Seriencheck (XLVI)
Der nächste Pack an frischen Serien, dazu ein Abschluss-Check und ein paar Kurzbewertungen hinsichtlich des Starts von Shows, die sich auf meiner Guckliste festgesetzt haben. Diesmal mit Hoffnung für den Comedybereich, einer angenehmen Thriller-Überraschung, einer bereits abgesetzte Show und einer aus meiner Sicht teuren, mittleren Katastrophe.
Homeland
Der amerikanische Soldat Nicholas Brody wird nach achtjähriger Gefangenschaft aus den Händen von Al-Qaida-Brigaden in Afghanistan befreit und mit großem Pomp zuhause empfangen. Nur CIA-Officer Carrie Mathison traut der Sache nicht, hat sie doch von einem ihrer Kontakte erfahren, dass die Terroristen einen Gefangenen konvertiert haben sollen, um einen weiteren Angriff auf amerikanischem Boden durchzuführen. Nur unterstützt von ihrem direkten Vorgesetzten Berenson überwacht sie heimlich das Zuhause von Brody und kämpft dabei gegen ihre Schuldgefühle von 9/11 und ihre psychische Krankheit an.
Claire Danes gibt hier eine Art Jack Bauer im Überwachungsmodus, als Showrunner fungiert mit Howard Gordon ein erfahrener 24-Recke. Das Ergebnis kann sehr überzeugen, auch wenn man mich mit Militärsettings üblicherweise jagen kann. Bei "Homeland" steht allerdings mehr die Spannung eines Katz und Maus-Spieles zwischen Mathison und Brody im Vordergrund, die nach den bisher gesehenen zwei Episoden erfreulich hoch gehalten wird und den Zuschauer zu fesseln vermag. Ich bin gespannt, was die Show mit ihrem Mix aus diversen Rückblicken, den familiären Spannungen im Hause Brody, dessen irritierendem Verhalten und der krankheitsbedingten Instabilität Mathisons noch aus dem Hut zaubern wird. TV-Junkies erkennen Mandy Patinkin aus "Dead Like Me" als Mathison Vorgesetzten sowie Morena Baccarin aus "Firefly" (und -sind wir mal ehrlich - einzige sehenswerte Erscheinung bei "V") als Ehefrau von Brody. Wer nun immer noch nicht überzeugt und darüber hinaus männlichen Geschlechts ist, dem sei als Serviceinformation angediehen, dass Miss Baccarin in der ersten Folge eine Nacktszene hat, dank des ausstrahlenden Senders Showtime auch durchaus sehenswert. Nicht nur deshalb gibt es von mir zum Start als Tendenz eine Wertung im höheren Bereich.
Ersteindruck: 5,5 - 5 Punkte (sehr gut - gut)
How To Be A Gentleman
Ein frisch von der Freundin verstoßener, feinmanieriger Kolumnenschreiber erhält von seinem Chef den Auftrag, näher am Zeitgeist zu verfassen und freundet sich daraufhin gezwungenermaßen mit einem ehemaligen Schultyrannen und jetzigen Fitnesstrainer an. Der ihm das wahre Leben und Lieben beibringen möchte. Ein Unterfangen, an dem die Familie des Gentlemans bisher gescheitert war.
Ich wollte die Show wirklich mögen, alleine schon wegen ihrer Darsteller. Aber Kevin Dillon ("Entourage") als ruppiger Bully, Mary Lynn Rajskub ("24") als Schwester und der von mir seit "Flight of the Conchords" hochgeschätzte Rhys Darby als Schwager konnten diese mittlerweile eingestellte Comedy nicht retten. Zu bieder, zu altbacken wirkt diese Mischung aus "Niles Crane aus Frasier trifft auf rauhbeinigen Buddy, der ihm die Welt erklärt". Alleine die auf tappsig getrimmte Rolle von Rhys Darby als neuseeländischer Simpel mit schiefer Frisur ist ein einziges Trauerspiel. Der Rest schwankt zwischen ganz nett, bemüht und vor allem reichlich "verdammt, mit dem Cast wäre doch viel mehr drin gewesen".
