Seriencheck (XL)

Der Seriencheck wird 40 (falls jemand von XL etwas anderes erwartet haben sollte)!
In der letzten Ausgabe vor der großen Saisonschlussbewertung mit an Bord: zwei Neustarts, vier bereits abgeschlossene Staffeln, Enttäuschungen, aber auch positive Überraschungen.

Breaking In (S1E01-S1E02)

Christian Slater spielt den Chef der Firma Contra, die im Auftrag ihrer Kunden Schwachstellen in deren Sicherheitssystemen ausfindig macht. Dazu lässt er seine Crew, bestehend aus Hackern, Knackern, Täuschern und Tricksern, in geschützte Gebäude einbrechen. US-Serienfans erkennen gleich Bret Harrison (Grounded For Life, Reaper) als frisch zum Team gestoßenen Hacker, der von den Kollegen zur Einstimmung gleich mal flott gepiesackt wird.

Als ich die Beschreibung las, hielt ich die Show für eine Dramaserie und wollte eigentlich gar nicht erst reinschauen. Ocean’s Eleven trifft halt auf irgendein Ermittler-Detektiv-Technikdingens-Format, war mein erster Gedanke. In Wahrheit ist Breaking In allerdings eine Comedyserie, die wohl Nerds im Allgemeinen und Fans des A-Teams im Besonderen ansprechen soll. Vor allem Mr. Slater gibt eine neumodische Version von Colonel John "Hannibal" Smith zum Besten, dass man eigentlich minütlich auf die Zigarre im Mundwinkel oder den „Ich liebe es, wenn ein Plan funktioniert“-Spruch wartet. Der Rest des Teams besteht neben dem bereits erwähnten Frischling aus der attraktiven und umworbenen Knackerbraut, dem dunkelhäutigen Geek, der den Zuschauer direkt aufgedreht mit Star Wars- und Star Trek-Referenzen bombadiert und schließlich dem Spezialisten für Verkleidungen, dem ich im Piloten wegen seiner Mimik sofort den Spitznamen Jim Carrey 2.0 verpassen musste..

Mein Eindruck nach zwei gesehenen Folgen: ordentlich, wenn auch für meinen Geschmack ein wenig zu sehr bemüht auf cool, lässig und nerdy getrimmt. Es bleibt abzuwarten, was die Autoren aus den Figuren noch herausholen. Denn Slater alleine wird es nicht richten können.

Ersteindruck:
S1E01: 4.5 von 6 Punkten (befriedigend), S1E02: 4.0 von 6 Punkten (durchschnittlich)

The Paul Reiser Show (S1E01)

Paul Reiser wurde zusammen mit Helen Hunt durch die Beziehungs-TV-Komödie Mad About You berühmt. In seiner neuen Show auf NBC spielt er sich selbst als den nach außen hin nett und freundlich wahrgenommenen ex-Comedystar, der auf der Suche nach neuen Herausforderungen ist und mit den von der Ehefrau und den Kindern in sein Leben geworfenen Freunden den Alltag meistert. Wie zum Staffelauftakt etwa eine Bastelarbeit für die Schule, die Antwort auf die in Formularen gestellte Frage nach der aktuellen Berufsbezeichnung oder ein Testprojekt als Gameshowmoderator. Dass dabei der Stil an die Erfolgsserie Curb Your Enthusiasm angelehnt ist, wird gleich im Piloten nicht verhehlt, sondern gelungen im Gespräch mit Gaststar Larry David auf eine Meta-Ebene gehievt.

Die Quoten für die erste Episode waren wohl, was ich so gelesen habe, ein ziemliches Desaster.
Aber da stelle ich mich tapfer wider den Trend der Ignoranz und rufe Richtung Amerika: „Mr. Reiser, I really liked your show!“. Er wird es wohl nicht lesen, es wird wohl nichts helfen, es musste aber mal gesagt werden. Wer an Curb mit seinen Dialogen, Situationen und Eigenheiten seinen Spaß halt, sollte sich wirklich hinsetzen und der Paul Reiser Show eine Chance geben. Ich fand den Piloten witzig, unterhaltsam, sympathisch und damit ein Highlight inmitten der eher mauen Neustarts in der Comedyschiene diesen Jahres. Alleine der Charakter Habib „I got everything“ ist bereits die 21 ½ Minuten investierte Zeit wert. Aktuell sind sechs Folgen geordert und es wäre eine Schande, wenn diese Serie so schnell wieder vom Bildschirm verschwinden würde.

