Seriencheck (55)

Kaum ist ein Seriencheck weg,
Lugt der nächste schon ums Eck.
Diesmal gibt es viele Previews
Und darauf finde ich jetzt keinen Reim.

Revolution


Große Namen sind im neusten SciFi-Mystery-Drama "Revolution" vertreten. Jon Favre ("Iron Man") als Regisseur des Piloten, J.J. Abrams als ausführender Produzent (obwohl ich glaube, der wird bei jeder Mystery-Show mittlerweile in die Credits geschrieben), Giancarlo Esposito (Gus Fring, "Breaking Bad") endlich wieder als Bösewicht. Als Autor fungiert Eric Kripke. Der bisher durch "Supernatural" bekannt geworden ist. Naja.

Zum Plot: der Strom geht weg und kommt nicht wieder. Einfach so, keiner weiß warum. Nur Ben Matheson scheint eine Vorahnung zu haben und speichert vor dem großen Blackout etwas auf einen mobilen Datenträger. 15 Jahre ziehen elektrizitätslos ins Land, weitflächiges Grün erobert die einstmaligen Großstädte, es existiert eine Vielzahl kleiner Kommunen, die technisch auf dem Stand von Amischen wirtschaften. Die Macht an sich gerissen hat ein Warlord namens Sebastian "Bass" Monroe, der seinen Handlanger Tom Neville ausschickt, um Matheson ausfindig zu machen. Nach deren Aufeinandertreffen wird Mathesons Sprößling Danny entführt, woraufhin Tochter Charlie, Lebensabschnittspartnerin Maggie und der Dorfgeek Aaron losziehen, um a) Danny zu befreien und b) Bens Bruder Miles aufzustöbern. Weiß er vielleicht, wo der Strom hingeflossen ist?

Endzeitszenario, viele Jungschauspieler, Ausstrahlung bei einem Familiensender (NBC) - da leuchtet wohl nicht nur bei mir die "Falling Skies"-Warnlampe auf. Aber in der Hinsicht kann ich zumindest für den Piloten Beruhigung anordnen. Tracy Spiridakos spielt ihre Rolle als toughe Tochter Charlie überzeugend, Sohnemann Danny (Graham Rogers) nervt nicht, der ex-Google-Spezialist und umständebedingte Langzeitarbeitslose Aaron sorgt für den comic relief und die Show hat Giancarlo Esposito nach seinen tragisch weit unter Wert geschlagenen Auftritten in "Once upon a Time" endlich wieder in einer gescheiten Rolle. Ich gehe sogar soweit zu behaupten: ich gucke "Revolution" in jedem Fall weiter, weil Esposito mitspielt, denn seine Szenen waren mit die stärksten in der Auftaktepisode.

Auch wenn ich von dem Gesehenen ganz ordentlich unterhalten wurde, bleiben Zweifel. Wie bei jeder neu startenden Mystery-Serie natürlich, ob die Chose nicht am Ende frühzeitig abgesetzt wird und die langwierig aufgebauten Geheimnisse mit ins Seriengrab wandern. Bei "Revolution" kommt noch etwas hinzu: reicht die Story wirklich, um mehrere Staffeln à 24 Episoden zu füllen? Bei einer zünftigen Zombieapokalypse und Alieninvasion herrscht idealerweise ständige Bedrohung für die Figuren, woraus sich einiges an Spannung, Action und Drama destillieren lässt. Hier ist halt "nur" das Licht ausgegangen und will ich als Zuschauer nach jeder Episode händeringend wissen, ob es wieder angeht?

Für den Start vergebe ich knappe, wegen Giancarlo Esposito aufgerundete 5 Punkte; was die Tendenz angeht, bleibe ich allerdings skeptischer.

Ersteindruck: 5,0 Punkte von 6 Punkten (gut)
Tendenz: 4,0 Punkte - 5,0 Punkte (durchschnittlich - gut)

Ben And Kate


Ben und Kate sind Geschwister, die sich wegen der ständigen Streitereien ihrer Eltern quasi selbst erzogen haben. Er (Nat Faxon) ein Kind im Körper eines Erwachsenen, ein Tollpatsch, ein ziellos nach seinem Platz in der Gesellschaft suchender und dabei herumirrender Träumer. Sie (Dakota Johnson) eine alleinerziehende Mutter auf der Suche nach Liebe und dem Wunsch, den Bruder endlich der Realität näher zu bringen. Gemeinsam mit ihren Freunden Tommy und BJ versuchen sie, ihr Leben in den Griff zu bekommen.