Ersteindruck: 3,5 - 3 Punkte (unterdurchschnittlich - mäßig)
Last Man Standing
Mike Baxter ist ein Kerl von altem Schrot und Korn. Als Naturbursche, Bastler und Handwerker sorgt er sich um die verweichlichte Jugend und bringt seinen Töchtern gerne mal als Hausaufgabe bei, wie man ein Rad am Auto wechselt. Von neumodischen Dingen wie Internet, Glee oder Avatar hat er keine Ahnung und ist darauf auch stolz. Für seinen Arbeitgeber, einen Campingartikelversand, bereist er die Welt oder hält auf der Firmenwebseite Vorträge zum Thema Mann- und Männlichsein.
Wer sich nicht gerade einen handelsüblichen Balken vors Auge genagelt hat, dem ist klar: Tim Allen nimmt seine Rolle aus "Home Improvement" (hierzulande "Hör mal, wer da hämmert") wieder auf. Diesmal hat er drei Töchter (und einen Enkel) anstelle von drei Söhnen, seine Frau (Nancy Travis, "Becker") erträgt seine Marotten wie gewohnt geduldsam und überhaupt stellt sich die Welt gegen ihn als einzigen echten, aufrechten Hodenträger. Wer den Heimwerkerkönig Tim Taylor mochte, wird hier sicherlich nicht enttäuscht werden. Vor allem mein Bruder, der neumodischen Trends grundsätzlich nichts abgewinnen kann und auch weder Glee noch Avatar gesehen hat, war begeistert. Böse Zungen in Amerika sehen die Figur des Mike Baxter schon als Vorreiterfigur für die ultrakonservative Tea Party-Bewegung. Das halte ich natürlich für übertrieben. Die erste Folge fand ich durchaus gefällig, die zweite mit der babygesicherten Toilette und ihrem Anschlusswitz sogar richtig gut. Sicher wird hier das Comedyrad nicht neu erfunden, anders als viele andere zuletzt gescheiterte, klassisch ausgerichtete Formate sorgt "Last Man Standing" aber für witzige Momente. Für Freunde des männlichen Grunzens ist zweifellos eine Empfehlung zum Reinschauen drin.
Ersteindruck: 4,5 - 5 Punkte (befriedigend - gut)
Suburgatory
Fürsorglicher, alleinerziehender Vater sorgt sich um seine frühreife Tochter und zieht mit ihr aus der Stadt in die Vorstadt um. Die namensgebende Vorstadthölle besteht dabei aus idyllisch eingezäunten Ortschaften mit pinkfarben angezogenen, braungebrannten und weißbezahnten Müttern und Töchtern, die sich an affektierter Freundlichkeit, Oberflächlichkeit und Peinlichkeit zu überbieten trachten. Kein Wunder, dass das Töchterlein noch mehr zur Rebellin wird...
Hat irgendjemand gerade "Gilmore Girls" gerufen? Nein? Warum eigentlich nicht? Für mich strahlt die Show ein gewisses, wohltuend warmes Gilmore Girls-Feeling aus, vor allem natürlich in der Figur der Tessa Altman (sehr überzeugend gespielt von Newcomerin Jane Levy). Intelligent, rebellisch aber herzlich, stets im flotten Dialog mit ihrem Erziehungsberechtigten - das erinnert an Alexis Bledel in ihrer Rolle als Rory Gilmore. Und wer die Vaterrolle analysiert, erkennt eventuell den guten alten Luke Danes wieder. Vielleicht geht es aber nur mir so. Worüber sich weniger diskutieren lässt, ist die Tatsache, dass wir es hier mit einer empfehlenswerten neuen Comedyserie zu tun haben, die mit Witz, Charme und Einblicken in die alles andere als heile Vorstadtwelt aufwarten kann. Das Potenzial ist natürlich noch nicht ausgeschöpft, aber ich bin guter Dinge, dass "Suburgatory" noch einiges an Spaß bringen wird. Denn mit den sympathischen Hauptdarstellern, den erwähnten rasanten Wortwechseln und den gut besetzten Nebendarstellern (Cheryl Hines "Curb Your Enthusiasm", Allie Grant "Weeds" und Alan Tudyk "Firefly") sind die wichtigsten Zutaten für eine gelungene Comedy vorhanden. Die bisher gesehenen drei Folgen steigerten sich kontinuierlich, sodass ich mal ein etwas weiteres Ersteindrucksspektrum anlege.
