Ode an die Freuden des Nutzungsrechtes

Eigentum ist was Schönes. Und was Besonderes - darf doch der Eigentümer nach Belieben mit seinem Eigentum verfahren (vgl. § 903 BGB).

Beim Kauf einer Audio-CD, einer DVD oder einer CD-ROM darf ich also dieses stärkste aller dinglichen Rechte ausüben. Wohlgemerkt nur über den Datenträger, nicht über dessen Inhalt. Denn daran habe ich nur schnöde Nutzungsrechte. Nach neuerer Definition seitens einiger besonders liebenswerte Genossen der herstellenden Industrie scheint man unter Nutzungsrecht die Einladung zur spaßigen Konsumentengängelung zu verstehen.

Wer kennt nicht den Kopierschutz, steter Freudenquell aller Computerspieler. Wenn man sich für teures Geld ein PC-Spiel geleistet hat, Starforce fröhlich seinen Treiber installiert und das Programm einen dann auffordert, mal hurtig die Original-CD einzulegen, die doch schon in der Lade des Laufwerks schlummert. Pech gehabt ! Auf in die Supportforen und die Weitsicht der Hersteller gepriesen: denn wer einmal diesen Frust mitgemacht hat, wird niemals nicht zu illegalen Mitteln greifen, um die Software ans Laufen zu bekommen. Ganz sicher. Läuterungsfaktor 100.

Oder die liebe GVU (Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen) mit ihren herz- und hirnzerreissenden Werbespots, in denen die bösen Raubkopierer gerade nochmal dem elektrischen Stuhl oder dem ewigen Fegefeuer entkommen (wohl nur eine Frage der Zeit, bis die Herrschaften in streng frommen Landstrichen einen Ablasshandel einrichten).
Ein grandioser Gedanke, diese kleinen filmischen Kunstwerke für den Käufer nicht überspringbar auf ewig in die DVD zu ritzen, auf dass dieser sich der steten Verführbarkeit durch das Böse und der darauffolgenden, unbarmherzigen Strafe bewusst wird, bis er dankbar vor dem Fernseher niederkniet und freudig ein "Hosianna, solch schändlich Werk werd ich niemals tun" seufzt.

Da wollte Sony BMG nun wirklich nicht nachstehen und platzierte auf seinen Audio-CDs einen richtigen Knaller. Beim Abspielen installiert sich eine Schutzsoftware namens XCP, die sich tief ins Betriebssystem einnistet und den Benutzer - sicherlich herzensgut gemeint - durch Abfragen aller laufenden Prozesse im Zwei-Sekunden-Takt zuverlässig in der Sicherheit wiegt, dass er gerade keine CD zu kopieren versucht. Eine Sicherheit, für die man gerne Abstürze, den Verbrauch von Systemressourcen oder virenfreundliche Schlupflöcher in Kauf nimmt. Böse Zungen belegen diese präventive Digitalabsolution mit dem garstigen Wort "Ausspionieren" und verweisen auf § 303 a des Strafgesetzbuchs (Datenveränderung). Elende Spielverderber.

Ich warte jetzt sehnsüchtig auf ein GPS-System, dass mir beim Umdrehen des Zündschlüssels zuerst mal erzählt, dass VW und Mercedes Stellen abbauen müssen, weil zu wenige Leute ihre Autos kaufen. Oder auf das Röstbrot, dass sich nur nach Eingabe eines Sicherheitscodes in aktuelle Toaster einführen lässt und mir vorhält, dass ich mir auch mal eine neuere Mikrowelle kaufen könnte. Schöne neue Welt.

Kommentare

  1. Tja inishmore, deine Prognose mit Ablasshandel und so in allen Ehren: Es wird erzählt, dass die Handlung des neusten Exorzisten auf einem realen Ereignis basierte. Hiernach nimmt der Teufel Besitz von jedem, der auch nur im geringsten negativ über Sony & Co. berichtet. Damit dir das nicht passiert, habe ich in alter voodoo-manier einen Bann-Zauber über Sony verhängt - ich hoffe, er schützt dich.

    Amüsiere mich/uns weiter mit deinen Ausführungen.

    Archie

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  2. Thank you Archie, for the voodoo that you do do...

    Zusammen mit moussas senegalesischem Stammeszauber dürften mir dann wohl weitere ruhige Nächte sicher sein.

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