Seriencheck (80)
Letzten Monat gab es keinen Seriencheck, dafür platzt der im Mai fast aus allen Nähten. Staffeln, Serienfinals, Neustarts, eine deutsche (Mini)-Serie und möglicherweise eine neue Unterkategorie namens "NotMyKindOfShow". Was allerdings nicht schlimm ist, denn es kommt mittlerweile so viel Zeugs raus, wenn ich das alles prima finden würde, müsste ich mich direkt im Fernsehzimmer einzäunen wie einst Al Bundy. Zum Start kümmere ich mich heute um Serien, die ich komplett gesehen habe, der Rest folgt im Laufe des Monats.
BETTER CALL SAUL (SEASON 1)
Die Frage, die sich alle Walter White-Jünger stellen, wird hier und jetzt unmissverständlich beantwortet: Ist es so geil wie "Breaking Bad"?
Naja, schon, aber...also... ich sag mal: Vergleicht man die jeweils ersten Staffeln, liegt "Better Call Saul" vorne. Aber an "Breaking Bad" in seiner Blütezeit kommen die Abenteuer von Slippin' Jimmy noch nicht heran.
Viel von ihrer Wertigkeit erlangt die Show ohne Zweifel durch ihre handwerklich überragende Machart und den Auftritt bekannter Gesichter aus dem Universum der Crystal-Meth-Saga. Mit der Figur des Mike Ehrmantraut hat man nicht nur einen Charakter, von dem man weiß, wie großartig er noch werden wird, sondern auch den Schauspieler Jonathan Banks, der in der besten Episode der Serie (Five-O) den Zuschauer mit seiner Darstellung emotional packt und nicht mehr loslässt.
Der Rest der gerade mal 10 Episoden bleibt stets auf einem guten bis sehr guten Niveau, an manchen vom Aufbau sehr gemächlich vorangehenden Stellen hätte ich mir aber mehr von Sauls Eskapaden gewünscht, die wohl erst ab der zweiten Season zu sehen sein werden. Das Finale konnte mich jetzt auch nicht hundertprozentig überzeugen, markiert es doch eher den Abschluss einer Entwicklung, als noch einen Höhepunkt zu setzen.
Sorgen muss man sich um die Show selbstverständlich keine machen. Das Ding wird mit großer Sicherheit von Staffel zu Staffel besser werden und ich freue mich darauf, den nächsten Schatz an versteckten Easter Eggs ausfindig zu machen.
GESAMTWERTUNG: 5,60 Punkte (sehr gut)
HOUSE OF CARDS (SEASON 3)
Mittlerweile habe ich die dritte Staffel durch und stehe vor einem kleinen Dilemma. Kevin Spacey finde ich klasse, von dem schaue ich mir sogar gerne Werbespots an, wie er in wohl mehr funktional hochwertigen denn attraktiven Autoklötzen französischer Bauart durch die Gegend kutschiert. Dass in der aktuellen Ausgabe der Politik-Abenteuer der Underwoods weder er noch Robin Wright enttäuschen, bedarf wohl keiner Erwähnung. Beim Gegenüberstellen des diesjährigen Plots mit dem der vorherigen Seasons werde allerdings zumindest ich das Gefühl nicht los, als hätten die Macher aufgrund des Erfolges eher mal eine kleine Zwischenstation eingelegt. So nach dem Motto: „Das Ding läuft noch ein paar Jahre, wir können jetzt nicht jedes Mal einen draufsetzen, sonst landen wir in der „24- Eine Atombombe ist nicht genug“-Spirale“.
Sprich: Ich hatte mir von der Ausgangskonstellation etwas mehr erwartet. Zwar setzt es hier und da die gewohnten „Das hat Frank jetzt doch nicht wirklich“-Spitzen, die direkten Anreden an den Zuschauer funktionieren auch weiterhin, aber den letzten Kick bringt die Geschichte für mich nicht auf den Schirm. Gerade in der Mitte der Staffel musste ich doch wertungsmäßig einmal 4 (durchschnittlich) und einmal 4,5 Punkte (befriedigend) geben, was sich in der Schlusswertung widerspiegelt. Insgesamt daher die bisher schwächste Staffel, allerdings deutet das Finale an, dass es in den kommenden Kapiteln wieder richtig zur Sache gehen wird.
