jeder Hinsicht eine kostensparende Variante zu den Filmen ist. Auch sehe ich ein wenig die Gefahr, dass die Show irgendwann die Bahnen des charmant-geekigen Augenzwinkern verlässt und eher in die Richtung Kann-ich-nicht-mehr-ernstnehmen abdriftet. Genug Baustellen also für die nächsten Folgen.
Gucklistenstatus:
Noch drauf, weil befriedigend. Von daher eine 4,5 für den Auftakt. Tendenziell eine Wundertüte: könnte in alle Richtungen des Wertungsspektrums gehen.
Update: Oje, falls die zweite Episode den Weg vorgeben sollte, den die Show gehen möchte, mache ich schneller Schluss als Mr. Stark in seinen Iron-Man-Anzug schlüpfen kann: schwache Story, billig wirkendes Setting, wenig interessanter "Enemy of the Week" und ganz schlimm: keine richtig coolen Sprüche mehr. Es schien mir so, als wäre Whedon diesmal deutlich weniger am Drehbuch beteiligt gewesen. S.H.I.E.L.D-Agenten, ihr steht unter Bewährung!
BACK IN THE GAME
Alleinerziehende Mutter mit Baseball-Background kümmert sich um die athletisch eher minderbemittelte Schulmannschaft ihres Sohnes. Grantelnd im Hintergrund: ihr sportbesessener Vater, der sie damals zur Weltklassespielerin formte und quälte.
Ersteindruck:
Sympathischer Pilot mit angenehm agierenden Hauptdarstellern: Maggie Lawson ("Psych") und Altstar James Caan ("Der Pate") spielen hier eine neuzeitliche Variante von "Die Bären sind los", zumindest musste ich bei der Sichtung an diesen Klassiker und die dazugehörige Titelmusik denken. Lief in den frühen 80er Jahren im ZDF und hatte damals für mich schon so etwas wie Kultcharakter. Von daher bin ich ein wenig vorbelastet, was tollpatschige Kinder beim Baseballtraining angeht und setze mein wohlwollendes Kritikergesicht auf. Leichte, lockere Unterhaltung aus der Abteilung "Die Verlierer von heute können die Gewinner von morgen sein".
Gucklistenstatus:
Derzeit sicher drauf. Knappe 5 Punkte für den Piloten. Solange ein paar komische Ungeschicklichkeiten auf dem Platz und außerhalb drin sind, dürfte ich zufrieden sein. Ich befürchte allerdings, dass es das US-Publikum anders sieht.
BROOKLYN NINE-NINE
Anwälte. Ärzte. Polizisten. Mit diesen drei Berufsgruppen braucht man mir eigentlich nicht mehr zu kommen. Weil mich die neueren Shows in diesem Bereich tendenziell langweilen. Sofern es um Drama geht. Brooklyn Nine-Nine ist allerdings eine waschechte Comedy. Im Fokus: der sich nie an die Regeln haltende Detective Jake Peralta (Andy Samberg, "Saturday Night Live") und sein gestrenger neuer Boss Captain Ray Holt (Andre Braugher, "Last Resort", "Man Of A Certain Age").
Ersteindruck:
Ohne Zweifel einer der stärksten Neuzugänge bisher. Der Einstieg gefiel mir richtig gut, Andy Samberg setzt halt wie schon im etwas dümmlichen, aber dennoch sehenswerten "Hot Rod" mehr auf Blödelei denn auf Schauspielerei. Sein Verhältnis zu seinem Chef und seiner Arbeit ist zu Beginn eine etwas heruntergefahrene Version von Sledge Hammmer zu Captain Trunk. Man mag auch an die Untergebenenbeziehungen bei "Lethal Weapon" oder "The Other Guys" denken. Wie auch immer: ich hatte auf ein solches Setting wirklich nochmal Lust und die Show traf bei mir direkt das Spaßzentrum. Nicht nur wegen des von mir hochgeschätzten Andre Braugher, der eine Idealbesetzung für den mürrischen Befehlshaber mit Herz darstellt, sondern weil auch die Nebenrollen für manchen Gag gut sind. Die zweite Episode war ein wenig schwächer, zeigte aber, dass man sich auf einem ordentlichen Niveau einpendeln kann.
