Seriencheck (XVII)

Verbrennt die Sonne auch dein Hirn,
Hol US-Fernseh'n dir auf den Schirn
(aus dem Lexikon der sich nur ganz knapp nicht reimenden Weisheiten eines Serienjunkies)

Will sagen - auch in der Sommerpause gibt es was zum Gucken.
Und zwar das hier:

The Middleman

LOST-Produzent Javier Grillo-Marxuach mit einer leicht bekömmlichen Men In Black-Persiflage, gewürzt mit charmanten Darstellern, Dialogen in gilmoregirls'scher-Wasserfallartigkeit, schrägen Plotideen und geplagt von stellenweise beeindruckend fehlendem Budget für Spezialeffekte.

Wendy Watson ist eine von Aushilfsjob zu Aushilfsjobjob hetzende Künstlerin, die von einem geheimnisvollen Agenten namens The Middleman engagiert wird, um als dessen Assistentin das Böse in der Welt zu bekämpfen. Das Böse bedeutet hierbei u.a. intelligente Gorillas mit Faible für Mafiafilme, maskierte mexikanische Wrestler oder fliegende Zombiefische. Als Nebendarsteller im Gepäck: die rebellische Mitbewohnerin, der nur in Songtexten kommunizierende Hausfreund und die mürrische Sekretärin des Middleman, der seinen Namen natürlich deshalb trägt, weil er seine Auftraggeber nicht benennen will. Oder kann.

Das etwas andere Setting und die seltsam gestrickten Geschichten bringen der Serie bei mir direkt vorab dicke Pluspunkte ein. Das Hauptdarstellerduo versprüht Witz, sobald Wendys flottes Mundwerk auf den kühl bis steif agierenden Middleman trifft. Wenn man die teils drollig kruden Spezialeffekte mit Humor nimmt, steht dem kurzweiligen Serienvergnügen eigentlich nichts im Wege. Luft nach oben ist aber schon noch. Insgesamt ein netter Snack für die Sommerpause.

Middleman-Trailer


Fringe

Schon wieder einer aus der LOST-Riege. Diesmal der Meister persönlich: the Abrams, the JJ. Es beginnt mit einem Flugzeug in Nöten, was mich sofort an diese Serie erinnert hat, auf dessen Namen ich jetzt einfach nicht kommen will. Die in Hamburg gestartete Maschine stürzt jedoch nicht ab (was hätte sich Bielefeld als geheimnisvoller Unglücksort angeboten!), sondern landet in Boston. Problem: Passagiere nebst Besatzung haben den Flug in einem unerfreulich matschigen Zustand hinter sich gebracht.

Vorhang auf für Olivia Dunham und John Scott, ihres Zeichens FBI-Beamte, die nebenbei noch ein dezentes Techtelmechtel miteinander am Laufen haben. Weil ihr Lover beim Herumschnüffeln eine Dosis zuviel von der für die Zersetzung der Flugzeugopfer zuständigen chemischen Substanz abbekommen hat, bleibt die Lösung des Falles an der blonden Ermittlerin hängen. Zu allem Überfluss ist auch der neu zugewiesene Chef ihr gar nicht zugeneigt und scheint einiges zu verbergen. Die Fährte führt zu einem inhaftierten verrückten Wissenschaftler und dessen in der Welt herumvagabundierenden Sohn.

Meine ersten Gedanken nach dem 90-minütigen Piloten: Akte X anno 2008.
Scully ist blond und groß, Mulder sehr farblos, der mysteriöse Zigarettenraucher hat auf Bruce Darnell-Lookalike umgeschult und weil Scully keine Wissenschaftlerin mehr ist und folglich nicht mehr in Eingeweiden rumprokeln kann, hat man ihr einen verwirrten Kittelträger an die Seite gestellt. Ganz wichtig: das Ende ist sehr mysteriös und als Zuschauer erahnt man, dass noch etwas ganz Unheilvolles auf einen zukommt.

Das hoffe ich auch, denn vom Hocker hauen konnte mich die erste Folge nicht. Was damit zusammenhängen kann, dass ich Akte X zwar immer sehr gemocht habe - das war allerdings in den 90ern, als die Serie bahnbrechend war. Heute entlocken mir Verschwörungen nur noch ein leichtes Gähnen. Die Produktionswerte von Fringe stimmen, aber weder von den Darstellern noch von der Story her will bei mir so recht der Funke überspringen. Mir fehlt das innovative, ungewöhnliche Element, das die Show von anderen Produktionen hervorhebt. In der Hinsicht bietet JJ Abrams aktuell nur die groß eingeblendeten Lokalitätsnamen bei einem Ortswechsel. Bleibt die Hoffnung, dass der fette Knaller in den späteren Folgen eingebaut ist.

Fringe-Trailer


The Worst Week Of My Life (Season 2)


Die Briten sind uns in einigen Dingen doch voraus, wie man fraglos anerkennen muss. Bei der Herstellung magenkrampfverursachender Nationalgerichte beispielsweise. Beim Elfmeterverschießen. Bei der Wettsucht. Oder beim Wegfall jeglichen Niveaus innerhalb der Regenbogenpresse.

Allerdings auch bei TV-Komödien. Von The Worst Week Of My Life wurde bekanntermaßen die erste Staffel für das deutsche Fernsehen adaptiert, mit Christoph Maria Herbst in der Hauptrolle und Uwe Friedrichsen als Schwiegervater. Nett, aber beileibe nicht so genial wie eben das Original der BBC mit Ben Miller und Geoffrey Whitehead. Denn das hüftsteife Hineinstolpern in Fettnäpfchen mit anschließend peinlich berührtem Gesichtsausdruck kriegen die Inselmannen einfach ein paar Brüllergrade besser hin.

Die zweite Staffel beginnt mit dem geplanten Einzug des Ehepaares Mel (mittlerweile hochschwanger) und Howard in das geerbte Landhaus. Welches natürlich explodiert und den geplagten Gemahlen in die Arme seiner Schwiegereltern treibt. Von da an läuft wie gewohnt für unseren sympathischen Tollpatsch alles schief. Und das weitflächig auf allen Ebenen. Für gerade mal 7 Pfund bei amazon.co.uk bietet die Staffel 7 Folgen lang köstliche Unterhaltung. Das abschließende Weihnachtsspecial umfasst leider (logischerweise) nur 3 Folgen, wird aber bestimmt demnächst den Weg in meine Sammlung finden.

Worst Week Of My Life-Trailer (Season 1)

Kommentare

  1. Da kenne ich nun ja mal noch nix von. "Fringe" werde ich aber auf jeden Fall bei der regulären Ausstrahlung nachholen...

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  2. Ich habe nur Fringe von den drei Sachen gesehen und war durchaus angetan. Allerdings glaube ich, dass sie bis zur finalen Ausstrahlungn och ein wneig dran schrauben, teilweise war nämlich die Musik aus Lost zu hören.

    Fringe ist meiner Meinung nach solide und ansprechend produziert, sicher mit viel Akte X drin. Aber Fringe ist für mich das Versprechen, Akte X richtig und modern zu machen. Denn wenn es (hoffentlich) wie bei Lost eine ordentliche Erklärung für alles geben wird - eben anders als in Akte X in den letzten Seasons - dann wird das alles sehr spannend werden.

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  3. Aha, hier schreiben sie schon, dass mindestens Anfang und Ende noch verändert werden.

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  4. Danke für den Link!
    Dann schaun mer mal nochmal ;)

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