CD des Monats: METALLICA - Death Magnetic
Schrammel Riff. Schepper Bumm. Schredder Solo. Fertig ist Death Magnetic.
Metallica sind wieder da. Die alten Säcke haben sich wirklich aufgerafft und nach schlappen 17 Jahren nochmal ein brauchbares Album auf den Markt geworfen. Was allein schon eine Tatsache ist, die man zu würdigen wissen sollte. Denn wenn ich mir so anhöre, was meine alten Helden Iron Maiden und Judas Priest in letzter Zeit veröffentlicht haben, ist jedes schnell geschrubbte Riff eine echte Offenbarung.
Will jemand wirklich noch einen Rückblick über die Studioleidensgeschichte der Band lesen? Ich mach es kurz und lukullisch-metaphorisch. Load war im Vergleich zum schwarzen Album von 1991 eine lasche Kraftbrühe mit ein paar Croûtons, Reload nach brauchbarem Geschmackseinstieg die reinste Wassersuppe, St. Anger eine breiige Portion Labskaus, roh durch den Fleischwolf gedreht und unabgeschmeckt. Death Magnetic ist jetzt nicht das Filet Mignon des Heavy Metals geworden, aber allemal ein ordentlich durchgebratenes Rindersteak mit ordentlich Pfeffer. Nach den dürftigen Verköstigungen zeigen die alten Tiger aus der Bay Area im übertragenen Sinne, dass sie noch Frischwild reißen und auf den Tisch bringen können.
87 Sekunden dumpft der Opener That Was Just Your Life lustlos vor sich hin, dann wird tempomäßig Dampf aus dem Kessel gelassen. Druckvoll rausgeschleuderte Vocals und endlich wieder ein krachiges Solo von Flitzefinger Hammett hinterlassen einen erfreulichen ersten Eindruck. Zweiter Song, The End Of The Line, selbes Rezept, einen Tacken weniger Tempo, der Refrain kommt ein wenig schwächlich rüber - geht aber insgesamt noch in Ordnung. Broken, Beat & Scarred liest sich wie ein Song von Children Of Bodom und will überhaupt nicht in meine Gehörgänge. Die Rhytmusgitarre ist nicht übel, aber ansonsten scheint Hetfield nur darüber zu singen, dass was einen nicht umbringt nur stärker macht- der Refrain reitet das Stück schließlich noch tiefer rein. Der einzige Skip Track des Albums.
Die nächsten Lieder reißen es aber raus: die Single The Day That Never Comes mit schmusigem Gitarrenintro, aber saftigem Abgang und All Nightmare Long als thrashig-rumpelndes Highlight der CD inklusive schneidigen Klampfensoli sollten absolut in die Konzertsetliste wandern. Cyanide knüppelt zwei Härtegrade weniger und dürfte sich nach mehrmaligem Hören schnell abnutzen, im Moment mag ich ihn aber wegen des Refrains noch.
The Unforgiven III, die amtliche Ballade. Mit Klavier, Geigen und Bläsern im Intro. Das designierte Lieblingslied all jener, die von Musik der härteren Gangart keine Ahnung haben, aber mitreden wollen. Immerhin hat es ein heftig über den Hörer kommendes Solo. Kein neues Nothing Else Matters, nicht ganz The Unforgiven I, aber besser als The Unforgiven II. Wobei ich gar nicht mehr weiß, wie The Unforgiven II seinerzeit war. Nummer 8, The Judas Kiss, ist zunächst an mir vorbeigerauscht, entwickelt aber im zweiten Durchgang Qualitäten. It's some kind of majestic heaviness, würde ich das mal auf englisch beschreiben wollen. Geschmackssache ist sicherlich das 10-minütige Instrumental Suicide & Redemption; alte Fans wird es freuen, dass die Tradition von The Call of Ktulu und Orion wiederbelebt wurde, ich für meinen Teil nehme meinen Heavy Metal jedoch lieber mit Gesang zu mir.
Rausschmeißer, kleine Perle und wahrscheinlich ein Überrest von der letzten Slayer-Scheibe, die Produzent Rick Rubin bekanntlich aufgenommen hat - My Apocalypse. Knackig, krachig, kompromisslos, simpel auf die Zwölf, spricht sofort meine Headbangingmuskulatur an. Ein würdiger Abschluss, der zeigt, dass altes Eisen doch noch manch feines Metall schmieden kann.
