Seriencheck (VI)

Hurra, hurra, der Seriencheck ist wieder da. Diesmal beschäftige ich mich mit den neu gestarteten US-Serien der Saison 2006/2007 sowie den persönlichen Tops, Flops, Niveauhaltern und der Warteliste. Wie immer gilt zweierlei:

1) ja, ist alles subjektiv und insofern nicht allein selig machend und
2) nein, ich kann nicht alles gucken. Ich versuch es, aber es geht nicht.

Brothers & Sisters:

Guck an, Ally ist wieder im Fernsehen! Also nicht Ally McBeal, aber immerhin die dazu passende Schauspielerin Calista Flockhart. Ich dachte eigentlich, die würde nur noch Harrison Ford fit halten, damit der endlich mal Indiana Jones Nummer IV zu Potte bringt. So kann man sich irren.

"Brothers & Sisters" ist ein Drama um eine Firma im Familienbesitz, die finanziell ins Straucheln gerät. Wie schon bei "Six Feet Under" tritt das Oberhaupt des Clans in der ersten Folge ab und hinterlässt eine Gemeinschaft aus verschiedensten Charakteren, die fortan miteinander auskommen müssen.
Die Pilotfolge hat mich nicht so recht packen können, die zweite Episode überzeugte schon eher und mittlerweile schaue ich es mir wirklich gerne an. Schließt formidabel meine derzeitige Lücke im Bereich Familiendrama.

Dexter:

Dexter ist ein unscheinbarer Typ, der als forensischer Ermittler für das Miami Police Department arbeitet. Mit diesem Satz ist die Normalität in dieser Show allerdings auch schon abgehandelt. Denn Dexters Spezialität bei der Verbrechensaufklärung ist das Lesen des Tathergangs anhand der am Tatort verteilten Blutspuren. Voller Begeisterung fotografiert er mit seiner Kamera die geschwungenen roten Linien auf Tapeten oder Böden und hängt die Bilder an seinem Arbeitsplatz auf.

Woher diese Leidenschaft stammt? Nun, der Held der Show ist tendenziell asexuell, besessen von Blut und hat den Zwang zum Töten fest in den Genen verankert. Was seine Ziehfamilie logischerweise zunächst nicht gerade begeisterte; doch der Pflegevater (seines Zeichens Polizist) fand frühzeitig einen tollen Kompromiss. Der Bub darf schlitzen und schnetzeln, solange er sich dabei an Vergewaltigern, Kindermördern und ähnlich unangenehmen Vertretern des Menschenschlags bedient. Was Dexter auch gerne tut und von jedem Opfer einen Tropfen Blut als Trophäe einsammelt. Nebenbei stellt er einem Killer nach, dessen Vorliebe für einzeln verpackte, schockgefrostete und blutentleerte Einzelteile von Prostituierten er seufzend bewundert.

Kurzum: eine Show für die ganze Familie. Puh. Der Plot ist harter Tobak, die Umsetzung ebenfalls. Alleine in der ersten Folge gibt es mehr abgetrennte Körperteile zu sehen als es einem gut gefüllten Verdauungstrakt lieb sein kann. Andererseits ist das Setting und der Hauptcharakter so anders und der Ansatz der Show so krank, dass man als Zuschauer wissen will, wie es weiter geht. Entweder wird das alles noch abgedrehter oder das Konzept landet in der Schockeffekt-Sackgasse.

Psych:

Man nehme eine jungen, hippen Kerl, der Frauen nachjagt, eine große Klappe hat, in dieser Kombination ständig Schwierigkeiten heraufbeschwört und durch seine Beobachtungsgabe Kriminalfälle löst. Voilà, das ist die Show "Psych", welche in den USA passenderweise direkt im Anschluss an "Monk" lief. Habe ich nur eine Folge von gesehen; sicherlich nett und wenn es mal in Deutschland laufen sollte, werde ich öfters reinschauen. Momentan bleibe ich aber Verfechter der reinen Monk-Lehre und insofern lieber beim Original.