GESAMTWERTUNG: 5,29 Punkte (gut)
GALAVANT (SEASON 1)
Es ist eine tückische Krankheit, die vor allem Haushalte mit kleinen Kindern befällt. Elterliche OverFROZENisierung oder anders ausgedrückt: die Unfähigkeit erwachsener Menschen, nach „Frozen“ und dem von kindlicher Seite aufgezwungenen Auswendiglernen sämtlicher Liedtexte wieder Zugang zu und Freude an einer Produktion mit dem Thema „Musical“ und „Märchen“ zu finden. Der alte Serienonkel Ini empfiehlt in diesem Fall Galavant. Erzählt wird die Geschichte um den edlen Ritter selben Namens, der beliebt beim Volk, verliebt in seine makellose Maid Madalena und obendrauf sangesstark und -freudig ist. Bis der böse König Richard auftaucht, die holde Liebste entführt, woraufhin... nun ja, danach wird es kompliziert. Und stellenweise herrrlich köstlich schräg.
Denn Galavant nimmt sich erfrischenderweise selbst nicht ernst. Die Songs sind schmissig und nehmen viele Klischees auf die Schippe, die Geschichte driftet beachtlich vom üblichen Lauf der Märchendinge ab, die Charaktere (allen voran der aus Psych bekannte Timothy Omundson als König) nehmen fast schon montypythoneske Züge an, es gibt Gastauftritte von Weird Al Yankovic, John Stamos oder Ricky Gervais, kurz gefasst: die Show ist eine Mischung aus Dr. Horrible, Ritter der Kokosnuss und Märchen. Mich hatte Galavant bereits mit der Eröffnungsnummer und dem Hauptthema, dessen Melodie man sich wirklich chirurgisch entfernen lassen muss.
Der Wermutstropfen muss allerdings auch eingeschenkt werden: nach schon 8 Episoden (die von ABC auch noch im Zweierpack versendet wurden) ist Schluss und eine Fortsetzung nicht geplant. Sehr, sehr schade. Weshalb ich nur hoffen kann, dass die Serie vielleicht im Nachhinein ein wenig Kultstatus erhält und danach von Netflix, amazon, Yahoo oder anderen Sendern doch noch fortgeführt wird. Von mir eine dicke Empfehlung nicht nur an Menschen, die endlich "Let It Go" aus den Ohren gespült haben wollen.
GESAMTWERTUNG: 5,56 Punkte (sehr gut)
JUSTIFIED (SEASON 6)
Ich ziehe meinen Stetson vor dieser abschließenden Staffel, lege meinen Colt ehrfürchtig nieder, gehe in den Berg und schreie ein „Hol’s der Holler, war das eine geile Show“ Richtung Ost-Kentucky. Nachdem die vierte Staffel bei mir als bisher einzige unterhalb der „Gut“-Wertung landete, hat man erneut alles richtig gemacht. SO muss man einer Show wie Justified die letzte Ehre erweisen. Alle liebgewonnenen Nebenfiguren nochmals abfeiern (und gegebenenfalls mit einem tödlichen Schuss abtreten lassen), lang gewebte Storystränge zusammenführen, schweinecoole Gangstertypen präsentieren wie Avery Markam (Sam Elliott) oder dessen Handlanger Boon (Jonathan Tucker), ein letztes großes Duell aufbauen, anfüttern und dann doch anders als gedacht abschließen, um am Ende den Zuschauer zufrieden auf dem Sofa aufseufzen zu lassen. Wer mit dem Modern-Wild-West-Cowboy-Law-And-Order-Setting etwas anfangen kann und von der Pilotfolge "Fire in the Hole" anno 2012 gepackt wurde wie ich damals, darf ohne Zucken in der Schusshand direkt die Komplettbox bestellen und sich auf gelungene Unterhaltung einstellen.
