Seriencheck (108)

Ich hätte wirklich Lust, mich zu beschweren. Schon wieder fast zwei Monate kein neuer Seriencheck! Was ist denn das los?
Wenig, um ehrlich zu sein. In letzter Zeit gab es nicht so die großen, neuen Knaller, gerade im Comedy-Bereich dümpelte einiges vor sich hin, was auf meiner Guckliste steht. Wenigstens startet nun "Silicon Valley" wieder, darauf setze ich aktuell meine Hoffnungen. Neben ein paar abgeschlossenen Shows und Ersteindrücken schreibe ich auch kurz etwas zu den etablierten Comedy-Serien, die mittlerweile alle mehr als die Hälfte ihrer Staffelfolgen hinter sich haben.

STAR TREK: DISCOVERY (SEASON 1)




Die neue Star Trek-Serie hat die Fans gespalten. Die einen desertierten gleich komplett rüber auf die USS Orville, andere meckerten über die neue Ausrichtung mit superkrassem Sporenantrieb, einem anweisungsresistenten und kaum sympathischen Captain Lorca sowie den neuen Klingonen, deren Sprachduktus inklusive nerviger Untertitelung generell wenig Freunde fand. Ich für meinen Teil stand den neuen Weltallabenteuern positiv gegenüber, fand den Ansatz erfrischend, konnte mit den ollen Stirngebirgsträgern aus Qo'noS eh nie viel anfangen und hatte stattdessen in Saru, dieser Mischung aus Angsthase und Bürovorsteher mit Alien-DNS sofort meinen Lieblingscharakter gefunden. Wertungsmäßig spiegelte sich dies in fast durchgehend 5,0 Punkten, mit dem Ausflug ins Spiegeluniversum und ein paar richtig netten Twists und Plotentwicklungen im letzten Drittel ging es sogar stetig eine Stufe höher. Genug geschrieben, Daumen hoch, knappes "Sehr gut" drauf, allgemeine Freude. Wäre da nicht das Finale gewesen...

Tja, denn dort reißen Michael Burham und Co. leider ziemlich viel von dem, was man sich im Laufe der Staffel aufgebaut hat, wieder mit dem Hintern ein. Okay, die Serie muss sich letztlich stimmig in den allgemein gültigen Star Trek-Kanon eingliedern; aber auf mich wirkte die letzte Episode, als hätte man einem brodelnden Vulkan den Stöpsel gezogen und das ganze flüssige Feuer wäre hinten den Abfluss blubberfrei runtergeschäumt. Oder als hätte Scotty in langen Überstunden die Warpspulen endlich auf Warp 11 getunt und dann beim Anfahren die Kiste absaufen lassen. Da steckte teilweise gar keine Mühe mehr dahinter, die aufgebaute Spannung glaubwürdig aufzulösen. Und so ist "Discovery" die erste Serie hier in meiner kleinen Rubrik, die es schafft, keine einzige durchschnittliche oder nur befriedigende Folge abzuliefern, sondern 10x 5,0 und 4x 5,5 Punkte einzufahren, aber dafür im Finale mit 3,5 Punkten zu unterwältigen. Auch eine Leistung. Unterm Strich reicht es dann doch "nur" für ein solides "Gut". Nachricht an das Sternenflotten-Hauptquartier: Bitte in der nächsten Staffel nicht nochmal so einen Fauxpas raushauen.

GESAMTWERTUNG: 5,21 PUNKTE (gut)  

THE X-FILES (SEASON 11)   



Das war es dann wohl. Akte zu, Deckel drauf, noch schnell die "I love Dana Scully"-Sticker abgepfriemelt und dann ab in die wohlverdiente Ablage. Comebacks sind freilich nie ausgeschlossen, aber die Quoten waren wenig berauschend, Gillian Anderson stellt sich für eine Fortsetzung nicht mehr zur Verfügung und das Finale funktionierte zumindest als brauchbares Ende der Show, wenn auch sonst zu nicht viel mehr.

