Seriencheck (125)
RESIDENT ALIEN (SEASON 1)
Jeder von uns kennt die Situation: Man ist ein ganz gewöhnliches Alien, gerade schön auf Weltenvernichtungstour, fliegt daher zum Planeten Erde, die Mühle macht schlapp, Absturz irgendwo in der Wüste über Colorado, USA. Du schleppst dich in eine einsame Hütte an einem See in der Nähe des Kaffs Patience, übernimmst den Körper des dort ansässigen, ehemaligen Dorfarztes und NATÜRLICH stirbt dann der aktuelle Dorfarzt und man muss nun dessen Aufgabe übernehmen, ohne dass jemand der unterentwickelten Menschlein Verdacht schöpft. Dann ist da noch dieses eine vermaledeite Kind, das irgendwie deine Tarnung durchschaut und deinen richtigen Körper sehen kann, weshalb du es daran hindern musst, dich böse zu verpfeifen. So passierte es unserem Mit-Alien (Alan Tudyk, Firefly), der fortan als Harry Vanderspeigle unter Erdlingen leben musste.
Vorab: Alan Tudyk ist einfach wunderbar in der Rolle des Außerirdischen, der sich an sein neues Umfeld anpassen muss und dies mit ungelenkem Verhalten, herrlicher Gereiztheit, Überheblichkeit und leider dann doch nur theoretisch bekannten humanen Umgangsformen in Angriff nimmt. Schon der Vorspann kriegt mich als Zuschauer jedes Mal mit seinen Hinweisschildern über das korrekte irdische Verhalten. Nach einer gut gelungenen Einführung war die zweite Episode ("Homesick") denn auch mit das Lustigste, was ich in den letzten Monaten in einer TV-Serie sehen durfte. Von mir aus hätte man gerne so die restlichen der insgesamt 10 Folgen füllen können: Peinliche Situationen für unser Alien Harry, fiese Kabbeleien mit dem lästigen Alles-Checker-Jungen, dazu noch ein bisschen Kriminalfall (denn Harrys Vorgänger im Amt wurde ermordet) - fertig ist die prima Show.
Leider geht "Resident Alien" nicht konsequent diesen Weg, sondern verteilt seine Laufzeit in der Folge auch großzügig an Plots mit Charakteren wie der Arzthelferin Asta, deren beste Freundin, das Sheriff-Department, das Bürgermeister-Ehepaar oder die ex-Frau des echten Vanderspeigle. Wobei diese Nebenschauplätze jetzt nicht schlecht sind, im Vergleich zur One-Man/Alien-Show aber schon abfallen. Das Ganze pendelte sich letztlich bei mir zwischen gut und befriedigend ein, im Finale servierte man aber schließlich leider die schwächste Folge, in der Logik und Stimmigkeit komplett über Bord geworfen werden.
Insgesamt reicht es so nicht für den Sprung ins "gut", aber eine zweite Staffel ist von Syfy bereits abgesegnet worden und vielleicht klappt es ja dann.
GESAMTWERTUNG: 4,75 PUNKTE (befriedigend)
LOVE DEATH + ROBOTS (SEASON 2)
Netflix lässt wieder die Roboter und Rendermaschinen los, diesmal allerdings verkürzt, da nur acht Episoden umfassend. Immerhin ist eine dritte Staffel bereits sicher für 2022 eingetütet. Die erste Staffel hatte mir bekanntlich sehr gut gefallen und auch die neue Ausgabe ließ mir angesichts der stellenweise an Fotorealismus angenäherten Optik den Mund offenstehen. Die Höchstwertung für eine Folge war diesmal allerdings nicht drin, aber einige der Kurzfilme schafften es, trotz einer Laufzeit von unter 15 Minuten eine runde Geschichte gepaart mit Emotion, Action und beeindruckendem CGI zu erzählen.