GESAMTWERTUNG: 5,71 Punkte (sehr gut)
THE LAST MAN ON EARTH (SEASON 1)
Phil Tandy Miller ist ein Vorbild für uns alle. Für uns Männer. Für uns Männer nach der Apokalypse. Für uns Männer nach der Apokalypse, die wir darauf bedacht sind, nicht alles falsch zu machen und große Scheiße zu bauen. Denn im Allesfalschmachen und Großscheißebauen ist Phil Tandy Miller einfach der Beste auf der ganzen weiten, wenn auch ziemlich entvölkerten Welt.
Ich hatte meinen Spaß mit dieser etwas anderen Art des Lebens nach dem Aussterben der menschlichen Spezies. Die Show gab mir vor allem direkt im Anschluss an manche öde „The Walking Dead“-Episode wieder ein wenig Freude zurück. Es gilt allerdings wie mittlerweile so oft bei US-Comedyshows: Wer gar nicht mit Fremdscham umgehen kann, dürfte hier kaum seine Erfüllung finden. Denn es ist teilweise zum Zähneknirschen, wie unser Held in die Fettnäpfe tritt, sich es mit allem und jedem verdirbt oder einfach nur als peinliche Wurst rüberkommt. Anfang und Ende bilden ein wenig die Klammer dieser Staffel, denn just diese beiden Folgen sind in meinen Augen ein wenig schwächer ausgefallen als der Rest, weshalb es letztlich nicht ganz für die Wertung „sehr gut“ gereicht hat. Ich freue mich auf die schon gesicherte zweite Season.
GESAMTWERTUNG: 5,37 Punkte (gut)
FRESH OFF THE BOAT (SEASON 1)
Nach 13 Episoden ist die erste Staffel der asiatisch-amerikanischen Serie bereits beendet, eine Verlängerung ist trotz recht guter Quoten derzeit noch in der Schwebe. Ich bin ein wenig zwiegespalten; einerseits mochte ich die Geschichten, die sich um die Eltern drehten, die Idee mit dem success perm, also der Erfolgsfrisur, mit der man gegenüber seinen Verwandten angibt, den Aufprall der Kulturen, wenn typische Asiaten Basketball spielen oder Wildwest-Restaurants eröffnen. Andererseits konnte ich mit dem rebellischen HipHop-Kid und seiner rapgeprägten Ausdrucksweise ziemlich wenig anfangen. Die komödiantische Rolle der Großmutter hat sich mir bis dato sogar komplett verschlossen. Für mich ein klarer Fall von „ganz nett genug, um ab und an gut zu sein“, weshalb der Großteil der Folgen auch irgendwo im Wertungsspektrum zwischen 4,0 und 5,0 landete. Folgerichtig trifft man sich in der Endabrechnung fast genau in der Mitte. Würde ich es im Falle der Weiterführung gucken? Käme sicherlich darauf an, wieviele Comedies nachrücken bzw. wegfallen, aber wahrscheinlich schon.
GESAMTWERTUNG: 4,54 Punkte (befriedigend)
EICHWALD, MdB (SEASON 1)
Ich musste selbst schmunzeln, als ich eben das SEASON 1 hingeschrieben habe. Denn Eichwald, MdB ist eines dieser ZDF-Experimente, die man ganz klammheimlich am Zuschauer vorbeisenden möchte. Nur vier Folgen, läuft auf ZDFneo, alle Folgen sind aber in der Mediathek des Senders abrufbar.
Hans-Josef "Hajo" Eichwald ist der typische Hinterbänkler im Bundestag, der täglich mit seinem vor Kompetenz strotzenden Team darum kämpft, wahrgenommen zu werden, um die Wähler aus seinem Wahlkreis von seiner Unentbehrlichkeit zu überzeugen. Bei dieser Tätigkeit wird ein ruppig-herzlicher Ton angeschlagen, Fluchen gehört zum täglichen Geschäft, Versagen ebenso. Wem jetzt bei dieser Konstellation die Namen "Armando Iannuci", "The Thick Of It" oder "Veep" vor der Netzhaut umhertanzen, darf sich ein Kreuz auf die Wiederwahlkarte malen. Denn das ist hier quasi die deutsche Fassung, so wie "Lerchenberg" (das ich zwar bemüht, aber dann doch qualitativ ein gutes Stück weit vom Original und daher nicht so prall fand) damals der Versuch war, "30Rock" einzudeutschen.