Fand ich für den Einstieg richtig gut. Ben ist natürlich überdreht hilflos und seltsam bis zum Anschlag, dass selbst die auf dem selben Sender laufende Zooey Deschanel ins Grübeln kommen müsste. Allerdings füllt Nat Faxon die Rolle bisher auf trottelig sympathische Art aus, ohne an meinen Nerven als Zuschauer zu sägen. Das wiederum könnte freilich im Laufe der Show zu einem Balanceakt werden. Kate als tapfer die Macken des Bruders ertragende, auf alles vorbereitete Mutter wirkt da als wohltuender Gegenpart. Die Nebencharaktere drängen sich nicht auf, ergänzen die Charakterbeziehungen allerdings dezent. Bleibt noch die goldige Maddie, die im Zusammenspiel mit ihrem Onkel meist die reiferen Entscheidungen trifft. Zum Schluss des Piloten noch ein bisschen wohlig herzenswarme Momente, wie sie "Raising Hope" gerne mal bringt - macht im Endergebnis einen gelungenen Start. Ich bleibe dran.

Ersteindruck: 5,0 Punkte von 6 Punkten (gut)
Tendenz: 4,5 - 5,0 Punkte (befriedigend - gut)

The Mindy Project  


Die aus "The Office" bekannte Darstellerin Mindy Kaling zeichnet für ihre erste eigene Comedy verantwortlich. Nun gehörte ich ja jahrelang zu den glühendsten Verehrern der Büro-Show um Steve Carell, aber wenn man ehrlich ist, hat die Serie schon seit mehreren Jahren ihre ursprüngliche Großartigkeit eingebüßt. Mein Bruder verfechtet gar die Theorie, dass es zu just jenem Zeitpunkt bergab ging, als die Darsteller für die Drehbücher verantwortlich zeichneten. Von daher sah ich dem Debüt von Mindy eher mit gedämpften Erwartungen entgegen.

Kaling spielt eine Gynäkologin, die den Mann fürs Leben sucht, romantische Filme sieht, sich ständig verliebt und doch noch nicht das große Glück gefunden hat. In ihrer Praxis wimmelt es von möglichen Kandidaten, vom kritisch-distanzierten Kollegen bis zum allzeit bereiten britischen Lovetoy, dennoch wird fleißig gedatet und am Gewicht gearbeitet.

Blitzschnell zücke ich das Schild mit der Aufschrift "ICH BIN NICHT DIE ZIELGRUPPE" und verabschiede mich mit langsamen, bedachten Schritten Richtung Ausgang. Das hier ist eher was für die Bridget-Jones-Fraktion, die blind alles guckt, solange eine etwas pummelige Frau nach der Liebe ihres Lebens sucht. Was ich allerdings anmerken kann, ist, dass "The Mindy Project" kaum eigene Ideen zum Thema bringt, sondern eher das schon bekannte Schema durchkaut wie etwa das Hereinplatzen in die Hochzeit des Ex-Geliebten, um betrunken eine peinliche Rede auf den Frischvermählten zu halten. Mein Interesse hat das Ganze nicht geweckt, meinen Humor nicht getroffen.

Ersteindruck: 3,5 Punkte von 6 Punkten (unterdurchschnittlich)
Sichtung eingestellt


The New Normal


Schwules Paar sucht und findet junge Single-Mutter in Existenzkrise, um sein Kind auszutragen. Hartherzige und zynische Großmutter funkt mit derb-beleidigenden Sprüchen dazwischen, während Drag-Queen-Freundin den beiden Vätern in spe helfend zur Seite steht.

Ein klassischer Fall von "Nicht schlecht, gibt es allerdings auch schon in gut". Und mit gut meine ich natürlich Cam und Mitchell aus "Modern Family", an deren großartige Chemie und gelungenen Humor der Cast aus "The New Normal" nicht heran kommt. Mir wird auch etwas zu sehr der moralische Zeigefinger gereckt, um dem amerikanischen Durchschnitts-Zuschauer mit dem Holzhammer einzubläuen, dass auch homosexuelle Paare ein Recht auf Kinderglück haben. Ellen Barkins Wortausbrüche als gefühlstrampelige Großmutter tragen die Show noch durch den Piloten, dürften mit der Zeit aber auch langweilig werden. So lange werde ich nicht mehr dabei sein. Von mir aus sollen die alle glücklich werden, ich guck aber weiter Modern Family.

Ersteindruck: 4,0 von 6 Punkten (durchschnittlich)
Sichtung eingestellt 

Animal Practice


Unkonventioneller Tierarzt trifft auf ex-Geliebte, die plötzlich sein Boss wird. Mit dabei im Doktorenteam: ein kleiner Affe, der den Rest des Praxispersonals locker an die Wand spielt.

Wenn in einer Show ein tierischer Darsteller, in diesem Fall das Kapuzineräffchen Crystal (bekannt aus "Hangover II" und "Community") besser rüberkommt als die gesamte Nebendarstellerriege, muss etwas schiefgelaufen sein. Ich mag Justin Kirk ("Weeds") als Dr. House der Tiermedizin, auch JoAnna Garcia Swisher ("Better With You") als Love Interest und Bändigerin des Doktors geht in Ordnung. Aber der Rest, vom devoten Asiaten über die kratzige Arzthelferin bis hin zum kumpelhaften Doktorkollegen und TV-Flop-Experten Tyler Labine ("Reaper", "Mad Love") versprüht leider den Witz einer OP am Zwerchfell ohne Narkose. Und zieht die gesamte Show neben dem nicht so prallen Drehbuch runter. Die Anfangsszene mit der Suizid-Katze ist noch ganz witzig, danach fällt die Humorkurve allerdings steil nach unten. Tut mir leid für die sicherlich talentierten Hauptdarsteller, aber: der Nächste, bitte.

