Das Wort zum EM-Spieltag #16: FRA-BEL 1:0, POR-SVN 3:0 (n.E.)
FRANKREICH - BELGIEN 1:0
Zweiter Gruppe D gegen Zweiter Gruppe E - das hätte nach meinem Wissensstand eigentlich Österreich gegen Rumänien sein sollen. Und damit das ideale Achtelfinale, um exklusiv auf MagentaTV zu laufen. Was hätten der Kerner, der Ballack und die Wontorra sich aus dem Kreuz leiern müssen, um das Ding zu bewerben. "Unser fescher Nachbar aus dem Süden gegen die blutrünstigen Draculas aus Transsilvanien", während auf dem Riesendisplay im Hintergrund ein putziger kleiner Vampir mit Mini-Umhang von einem jodelnden Andreas Gabalier gnadenlos zu Staub gesungen wird. So aber geht die Auszeichnung "Wird nur bei der Telekom versendet" an die Partie Österreich gegen die Türkei. Ich ahne was mit Kaiserschmarrn im Döner und Kerner kaut darauf herum. Besser nicht drüber nachdenken.
Wer hat mehr enttäuscht? Die Franzosen immerhin unbesiegt gegen die Niederlande, naja. Tolles 1:1 gegen Polen, husthust. Und den Ösi durch ein Eigentor abgewatscht, hui. Die Nasenmaske von Mbappé hat mich auch nicht beeindruckt, aber doch mehr als diese Leistungsschau auf dem Platz.
"Belgien, du hast mein Herz verloren" schrieb ich letzten Mittwoch auf Twitter/X. Was mich zu der Frage bringt: Weshalb gibt es eigentlich nur Songs zur EM und nicht während? Einfach brandaktuell auf Ereignisse eingehend? Ist ja nicht so, dass es ewig dauern würde, die Lieder zu produzieren, hallo Kumpel KI. Meine Nummer würde als schmachtende Ballade ebenso funktionieren wie als leicht wummernde Depri-Hymne, über die Billie Eilish hastig ein paar Zeilen nuschelt. Und wenn "England, dein beschissenes Glück kotzt mich an" nicht ein Gassenhauer auf den Fanmeilen rundum Gelsenkirchen wird, weiß ich auch nicht weiter.
Was ich zum Ausdruck bringen will: Haut heute mal was raus, Belgien. Ärgert den Ronaldo im Viertelfinale. Im Halbfinale schließlich, "Wir zwei und du wieder schlecht drauf", das hört sich doch toll an.
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Treffen zwei Mannschaften im Achtelfinale einer EM aufeinander. Beide nach vorne ohne Risiko, ohne Ideen, ohne Torgefahr. Pässe und Flanken ins Nichts, Weitschüsse deutlich drüber. Hinten beide stabil, sodass rasch Langeweile herrscht.
Kommt der Fußballgott vorbei: "Hihi, wie lustig wäre es jetzt, wenn der Franzose wieder durch ein Eigentor gewinnt?". Prompt fällt das 1:0 durch ein Eigentor von Vertonghen. Keiner lacht.
Da beschwert sich einer lautstark beim Fußballgott. "Warum beschwerst du dich, Sterblicher?" will der Fußballgott wissen. "Ich habe das Ergebnis richtig, kann meinen Wettschein aber trotzdem wegschmeißen!".
"Ja, wieso, das denn?"
"Ich hatte bei den zwei Mannschaften auf 1:0 nach Elfmeterschießen getippt"
PORTUGAL - SLOWENIEN 3:0 (n.E.)
Exzellente Torhüter waren Cristiano Ronaldo ein Graus. Was hatte er gestern Abend wild und zügellos gefeiert, als Mamardashvili und seine schurkischen Gesellen endlich aus dem Turnier geflogen waren: Einen extra Tropfen Olivenöl an den Salat gemischt, einen von tausend täglichen Situps frech ausgelassen und den Bildschirmschoner am Rechner von seinem EM-Gewinnerposerbild 2016 auf ein kleines Stück fettarme Pizza Margherita umgestellt. Das war ein Leben!
Heute wollte sich dieser Jan Oblak seiner nicht ansatzweise in die Jahre gekommenen Abschlusskraft entgegenstellen. Ihn kannte er noch von seinen Duellen gegen Atletico Madrid, ein Team voller unsympathischer Kreaturen, deren höchstes Lebensziel erreicht war, wenn sie einmal dieselbe Luft atmen durften wie ER. Ronaldo übte Fallrückzieher, denn sein erstes Tor sollte schöner, spektakulärer und auf TikTok mehr gefeierter sein als das jüngste von Jude Bellingham. Seine Freistöße waren Geschosse, für die es einen Waffenschein brauchte. Oblak würde die Hände nicht hochreißen wollen, weil er wusste, dass seine Finger bruchgefährdet waren.
Ich tippe auf ein 1:0, Elfmeter Ronaldo.
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Immerhin zu 33% richtige Vorhersage. Es hätte so schön werden können. Ich fühle mich von den slowenischen Elfmeterschützen im Stich gelassen. Warum? Wieso? Weshalb?
Sesko hätte in der Verlängerung... ich bin müde. Es ist spät. Gute Nacht. Wird zweifellos kein ruhiger Schlaf werden, aus dem ich lächelnd erwachen werde.
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