Ersteindruck: 4,5 - 5,5 Punkte (befriedigend - sehr gut)
Terra Nova
Die Erde ist mal wieder am Ende. Umweltkatastrophen haben sie so gut wie unbewohnbar gemacht, die Bevölkerung zieht es aus den überfüllten, versifften Städten in ein neues Paradies. Terra Nova, eine mittels Wurmloch zugänglich gemachte Parallelwelt des guten alten Erdballs vor mehreren Millionen Jahren, soll der Ausgangspunkt für einen Neuanfang sein. Auch für Familie Shannon bestehend aus der Mutter (Ärztin), dem Vater (Polizist) und drei Kindern (zwei Teenies, ein Kleinkind), die sich in ihrem neuen Zuhause in der Wildnis und seinen herummarodierenden Dinosauriern zurechtfinden müssen.
Terra Nova hat Dinosaurier! Terra Nova hat verdammt viel Geld gekostet! Steven Spielberg ist dran beteiligt! Und ich konnte den Abspann der eröffnenden Doppelepisode kaum erwarten und werde mir weitere Folgen ersparen. Denn "Terra Nova" hat auch das, was ich in meiner Science Fiction nicht leiden kann: Weichgespülte Familientauglichkeit und hippe Kids als Hauptfiguren. Ich fand ja schon „Falling Skies“ alles andere als prickelnd, aber das hier tat mir stellenweise nur noch weh. Positiv erwähnen vermag ich eigentlich nur Stephen Lang, der seine Rolle als kernig-strammer Commander aus „Avatar“ einfach nochmal auflegt, ansonsten hagelt es von mir nur Minuspunkte: die Dinosaurier sehen nicht so überragend toll aus und kommen keinesfalls an ihre Genossen aus „Jurassic Park“ heran. Nicht einmal als Sympathieträger im Kampf gegen die nervig doofen Teenager taugen die Urzeitviecher, weil man weiß, dass sie am Ende immer den Kürzeren ziehen werden. Was das Budget angeht, konnte ich nicht so recht erahnen, worin man die 15 Millionen Dollar in den Piloten gesteckt hat. Das Töchterlein ist ein Klugscheißerkind aus dem Bilderbuch, der Sohnemann schließt sich einer Teenie-Entdecker-Clique an, verliebt sich dabei in die wilde schöne Anführerin und die Kleine brabbelt goldige Sätzchen, streichelt Dinos und hat Mama, Papa und überhaupt alle voll lieb. Argh. Nein. Ich will das nicht sehen. Macht das weg. Das ist, als würde man Alien mit Kindergeburtstag kreuzen, Star Wars als Hip Hop-Musical auflegen oder Kampfstern Galactica aus dem Weltall an eine Highschool verorten. Wird bestimmt ein Erfolg, aber ich tue es mir nicht an. Einen halben Punkt vergebe ich für die Szene, in der ein Dino einen Soldaten frißt. Tapfere Weitergucker mögen mir Bescheid sagen, wenn es auf diese Art den Rest der Darsteller samt Drehbuchautoren erwischen sollte.
Ersteindruck: 2,5 Punkte (mangelhaft)
Breaking Bad (Season 4)
Dass ich spätestens mit der dritten Staffel zu einem Breaking Bad-Fanboy mutiert bin, brauche ich an dieser Stelle wohl nicht mehr zu erwähnen. Ich überlege mir sogar schon, wo ich das bemerkenswert hässliche Automobil meines Helden Walter White auftreiben könnte. Aber ernsthaft: Die Show des ehemaligen „Akte X“-Autoren Vince Gilligan besticht immer wieder durch fantastische schauspielerische Leistungen, überragende Bildsprache und -komposition, tragische Ereignisse und einprägenden Charakterzeichnungen.