Hier meine Bewertungen im Einzelnen:
Automated Customer Service: einfach lustig und mit eigenem Stil bei den Figuren 5,5 Punkte (sehr gut)
Ice: Stil abseits Renderoptik, tolle Bilder, aber keine Geschichte 4,5 Punkte (befriedigend)
Pop Squad: emotionale Bombe 5,5 Punkte (sehr gut)
Snow In The Desert: CGI-Hammer 5,5 Punkte (sehr gut)
The Tall Grass: wieder anderer Stil, ein für die Serie unbeackertes Feld in Sachen Setting 5,0 Punkte (gut)
All Through The House: der etwas andere Weihnachtsfilm 5,0 Punkte (gut)
Life Hutch: CGI-Hammer zum Zweiten 5,5 Punkte (sehr gut)
The Drowned Giant: frischer Ansatz für eine Geschichte, führt aber nirgendwohin 4,5 Punkte (befriedigend)
GESAMTWERTUNG: 5,32 PUNKTE (gut)
THE GOLDBERGS (SEASON 8)
Die Goldbergs haben dieses Jahr den Verlust von Großvater Albert "Pops" Solomon zu beklagen. Der Tod von George Segal ist auch mir ziemlich nahe gegangen, denn ich werde diesen wunderbaren Schauspieler vermissen. In der Serie ist der von ihm gespielte Charakter weiterhin am Leben, da wird man sich in der neuen Staffel mit Sicherheit auf einen tief emotionalen Auftakt gefasst machen müssen.
Die Show selbst hat mich erneut beeindruckt; für eine Serie in der mittlerweilen achten Season liefert die scheinbar ewig in den 80ern feststeckende Familie erfreulich hohe Qualität ab. Gut 2/3 der Folgen verdienten sich bei mir die 5,0 Punkte, immerhin drei Mal reichte es gar für eine Stufe höher. Nach unten ging es tiefstens ins "Befriedigend" und nie darunter. Auch wenn die großen Themen der Eighties eigentlich schon lange ausgegangen sind, schafft es die Show durch ihre liebenswerten und spaßigen Charaktere und deren Beziehungen untereinander immer wieder guten Comedy-Stoff abzuliefern. Da ist es in der Tat aller Ehren wert, wenn man es in der Gesamtwertung schafft, erneut über die 5,0-Punktemarke zu springen.
GESAMTWERTUNG: 5,08 Punkte (gut)
THE SIMPSONS (SEASON 32)
Wie gewohnt landete der Großteil der Simpsons-Folgen zwischen 4,5 Punkten (befriedigend) und 4,0 Punkten (durchschnittlich). Eigentlich zu wenig für meine Ansprüche, aber ich gucke das aus Tradition weiter. Tiefer ging es wertungsmäßig in diesem Jahr immerhin nicht, die Ausreißer nach oben führe ich als Service wieder namentlich an:
S32E02 I, Carumbus 5,0 Punkte (gut)
S32E08 The Road to Cincinnati 5,0 Punkte (gut)
S32E18 Burger Kings 5,0 Punkte (gut)
GESAMTWERTUNG: 4,41 Punkte (durchschnittlich)
MADE FOR LOVE (SEASON 1)
Sie sind so ein zauberhaftes Paar, Byron (Billy Magnussen, Get Shorty) und Hazel (Cristin Milioti, How I Met Your Mother). Er ein Tech-Milliärdar (mit Nachnamen Gogol, *hint hint*), sie seine große Liebe. Er hält sie in seinem Luxusanwesen gefangen, lässt ihre Orgasmen bewerten und implantiert ihr die neuste Erfindung seines Konzerns - einen Chip, mit dessen Hilfe man sich mit dem Gehirn seiner Angetrauten vereinen und so auf ewig gemeinsam die Liebe erfahren kann. Sie findet's nicht so toll und flieht zu ihrem Vater (Ray Romano, Everybody Loves Raymond), der wiederum seine Partnerin fürs Leben in einer Sexpuppe gefunden hat und daher nicht mehr das ganz große soziale Ansehen genießt.
Klingt rundum bescheuert, oder? Allein der Plot um den "Made for Love"-Chip, der einen im Hirn des anderen herumspuken lässt, ist dermaßen blöde und doof, dass man daraus doch eine beißende Satire auf IT-Giganten-CEOs oder eine komplett überdrehten Komödie stricken muss. Die Serie tut aber weder das eine noch das andere. Das Einzige, was ich aus den insgesamt acht Folgen mitnehmen konnte, war das Erlebnis, den von mir hochgeschätzten Ray Romano in seiner mit Abstand schlechtesten und unwitzigsten Rolle gesehen zu haben. Hoffentlich hat man ihm wenigstens ordentlich Kohle dafür überwiesen.
Die Verschrobenheit, Beziehungsunfähigkeit und soziale Unbeholfenheit des Byron Gogol sind ab und an für einen Kopfschüttler gut, insgesamt ist das allerdings viel zu wenig, um mich durchgängig zu unterhalten. Schade, da hätte man wirklich mehr draus machen können.