Studio 60 On Sunset Strip:

Drama mit Matthew Perry, welches einen Blick hinter die Kulissen einer Show im Stil von "Saturday Night Live" wirft. Bekam schon vor Ausstrahlung viel positiven Buzz aus der Blogosphäre und hat mich bisher voll und ganz überzeugt. Erstklassige Dialoge, ergiebige Portionen an Drama, geschickt verpackte Gesellschafts- und Fernsehkritik und fein ausgearbeitete Charaktere. Alles in allem so gut, dass ich mir sicher bin, dass es wegen fehlender Akzeptanz beim Publikum bald abgesetzt werden wird. Sollte sich meine pessimistische Einschätzung ausnahmsweise nicht realisieren, wäre ich überglücklich.

30 Rock:

Comedy aus der Feder von Tina Fey ("Saturday Night Live"), die einen Blick hinter die Kulissen einer Fernsehshow wirf.. Moment. Das hatten wir doch erst, oder? Ja. Ist wohl ein wenig unglückliches Timing, gleich zwei Shows zu diesem Thema in den Ring zu werfen. "30 Rock" legt den Schwerpunkt allerdings deutlich mehr auf das Komödiantische und ist anders als "Studio 60 On The Sunset Strip" auch nur 25 Minuten lang. Nach bisher einer Ausgabe lässt sich noch nicht viel sagen, aber Potenzial hat das Ganze in jedem Fall. Alec Baldwin liefert eine tolle Leistung als schmieriger Studiochef ab, während Jane Krakowski in ihrer Rolle als Star der Fernsehshow in der Fernsehshow noch Luft nach oben hin hat.

Help Me, Help You:

Ted Danson und Jane Kaczmarek mit einer neuen Serie. Als Fan (der frühen Staffeln) von "Becker" und "Malcolm In The Middle" wurde ich sofort hellhörig. Nach Begutachtung des Piloten ließ ich die Ohren aber traurig hängen. Selten einen so öden und vor allem schmunzelfreien Start einer Serie gesehen. Hat mich dermaßen geärgert, dass ich frühestens zur zweiten Staffel wieder einschalte - die es aber mit großer Wahrscheinlichkeit und in dem Fall vollkommen zu Recht niemals geben dürfte.

Til Death:

Brad Garrison in einer "Everybody Loves Raymond"-kompatiblen Show um ein lange verheiratetes Ehepaar, welches sich mit dem just nebenan eingezogenen, weiterhin frisch verliebten Ehepaar arrangieren muss. Lockere, harmlos-nette Couple-Comedy im Stil von "King Of Queens" oder "Still Standing". Sehe ich gerne, weil das Ganze noch nicht ganz so ausgequetscht ist wie die eben erwähnten Comedies und ich den alten Brummbären Garrison einfach mag.

Twenty Good Years:

"Zwei alte Säcke wollen's nochmal wissen". Diesen Titel reiche ich jetzt schon als Vorschlag ein, wenn diese Sendung für den deutschen Markt synchronisiert werden sollte. John Lithgow ("Third Rock From The Sun") und Jeffrey Tambor ("Arrested Development") beschließen, auf ihre alten Tage die ihnen verbleibende Zeit auf Erden spektakulär und in vollen Zügen zu genießen.

Spricht mich schon deshalb an, weil ich ähnliches vorhabe und nur noch nicht weiß, was ich mit den 25 Jahren bis dahin groß anstellen soll. In meiner persönlichen Hitliste der Senioren-Comedies schon jetzt meilenweit vor "Golden Girls" (konnte ich überhaupt gar nicht leiden) und dieser unsäglichen SAT1-Show, deren Name sich mir glücklicherweise nie eingeprägt hat. Okay, zugegeben, dieses Ranking hat wirklich beschränkte Aussagekraft; aber ich mag die beiden alten Zausel, weshalb ich weiterhin dranbleibe.

The Class:

Klassentreffen! Mein persönlicher Albtraum ist ja, zum Besuch einer solchen Veranstaltung gezwungen zu werden. Ich sage immer: wen ich nach Ende der Schulzeit noch sehen will, mit dem halte ich irgendwie Kontakt. Der Rest darf sich bei mir melden, wenn er viel Geld zu verschenken hat. Sehr viel Geld.