Das Urteil: Hab ich wirklich gerne gesehen. Natürlich trübt die Gewissheit, lediglich eine an deutsche Verhältnisse angepasste Kopie zu verfolgen, um einiges den Spaß. Aber es ist handwerklich gut gemacht, die Schauspieler liefern ihre Sprüche ordentlich, Bernhard Schütz als Protagonist hat sich bei mir alle respektvollen Ehren erspielt und gerade die Folge um die Lebensmittelampel zeigt, wie man den Regulierungs- und Aufklärungsverhinderungswahn vieler politischer Projekte in eine witzige halbe Stunde verpacken kann. Daher von mir ein aufmunterndes "Hey, ZDF, das braucht ihr nicht zu verstecken. Einfach direkt nach der heute show mal ins Programm reinklemmen und gut ist".
Weil vier Folgen bei mir keine Staffel ausmachen, vergebe ich nur eine Stammnote. Und da lande ich trotz einiger Abzüge bei der Originalität doch knapp im „Gut“.
GESAMTWERTUNG: 5 Punkte (gut)
BETTER CALL SAUL (SEASON 1)
Die Frage, die sich alle Walter White-Jünger stellen, wird hier und jetzt unmissverständlich beantwortet: Ist es so geil wie "Breaking Bad"?
Naja, schon, aber...also... ich sag mal: Vergleicht man die jeweils ersten Staffeln, liegt "Better Call Saul" vorne. Aber an "Breaking Bad" in seiner Blütezeit kommen die Abenteuer von Slippin' Jimmy noch nicht heran.
Viel von ihrer Wertigkeit erlangt die Show ohne Zweifel durch ihre handwerklich überragende Machart und den Auftritt bekannter Gesichter aus dem Universum der Crystal-Meth-Saga. Mit der Figur des Mike Ehrmantraut hat man nicht nur einen Charakter, von dem man weiß, wie großartig er noch werden wird, sondern auch den Schauspieler Jonathan Banks, der in der besten Episode der Serie (Five-O) den Zuschauer mit seiner Darstellung emotional packt und nicht mehr loslässt.
Der Rest der gerade mal 10 Episoden bleibt stets auf einem guten bis sehr guten Niveau, an manchen vom Aufbau sehr gemächlich vorangehenden Stellen hätte ich mir aber mehr von Sauls Eskapaden gewünscht, die wohl erst ab der zweiten Season zu sehen sein werden. Das Finale konnte mich jetzt auch nicht hundertprozentig überzeugen, markiert es doch eher den Abschluss einer Entwicklung, als noch einen Höhepunkt zu setzen.
Sorgen muss man sich um die Show selbstverständlich keine machen. Das Ding wird mit großer Sicherheit von Staffel zu Staffel besser werden und ich freue mich darauf, den nächsten Schatz an versteckten Easter Eggs ausfindig zu machen.
GESAMTWERTUNG: 5,60 Punkte (sehr gut)
HOUSE OF CARDS (SEASON 3)
Mittlerweile habe ich die dritte Staffel durch und stehe vor einem kleinen Dilemma. Kevin Spacey finde ich klasse, von dem schaue ich mir sogar gerne Werbespots an, wie er in wohl mehr funktional hochwertigen denn attraktiven Autoklötzen französischer Bauart durch die Gegend kutschiert. Dass in der aktuellen Ausgabe der Politik-Abenteuer der Underwoods weder er noch Robin Wright enttäuschen, bedarf wohl keiner Erwähnung. Beim Gegenüberstellen des diesjährigen Plots mit dem der vorherigen Seasons werde allerdings zumindest ich das Gefühl nicht los, als hätten die Macher aufgrund des Erfolges eher mal eine kleine Zwischenstation eingelegt. So nach dem Motto: „Das Ding läuft noch ein paar Jahre, wir können jetzt nicht jedes Mal einen draufsetzen, sonst landen wir in der „24- Eine Atombombe ist nicht genug“-Spirale“.
