Seriencheck (XXXV)

Keine Zeit für große Reden, denn bekanntlich hat diese Woche die frische US-TV-Hauptsaison begonnen. Vor dem Startcheck reiche ich deshalb nun flugs die Serien nach, die ich in der Sommerpause nachgeholt habe. Auf geht’s:

Breaking Bad (Season 3)
Habe ich wirklich die dritte Season noch nicht bewertet? Tatsache! In dem Fall darf ich verkünden, dass sich die Show um Walter White und Jesse Pinkman nochmal um eine gute Schippe Meth gesteigert und höchsten Kristallisierungsgrad erreicht hat. Anders als in Staffel 1 mit ihren Leerlaufphasen und Staffel 2 mit dem letztlich doch etwas enttäuschenden Ende setzt es diesmal durchgängig hochwertige Dramakost. Wenn es eine Show gibt, die einem die letzten Monate über Bilder, Situationen und Ereignisse ins Gehirn eingebrannt hat, dann war es Breaking Bad. Ich lasse als Stichworte nur den beidseitig beinamputierten Mexikaner im Krankenhaus oder die grandios inszenierte „One Minute“ fallen. Herausragend neben den beiden mittlerweile erneut bzw. erstmals emmyausgezeichneten Darstellern wären auch Bob Odenkirk als schmieriger Anwalt Saul und der eiskalt berechnende Gus (Giancarlo Esposito) zu erwähnen. Wenn man selbst als Zuschauer einer Folge entgegenfiebert, die sich knapp 50 Minuten nur der Jagd auf eine Fliege im Labor widmet und dennoch prächtig unterhalten wird, ist eine Show untrüglich zum Event aufgestiegen. Zur Krönung rundete noch ein spannender Cliffhanger die volle gepackte Drogentüte hochwertigen Entertainments ab.

6 von 6 Punkten (überragend)
Best Of Season: S3E01 No Mas, S3E03 I.F.T, S3E06 Sunset, S3E07 One Minute, S3E12 Half Measures, S3E13 Full Measures

Entourage (Season 7)

Kein gutes Jahr für Vincent Chase und seine Mannen. Gerade mal 10 Episoden umfasste die 7. Staffel und begeistern konnte mich die deutliche Mehrzahl der Folgen ganz und gar nicht. Entertainmentgarant Ari Gold wurde in einer eher lauwarmen Story um eine mögliche Beteiligung an einer Footballmannschaft verschlissen, ehe es in der zweiten Hälfte der Season für ihn spannender und dramatischer wurde. Vincent hingegen gleitet mit Pornoweibchen Sasha Grey ins Drogenloch, wobei dieser Abstieg so langsam vonstatten geht, dass es erst gegen Ende interessant wird. Vorher langweilte sich der Zuschauer zusammen mit dem Star der Show gepflegt durchs Luxusleben mit Sex, Drugs, neuer Frisur und Fallschirmsprung. Turtles Wirken ist wie gewohnt komplett uninteressant, E fällt ebenfalls kaum auf (außer einer peinlichen „Liebeszene“), Drama dramatisiert schließlich eine mögliche Teilnahme an einem Zeichentrickprojekt. Insgesamt wirkte die Season so prickelnd wie der 3. Teil einer üblichen Filmfranchise – die Luft ist langsam raus.

4 von 6 Punkten (durchschnittlich)

The Pacific

Der offizielle Nachfolger zu Band Of Brothers beleuchtete die Ereignisse auf der Pazifikseite während des Zweiten Weltkriegs. Ich hatte zunächst echte Probleme, die einzelnen Marines irgendwie im Gedächtnis zu behalten, außer dem mir aus 24 und War At Home bekannten Rami Malek prägte sich mir kaum ein Gesicht ein. Historisch erfährt man kaum Genaueres, was einem den Bildungshorizont hätte erweitern können; der Japaner war halt hauptsächlich zum Schießen und Niedergeschossenwerden da, während sich die amerikanischen Jungsoldaten forsch fluchend von Insel zu Insel kämpften. Von der Inszenierung und der Bildgewalt waren die Kampfszenen freilich über alle Zweifel erhaben, entsprechend bildete der Block um die Schlacht auf Peleliu auch das Highlight der Show. Wenig berührt hingegen haben mich die Folgen um den Freigang in Melbourne, die Geschichte des Sergeant John Basilone, der später Werbeträger für Kriegsanleihen wird oder das nach Ende der Kriegshandlungen spielende Finale. Insgesamt in der Nachschau doch schwächer als Band of Brothers.

