Seriencheck (98)

Ich dachte mir: "Komm, fang das neue Jahr mit was Schönem an. Mit einem neuen Seriencheck! Alle Kandidaten waren brav, haben mich gut bis sehr gut unterhalten und kriegen entsprechend schöne Noten". Damit es aber nicht zu sehr Richtung heile Welt abdriftet, hänge ich noch die böse Liste der von mir abgesetzten TV-Serien an. Weil das Leben nun mal kein ARD/ZDF-Silvesterabendprogramm ist.

ASH VS EVIL DEAD SEASON 2 


Gefiel mir sogar um etwa ein abgerissenes Gliedmaß (also einen Viertelpunkt) besser als die eh schon überzeugend spaßig-blutige Vorgängerstaffel. Die Raimi-Brüder im Verbund mit ihrer Ekeleffekt-Spezialisten-Crew haben diesmal wirklich alle Schmodder-Schleusen geöffnet und im Bereich des von mir liebevoll genannten "Quatsch & Matsch"-Genres in jeder Episode einen denkwürdigen Moment und insgesamt prägende Arbeit geleistet. Dazu gibt es für die Fans noch eine Rückkehr an einen kultigen Ort, Ash reißt wie gewohnt seine blöden Sprüche und die Sidekicks nerven mich weiterhin keine Spur. Punktabzüge gab es nur für Bösewicht Baal, der mich vor allem zu Beginn nicht ganz überzeugen konnte. Aber das ist nur ein kleiner Eiterpickel auf einer sonst tadellos ausgedrückten Beule.

GESAMTWERTUNG: 5,25 Punkte (gut)   

GILMORE GIRLS - A YEAR IN THE LIFE 


Wer mir jetzt einen geschmeidigen, passenden Übergang von "Ash vs Evil Dead" zu den "Gilmore Girls" schreiben kann, melde sich bitte in den Kommentaren. Mir fällt nämlich gerade außer peinlichen Menstruations-Witzen keiner ein.


Über 9 Jahre nach der siebten Staffel kehren die Gilmore Girls also in Form von vier einstündigen Episoden (das Finale bekam noch eine halbe Stunde zusätzlich) zurück. Diesmal wieder mit Serienschöpferin Amy Sherman-Palladino sowie deren Ehemann David Palladino am Ruder. Aber Moment mal, weshalb gucke ich alter Sack das überhaupt? Weil ich witzige Frauen mit Hang zu schrägen Dialogen mag, mich schnatterhaft-schnelle Gesprächsabfolgen nicht stören, sondern grinsen lassen und Stars Hollow einfach die schrulligsten Nebendarsteller beheimatet: Kirk. Jackson. Paris. Michel. Taylor. Luke. Emily und Richard. Die Liste ließe sich locker fortsetzen, denn außer den Liebesaffären von Rory mochte ich eigentlich die komplette Riege. Hach, das Mädchen hat eben einfach nie "ihren" Luke gefunden. Okay, ich hör' schon auf.

Die nun auf Netflix laufende Mini-Serie hat mich insgesamt gut unterhalten. Mehr aber auch nicht, würde ich hinzufügen, wenn ich so offen gehässig wie Paris wäre. So ziemlich jedes bekannte Gesicht aus der Show hatte seinen Auftritt, es war einfach wieder schön, in Stars Hollow einzukehren, die Gespräche der beiden Gilmore Girls, die Lorelai-Emily-Kabbeleien und den mürrischen, aber gutmütigen Luke zu erleben. Von daher dürfte niemand, der die Show schon vorher verfolgt hat, enttäuscht werden. Für meinen Geschmack kamen angesichts der stattlichen Zahl von Gastauftritten allerdings die Kultcharaktere deutlich zu kurz. Da hätte ich mir mehr Michel-Gemeckere, Kirk-Beklopptheiten oder Taylor-Stadratsversammlungen gewünscht. Weshalb man dann Lorelai zu Beginn der letzten Episode noch alleine auf Selbstfindungssuche gehen lässt, ergibt da kaum Sinn. Die berühmten letzten vier Worte werde ich selbstverständlich nicht verraten, aber vor Überraschung umgehauen haben sie mich nicht.

"A Year In The Life" fühlte sich insgesamt wie eine gedrängte Wiedersehensparade mit allen Charakteren an, die quasi als Appetitanreger für eine richtige Staffel dienen sollte. Ich wäre dabei, die höhere Wertung spare ich mir eben dafür auf. Dann aber mehr Kirk für alle!