Was schreiben wir also als finalen Vermerk? Akte X #11 war eine gemischte Tüte. Sehr gut waren von meiner Warte aus die over-the-top-silly-Episode "The Lost Art of Forehead Sweat" und die bewusst dialogarme, dafür stark inszenierte Automatisierungsdystopie "Rm9sbG93ZXJz". Für das Wiedersehen mit Richard Langly in "This" ließ ich gerne die 5,0 Punkte springen. Der Rest hingegen konnte für mich nicht mehr das ungute, grüblerische "Mmmh, nicht auszuschließen, dass es so passiert ist"-Gefühl aus den 90ern transportieren, sondern landete eher in der Kategorie "Naja, nicht wirklich". Vor allem das trashige "Nothing Lasts Forever" erinnerte mich an eine späte (und daher per se schlechte) Ausgabe von "American Horror Story". Und der große Storybogen? Wird im Finale zu einem Ende gebracht, wobei Chris Carter zwar ein eher mäßig gelungenes Bouquet seiner Verschwörungs- und Täuschungsfäden bindet, mit dem Fans der Serie aber leben können. Denn anders als der Abschluss der Vorgängerstaffel tat es beim Zuschauen diesmal nicht weh.

GESAMTWERTUNG:4,80 PUNKTE (befriedigend)


SANTA CLARITA DIET (SEASON 2)




Ich befürchte, ich werde mir nie wieder "Justified" ansehen können. So hieß die Show, in der Timothy Olyphant den schießfreudigen, unerbittlichen, aber coolen Sheriff aus Ost-Kentucky gab. Vorbei. Stattdessen sehe ich den guten Mann nur noch als nervös grinsendes Weichei vor mir, der mal wieder die Menschenfleisch-Eskapaden seiner untoten Ehefrau ausbügeln muss. Die erste Staffel fand ich damals richtig erfreulich frisch, eine sehr gut gelungene Mischung aus schräger Komödie, bisschen Ekelgedöns und der ständigen Frage "Was sollen nur die Nachbarn denken?". Zum Auftakt der neuen Folgen befürchtete ich schon, dass der Zauber verflogen, quasi das "Trademark" der Show bereits ausgelutscht sei.

Aber es sollte sich dann doch in die richtige Richtung entwickeln. Bedeutet: herrlich skurrile Momente wie die kopflastige Rolle von Nathan Fillion, die Nazis und ihre Schrankwand, der Tango, der "Dexter"-Tribute, der Blackout von Sheila (Drew Barrymore) oder das grinsende Portrait von Joel. Die Charaktere sind durch die Bank liebenswert, wobei aus meiner Sicht - ohne die Leistung des restlichen Casts schmälern zu wollen - Mr. Olyphant mittlerweile die Show zu einem beachtlichen Teil trägt. Ganz an die Qualität der Premierenstaffel kann man insgesamt nicht anknüpfen, was unter anderem an dem ziemlich unnötigen Nebenplot mit dem Fracking liegt, den man zweifelsfrei nur für eine Situation im Finale eingebaut hat. Wobei mir eben dieses Finale zum Ende hin dezent in Richtung "mmh, ein bisserl zu blöd ist das schon" rutschte.

GESAMTWERTUNG: 5,10 Punkte (gut)


ASH VS. EVIL DEAD (SEASON 3)



Eine Staffel bereits weiter im "Quatsch&Matsch"-Genre ist Ash Williams, der sich zu Beginn seiner neuen Schnetzeleien unerwartet als Vater einer Tochter im Teenager-Alter wiederfindet. Ansonsten alles wie gehabt. Das Böse will Slashy Ashys Stammbaum abholzen und läuft dabei forsch in die laufende Kettensäge. Sind wir mal ehrlich: Wir gucken das alle wegen der Sprüche von Oberkinn Bruce Campbell plus ein paar over-the-top Sauereien mit ordentlich Blut-und-Knochengemantsche. Nach vier Episoden in Season 3 ist diesbezüglich festzuhalten: Es wiederholt sich doch einiges, die Zahl kreativer Ekelkills der hochfeinen Sorte ist nun eben auch begrenzt, es schmoddert sich halt nicht mehr so lässig aus der Hüfte wie früher. Liegt derzeit bei mir direkt an der Schnittstelle zwischen befriedigend und gut. Bin gespannt, in welche Richtung es gehen wird.

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH VIER EPISODEN: 4,75 PUNKTE (befriedigend)

TIMELESS (SEASON 2)


Jetzt mal alle die Luft anhalten, denn: RITTENHOUSE ist zurück! Die umtriebige, böse Geheimorganisation, die mittels Zeitreisen ihre so schon schlimm große Macht noch steigern will und die generell an allem schuld ist. VERDAMMTES RITTENHOUSE! Ihre neueste Schandtat: Schläferzellen in der Vergangenheit einpflanzen, die dann unentdeckt die Geschichte korrumpieren. Pfui. Gut, dass unsere Helden Rufus, Lucy und Wyatt sich dem tapfer entgegenstellen.