"The Class" erzählt von einem Klassentreffen und seinen Folgen für dessen Teilnehmer. Mein Problem mit der Show: zu viele Charaktere, einige davon ziemlich uninteressant, die Qualität zu sehr zwischen ganz nett und wirklich nicht sonderlich lustig schwankend. Wenn da keine Kontinuität reinkommt, melde ich mich frühzeitig ab.

Und zum Schluss:

Tops

The Office
Spätestens mit der Folge, in der Jim kläglich beim Firmennetzwerkspielen von Call Of Duty versagt, ist die Show in meinem Fernseh-Olymp angekommen.

My Name Is Earl
Weiterhin voll auf meiner Wellenlinie; irgendwann schaffe ich es auch, jeden Wortschwall von Jaime Pressly auf Anhieb zu verstehen.

Lost
Ein nicht ganz so fulminanter Start wie zu Beginn der zweiten Staffel, aber die zweite Folge fand bereits mein uneingeschränktes Wohlwollen.

Desperate Housewives
Kann man wenig falsch machen; Staffel 3 scheint mir auf der Mystery- und Intrigen-Seite aber vielversprechender als ihr Vorgänger.

Gilmore Girls
Ja, ich mag immer noch Frauen mit Humor und schräge Dialoge. Luke, Kirk und Jackson sowieso. Der Beginn von Staffel 7 gefällt mir derzeit um einiges besser als das, was ich mir dienstags auf VOX in Deutsch ansehe.

Battlestar Galactica
Düsterer, aber verdammt spannender und daher insgesamt gelungener Einstieg in die dritte Staffel. Es fehlt halt noch ein bisschen das Weltall-Feeling.

How I Met Your Mother
Weiterhin die beste Austauschdroge für "Friends"-Abhängige. Mit Cobie Smulders fürs Auge und Neil Patrick Harris für die Gags.

Two And A Half Men
Hosianna! Endlich haben sie das brünette Dummchen aus der Show geschrieben. Vereinzelte Gastauftritte kann ich schlimmstenfalls verschmerzen. Ansonsten nähert es sich wieder gutem Niveau.

Flops

Family Guy
Was geht denn hier ab? Die Griffin-Family wird immer platter, unlustiger, peinlicher, nervender. Wo sind die frischen, zündenden Gags der früheren Staffeln hin? Hat Seth MacFarlane keine Lust mehr?

American Dad
Siehe Family Guy. Selbe Symptome, selbe Frage.

Dog Bites Man
Zu durchsichtiger Versuch, "The Office" in die Journalistenwelt zu übertragen und den Fremdschämfaktor auf die zehnte Potenz zu hieven.

Neutrals

The New Adventures Of Old Christine
The War At Home
The Simpsons
Everybody Hates Chris

Warteliste

Entourage (immer noch zu wenig gesehen)
Weeds (dito)
House, M.D (muss zuerst mal Staffel 2 abarbeiten, die mit einer spektakulären Entwicklung endet)

Kommentare

  1. Sehr schöner Serienüberblick :-)

    Kenne nicht alle Shows, habe dafür ein paar Ergänzugen. Zunächst aber zu den genannten, die ich kenne:

    "Studio 60 on Sunset Strip" hat es mir irgendwie angetan. Wunderbare Dialoge, ein traumhaftes Ensemble und interessante Themen. Ich befürchte jedoch auch eine frühe Absetzung.

    "My Name is Earl" ist zwar eine der politisch unkorrektesten Shows - was ich durchaus positiv meine - hat aber mehr Herz, Verstand und Wahrheit, als alle heile Welt-Serien zusammen. Perfekt!

    Von "Lost" kann ich nach wie vor nicht genug bekommen.

    "BSG" muss ich noch die zweite Staffel sichten.

    "How I Met Your Mother" ist für mich auch als neue Wohlfühl-Sitcom für "FRIENDS" eingesprungen. Jetzt fehlt nur noch ein "Seinfeld"/"Curb Your Enthusiasm"-Ersatz ;-)

    Ergänzen möchte ich bei den Neustarts noch "Heroes". Macht sehr viel Spaß und ist mit genügend Ernsthaftigkeit bei der Sache.

    Wenn man doch nur mehr Zeit hätte...