Fazit: Death Magnetic wird mit Sicherheit nicht alle Fans glücklich machen. Ich für meinen Teil bin zufrieden mit dem Album und freue mich einfach darüber, dass der Vierer musikalisch wieder ein Lebenszeichen absetzt. Eine nicht zu unterschätzende Rolle spielt dabei auch die trostlose Vergangenheit. Wer weiß, ob es die Scheibe zur CD des Monats geschafft hätte, wenn sie direkt nach dem schwarzen Album veröffentlicht worden wäre.
Der Nörgler zum Schluss: der Booklet-Gag mit der auf jeder Seite rausgeschnittenen Sargform, der teilweise die Liedtexte mit sich gerissen hat, hat nicht mein Humorzentrum getroffen. Hoffentlich schaffen es die Lyrics bald auf die offizielle Seite, sonst muss ich mir sie noch aus dubiosen Quellen herunterladen.
Noch ein letzter Nachtrag: wer die leiseste Ahnung von Metallica hat, bezeichnet ihre früheren und nun wieder verfolgten Wurzeln als THRASH-Metal und lässt das erste H zwischen dem T und dem R nicht wegfallen. Gelle, Spiegel Online?
13:01 Uhr: immerhin einen Trash haben die Korrekturmüllmänner schon abgeholt...
16:48 Uhr: aus Trash-Rocker wurden Prügel-Rocker. Geht doch.
Metallica sind wieder da. Die alten Säcke haben sich wirklich aufgerafft und nach schlappen 17 Jahren nochmal ein brauchbares Album auf den Markt geworfen. Was allein schon eine Tatsache ist, die man zu würdigen wissen sollte. Denn wenn ich mir so anhöre, was meine alten Helden Iron Maiden und Judas Priest in letzter Zeit veröffentlicht haben, ist jedes schnell geschrubbte Riff eine echte Offenbarung.
Will jemand wirklich noch einen Rückblick über die Studioleidensgeschichte der Band lesen? Ich mach es kurz und lukullisch-metaphorisch. Load war im Vergleich zum schwarzen Album von 1991 eine lasche Kraftbrühe mit ein paar Croûtons, Reload nach brauchbarem Geschmackseinstieg die reinste Wassersuppe, St. Anger eine breiige Portion Labskaus, roh durch den Fleischwolf gedreht und unabgeschmeckt. Death Magnetic ist jetzt nicht das Filet Mignon des Heavy Metals geworden, aber allemal ein ordentlich durchgebratenes Rindersteak mit ordentlich Pfeffer. Nach den dürftigen Verköstigungen zeigen die alten Tiger aus der Bay Area im übertragenen Sinne, dass sie noch Frischwild reißen und auf den Tisch bringen können.
87 Sekunden dumpft der Opener That Was Just Your Life lustlos vor sich hin, dann wird tempomäßig Dampf aus dem Kessel gelassen. Druckvoll rausgeschleuderte Vocals und endlich wieder ein krachiges Solo von Flitzefinger Hammett hinterlassen einen erfreulichen ersten Eindruck. Zweiter Song, The End Of The Line, selbes Rezept, einen Tacken weniger Tempo, der Refrain kommt ein wenig schwächlich rüber - geht aber insgesamt noch in Ordnung. Broken, Beat & Scarred liest sich wie ein Song von Children Of Bodom und will überhaupt nicht in meine Gehörgänge. Die Rhytmusgitarre ist nicht übel, aber ansonsten scheint Hetfield nur darüber zu singen, dass was einen nicht umbringt nur stärker macht- der Refrain reitet das Stück schließlich noch tiefer rein. Der einzige Skip Track des Albums.
Die nächsten Lieder reißen es aber raus: die Single The Day That Never Comes mit schmusigem Gitarrenintro, aber saftigem Abgang und All Nightmare Long als thrashig-rumpelndes Highlight der CD inklusive schneidigen Klampfensoli sollten absolut in die Konzertsetliste wandern. Cyanide knüppelt zwei Härtegrade weniger und dürfte sich nach mehrmaligem Hören schnell abnutzen, im Moment mag ich ihn aber wegen des Refrains noch.