GESAMTWERTUNG: 5,17 Punkte (gut) 

WESTWORLD SEASON 1


Komplexe Angelegenheit, diese Show. In meinem serienguckenden Umfeld waren alle hellauf begeistert von der ersten Episode. Danach ging es mit fortschreitender Dauer für manche zu schleppend voran, manchen wurde es wiederum zu kompliziert. Andere ließen auch jenen, die es nicht wissen wollten, die neuesten Internetgerüchte und -theorien zukommen. Angebliche Plotholes wurden aufgedeckt und mit erhobenem Zeigefinger darauf gewiesen. Der aufgehende Star am Serienhimmel schien auf Sinkflug zu gehen. Als schließlich das Finale eine Auflösung für die allermeisten Fragen anbot, war ein kleiner Rest endgültig bedient ob der Unglaubwürdigkeit und Unlogik der Handlungen aller Beteiligten.

Puh. Jetzt meine Meinung. Ich bin kein Typ, der bei Serien von himmelhochjauzend zu hasserfüllt innerhalb von ein paar Folgen wechselt. Mich hatte "Westworld" von der ersten Folge an und auch wenn es mir im Mittelteil ein wenig zu wenig voranging, freute ich mich doch auf jede neue Geschichte aus der Welt der Roboter, Menschen und Robotern, die sich für Menschen halten. Der Show als Makel anzukreiden, dass einige Mysterien von der Internetcommunity vorzeitig aufgedeckt wurden, ist schon mal Quatsch. Können die Macher ja nichts für, wenn es Menschen mit zu viel Zeit, scharfen Augen und Mitteilungsbedürfnis gibt. Die letzten 90 Minuten boten Antworten, die für einige Zuschauer nicht nachvollziehbar gewesen sein mögen - nur ein paar Stichworte: kinderleicht änderbare Sicherheitseinstellungen, ausrangierte Keller und Stockwerke mit Zugang zum Netzwerk, die komplette Ahnungslosigkeit der Geldgeber und des Personals, was in den Glaskästen passiert. Für mich haben die überragenden Stärken von "Westworld" (Schauspieler, Ausstattung, Action, Mysterien, Storykniffe) diese Schwächen aber ausbügeln können. Das ist alles sicherlich eine Frage der persönlichen Gewichtung. Bei mir floss es derart in die Wertung ein, dass das Prädikat knapp verpasst wurde. Ich für meinen Teil freue mich auf eine Zweitsichtung als Vorbereitung zur zweiten Staffel, zu deren Start die notorischen "Das ist alles schrecklich dumm!!!!"-Rufer mit Sicherheit wieder mit dabei sein werden.
    
GESAMTWERTUNG: 5,90 Punkte (sehr gut)

THE WALKING DEAD S07E01-E08 


Abpfiff der ersten Hälfte und damit die traditionelle Halbzeitpause bei Rick Grimes und seinem Team. Die Untoten reichen Handtücher und Energygetränke, Muskeln werden gelockert, kritische Analysen angebracht und natürlich reichlich auf Negan, dieser unberechenbaren, überhart foulspielenden Sau, herumgeschimpft.

Dabei muss man anerkennen: die bisherige Staffel wäre ohne Negan ein brutaler Langeweiler. Sah man bei den paar Episoden, in denen der Blick auf zwei andere Kommunen gerichtet wurde. Klar, bei der Charakterzeichnung des grinsenden Apokalypse-Tyranns fasst man sich gerne an die Stirn, wenn er etwa Hobby-Assassine Carl verschont und auch sonst nicht alles in seinem Umfeld irre lachend mit seiner Lucille zertrümmert. Die Show stellt das Duell Negan gegen Rick in den Mittelpunkt und damit steht und fällt entsprechend die Rezeption seitens des Publikums. Ich für meinen Teil habe mich bei "The Walking Dead" schon weitaus schlechter unterhalten gesehen. Luft nach oben aber ist noch vorhanden.


DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH 8 EPISODEN: 4,91 Punkte (befriedigend)

Serienbarometer:

Brooklyn Nine Nine Season 4 (5,48 Punkte nach 12 Episoden)
Sie werden einfach nicht schlechter, die Geschichten um das New Yorker Polizeirevier mit den herrlich bescheuerten Uniformträgern (plus der unfassbaren Gina Linetti). Erneut klarer Kandidat für die beste Comedy-Serie in diesem Jahr. 