Staffel 4 beginnt mit einer Art Abkühlung nach dem hitzigen Finale des vergangenen Jahres. Runterkommen, Mitarbeiterführung à la Gustavo Fring und Weiterkochen ist das Motto zum Einstieg. Leider blubberte die Story daraufhin für mehrere Episoden zu sehr auf Sparflamme (mit dem Tiefpunkt „38 Snub“) - gerade von den Charakteren Hank und Jesse kam zu wenig bzw. nichts Neues. Diese kleine Schwächephase findet mit der vierten Folge ihr Ende, ab 4x07 schließlich zieht die Show bis hin zum Finale gnadenlos an und verdient sich die gewohnten Höchstnoten. Spannung, Drama, Action und fragwürdige Entscheidungen schlagen den Zuschauer in ihren Bann, am Ende scheint Walter White dem Abgrund noch ein Stückchen näher gerückt zu sein, obwohl seine eigene Einschätzung eine ganz andere ist. Was das Finale angeht, schien mir die endgültige Auflösung etwas zu sehr inszeniert (inklusive der Abgangsszene einer Figur), den Twist der letzten Folgen hatte ich vorzeitig durchschaut und anders als bei Staffel 3 gab es diesmal weder Cliffhanger noch Ausblick auf die Zukunft. Insgesamt ein wenig schwächer als die fulminante Vorgängerseason, aber immer noch ein Knaller von einer Show.
Absoluter Wert: 5,74 Punkte (sehr gut) / Anzahl an Höchstwertungen: 3x 6,0 Punkte / 5x 5,5 Punkte
Top of the Show: S4E08 Hermanos, S4E11 Crawl Space, S4E12 End Game
Zum Schluss wieder ein kleiner Überblick über die Staffelstarts bekannter Shows:
Boardwalk Empire (S2E01-03)
Reichhaltige Ausstattung, prachtvolle Szenerie, akurat dargestellte Charaktere – aber die Story kommt erst langsam in Schwung. So meine Meinung zu den ersten Episoden der zweiten Staffel. Bei Boardwalk Empire habe ich immer das Gefühl, dass die Show ein paar Minuten Sendezeit und ein, zwei Nebenhandlungsstränge weniger prima vertragen könnte. Vor allem die zweite Episode wirkte trotz aller Hochwertigkeit leicht gähnig. Wenigstens zieht sich nun so langsam die Schlinge um den Hals von Nucky Thompson zu, weshalb ich mir eine weitere Steigerung erwarte. Und diesmal bitte einen etwas beeindruckenderen Abschluss der Staffel.
Aktueller Durchschnittswert: 4,33
The Simpsons (S23E01-02)
Ich warte auf die Halloween-Episode. Ansonsten wird es wohl auf die schon leider lange übliche Durchschnittlichkeit hinauslaufen. Die erste Folge mit Kiefer Sutherland als Voice Actor ging in Ordnung, die zweite hatte einen sehr amerikanisch-historischen Touch. Die ganz guten und ganz schlechten Ausgaben werden noch kommen.
Aktueller Durchschnittswert: 4,5
Bored To Death (S3E01)
Gelungener Start, Zach Galifianakis reißt wieder die Szenen voller Hirnrissigkeit liebevoll an sich. Und Sledge Hammer alias David Rasche ist neu mit von der Partie. Das kann auf Dauer nicht schlecht werden.
Aktueller Durchschnittswert: 5,0
InSecurity (S2E01-02)
Die Überraschungs-Comedy aus Kanada legte einen eher durchschnittlichen Neustart hin. Unschön direkt, dass man den tollen Song aus dem Vorspann nur noch kurz instrumental andeutet. Wenigstens ging es in der zweiten Folge mit den NISA-Agenten etwas aufwärts. Aber es muss mehr kommen.
Aktueller Durchschnittswert: 4,25
Homeland
Der amerikanische Soldat Nicholas Brody wird nach achtjähriger Gefangenschaft aus den Händen von Al-Qaida-Brigaden in Afghanistan befreit und mit großem Pomp zuhause empfangen. Nur CIA-Officer Carrie Mathison traut der Sache nicht, hat sie doch von einem ihrer Kontakte erfahren, dass die Terroristen einen Gefangenen konvertiert haben sollen, um einen weiteren Angriff auf amerikanischem Boden durchzuführen. Nur unterstützt von ihrem direkten Vorgesetzten Berenson überwacht sie heimlich das Zuhause von Brody und kämpft dabei gegen ihre Schuldgefühle von 9/11 und ihre psychische Krankheit an.