The Unforgiven III, die amtliche Ballade. Mit Klavier, Geigen und Bläsern im Intro. Das designierte Lieblingslied all jener, die von Musik der härteren Gangart keine Ahnung haben, aber mitreden wollen. Immerhin hat es ein heftig über den Hörer kommendes Solo. Kein neues Nothing Else Matters, nicht ganz The Unforgiven I, aber besser als The Unforgiven II. Wobei ich gar nicht mehr weiß, wie The Unforgiven II seinerzeit war. Nummer 8, The Judas Kiss, ist zunächst an mir vorbeigerauscht, entwickelt aber im zweiten Durchgang Qualitäten. It's some kind of majestic heaviness, würde ich das mal auf englisch beschreiben wollen. Geschmackssache ist sicherlich das 10-minütige Instrumental Suicide & Redemption; alte Fans wird es freuen, dass die Tradition von The Call of Ktulu und Orion wiederbelebt wurde, ich für meinen Teil nehme meinen Heavy Metal jedoch lieber mit Gesang zu mir.
Rausschmeißer, kleine Perle und wahrscheinlich ein Überrest von der letzten Slayer-Scheibe, die Produzent Rick Rubin bekanntlich aufgenommen hat - My Apocalypse. Knackig, krachig, kompromisslos, simpel auf die Zwölf, spricht sofort meine Headbangingmuskulatur an. Ein würdiger Abschluss, der zeigt, dass altes Eisen doch noch manch feines Metall schmieden kann.
Fazit: Death Magnetic wird mit Sicherheit nicht alle Fans glücklich machen. Ich für meinen Teil bin zufrieden mit dem Album und freue mich einfach darüber, dass der Vierer musikalisch wieder ein Lebenszeichen absetzt. Eine nicht zu unterschätzende Rolle spielt dabei auch die trostlose Vergangenheit. Wer weiß, ob es die Scheibe zur CD des Monats geschafft hätte, wenn sie direkt nach dem schwarzen Album veröffentlicht worden wäre.
Der Nörgler zum Schluss: der Booklet-Gag mit der auf jeder Seite rausgeschnittenen Sargform, der teilweise die Liedtexte mit sich gerissen hat, hat nicht mein Humorzentrum getroffen. Hoffentlich schaffen es die Lyrics bald auf die offizielle Seite, sonst muss ich mir sie noch aus dubiosen Quellen herunterladen.
Noch ein letzter Nachtrag: wer die leiseste Ahnung von Metallica hat, bezeichnet ihre früheren und nun wieder verfolgten Wurzeln als THRASH-Metal und lässt das erste H zwischen dem T und dem R nicht wegfallen. Gelle, Spiegel Online?
13:01 Uhr: immerhin einen Trash haben die Korrekturmüllmänner schon abgeholt...
16:48 Uhr: aus Trash-Rocker wurden Prügel-Rocker. Geht doch.
Ganz ehrlich? Ich kann mich von diesem Song nicht mehr losreißen. Ein Ohrwurm sondersgleichen. Und deshalb: Metallica? Wer ist das? :)
AntwortenLöschenKommt mir auch irgendwoher bekannt vor. Aus irgendeinem Grund crasht die Brütal Legend-Webseite bei mir übrigens immer...
AntwortenLöschenJudas Priest. 1982. Screaming For Vengeance. Knalleralbum. Im Gegensatz dazu ist die neue von denen ganz lahmes Geblubbere. Und natürlich kann Metallica mit ihrem neuen Werk dagegen keinesfalls anstinken.
Aha,ist das also auch schon älter, das wusste ich nicht...
AntwortenLöschen26 Jahre sind doch nix...
AntwortenLöschenJoar, vor 26 Jahren habe ich noch "Musik" mit meiner Rassel gemacht, bevor meine musikalischen Fähigkeiten im Anschluss verkümmern sollten (Singen im Musikunterricht?! Welch ein Horror...).
AntwortenLöschenBeim Singen im Musikunterricht bekam ich immer die Gnaden-4. Bin ich heute noch stolz drauf.
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