CD des Monats: ICED EARTH - Dystopia
Musikbegeisterte Kleingärtner wissen: bei einsetzendem Bodenfrost im Herbst ist die Gefahr durchbrechender eiserner Jungfrauen und verräterischer Priester nicht zu unterschätzen. In diesem Falle heißt es: ruhig bleiben, den Boden mit rhythmisch-hektischen Harkenschlägen auflockern, vorsichtig die Blüten freilegen, mit den Ohren auf Hördistanz gehen, sich ordentlich begießen (sehr wichtig!!!) und im Erfolgsfalle an richtig schön altmodisch klingendem Heavy Metal der 80er bis frühen 90er erfreuen. Oder gleich den ganzen grünen Schnickschnack sein lassen und direkt ab in den nächsten Plattenladen des Vertrauens düsen, um nach der neuen Iced Earth-Scheibe Ausschau zu halten.
Damals, als Judas Priest und Iron Maiden noch frisch die Felder der harten Musik beackerten, hat Mastermind Jon Schaffer sicherlich gerne hingehört - und das schimmert auch in seinem neuesten Werk namens Dystopia mehr als deutlich durch. Nachdem sich Fronthüne und Vorzeigesänger Matt Barlow aus der Band zurückgezogen hat, um sich mehr um seine Familie kümmern zu können, steht mit dem eher unbekannten Stuart "Stu" Block (Into Eternity) der nächste Mann am Mikro. Und er macht seine Sache mehr als gut: im ohrwurmigen „Anthem“ gibt er eine astreine Barlow-Kopie zum Besten, die zumindest ich nicht vom Original zu unterscheiden gewusst hätte. Zusätzlich im Repertoire des stimmgewaltigen Kanadiers: fiese Screams der Marke „Rumpelstilzchen mit rostigem Nagel im Fuß“ wie man sie von Oberpriester Rob Halford oder Cam Pipes (3 Inches of Blood) gewohnt ist und eine angenehme Klarstimme für die Balladen.
Schaffer hingegen rifft sich derweil erfreulich lustvoll und prägnant durch die Songs. Mit Ausnahme vielleicht des etwas platt-aggressiven „Days of Rage“ besticht das Material durch einprägsame Melodien und Refrains, um die von Rebellion, Verzweiflung, Unterdrückung und Aufbruch handelnden Texte klanglich zu illustrieren. Musikalisch werden dabei desöfteren die eingangs erwähnten alten Recken des Heavy Metal zitiert: gerade bei den filminspirierten Titeln „Dark City“ und „Equilibrium“ meint man fast im Hintergrund Iron Maidens Steve Harris zu hören, wie er angesichts der galoppierenden Gitarrenläufe grinsend ein „Dreh den Bass mal lauter auf“ einfordert. Viele der Titel würde ich spontan auf diversen meiner Lieblingsalben verorten: das rasende „Boiling Point“ etwa hätte prima auf die „Painkiller“ von Judas Priest gepasst, das scheppernde „V“ sich direkt neben „Metal Gods“ von der „British Steel“ einordnen können. „Anguish of Youth“ und „End of Innocence“ als amtliche Balladen stehen ganz in der Tradition von Iced Earths „Melancholy“ oder „I Died For You“.
Das mag man nun als Einfallslosigkeit oder Kopiererei anprangern, aber ich muss gestehen: Songs von dieser Qualität hätte ich sehr gerne auf den letzten Alben der Irons, der Priester oder Iced Earth selbst gehört. Ein druckvoller und knackiger Sound rundet schließlich das beste Album der amerikanischen Powermetaller seit „Something Wicked This Way Comes“ ab. Der Winter kann kommen.
Für die komplette Bedienung gibt es auf der offiziellen Homepage den Klassiker "Dante's Inferno", eingespielt in der neuen Besetzung, als kostenlosen Download.
Damals, als Judas Priest und Iron Maiden noch frisch die Felder der harten Musik beackerten, hat Mastermind Jon Schaffer sicherlich gerne hingehört - und das schimmert auch in seinem neuesten Werk namens Dystopia mehr als deutlich durch. Nachdem sich Fronthüne und Vorzeigesänger Matt Barlow aus der Band zurückgezogen hat, um sich mehr um seine Familie kümmern zu können, steht mit dem eher unbekannten Stuart "Stu" Block (Into Eternity) der nächste Mann am Mikro. Und er macht seine Sache mehr als gut: im ohrwurmigen „Anthem“ gibt er eine astreine Barlow-Kopie zum Besten, die zumindest ich nicht vom Original zu unterscheiden gewusst hätte. Zusätzlich im Repertoire des stimmgewaltigen Kanadiers: fiese Screams der Marke „Rumpelstilzchen mit rostigem Nagel im Fuß“ wie man sie von Oberpriester Rob Halford oder Cam Pipes (3 Inches of Blood) gewohnt ist und eine angenehme Klarstimme für die Balladen.
Schaffer hingegen rifft sich derweil erfreulich lustvoll und prägnant durch die Songs. Mit Ausnahme vielleicht des etwas platt-aggressiven „Days of Rage“ besticht das Material durch einprägsame Melodien und Refrains, um die von Rebellion, Verzweiflung, Unterdrückung und Aufbruch handelnden Texte klanglich zu illustrieren. Musikalisch werden dabei desöfteren die eingangs erwähnten alten Recken des Heavy Metal zitiert: gerade bei den filminspirierten Titeln „Dark City“ und „Equilibrium“ meint man fast im Hintergrund Iron Maidens Steve Harris zu hören, wie er angesichts der galoppierenden Gitarrenläufe grinsend ein „Dreh den Bass mal lauter auf“ einfordert. Viele der Titel würde ich spontan auf diversen meiner Lieblingsalben verorten: das rasende „Boiling Point“ etwa hätte prima auf die „Painkiller“ von Judas Priest gepasst, das scheppernde „V“ sich direkt neben „Metal Gods“ von der „British Steel“ einordnen können. „Anguish of Youth“ und „End of Innocence“ als amtliche Balladen stehen ganz in der Tradition von Iced Earths „Melancholy“ oder „I Died For You“.
Das mag man nun als Einfallslosigkeit oder Kopiererei anprangern, aber ich muss gestehen: Songs von dieser Qualität hätte ich sehr gerne auf den letzten Alben der Irons, der Priester oder Iced Earth selbst gehört. Ein druckvoller und knackiger Sound rundet schließlich das beste Album der amerikanischen Powermetaller seit „Something Wicked This Way Comes“ ab. Der Winter kann kommen.
Für die komplette Bedienung gibt es auf der offiziellen Homepage den Klassiker "Dante's Inferno", eingespielt in der neuen Besetzung, als kostenlosen Download.
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