GESAMTWERTUNG: 4,25 PUNKTE (durchschnittlich)
HOME ECONOMICS (SEASON 1)
Drei Geschwister, drei verschiedene Einkommensstufen, aber ein familiärer Zusammenhalt. Während Tom (Topher Grace, That 70s Show) als einst erfolgreichem Autor aktuell wenig aus der Schreibfeder fließt, schwimmt Connor (Jimmy Tatro, Modern Family) als Investor geradezu im Geld und Sarah (Caitlin McGee, Mythic Quest: Raven's Banquet), schließlich kommt, frisch in die Arbeitslosigkeit entlassen, finanziell kaum über die Runden.
Mal in die Runde gefragt: Wer hätte nochmal Lust auf Topher Grace in seiner Rolle in "That 70s Show", diesmal halt als Erwachsener, aber wie damals sympathisch verpeilt, auf der sozialen Leiter ungelenk herumkraxelnd und wegen seiner Außenseiterart liebenswert? Hey, ich auch! Deshalb habe ich mir "Home Economics" auf den Guckzettel gesetzt.
Ich mochte dabei nicht nur Topher, sondern auch den Rest des Castes. Es machte Spaß, den Geschwistern beim Herumstreiten, Zusammenfinden und Überwinden von Hindernissen zuzuschauen. Die Drehbücher sind jetzt noch nicht das große Comedy-Gold, aber ich bin doch sehr froh, dass die gerade mal sieben Episoden umfassende erste Season eine Fortsetzung bekommen wird. Letzten Endes zückte ich vier Mal befriedigend und drei Mal gut, was angesichts der derzeit grassierenden TV-Comedy-Dürre durchaus respektabel ist.
GESAMTWERTUNG: 4,71 Punkte (befriedigend)
UNITED STATES OF AL (SEASON 1)
Der afghanische Übersetzer Al (Adhir Kalyan, Rules of Engagement) kehrt mit dem US-Marine Riley (Parker Young, Enlisted) zurück in dessen Heimat Ohio, um fortan ein ziviles, friedliches Leben zu führen. Selbstverständlich prallen dabei die Kulturen aufeinander, was u.a. Rileys Vater Art (Dean Norris, Breaking Bad) erfahren muss.
Wird in den USA als "erste Sitcom mit einem muslimischen Hauptdarsteller" beworben. Das "Clash of the Cultures"-Thema hat Adhir Kalyan allerdings bereits 2007 in der Serie "Aliens in America" als junger, pakistanischer Austauschstudent Raja beackert. Die mir im Vergleich zu "United States of Al" dann doch besser gefallen hat. Bei beiden Serien befürchtete ich, dass aus den Geschichten bald die Luft raus sein würde. Im Falle von Raja installierte man damals Scott Patterson (den Luke aus den Gilmore Girls) und brachte eine ordentliche, wenn auch einzige Season zu Ende.
Hier allerdings müht man sich weiter um die nächste Abwandlung des "Der Afghane ehrt seine Eltern, das findet der Ami-Papa toll"-Gags und kommt nicht wirklich voran. So sehr ich Kalyan mag, auf Dauer wird man mich damit nicht vor den Bildschirm bringen. Zumal das Ganze eine Chuck Lorre-Produktion ist und wir alle wissen, dass diese qualitätsmäßig mit jeder Staffel teilweise erschreckend drastisch abnehmen.
WERTUNGSTENDENZ: 4,0 - 4,5 Punkte (durchschnittlich - befriedigend)
THE HANDMAID'S TALE (SEASON 4)
Quälend lange acht Monate nicht mehr das Gesicht von Elisabeth Moss in Nahaufnahme gesehen. Das geht an die Substanz. Aber nun ist ja endlich die neue Staffel von "The Handmaid's Tale" am Start.
Nach sechs gesehenen Folgen läuft das stabil, wenn auch klar nicht mehr so spannend wie noch in den ersten Staffeln. Klar, wir warten alle darauf, dass June mal ordentlich dem erzreligiösen Regime in die versammelten Ärsche tritt. Stattdessen dreht sich die Geschichte im Kreis und unsere Protagonistin entkommt immer wieder den Fängen ihrer Häscher, dass es nicht mehr wirklich Sinn ergibt. Wenn ich mir so anschaue, wie etwa reale Diktatoren in unserer Zeit mit unliebsamen Personen umgehen - ich hege Zweifel, dass der belarussische Blogger nur darauf trainiert wird, fortan positiv über den Staatspräsidenten zu schreiben.