Gucklistenstatus:
Sicher drauf. Dürfte wertungsmäßig die klassische, immer zwischen 4,5 und 5,0 Punkte liegende Comedyshow werden. Mit eventuell der Tendenz zum Ausreißer nach oben.
DADS
Zwei Mittdreißiger und Gründer einer Videospielefirma müssen sich mit ihren verhassten Vätern auseinandersetzen, die aus heiterem Himmel bei ihnen einziehen und für Chaos sorgen. Neue Show von Seth MacFarlane ("Family Guy", "TED")
Ersteindruck:
Seth, das ging aber mal voll in die Hose. Es tut einem schon fast leid um die Darsteller. Vor allem Seth Green ("Robot Chicken") und Giovanni Ribisi ("Friends") werden dermaßen in die Witzwüste geschickt und dort schmerzlichster Gagdürre ausgesetzt, dass das Zuschauen alleine schon wehtut. Unter diese Qual legt man dann auch noch ein Lachband, wo eigentlich tödliche Stille angesagt wäre. Es gibt nichts Schlimmeres für eine Comedy, als wenn der Betrachter sich ernsthaft fragt, ob bei Erstellung des laugh tracks ohne Rücksicht auf das Gebotene einfach mechanisch alle 10 Sekunden Gelächter aufgespielt wurde. Bei den Vätern (Martin Mull, "Arrested Development" / Peter Riegert, "Damages") hat man sich zumindest im Piloten noch minimale Mühe gegeben. Spätestens mit der zweiten Folge ist aber alles verloren. Die rangiert nämlich qualitativ auf einer Höhe mit RTL oder SAT1-Spielfilmproduktionen.
Gucklistenstatus:
Ernsthaft? Wenn ich Elend sehen will, schaue ich in den Spiegel (Zitat meines Bruders). Abgesetzt.
HELLO LADIES
Stephen Merchant, bekannt als Co-Autor von Ricky Gervais bei "The Office" und anderen Formaten, mit einer HBO-Comedy. Thema: erfolgreicher Webdesigner mit viel zu großer Wohnung sucht nach Erfolg bei Frauen und tappt dabei in jedes Fettnäpfchen, das ihm hingestellt wird. In den Nebenrollen: der frisch von seiner Liebsten verlassene Kumpel, der Anmach-Sprücheklopfer und Frauenvernascher im Rollstuhl und die attraktive Untermieterin, die unser Frauenheld in spe zunächst mal ignoriert.
Ersteindruck:
Die Briten nennen es cringe comedy, wenn der Zuschauer beim Betrachten eher peinlich berührt zusammensinkt statt laut loslacht. Hierzulande trifft es der Begriff Fremdschämen ganz gut. "Hello Ladies" schlägt erwartungsgemäß in diese Kerbe. Merchant mit seiner peinlichen, schlaksigen Art und dem manischen Grinsen ist in der Tat eine Herausforderung für die Frauenwelt. Teilweise schlicht und ergreifend ein Idiot, der bei der ersten Kontaktaufnahme mit einem flapsigen Spruch das Thema Abtreibung in die Konversation einbindet, teilweise aber auch einfach ein unbeholfener Typ auf der Suche nach Liebe. Ich fand den Piloten ganz in Ordnung, kann aber wirklich nicht vorhersagen, wann meine Fremdschamgrenze ausgelotet ist. Dafür bin ich mir ziemlich sicher, dass die Untermieterin am Ende die Idealfrau für unseren Charmeur sein wird. Fragt sich nur, wieviele Folgen er brauchen wird, um darauf zu kommen.
Gucklistenstatus:
Noch drauf. Für die Momente, wo ich die Versicherung brauche, im Gegensatz zu anderen Leuten kein fremdschamausstrahlendes Leben zu führen.
