30 Jahre Atari 2600 und 25 Jahre kompromissloser Kämpfer und Vernichter

Vielen Dank, liebe Spiegel Online-Redaktion, dass ihr mir schriftlich um die Ohren haut, was für ein steinalter Kerl ich schon bin. Ja, ich habe noch eine Atari 2600-Konsole auf dem Dachboden herumstehen. Dieses edle Teil mit den vier Kippschaltern und der Holzbeschlagung samt Logo am unteren Ende, ich habe den kleinen Schurken auf den Bildern sofort wiedererkannt.

Wann das Maschinchen genau ins Haus kam, weiß ich nicht, könnte so 1982 gewesen sein. An ein paar Spiele erinnere ich mich aber noch. Pac-Man (war verantwortlich für meine spätere Pillensucht), Donkey Kong (habe ich als Pimpf schon am Automaten gedaddelt - wo war da der Jugendschutz?), Phoenix (noch am Automaten im Karstadt Neunkirchen gespielt - der absolute Sündenpfuhl damals), Pole Position (meine einzig darauf basierenden Fahrkenntnisse konnten meinen Fahrprüfer 7 Jahre später nicht beeindrucken) und Berzerk (damit lebte ich meinen jahrelang geschürten Hass auf Zylonen aus).

Richtig lebhafte Erinnerungen habe ich jedoch an das 1982 veröffentlichte River Raid. Mit dem Flugzeug über einen Fluss fliegen, Schiffe/andere Flieger/Brücken puttmachen und tanken. Also eigentlich alles, was ein Mann können muss. Programmiert von einer gewissen Carol Shaw. Auf solche brutalen, abstumpfenden Szenarien kann ja auch nur eine Frau kommen.

Weil das Ganze später folgerichtig indiziert wurde, schreibe ich jetzt mal schnell, dass es mir im Nachhinein gar nicht mehr gefallen, sondern mich schwer belastet hat. Kann ich wirklich nicht weiterempfehlen, die Grafik hat den Sprung in die Neuzeit auch nicht sonderlich gut geschafft. Heutige Jugendliche könnten zudem durch das Fehlen jeglicher ansprechender Explosionen schwer irritiert werden. Zur allgemeinen Belustigung Warnung hier nochmal die Begründung der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften (BPjS-Aktuell Heft 2/84):

Jugendliche sollen sich in die Rolle eines kompromisslosen Kämpfers und Vernichters hineindenken […]. Hier findet im Kindesalter eine paramilitärische Ausbildung statt […]. Bei älteren Jugendlichen führt das Bespielen […] zu physischer Verkrampfung, Ärger, Aggressivität, Fahrigkeit im Denken […] und Kopfschmerzen.


Mir tut auch schon wieder der Kopf weh, wenn ich so recht drüber nachdenke. Das wird mich jedoch nicht davon abhalten, meine beiden Jubiläen heute noch zu feiern.

Kommentare

  1. River Raid kenn ich auch noch, aber vom C64! Das hab ich auch irgendwo auf der Festplatte als ROM rumliegen....

    Ich hab das dann quasi 7-8 Jahre nach erscheinen gespielt? Wusste ich gar nicht... :-p

    Was ich aber mal gar nicht abhaben konnte waren die scheiß Panzer die von der Seite immer reinschossen... wäääh! :-D

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  2. Und aus dir ist auch ein Zivi geworden? Erzähl das bloß nicht der BPjS. Irgendwas ist da vollkommen falsch gelaufen, eigentlich müssten wir beide mittlerweile tödliche Kampfmaschinen sein.

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  3. Ich habe übrigens die Lösung dafür gefunden, warum Frauen im Bett so oft "Kopfschmerzen" haben: Sie haben als Kind wahrscheinlich zu oft River Raid gespielt.

    Ach, physisch verkrampft bin ich aber auch, und paramilitärisch ausgebildet erst, na aber hallo!

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  4. Hach, da werden Erinnerungen wach - zum Beispiel an Frogger oder das erste erfolgreiche Durchspielen von Pitfall !

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  5. Ich glaube, Pitfall habe ich niemals durchgespielt. Das stimmt mich jetzt ein wenig traurig.

    Noch schlimmer werde ich den Rest des Tages darüber grübeln, ob ich Frogger schon auf dem Atari 2600 oder doch erst auf dem C64 gespielt habe.

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  6. Hehe, schön geschrieben! Ich bin zwar "nur" mit dem C64 augewachsen aber trotzdem auch Zivi gewesen? Meine Frage: Was haben wir alle falsch gemacht?

    North & South habe ich auch so gern gespielt. War wohl nicht martialisch genug...

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  7. In meinen Augen haben die Spieledesigner gänzlich versagt. Oder die BPjS hatte keinen Schimmer. Nein, es waren doch die Spieledesigner.

    North & South mochte ich übrigens auch. Und The Castles of Dr. Creep. Zaxxon. Ach ja.

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