Claire Danes gibt hier eine Art Jack Bauer im Überwachungsmodus, als Showrunner fungiert mit Howard Gordon ein erfahrener 24-Recke. Das Ergebnis kann sehr überzeugen, auch wenn man mich mit Militärsettings üblicherweise jagen kann. Bei "Homeland" steht allerdings mehr die Spannung eines Katz und Maus-Spieles zwischen Mathison und Brody im Vordergrund, die nach den bisher gesehenen zwei Episoden erfreulich hoch gehalten wird und den Zuschauer zu fesseln vermag. Ich bin gespannt, was die Show mit ihrem Mix aus diversen Rückblicken, den familiären Spannungen im Hause Brody, dessen irritierendem Verhalten und der krankheitsbedingten Instabilität Mathisons noch aus dem Hut zaubern wird. TV-Junkies erkennen Mandy Patinkin aus "Dead Like Me" als Mathison Vorgesetzten sowie Morena Baccarin aus "Firefly" (und -sind wir mal ehrlich - einzige sehenswerte Erscheinung bei "V") als Ehefrau von Brody. Wer nun immer noch nicht überzeugt und darüber hinaus männlichen Geschlechts ist, dem sei als Serviceinformation angediehen, dass Miss Baccarin in der ersten Folge eine Nacktszene hat, dank des ausstrahlenden Senders Showtime auch durchaus sehenswert. Nicht nur deshalb gibt es von mir zum Start als Tendenz eine Wertung im höheren Bereich.
Ersteindruck: 5,5 - 5 Punkte (sehr gut - gut)
How To Be A Gentleman
Ein frisch von der Freundin verstoßener, feinmanieriger Kolumnenschreiber erhält von seinem Chef den Auftrag, näher am Zeitgeist zu verfassen und freundet sich daraufhin gezwungenermaßen mit einem ehemaligen Schultyrannen und jetzigen Fitnesstrainer an. Der ihm das wahre Leben und Lieben beibringen möchte. Ein Unterfangen, an dem die Familie des Gentlemans bisher gescheitert war.
Ich wollte die Show wirklich mögen, alleine schon wegen ihrer Darsteller. Aber Kevin Dillon ("Entourage") als ruppiger Bully, Mary Lynn Rajskub ("24") als Schwester und der von mir seit "Flight of the Conchords" hochgeschätzte Rhys Darby als Schwager konnten diese mittlerweile eingestellte Comedy nicht retten. Zu bieder, zu altbacken wirkt diese Mischung aus "Niles Crane aus Frasier trifft auf rauhbeinigen Buddy, der ihm die Welt erklärt". Alleine die auf tappsig getrimmte Rolle von Rhys Darby als neuseeländischer Simpel mit schiefer Frisur ist ein einziges Trauerspiel. Der Rest schwankt zwischen ganz nett, bemüht und vor allem reichlich "verdammt, mit dem Cast wäre doch viel mehr drin gewesen".
Ersteindruck: 3,5 - 3 Punkte (unterdurchschnittlich - mäßig)
Last Man Standing
Mike Baxter ist ein Kerl von altem Schrot und Korn. Als Naturbursche, Bastler und Handwerker sorgt er sich um die verweichlichte Jugend und bringt seinen Töchtern gerne mal als Hausaufgabe bei, wie man ein Rad am Auto wechselt. Von neumodischen Dingen wie Internet, Glee oder Avatar hat er keine Ahnung und ist darauf auch stolz. Für seinen Arbeitgeber, einen Campingartikelversand, bereist er die Welt oder hält auf der Firmenwebseite Vorträge zum Thema Mann- und Männlichsein.
Wer sich nicht gerade einen handelsüblichen Balken vors Auge genagelt hat, dem ist klar: Tim Allen nimmt seine Rolle aus "Home Improvement" (hierzulande "Hör mal, wer da hämmert") wieder auf. Diesmal hat er drei Töchter (und einen Enkel) anstelle von drei Söhnen, seine Frau (Nancy Travis, "Becker") erträgt seine Marotten wie gewohnt geduldsam und überhaupt stellt sich die Welt gegen ihn als einzigen echten, aufrechten Hodenträger. Wer den Heimwerkerkönig Tim Taylor mochte, wird hier sicherlich nicht enttäuscht werden. Vor allem mein Bruder, der neumodischen Trends grundsätzlich nichts abgewinnen kann und auch weder Glee noch Avatar gesehen hat, war begeistert. Böse Zungen in Amerika sehen die Figur des Mike Baxter schon als Vorreiterfigur für die ultrakonservative Tea Party-Bewegung. Das halte ich natürlich für übertrieben. Die erste Folge fand ich durchaus gefällig, die zweite mit der babygesicherten Toilette und ihrem Anschlusswitz sogar richtig gut. Sicher wird hier das Comedyrad nicht neu erfunden, anders als viele andere zuletzt gescheiterte, klassisch ausgerichtete Formate sorgt "Last Man Standing" aber für witzige Momente. Für Freunde des männlichen Grunzens ist zweifellos eine Empfehlung zum Reinschauen drin.