    AntwortenLöschen
  2. Was ich in Sachen Quote von Studio 60 gelesen habe, scheint unsere Befürchtung voll zuzutreffen. Ärgerlich. Sehr, sehr ärgerlich.

    Das Problem, das du mit BSG hast, habe ich mit House, M.D.; der Beginn der dritten Staffel hat mich überrascht, aber ich kann jetzt nicht damit anfangen, ehe ich Staffel 2 abgearbeitet habe.

    Ich sag immer: bei "How I Met Your Mother" ist Robin Rachel, während Barney sowohl Phoebe, Joey und Chandler in sich vereinigt. Ross verteilt sich auf Ted und Marshall und Monica ist Lily. So einfach ist das.

    Seinfeld ist wohl so schnell nicht zu ersetzen, aber dafür gibt es ja eine sechste Staffel von Curb Your Enthusiasm.

    Über Heroes grübele ich auch nach, aber wie gesagt: ich kann nicht alles gucken.

    AntwortenLöschen
  3. "Curb Your Enthusiasm" bekommt eine sechste Staffel? Hab ich noch gar nicht gewusst! Mit die besten Neuigkeiten des Tages :-)

    AntwortenLöschen
  4. In Brothers & Sisters wollte ich mal reinschauen wegen "Ally", aber das Wort "Familiendrama" hält mich noch davon ab. Hab ich zu Hause genug von. ;)

    "Studio 60..." hört sich interessant an und deine "Dexter"-Beschreibung spricht mich sehr, sehr an. Das muss ich mal testen. "My Name is Earl" gefällt mir nicht so richtig...

    Bei House und den Gilmore Girls halte ich mich an die hierzulande aktuellen Folgen, sonst wird mir das zu viel Aufwand. Gehören aber ganz klar ganz weit nach oben in Sachen Serien.

    AntwortenLöschen
  5. @thwidra: jetzt muss ich mir dieses Heroes nun doch mal antun. Ich hoffe, die Quoten sind stabil. Nicht, dass ich hinterhechle und am Schluss nur noch das "Abgesetzt"-Zeichen vorgehalten bekomme.

    @pinkbuddha:
    "deine "Dexter"-Beschreibung spricht mich sehr, sehr an" - liest sich fast ein bisschen creepy. So nach dem Motto: "ach, endlich mal eine Show mit einem Serienmörder, der Mörder jagt, da warte ich schon ewig drauf".

    Heute Abend gucke ich mir die dritte Folge an, die besonders interessant werden soll. Ich halte dich auf dem Laufenden...

    AntwortenLöschen
  6. Huch, da hab ich mich wohl verraten mit Dexter. Meinst du, ich kann die zerstückelten Leichen auf dem Dachboden lassen, wenn ich wegziehe oder muss ich sie in der Elbe versenken? ;)

    Aber ich denke, da werde ich definitiv mal reinschauen. Ich werde dann Bericht erstatten.

    AntwortenLöschen
  7. Beste Nachricht des Tages: Carl Lumbly (Dixon aus Alias *grins*) wird in Battlestar Galactica auftreten! Juhu!!! Siehe David Eicks Video-Blog auf der offiziellen BSG-Homepage.

    AntwortenLöschen
  8. @pinkbuddha: auch die dritte Folge von "Dexter" fand ich unterhaltsam. Das Problem mit dem Dachboden ist knifflig; entrümpeln wäre logisch, aber wer weiß, vielleicht finden Dr. Chase und Dr. Foreman dort die entscheidenden Hinweise für die Behandlung der nächsten mysteriösen Krankheit der Gräfin.

    "House, die roten Flecken der Patientin könnten von ihrer intensiven Beschäftigung mit zerstückelten Leichen herrühren"

    @thwidra: den guten Carl kenn ich zwar nicht, aber ich freue mich einfach mal spontan mit.

    AntwortenLöschen
  9. Kurzes Danke an alle, die mir Heroes empfohlen haben. Habe gestern die erste Folge gesehen und war wirklich angetan. Vor allem die Gore-Szenen sind heftig, aber gut.

    AntwortenLöschen

Kommentar veröffentlichen

Beliebte Posts aus diesem Blog

Professionelle Absagenhandhabung

Der charmante TV-Serien-Diskussionsthread

Ausgezeichnet