4,5 von 6 Punkten (okay)
Best Of Season: S1E06 Peleliu Airfield



Louie (Season 1)

Louie ist ein Sonderfall, quasi die Kategorie „Special Interest“ der Comedy. Ich habe trotz einiger Schwächen alle Folgen gesehen, hauptsächlich wegen der Standups, in denen Louis C.K. mit seiner verbalen Direktheit einen immer wieder in den Solarplexus des Humors trifft. Das Drumherum hatte durchaus große Momente der Abgedrehtheit (Ricky Gervais als Dr. Ben, Louies lesbische Mutter, die Pokergespräche mit den Kollegen), driftete aber eben allzu oft ins Belanglose bis Langweilige ab. Was auch damit zusammenhängt, dass Mr. C.K. eben kein begnadeter Schauspieler ist. Trotzdem: wer auf derbe und harte Comedy steht, sollte mal reinschauen. Eine zweite Staffel ist bereits geordert, ich bin mit Sicherheit wieder dabei, ziehe mich mit meiner Bewertung für andere Serienfans aber auf die sichere „geht in Ordnung“-Plattform zurück. Denn Louie dürfte nicht jedem gefallen.

4,5 von 6 Punkten (okay)

Community (Season 1)

Verschwitzt und dann im Laufe der Zeit für richtig unterhaltsam befunden, so erging es mir mit der NBC-Comedy Community. Zunächst muss man wissen, dass ich College/Highschool-Serien üblicherweise meide (genauso wie Musicals, weshalb es hierdrin wohl auch nie ein Review zu Glee geben wird). Auch bin ich jetzt nicht so der große Fan von Chevy Chase, obwohl ich seinen Auftritt bei Chuck ganz nett fand. Auf Empfehlungen der hochgeschätzten Mitserienjunkies bullion, sab und watchthat schaute ich die komplette erste Staffel innerhalb einer Woche durch und bedanke mich bei den Hinweisgebern, denn Community macht richtig Spaß und entwickelt sich zum ganz heißen Tipp für Comedyfreunde.

Angesprungen bin ich zunächst selbstverständlich auf den in TV-Serien- und Filmzitaten wühlenden Abed, den abgedrehten Spanischlehrer Senor Chang, den lässig-zynischen Jeff, die mein optisches Wohlfühlzentrum treffende Britta sowie den stets peinlich um gute Stimmung bemühten Dekan Pelton. Im Verlaufe der Staffel sind mir mittlerweile aber alle Charaktere ans Herz gewachsen. Selbst Chevy Chase füllt seine Rolle als schrulliger Oldie nicht mehr wie anfangs leicht bemüht wirkend, sondern locker souverän aus. Die Dialoge sprühen vor popkulturellen Referenzen, cleverem bis trockenem Humor und auch Seitenhieben auf andere Fernsehformate.

Gegen Ende der Season feuert die Show schließlich das große Gagfeuerwerk ab, erklimmt mit den letzten 6 Episoden die nächste Stufe meiner Wertungsskala und kratzt insgesamt an der Höchstwertung. Alleine die Paintball-Episode mit ihren zahllosen Actionfilmzitaten ist schlicht und ergreifend unschätzbares Comedygold, aber auch Abed als Batman oder Chickenfinger-Mafiosi sollte man gesehen haben. Meines Erachtens reift da ein Kandidat für einen Emmy-Award heran.Was auch für die gesamte Show gilt, wenn sie in der zweiten Staffel direkt in die Vollen geht. Ich freue mich die bald startende zweite Staffel.