Sprich: Ich hatte mir von der Ausgangskonstellation etwas mehr erwartet. Zwar setzt es hier und da die gewohnten „Das hat Frank jetzt doch nicht wirklich“-Spitzen, die direkten Anreden an den Zuschauer funktionieren auch weiterhin, aber den letzten Kick bringt die Geschichte für mich nicht auf den Schirm. Gerade in der Mitte der Staffel musste ich doch wertungsmäßig einmal 4 (durchschnittlich) und einmal 4,5 Punkte (befriedigend) geben, was sich in der Schlusswertung widerspiegelt. Insgesamt daher die bisher schwächste Staffel, allerdings deutet das Finale an, dass es in den kommenden Kapiteln wieder richtig zur Sache gehen wird.
GESAMTWERTUNG: 5,29 Punkte (gut)
GALAVANT (SEASON 1)
Es ist eine tückische Krankheit, die vor allem Haushalte mit kleinen Kindern befällt. Elterliche OverFROZENisierung oder anders ausgedrückt: die Unfähigkeit erwachsener Menschen, nach „Frozen“ und dem von kindlicher Seite aufgezwungenen Auswendiglernen sämtlicher Liedtexte wieder Zugang zu und Freude an einer Produktion mit dem Thema „Musical“ und „Märchen“ zu finden. Der alte Serienonkel Ini empfiehlt in diesem Fall Galavant. Erzählt wird die Geschichte um den edlen Ritter selben Namens, der beliebt beim Volk, verliebt in seine makellose Maid Madalena und obendrauf sangesstark und -freudig ist. Bis der böse König Richard auftaucht, die holde Liebste entführt, woraufhin... nun ja, danach wird es kompliziert. Und stellenweise herrrlich köstlich schräg.
Denn Galavant nimmt sich erfrischenderweise selbst nicht ernst. Die Songs sind schmissig und nehmen viele Klischees auf die Schippe, die Geschichte driftet beachtlich vom üblichen Lauf der Märchendinge ab, die Charaktere (allen voran der aus Psych bekannte Timothy Omundson als König) nehmen fast schon montypythoneske Züge an, es gibt Gastauftritte von Weird Al Yankovic, John Stamos oder Ricky Gervais, kurz gefasst: die Show ist eine Mischung aus Dr. Horrible, Ritter der Kokosnuss und Märchen. Mich hatte Galavant bereits mit der Eröffnungsnummer und dem Hauptthema, dessen Melodie man sich wirklich chirurgisch entfernen lassen muss.
Der Wermutstropfen muss allerdings auch eingeschenkt werden: nach schon 8 Episoden (die von ABC auch noch im Zweierpack versendet wurden) ist Schluss und eine Fortsetzung nicht geplant. Sehr, sehr schade. Weshalb ich nur hoffen kann, dass die Serie vielleicht im Nachhinein ein wenig Kultstatus erhält und danach von Netflix, amazon, Yahoo oder anderen Sendern doch noch fortgeführt wird. Von mir eine dicke Empfehlung nicht nur an Menschen, die endlich "Let It Go" aus den Ohren gespült haben wollen.