Immerhin begeht die Show in der sechsten Folge nicht den dicken Fehler, den ich befürchtet habe, sondern eröffnet ein neues Kapitel für unsere Magd, was durchaus neue Spannung in die Handlung bringen könnte.
WERTUNGSTENDENZ: 5 Punkte (gut)
Noch ganz kurz der Blick auf zwei von mir gesichtete und abgesetzte Serien:
BIG SHOT (SEASON 1)
Über die Stränge schlagender Basketball-Coach muss zur Wiederherstellung seines Rufes ein Mädchenbasketball-Team trainieren und als Lehrer aushelfen.
Der ewige John Stamos (Full House) als widerwilliger Trainer plus David E. Kelley (Ally McBeal) und Brad Garrett (Everybody Loves Raymond) an den Drehbüchern? Könnte lustig werden.
Wurde es aber nicht. Zumindest nicht in der Pilotfolge, die ich gesehen habe und die mich nicht dazu brachte, dranzubleiben.
WERTUNG: 4,0 Punkte (durchschnittlich)
Sichtung eingestellt
THE MIGHTY DUCKS - GAME CHANGERS (SEASON 1)
Bei der Serienbearbeitung der Mighty Ducks-Filme aus den 90ern mit Emilio Estevez blieb ich deutlich länger dran. Alleine, um Lauren Graham (Gilmore Girls) und eben Estevez beim Schauspielern zuzusehen. Und wer die Filme abgefeiert hat, darf sich auf ein Wiedersehen mit einem Teil der Darstellerriege freuen.
Das ist insgesamt eine nette, harmlose Comedy für die ganze Familie, allerdings wirklich schmerzlich arg vorhersehbar und dann halt doch zu sehr auf Kids als Zielgruppe getrimmt. Wobei ich das Kinderdarstellerensemble jetzt durchaus okay fand, aber Mädchen im TikTok-Aufnahmemodus und Jungs beim Videogaming zuzusehen... nee, dafür bin dann doch zu alt. Aber nicht mal mein Hass auf den schmierigen Jungtrainer der Mighty Ducks mit der Vokuhila-Frisur vermochte mich zu überzeugen, die Show bis zum Ende der Staffel zu verfolgen.
WERTUNGSTENDENZ: 4,0 - 4,5 Punkte (durchschnittlich - befriedigend)
Sichtung eingestellt
Hachja, ob ich "The Goldbergs" irgendwann noch weiterschauen kann? Gibt keine DVDs mehr und im Stream laufen sie hierzulande auch nur käuflich. Wäre für mich DER Disney+-System-Seller. Ansonsten ist dieses Mal nix für mich dabei. Ja gut, "The Handmaid's Tale" natürlich, aber da warte ich wohl bis zum Finale.
AntwortenLöschenIch warte auch darauf, dass die Goldbergs endlich auf Disney+ landen. Das muss ja früher oder später so kommen. Wahrscheinlich muss man aufpassen, dass die Show nicht unbemerkt dazumischen, weil sie hierzulande unbekannt ist.
LöschenResident Alien könnte ich dir als Firefly-Fan noch zart ans Herz legen, denn Tudyk ist wirklich klasse.
Und wirklich keine Lust auf Love Death + Robots?
Vielleicht schau ich da mal rein. Ist für mich aber weniger Serie als Ansammlung an Kurzfilmen und da müsste ich auch die erste Staffel noch schauen. Mal sehen... ;)
Löschen2 Sport-nahe Serien dabei, aber nicht Ted Lasso? Die Serie würde ich auf jeden Fall mal nahelegen, mir hat die erste Staffel sehr gut gefallen. Oder war die in einem früheren Seriencheck schon dran und ich hab sie übersehen?
AntwortenLöschenWobei man ja leider anfügen muss, dass beide Sportserien bei mir abgesetzt worden sind ;)
LöschenAber von Ted Lasso habe ich viel Gutes gehört, darum werde ich mich kümmern müssen. Das soll ja eher in die Feel-good-Schiene gehen und weniger in die "Ami-hat-keine-Ahnung-von-Fußball-hoho"-Richtung. Fußball ist eh bei mir derzeit nicht mehr so angesagt, vielleicht hilft die EM da ein bisschen, wieder Spaß dran zu haben.