Ersteindruck: 4,5 - 5 Punkte (befriedigend - gut)
Suburgatory
Fürsorglicher, alleinerziehender Vater sorgt sich um seine frühreife Tochter und zieht mit ihr aus der Stadt in die Vorstadt um. Die namensgebende Vorstadthölle besteht dabei aus idyllisch eingezäunten Ortschaften mit pinkfarben angezogenen, braungebrannten und weißbezahnten Müttern und Töchtern, die sich an affektierter Freundlichkeit, Oberflächlichkeit und Peinlichkeit zu überbieten trachten. Kein Wunder, dass das Töchterlein noch mehr zur Rebellin wird...
Hat irgendjemand gerade "Gilmore Girls" gerufen? Nein? Warum eigentlich nicht? Für mich strahlt die Show ein gewisses, wohltuend warmes Gilmore Girls-Feeling aus, vor allem natürlich in der Figur der Tessa Altman (sehr überzeugend gespielt von Newcomerin Jane Levy). Intelligent, rebellisch aber herzlich, stets im flotten Dialog mit ihrem Erziehungsberechtigten - das erinnert an Alexis Bledel in ihrer Rolle als Rory Gilmore. Und wer die Vaterrolle analysiert, erkennt eventuell den guten alten Luke Danes wieder. Vielleicht geht es aber nur mir so. Worüber sich weniger diskutieren lässt, ist die Tatsache, dass wir es hier mit einer empfehlenswerten neuen Comedyserie zu tun haben, die mit Witz, Charme und Einblicken in die alles andere als heile Vorstadtwelt aufwarten kann. Das Potenzial ist natürlich noch nicht ausgeschöpft, aber ich bin guter Dinge, dass "Suburgatory" noch einiges an Spaß bringen wird. Denn mit den sympathischen Hauptdarstellern, den erwähnten rasanten Wortwechseln und den gut besetzten Nebendarstellern (Cheryl Hines "Curb Your Enthusiasm", Allie Grant "Weeds" und Alan Tudyk "Firefly") sind die wichtigsten Zutaten für eine gelungene Comedy vorhanden. Die bisher gesehenen drei Folgen steigerten sich kontinuierlich, sodass ich mal ein etwas weiteres Ersteindrucksspektrum anlege.
Ersteindruck: 4,5 - 5,5 Punkte (befriedigend - sehr gut)
Terra Nova
Die Erde ist mal wieder am Ende. Umweltkatastrophen haben sie so gut wie unbewohnbar gemacht, die Bevölkerung zieht es aus den überfüllten, versifften Städten in ein neues Paradies. Terra Nova, eine mittels Wurmloch zugänglich gemachte Parallelwelt des guten alten Erdballs vor mehreren Millionen Jahren, soll der Ausgangspunkt für einen Neuanfang sein. Auch für Familie Shannon bestehend aus der Mutter (Ärztin), dem Vater (Polizist) und drei Kindern (zwei Teenies, ein Kleinkind), die sich in ihrem neuen Zuhause in der Wildnis und seinen herummarodierenden Dinosauriern zurechtfinden müssen.