GESAMTWERTUNG: 5,56 Punkte (sehr gut)
JUSTIFIED (SEASON 6)
Ich ziehe meinen Stetson vor dieser abschließenden Staffel, lege meinen Colt ehrfürchtig nieder, gehe in den Berg und schreie ein „Hol’s der Holler, war das eine geile Show“ Richtung Ost-Kentucky. Nachdem die vierte Staffel bei mir als bisher einzige unterhalb der „Gut“-Wertung landete, hat man erneut alles richtig gemacht. SO muss man einer Show wie Justified die letzte Ehre erweisen. Alle liebgewonnenen Nebenfiguren nochmals abfeiern (und gegebenenfalls mit einem tödlichen Schuss abtreten lassen), lang gewebte Storystränge zusammenführen, schweinecoole Gangstertypen präsentieren wie Avery Markam (Sam Elliott) oder dessen Handlanger Boon (Jonathan Tucker), ein letztes großes Duell aufbauen, anfüttern und dann doch anders als gedacht abschließen, um am Ende den Zuschauer zufrieden auf dem Sofa aufseufzen zu lassen. Wer mit dem Modern-Wild-West-Cowboy-Law-And-Order-Setting etwas anfangen kann und von der Pilotfolge "Fire in the Hole" anno 2012 gepackt wurde wie ich damals, darf ohne Zucken in der Schusshand direkt die Komplettbox bestellen und sich auf gelungene Unterhaltung einstellen.
GESAMTWERTUNG: 5,71 Punkte (sehr gut)
THE LAST MAN ON EARTH (SEASON 1)
Phil Tandy Miller ist ein Vorbild für uns alle. Für uns Männer. Für uns Männer nach der Apokalypse. Für uns Männer nach der Apokalypse, die wir darauf bedacht sind, nicht alles falsch zu machen und große Scheiße zu bauen. Denn im Allesfalschmachen und Großscheißebauen ist Phil Tandy Miller einfach der Beste auf der ganzen weiten, wenn auch ziemlich entvölkerten Welt.
Ich hatte meinen Spaß mit dieser etwas anderen Art des Lebens nach dem Aussterben der menschlichen Spezies. Die Show gab mir vor allem direkt im Anschluss an manche öde „The Walking Dead“-Episode wieder ein wenig Freude zurück. Es gilt allerdings wie mittlerweile so oft bei US-Comedyshows: Wer gar nicht mit Fremdscham umgehen kann, dürfte hier kaum seine Erfüllung finden. Denn es ist teilweise zum Zähneknirschen, wie unser Held in die Fettnäpfe tritt, sich es mit allem und jedem verdirbt oder einfach nur als peinliche Wurst rüberkommt. Anfang und Ende bilden ein wenig die Klammer dieser Staffel, denn just diese beiden Folgen sind in meinen Augen ein wenig schwächer ausgefallen als der Rest, weshalb es letztlich nicht ganz für die Wertung „sehr gut“ gereicht hat. Ich freue mich auf die schon gesicherte zweite Season.
GESAMTWERTUNG: 5,37 Punkte (gut)
FRESH OFF THE BOAT (SEASON 1)
Nach 13 Episoden ist die erste Staffel der asiatisch-amerikanischen Serie bereits beendet, eine Verlängerung ist trotz recht guter Quoten derzeit noch in der Schwebe. Ich bin ein wenig zwiegespalten; einerseits mochte ich die Geschichten, die sich um die Eltern drehten, die Idee mit dem success perm, also der Erfolgsfrisur, mit der man gegenüber seinen Verwandten angibt, den Aufprall der Kulturen, wenn typische Asiaten Basketball spielen oder Wildwest-Restaurants eröffnen. Andererseits konnte ich mit dem rebellischen HipHop-Kid und seiner rapgeprägten Ausdrucksweise ziemlich wenig anfangen. Die komödiantische Rolle der Großmutter hat sich mir bis dato sogar komplett verschlossen. Für mich ein klarer Fall von „ganz nett genug, um ab und an gut zu sein“, weshalb der Großteil der Folgen auch irgendwo im Wertungsspektrum zwischen 4,0 und 5,0 landete. Folgerichtig trifft man sich in der Endabrechnung fast genau in der Mitte. Würde ich es im Falle der Weiterführung gucken? Käme sicherlich darauf an, wieviele Comedies nachrücken bzw. wegfallen, aber wahrscheinlich schon.