Life In Pieces Season 2 (4,88 Punkte nach 8 Episoden)
Ich mag die Serie weiterhin und bewundere das Konzept der 5-Minuten-Spaßgeschichten. Dennoch fehlen mir bisher noch die Spitzen, die richtig dicken Brüller, die Knallerepisödchen, die so nachwirken, dass ich die anderen Geschichten gleich mit hochbewerte. Bisher alles im 4,5 - 5,0 Punkte-Bereich.

Abgesetzt:

Designated Survivor Season 1 (4,31 Punkte nach 8 Episoden)
Die Show mit den schlimmsten Sideplots auf meiner aktuellen Guckliste. Irgendwann konnte ich einfach nicht mehr. Kiefer Sutherland als Präsident wider Willen ging ja in Ordnung, aber so richtig packen konnte mich die Serie trotzdem einfach nicht. Und immer dann, wenn es punktemäßig mal auf die 5 Punkte zuging, erwischte mich ein schlimmer Nebenhandlungsstrang, der mir die Lust aufs Weiterschauen vergällte. Sorry, ich guck mir ab 20.1. die neue Show "Designated Troublemaker" mit Donald Trump an. 

Dr. Ken Season 2 (4,0 Punkte nach 2 Episoden)
Nur kurz wieder reingeschaut und erkannt: Ken Jeong und Dave Foley reichen trotz ihrer Bemühtheit einfach nicht, um die Show aus der Mittelmäßigkeit zu hieven.

Son Of Zorn Season 1 (4,38 Punkte nach 8 Episoden)
Zorn hat sein Pulver leider schon frühzeitig verschossen. Okay, die Metapher ist für einen Fantasy-Schwertkämpfer schief. Dann steckt das Schwert eben fest und bewegt sich keinen Millimeter mehr. In den ersten Folgen war das Szenario samt einkopierter Comicfigur noch angenehm bekloppt, mit fortschreitender Dauer wird es jedoch gähnend langweilig. Eine der späteren Episoden musste ich sogar frühzeitig beenden, weil es so unterhaltsam war, wie He-Man bei der Fußpflege zuzusehen.

The Last Man On Earth Season 3 (3,88 Punkte nach 9 Episoden)
Ich war so tapfer. Habe eisern die dritte Staffel bis zur Winterpause gesehen. Daher auch die schlechteste Wertung von allen abgesetzten Serien. Denn es ist von Anfang bis Ende nicht mehr wirklich unterhaltsam, sondern im besten Fall durchschnittlich. Ich glaube sogar, die haben sich das Drehbuch mittlerweile gespart. Will Forte schreibt sich vor Beginn des Drehs ein paar höchstnervige Sprüche auf, die anderen improvisieren lustlos irgendwas zusammen und los geht's. Mein einziger Lichtblick January Jones hat schon innerlich aufgegeben und trottet nur noch in Militärkleidung herum. Dann bin ich jetzt auch draußen.

Demächst:

Homeland Season 6
The Man in The High Castle Season 2
Sherlock Season 4

Kommentare

  1. Oh, da fällt mir ein, dass ich "Ash vs. the Evil Dead" ja auch noch in der Weihnachtszeit schauen wollte. Wird nichts mehr, damit GoT Season 6 und TWD Season 6 voll in Beschlag genommen haben.

    Ansonsten freue ich mich natürlich auf "Westworld" und sobald ich in Rente bin, werde ich auch Zeit für mein Netflix-Abo finden... ;)

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  2. Aber dann die Kinder aussperren, wenn Ash vs Evil Dead läuft. Da verliert der Weihnachtsbaum sonst alle Nadeln und der Weihnachtsmann kommt nächstes Jahr mit der Kettensäge durch die Tür. Ich übernehme keine Kosten für Besuche beim Psychologen zwecks Trauma-Aufbereitung!

    Ich bin auch gespannt, was du zur Gilmore Girls-Mini-Serie sagst, da fehlt mir derzeit das Feedback.

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    1. Damit beschreibst du exakt mein Problem: Während die Kinder wach sind, kann ich gar nichts schauen. Somit verlagert sich mein Programm zurzeit gefährlich nahe Richtung Mitternacht, was meine Schlafzeit massiv verkürzt. Ab Sonntag wird das wieder geregelter. Wie soll ich damit nur umgehen?

      Feedback zu den "Gilmore Girls" werde ich erst irgendwann geben können, denn zurzeit ist einfach keine Zeit für Netflix.

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