LUCKY 7
Sieben Mitarbeiter einer Tankstelle, deren Leben sich durch einen millionenschweren Gewinn in der Lotterie ändert. Basierend auf der britischen Serie "The Syndicate". Ich weiß jetzt schon, dass ich wieder schwer geschimpft dafür werde, nur die US-Version zu sehen. Sorry.
Ersteindruck:
Der Traum vom großen Geldsegen beschäftigt wohl jeden. Weniger die Frage, was man mit dem plötzlichen Reichtum anstellt, sondern eher: Was würde sich ändern? Wie würde man sich ändern? Könnte man damit umgehen? Würde man ein anderer Mensch werden? Würde einen das Geld unglücklich machen? Lucky 7 exerziert diese Ausgangssituation an mehreren Menschen durch, die ihren geringen Lohn bisher hart erarbeiten mussten. Dabei schmieden die Autoren schon vor der Gewinnbenachrichtigung kleine Dramen, die den Protagonisten im Laufe der Show noch ordentlich um die Ohren fliegen können. Finde ich interessant, die Charaktere haben das Potenzial, dass ich mich über sie aufregen oder mit ihnen mitfühlen werde.
Gucklistenstatus:
Sicher drauf. Und ich dürfte mich bei jeder Folge fragen, ob ich es in der Rolle der Gewinner besser machen würde.
Update: Die Mühe kann ich mir sparen, ABC hat die Show nach 2 Episoden abgesetzt. Toll. Ich suche jetzt mal nach dem britischen Original.
Demnächst:
Mom
Sleepy Hollow
The Crazy Ones
The Goldbergs
The Michael J.Fox Show
Trophy Wife
We Are Men
Das neue Serienjahr startet - und damit Inis Serienchecks. Wunderbar, so kann ich mir wenigstens rauspicken, was wirklich gut ist, ohne selbst reinschauen zu müssen... ;)
AntwortenLöschenZum alten Check: "Breaking Bad" habe ich noch vor mir. Die gesamte Staffel. Wird bestimmt hart Spoiler zu vermeiden, aber was muss, das muss. "Dexter" klingt unglaublich. Unglaublich schlecht. Werde irgendwann dennoch das alles zu Ende bringen.
In "MARVEL'S AGENTS OF S.H.I.E.L.D" habe ich dank Joss Whedon natürlich trotz akutem Zeitmangel einmal reingeschaut. Sehe ich ähnlich wie du, habe aber Hoffnung. Wenngleich ich mir für die neue Whedon-Serie auch ein anderes, originelleres Setting gewünscht hätte. Aber nun gut.
Der Rest sagt mir alles nichts. Evtl. wollte ich noch in "The Crazy Ones", "The Goldbergs" und "The Michael J.Fox Show" reinschauen, doch da warte ich nun erst einmal deinen Bericht ab :)
Zu Breaking Bad und der Dexter-Katastrophe schreibe ich nix mehr, aber bei den neuen Serien habe ich aktuell einen überraschenden Favoriten: Trophy Wife hat mir richtig viel Spaß gemacht. Mal schauen, vielleicht komme ich am Feiertag noch zum zweiten Teil mit den Neuzugängen.
AntwortenLöschenMarvels Agents of Shield gucke ich auch, bin aber ebenfalls nur bedingt begeistert. Ich werde sicher noch ein paar Folgen dran bleiben, aber wenn sich dann nichts tut, bin ich da auch weg. Leider ist der Ersteindruck tatsächlich sehr seicht geblieben und die Handlung wenig spannend gewesen.
AntwortenLöschenUnd das Schlimme: die zweite Episode war meiner Meinung nach noch schwächer. Ich bin kein Experte, aber diese Superheldenfilme schöpfen doch ihren Reiz aus tollen Effekten, coolen Sprüchen, generell guten Schauwerten. Da wirkt "Agents..." eher wie billig aus dem nächsten OBI zusammengeklöppelt.
AntwortenLöschen