GESAMTWERTUNG: 4,54 Punkte (befriedigend)
EICHWALD, MdB (SEASON 1)
Copyright: Daniela Incoronato / ZDF
Ich musste selbst schmunzeln, als ich eben das SEASON 1 hingeschrieben habe. Denn Eichwald, MdB ist eines dieser ZDF-Experimente, die man ganz klammheimlich am Zuschauer vorbeisenden möchte. Nur vier Folgen, läuft auf ZDFneo, alle Folgen sind aber in der Mediathek des Senders abrufbar.
Hans-Josef "Hajo" Eichwald ist der typische Hinterbänkler im Bundestag, der täglich mit seinem vor Kompetenz strotzenden Team darum kämpft, wahrgenommen zu werden, um die Wähler aus seinem Wahlkreis von seiner Unentbehrlichkeit zu überzeugen. Bei dieser Tätigkeit wird ein ruppig-herzlicher Ton angeschlagen, Fluchen gehört zum täglichen Geschäft, Versagen ebenso. Wem jetzt bei dieser Konstellation die Namen "Armando Iannuci", "The Thick Of It" oder "Veep" vor der Netzhaut umhertanzen, darf sich ein Kreuz auf die Wiederwahlkarte malen. Denn das ist hier quasi die deutsche Fassung, so wie "Lerchenberg" (das ich zwar bemüht, aber dann doch qualitativ ein gutes Stück weit vom Original und daher nicht so prall fand) damals der Versuch war, "30Rock" einzudeutschen.
Das Urteil: Hab ich wirklich gerne gesehen. Natürlich trübt die Gewissheit, lediglich eine an deutsche Verhältnisse angepasste Kopie zu verfolgen, um einiges den Spaß. Aber es ist handwerklich gut gemacht, die Schauspieler liefern ihre Sprüche ordentlich, Bernhard Schütz als Protagonist hat sich bei mir alle respektvollen Ehren erspielt und gerade die Folge um die Lebensmittelampel zeigt, wie man den Regulierungs- und Aufklärungsverhinderungswahn vieler politischer Projekte in eine witzige halbe Stunde verpacken kann. Daher von mir ein aufmunterndes "Hey, ZDF, das braucht ihr nicht zu verstecken. Einfach direkt nach der heute show mal ins Programm reinklemmen und gut ist".
Weil vier Folgen bei mir keine Staffel ausmachen, vergebe ich nur eine Stammnote. Und da lande ich trotz einiger Abzüge bei der Originalität doch knapp im „Gut“.
GESAMTWERTUNG: 5 Punkte (gut)
Nach einem Tag re:publica bin ich nur zu durch, um wieder zu jammern, dass ich ohnehin keine der neuen Serien gesehen habe. Allerdings habe ich dafür den Netflix CEO über u.a. "House of Cards" reden hören und bin nun noch heißer auf die Serie. Ah, es ist schon wirklich nicht leicht... wird Zeit, dass das Haus steht, das Internet schneller ist und ich endlich Netflix nutzen kann! :D
AntwortenLöschenIch drücke dir die Daumen, dass diese tv-seriengenusshindernden Gegebenheiten rasch beseitigt sind. Den Netflix-Boss hätte ich mal dezent zur Seite genommen und ihm Galavant gezeigt, damit das Ding ein krönend schönes Happyend verpasst bekommt.
AntwortenLöschenMmmh, wirklich noch keine House of Cards-Blur-ray im Haus? Zumindest S1 wird doch ab und an preiswert angeboten.
Cool, ich habe soeben die Blur-ray erfunden.
LöschenVerschwommenes Bild in HD! Eine Millionenidee!
Der Meinung von House of Cards stimme ich zu, auch ich war ganz dezent enttäuscht und habe die ganze Zeit den Twist vermisst, den genialen Plan, den Frank die ganze Zeit verfolgt hat und der erst am Ende wirklich klar wurde. Hier ist er viel mehr Getriebener und muss sich zurechtfinden, anstatt dass er sein Handeln wirklich im Griff hat. Ich bin trotzdem gespannt, wie es weitergeht.
AntwortenLöschenGanz genau, es fehlte einfach was. Unterhaltsam war es wegen der Darsteller (auch den russischen Präsidenten fand ich sehr gut) aber allemal.
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