Terra Nova hat Dinosaurier! Terra Nova hat verdammt viel Geld gekostet! Steven Spielberg ist dran beteiligt! Und ich konnte den Abspann der eröffnenden Doppelepisode kaum erwarten und werde mir weitere Folgen ersparen. Denn "Terra Nova" hat auch das, was ich in meiner Science Fiction nicht leiden kann: Weichgespülte Familientauglichkeit und hippe Kids als Hauptfiguren. Ich fand ja schon „Falling Skies“ alles andere als prickelnd, aber das hier tat mir stellenweise nur noch weh. Positiv erwähnen vermag ich eigentlich nur Stephen Lang, der seine Rolle als kernig-strammer Commander aus „Avatar“ einfach nochmal auflegt, ansonsten hagelt es von mir nur Minuspunkte: die Dinosaurier sehen nicht so überragend toll aus und kommen keinesfalls an ihre Genossen aus „Jurassic Park“ heran. Nicht einmal als Sympathieträger im Kampf gegen die nervig doofen Teenager taugen die Urzeitviecher, weil man weiß, dass sie am Ende immer den Kürzeren ziehen werden. Was das Budget angeht, konnte ich nicht so recht erahnen, worin man die 15 Millionen Dollar in den Piloten gesteckt hat. Das Töchterlein ist ein Klugscheißerkind aus dem Bilderbuch, der Sohnemann schließt sich einer Teenie-Entdecker-Clique an, verliebt sich dabei in die wilde schöne Anführerin und die Kleine brabbelt goldige Sätzchen, streichelt Dinos und hat Mama, Papa und überhaupt alle voll lieb. Argh. Nein. Ich will das nicht sehen. Macht das weg. Das ist, als würde man Alien mit Kindergeburtstag kreuzen, Star Wars als Hip Hop-Musical auflegen oder Kampfstern Galactica aus dem Weltall an eine Highschool verorten. Wird bestimmt ein Erfolg, aber ich tue es mir nicht an. Einen halben Punkt vergebe ich für die Szene, in der ein Dino einen Soldaten frißt. Tapfere Weitergucker mögen mir Bescheid sagen, wenn es auf diese Art den Rest der Darsteller samt Drehbuchautoren erwischen sollte.
Ersteindruck: 2,5 Punkte (mangelhaft)
Breaking Bad (Season 4)
Dass ich spätestens mit der dritten Staffel zu einem Breaking Bad-Fanboy mutiert bin, brauche ich an dieser Stelle wohl nicht mehr zu erwähnen. Ich überlege mir sogar schon, wo ich das bemerkenswert hässliche Automobil meines Helden Walter White auftreiben könnte. Aber ernsthaft: Die Show des ehemaligen „Akte X“-Autoren Vince Gilligan besticht immer wieder durch fantastische schauspielerische Leistungen, überragende Bildsprache und -komposition, tragische Ereignisse und einprägenden Charakterzeichnungen.
Staffel 4 beginnt mit einer Art Abkühlung nach dem hitzigen Finale des vergangenen Jahres. Runterkommen, Mitarbeiterführung à la Gustavo Fring und Weiterkochen ist das Motto zum Einstieg. Leider blubberte die Story daraufhin für mehrere Episoden zu sehr auf Sparflamme (mit dem Tiefpunkt „38 Snub“) - gerade von den Charakteren Hank und Jesse kam zu wenig bzw. nichts Neues. Diese kleine Schwächephase findet mit der vierten Folge ihr Ende, ab 4x07 schließlich zieht die Show bis hin zum Finale gnadenlos an und verdient sich die gewohnten Höchstnoten. Spannung, Drama, Action und fragwürdige Entscheidungen schlagen den Zuschauer in ihren Bann, am Ende scheint Walter White dem Abgrund noch ein Stückchen näher gerückt zu sein, obwohl seine eigene Einschätzung eine ganz andere ist. Was das Finale angeht, schien mir die endgültige Auflösung etwas zu sehr inszeniert (inklusive der Abgangsszene einer Figur), den Twist der letzten Folgen hatte ich vorzeitig durchschaut und anders als bei Staffel 3 gab es diesmal weder Cliffhanger noch Ausblick auf die Zukunft. Insgesamt ein wenig schwächer als die fulminante Vorgängerseason, aber immer noch ein Knaller von einer Show.