Ersteindruck: 3,5 von 6 Punkten (unterdurchschnitlich)
Sichtung eingestellt   

Guys With Kids


Ex-Saturday Night Live-Host und nun Talkshowmoderator Jimmy Fallon präsentiert: Drei Thirtysomethings mit Kindern kämpfen gegen das Erwachsenwerden. Sehr zum Leidwesen ihrer Frauen bzw. ex-Frauen.

Kinder und unreife Kerle gehen ja praktisch immer. Ich denke da an "Hangover", auf dessen Zielgruppe die Promobilder offensichtlich schielen. Oder "Raising Hope" als positives Beispiel. Das Sujet kann allerdings auch in die Hose gehen, siehe etwa die schreckliche ABC-Family-Comedy "Baby Daddy", die ich wegen meines Bruders auszugsweise ertragen musste (meine Wertung: 2,5 Punkte von 6 Punkten).

"Guys with Kids" ist aber nicht so schlecht, wie es der erste Eindruck (die Show eröffnet mit den drei Vätern plus umgeschnalltem Nachwuchs in der Sportsbar) erahnen lässt. Die übliche Überforderung mit den lieben kleinen Schreihälsen steht natürlich im Vordergrund, ihre Verwendung als Lockmittel für willige Frauen wird ebenfalls durchexerziert wie Streitigkeiten um die Erziehung (Macht dem Kind ein zünftiger Fernsehabend mit "Goodfellas" etwas aus?) oder das Auf-der-Strecke-bleiben romantischer Anwandlungen. Der Cast ist durchweg sympathisch besetzt und wenn die Show zur Sommersaison gelaufen wäre, hätte ich sie wohl nach dem Eindruck des Piloten, bei dem ich mich wertungsmäßig nicht sofort zwischen "durchschnittlich" und "befriedigend" entscheiden kann, weiterverfolgt. Mit der nun beginnenden Hauptsaison wird das allerdings schwierig. Gut möglich, dass die Mehrzahl der US-Zuschauer ähnlich denkt.

Ersteindruck: 4,0 - 4,5 von 6 Punkten (durchschnittlich - befriedigend)

Kommentare

  1. Oha, es geht tatsächlich schon weiter!

    Vorgemerkt habe ich mir einzig "Revolution". Im Moment hadere ich noch mit mir, ob ich sofort reinschaue oder auf die DVD warte wenn die Serie sich gut entwickelt und verlängert wird.

    Ansonsten würde mich evtl. noch "Guys with Kids" aufgrund der Thematik interessieren, doch ich finde das Poster irgendwie schon doof... bin aber auf deinen Bericht gespannt!

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  2. Ich würde sofort reinschauen. Ist für mich eine der schönsten Beschäftigungen, vorm Fernseher mit verschränkten Armen zu sitzen und den über die Mattscheibe flimmernden Pilotfolgen zuzurufen: "Jetzt überzeugt mich mal".

    Bei "Guys with Kids" fand ich die Promo-Bilder auch blöd, die Show ist aber nicht so übel, wie man es angesichts dessen annehmen könnte. Mehr morgen. Oder übermorgen.

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  3. Auf Revolution freue ich mich auch. Ansonsten geht's ja nächste Woche wieder los mit der neuen Season. Da stehen dann noch so Sachen wie Vegas, Hawaii Five-O, Fringe und Treme auf der Liste. Bin auf weitere Serienchecks von dir gespannt, um zu sehen, was es sonst noch so geben wird, vor allem an Drama-Serien. :)

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  4. Mit frischen Drama-Serien ist das immer so eine Sache. Es dürfte wieder eine Menge davon geben, aber das meiste dürfte an mir vorüberziehen, weil mich die Thematik nicht packt (Mediziner, Anwälte, Kriminalermittler, Militär). Was ich bisher so mitbekommen habe, könnte LAST RESORT eine ganz interessante Sache werden. Ist zwar Militär, aber die Story hat was.

    Last Resort Trailer

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  5. Revolution scheint ja als einzige der Serien ein wenig Potential zu haben - der Rest packt mich einfach wegen der Thematik nicht so sehr. Aber ich fürchte auch, dass es eine, vielleicht sogar zwei Staffeln geben wird, und dann wird die Serie wieder gekippt, ohne auch nur ein Geheimnis gelüftet zu haben..

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  6. Die Gefahr besteht seit LOST bei allen Mystery-Serien. Ich sag's mal so: wenn die Show gute Momente liefert und mich unterhält, bleibe ich gerne dran. Wenn es aber nur ums Auflösungsverschieben und neue Mystery-hinzufügen-ohne-was-befriedigend-aufzuklären geht, bin ich draußen. Bin gespannt, was Revolution da liefert.

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