5,5 von 6 Punkten (sehr gut) 
Best Of Season: S1E20 The Science Of Illusion, S1E21 Contemporary American Poultry, S1E22 The Art Of Discourse, S1E23 Modern Warfare, S1E24 English As A Second Language, S1E25 Pascal's Triangle Revisited

Kommentare

  1. Also muss ich "Breaking Bad" so langsam dochmal schauen. Hmm. Ansonsten Zustimmung zu "Entourage" und "Community", wobei ich erstgenannte Serie etwas schlechter und die zweite etwas besser bewerten würde. Aber nur minimal.

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  2. Du hast tatsächlich noch keine Staffel von Breaking Bad gesehen? In dem Fall täte Abhilfe schwer Not! Bryan Cranston als Walter White muss man gesehen haben.

    Bei Entourage hatte ich so das Gefühl, als hätten die Autoren sich außer "Vince kommt auf Drogen und verkracht sich am Ende mit allen" gar keine richtige Story ausgedacht. Ein halber Punkt weniger wäre auch vertretbar gewesen, aber das kann ich Ari nicht antun.

    Community hatte schon etwas Anlauf gebraucht, um mich zu überzeugen, deshalb halte ich die Höchstnote noch zurück.

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  3. Ja, Breaking Bad muss man echt gesehen haben, aber die dritte Staffel darf man auch ungesehen belassen, auch und vor allem wegen dieser schrecklichen Fliegenjagd-Folge.
    Du bemängelst Leerlaufphasen in Staffel 1 und lobst dann Staffel 3, die eine komplette Leerlaufphase war? Echt mal...

    Und Community ist bei uns (anders, als ich es bei mir in den Kommentaren mal erwähnte) doch noch nicht abgesetzt. Aber richtig gezündet hat es trotzdem noch nicht. Dass die letzten 6 Folgen aber Knaller sein sollen, motiviert mich dann doch ein wenig mehr

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  4. Na komm, komplette Leerlaufphase, es ging doch ordentlich rund! Du hast wohl in Sachen Serien schon einiges durchgemacht, dass dich die Folgen so kalt gelassen haben. Von der Inszenierung her waren doch echte Knaller dabei - die Spannungen zwischen dem Ehepaar White, die eine Minute mit Hank, die mexikanischen Brüder. Mir hat die dritte Staffel prima gefallen. Auch die Fliegenjagdepisode hatte was - als Walter sich beinahe verplappert hätte. Wir müssen wohl bullion entscheiden lassen. Wer spendiert ihm die drei Staffeln zur schnellen Sichtung?

    Community wird wirklich besser, zu Beginn saß ich da auch nur, schmunzelte hier und da, spulte ab und an zurück, um die schnell abgeschossenen Dialoge einzuholen, aber gegen Ende hatte es genau die richtige Mischung, um mich zum Fan werden zu lassen.

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  5. Pacific habe ich auch gesehen, fand es aber lange nicht so gut gemacht wie Band of Brothers. Die Charakter haben tatsächlich kaum Wiedererkennungswert. BoB war da einfach besser aufgezogen, weil man die Figuren schon während deren Ausbildung kennen gelernt hatte.

    Den Rest habe ich leider nicht gesehen, wobei ich mich vielleicht doch noch mal an Breaking Bad wagen werde.

    Von den Neustarts, die ich bisher gesehen habe, hat mir hawaii Five-O gaz gut gefallen. Endlich mal wieder etwas Action. Und der Auftakt von Fringe war auch nicht schlecht. Leider hat Undercovers so gar keinen Eindruck hinterlassen.

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  6. Bin ich also nicht der Einzige, der Probleme mit The Pacific hatte. Hawaii-Five-0 interessiert mich jetzt nicht, weil ich schon den Vorgänger nicht kannte. Undercovers lief bereits? Müsste ich noch nachholen. Obwohl: ernste Agentenserien sind nicht so meins...

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