Es war zweifelsfrei eine Überraschung, dass "Timeless" für eine zweite Staffel verlängert wurde. Als Fan von Zeitreisen gucke ich mir das gerne an, hier da fallen ein paar witzige Sprüche ab, man lernt ein bisschen was über (amerikanische) Geschichte, das Trio in der Zeitreisekapsel (Geschichtsprofessorin, Techniker, Muskelmann) wächst einem ans Herz. Mit dem neuen Schläferzellen-Plot geht allerdings nun größtmögliche Drehbuchfreiheit einher, will sagen: die Autoren können sich jeden Quatsch einfallen lassen. Bisher haben mich die Szenarien (Stock Car Rennen in den 50ern, Diebstahl des Drehbuchskripts zu "Citizen Kane") aber noch nicht packen können.

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH DREI EPISODEN:  4,33 PUNKTE (DURCHSCHNITTLICH)

HOMELAND (SEASON 7)


Ich überlege gerade, mir einen Vollbart wie Saul Berenson wachsen zu lassen. Was ganz klar nur eins bedeuten kann: Homeland hat mich wieder am Schlawittchen! Zwar hat man in der Welt von Carrie und Saul weiterhin keinen Trump-Typen im Weißen Haus, dafür spiegelt man aktuelle Themen wie russische Interventionen, Fake News und irre Verschwörungstheoretiker, denen von leichtgläubigen Landeiern Glauben geschenkt wird. Daneben muss sich unsere Heldin mittlerweile ihre Medizin selbst dosieren und Mr. Rauschebart als nationaler Sicherheitsberater die Kohlen aus dem Feuer holen. Läuft.

DURCHSCHNITTSWERTUNG NACH  SECHS EPISODEN: 5,18 PUNKTE (gut)

Zum Abschluss die Zwischenstände bei diversen Comedy-Serien, inklusive kurzer Bemerkungen:

Black-ish  4,58 Punkte (15 Episoden)
Läuft nicht rund bei den Johnsons. Nicht dass man nur noch ernste Themen anspricht, nein, es fehlen mir seit vielen Episoden einfach die richtig witzigen Momente.
 
Brooklyn Nine-Nine 5,23 (12)
Immer noch stabil wie die Brustmuskeln von Terry Crews.
 
Kevin Can Wait 4,47 (19)
Kevin versucht's mehr oder minder allein zu reißen. Klappt nicht immer. Und nein, das Zusammenspiel mit Leah hat halt nicht mehr King of Queens-Niveau.

L.A. to Vegas 4,50 (9)
Entwickelt sich auch nicht so gut wie gedacht. Peter Stormare ist im Drama wohl besser aufgehoben und Ed Weeks nervt mit seiner Unlustigkeit.

Life In Pieces 5,10 (14)
Hat sich nach der doch deutlich schwächeren zweiten Staffel mittlerweile gut gefangen.

Man With A Plan 4,76 (14)
Joey aus Friends schlägt Kevin aus King of Queens. Wegen besserem Ensemble und besseren Drehbüchern.

Modern Family 4,80 (16)
War auf einem richtig tollen Weg und haut dann jüngst drei wirklich nur durchschnittliche Episoden am Stück raus. Was den Schnitt wieder auf unter 5 Punkte schiebt. Schade.

Superior Donuts 4,33 (15)
Maz Jobrani und Judd Hirsch sind dann doch leider zu wenig, um überlegene Comedy zu backen. Bleibe wegen den beiden trotzdem dran.

The Goldbergs 5,02 (16)
Tun sich schwer, die guten 80er Jahre-Themen sind wohl durch. Heimsten dafür mit der Episode "Dinner with the Goldbergs" allerdings die Höchstwertung (6,0 Punkte) ein.

The Middle 4,28 (17)
Hey, man guckt es halt, weil es die letzte Staffel ist.

The Simpsons 4,68 (12)
Für eine Simpsons-Staffel jenseits der 20 gar nicht so übel.

Young Sheldon 4,63 (15)
Ist nun mal Sheldon. Guckt man weg, ohne dass es schmerzt. Hat ab und an auch nette Momente.

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