Absoluter Wert: 5,74 Punkte (sehr gut) / Anzahl an Höchstwertungen: 3x 6,0 Punkte / 5x 5,5 Punkte
Top of the Show: S4E08 Hermanos, S4E11 Crawl Space, S4E12 End Game
Zum Schluss wieder ein kleiner Überblick über die Staffelstarts bekannter Shows:
Boardwalk Empire (S2E01-03)
Reichhaltige Ausstattung, prachtvolle Szenerie, akurat dargestellte Charaktere – aber die Story kommt erst langsam in Schwung. So meine Meinung zu den ersten Episoden der zweiten Staffel. Bei Boardwalk Empire habe ich immer das Gefühl, dass die Show ein paar Minuten Sendezeit und ein, zwei Nebenhandlungsstränge weniger prima vertragen könnte. Vor allem die zweite Episode wirkte trotz aller Hochwertigkeit leicht gähnig. Wenigstens zieht sich nun so langsam die Schlinge um den Hals von Nucky Thompson zu, weshalb ich mir eine weitere Steigerung erwarte. Und diesmal bitte einen etwas beeindruckenderen Abschluss der Staffel.
Aktueller Durchschnittswert: 4,33
The Simpsons (S23E01-02)
Ich warte auf die Halloween-Episode. Ansonsten wird es wohl auf die schon leider lange übliche Durchschnittlichkeit hinauslaufen. Die erste Folge mit Kiefer Sutherland als Voice Actor ging in Ordnung, die zweite hatte einen sehr amerikanisch-historischen Touch. Die ganz guten und ganz schlechten Ausgaben werden noch kommen.
Aktueller Durchschnittswert: 4,5
Bored To Death (S3E01)
Gelungener Start, Zach Galifianakis reißt wieder die Szenen voller Hirnrissigkeit liebevoll an sich. Und Sledge Hammer alias David Rasche ist neu mit von der Partie. Das kann auf Dauer nicht schlecht werden.
Aktueller Durchschnittswert: 5,0
InSecurity (S2E01-02)
Die Überraschungs-Comedy aus Kanada legte einen eher durchschnittlichen Neustart hin. Unschön direkt, dass man den tollen Song aus dem Vorspann nur noch kurz instrumental andeutet. Wenigstens ging es in der zweiten Folge mit den NISA-Agenten etwas aufwärts. Aber es muss mehr kommen.
Aktueller Durchschnittswert: 4,25
Seriencheck? Da bin ich dabei!
AntwortenLöschen"Homeland" wartet noch auf die Sichtung. Die bisherigen Kritiken lassen Großes erhoffen - und das obwohl ich normalerweise auch nichts mit dem Militärsetting anfangen kann.
"How to Be a Gentleman" fand ich nicht so schlecht, wie der Rest der Seriengemeinde. Sicher nicht großartig, doch der nette Cast hat sich für mich schon nach drei Episoden bewährt. Egal. Ist ja eh schon Schluss.
"Last Man Standing" wartet auch noch auf die Sichtung und ich hoffe auf schönes 90er Jahre Sitcom-Feeling.
Von "Suburgatory" fand ich den Piloten sehr nett, habe aber so meine Zweifel, dass die Prämisse für eine ganze Staffel reicht.
Zu "Terra Nova" sag ich lieber nichts. Ich mochte den "Blade Runner"/"Jurassic Park"/"Avatar"/"Lost"-Mix des Piloten nämlich recht gerne. Aber mich hat ja schon "Falling Skies" nicht so enttäuscht, wie die meisten. Bin halt doch ein Spielberg-Kind.
Bei "Breaking Bad" stecke ich mitten in der dritten Staffel und freue mich insofern schon sehr auf die vierte Staffel. Gefällt mir mit jeder Episode besser.
Vom Rest schaue ich nichts, nur "Bored to Death" ist natürlich wieder mit im Programm.
Homeland hat mich wirklich positiv überrascht, da freue ich mich heute Abend auf die neue Episode.
AntwortenLöschenHow to be a Gentleman: es hat schon weitaus bessere Comedies getroffen. Aber bei den Cast wäre sooviel mehr drin gewesen.
LMS: damit darfst du rechnen, mal sehen, was da noch kommt.
Suburgatory: möglich ist alles, aber ich bin guter Hoffnung und von Fräulein Levy durchaus angetan.
Terra Nova: da bin knallhart, bei mir gehört Scifi und Fantasy nicht in Kinderhände. Da habe ich mich damals ja schon bei "No Ordinary Family" furchtbar aufgeregt. Nix gegen familienfreundliche Unterhaltung in anderen Bereichen wie Comedy, aber ... ach, sagen wir's so: der Spielberg gibt es mir nicht mehr.
BB: ich freue mich auf die fünfte (und leider letzte). Da geht es sicherlich wieder derbe ab.