CD des Monats: DRAGONFORCE - Inhuman Rampage

Freunde, mich hat es erwischt. Die Symptome sind unverkennbar: an der linken Hand bewegen sich die Finger hektisch wie an einem Gitarrenhals entlang, mein T-Shirt ist rechts unten schon leicht durchgeschrubbt vom imaginären Plektrumschraddeln, mein Bizeps infolge exzessiven Air-Drummings angeschwollen und mein Kopf vollführt Bewegungen wie ein Wackeldackel auf dem Armaturenbrett eines Lamborghini Murciélago, der gerade mit 250 Sachen über ein Schlagloch gerattert ist.

Dr. Ini diagnostiziert: akute Powermetalitis.

Dragonforce sind ein bunt gemischter Haufen mit Stammsitz in England und scheinen zumindest musikalisch wenig mit Begriffen wie Geruhsamkeit oder Entspannung am Hut zu haben. "Iron Maiden auf Koks" ist nur eine der vielen treffenden Bezeichnungen ihres Stils; ich selbst mutmaße, dass sich die beiden Gitarristen Herman Li und Sam Totman schon vor Jahren sämtliche Fingergelenke ausgekugelt, deswegen jedoch nie einen Arzt aufgesucht haben. Anders jedenfalls kann ich mir die Soli auf "Inhuman Rampage" nicht erklären.

Power Metal ist eigentlich eine Spielart, die ich längst für erledigt erklärt hatte. Doch alle 10 Jahre scheint aus dem Bereich etwas Erfrischendes zu kommen. Helloween Mitte der 80er, Rhapsody Mitte der 90er und nun eben Dragonforce.

Was machen die Engländer nun groß anders?

1) Sie sind schnell. Sehr schnell. Sehr, sehr schnell.
2) Die Gitarrensoli sind lang, hektisch und vertrackt (siehe den YouTube Clip weiter unten).
3) Der Drummer scheint nur bezahlt zu werden, wenn er pro Song mindestens einmal 200 Beats pro Minute schafft.
4) Gesangsmäßig wird auf Dauer nicht ganz so nervig wie bei Rhapsody herumgeheult und
5) textlich die gute alte, leicht peinliche Fantasy-Sinnlosmischung angeboten. Sich in Blut von Kriegern und Jungfrauen wälzende Drachen im Todeskampf und ähnliches Zeugs eben. Ich hör da eh nie so genau hin.

Ich weiß, dass ich in ein paar Wochen wieder anderer Musik lauschen werde und der dritte Dragonforce-Longplayer in meinem CD-Player Staub ansetzen wird. Bis dahin muss ich jedoch das Powermetalfieber auskurieren. Noch ein Solo bitte, Herr Dr. Li.

Kommentare

  1. Die neue Slayer ist wirklich gut, ham die alten Säcke in der Tat nochmal den Allerwertesten hochgekriegt...
    Dragonforce hingegen sind, nun ja, anders. Blastbeats bei einer Melodic-Metal-Truppe, da muss man erst mal draufkommen.

    Unter YouTube gibt es in diversen Ausführungen das Video zu "Through The Fire", probier's also einfach mal vor Ort.
    Bei mir hakt es auch ab und an mit dem Ton, ist wohl eher der Soundtreiber, der es beim Hochfahren nicht so recht in den Speicher geschafft hat. Im Zweifel gefühlvoll runterfahren und neu starten.

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  2. Ich gebe zu, im Vergleich zu Slayer ist der Gesang bei Dragonforce schon leicht homoerotisch. Wenn ich ihn aber mit Rhapsody oder Stratovarius vergleiche, ist das Ganze durchaus erträglich. Text und Gesang sind eh vernachlässigbar bei solchen Bands.

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  3. Dragonforce? Das klingt ja wie ein Rollenspiel.

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  4. Keine Ahnung, wie die Band auf den Namen gekommen ist. Soviel ich weiß, sind zumindest die Gitarristen dem Zocken nicht abgeneigt; vielleicht bringen die mal ein Game unter dem Bandamen raus und täuschen damit Rollenspieler zum Kauf.

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  5. ja... dragonforce...
    was für ne krasse mucke bin echt angetan von denen und wenn man dann noch gitarrist ist kann man die typen nu ma nur vergöttern
    bin sogar schon am überlegen ob ich mir dat ma live reinziehe
    nur leider bin ich der einzige fan von dragonforce in meinen freundeskreis ;(= ja ok der gesang is echt heftig und die tatsache das dragonforce nen keyborder beschäftigen der sich sein keybord umhängt und rumläuft ja...
    aber die gitarren die gitarren !!!

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  6. Ich bin zwar kein Gitarrist, aber für geile Soli immer zu haben. Live sind die bei weitem nicht so gut, such mal auf YouTube nach ein paar Clips, da zieht es dir die Schuhe aus. Den Sänger finde ich nun wirklich nicht so schlimm und der Keyboarder - naja, wer nimmt den schon ernst?

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