Ersteindruck:
S1E01: 5.5 von 6 Punkten (sehr gut)

Californication (Season 4)

Hank Moody ist wieder besser drauf in der vierten Staffel. An die ganz großen Übercoolness-Aktionen der ersten beiden Seasons kann er zwar nicht wieder anknüpfen, aber wenigstens dafür die eher schwache Vorgängerausgabe vergessen machen. Was auch damit zusammenhängt, dass es gibt wieder so etwas wie eine Story gibt, die an frühere Ereignisse anknüpft und sich als roter Faden durch Hanks neue Abenteuer zieht, weshalb sich „Californication“ nicht nur über Oneliner und Sexszenen definieren muss. Nichts gegen hübsch ins Bild geschobene Brüste und schnodderig geraunte Sprüche, aber ich finde die Hauptfigur mit am interessantesten, wenn sie sich immer wieder in der Rolle als Vater und Freund versucht, der trotz vieler gescheiterter Versuche nicht aufgibt, seine Familie zusammenzuhalten. Mit „Monkey Business“ stand fernab dessen eine gelungene Folge voller schräger Situationen zu Buche, man zitierte ein paar frühe Klassiker der Show und das Finale schließlich ließ den Fan mit einem wohligen Gefühl der Zufriedenheit zurück.

4,5 von 6 Punkten (befriedigend)




Episodes (Season 1)


Kurz und knapp gesagt: das hätte besser werden können. Die erste Episode machte mir soviel Lust auf die Charaktere, die Story, die Entwicklung der Show in der Show. Doch die nur 7 Folgen umfassende Staffel verlor sich zusehends in der Dreiecksbeziehung zwischen den beiden Autoren und Matt LeBlanc. Dabei hätte ich viel lieber gesehen, welche Reaktionen, welche Veränderungen die amerikanische Adaption des britischen Serienstoffes hervorgerufen und durchlebt hätte. Und wie die Autoren und Schauspieler damit umgegangen wären. So kam Episodes nach dem guten Einstieg nie über das Prädikat „in Ordnung“ hinaus, das letzte Drittel geriet von meiner Warte aus sogar eher unterdurchschnittlich. Schade drum.

4 von 6 Punkten (durchschnittlich)







Mr. Sunshine (Season 1)

Auch Matthew Perry hätte ich einen besseren Wiedereinstieg in die Comedyschiene gegönnt. Die 9 Episoden der ersten Staffel sind allerdings eine einzige verpasste Chance und zeigen, dass ein guter Charakter einfach nicht reicht, um ein Comedyvehikel zu tragen. Perry als der trockene Sprüche absondernde Mehrzweckhallenmanager gibt einen Chandler, der nie seine Friends bzw. seine Monica getroffen hat. Seine Chefin, dargestellt von Allison Janney, müht sich um Extravaganz und Schrägheit, kommt allerdings an die Vorbilder wie 30Rocks Jack Donaghy oder Better Off Teds Veronica Palmer nicht heran. An hervorhebenswerten Figuren war es das dann auch schon (sofern man die leider zu kurzen Gastauftritte von Jorge "Hurley" Garcia außen vor lässt). Denn der Rest der Belegschaft schwankt zwischen nervig (Nate Torrence als Sohn der Chefin mit kindlichem Gemüt), eindimensional (Portia Doubleday als Assistentin) bis schön anzusehende, aber nicht weiter auffallende Staffage (Andrea Anders, James Lesure). Immerhin: in der letzten Episode zauberte Lizzy Caplan als Kurzzeitfreundin von Ben so etwas wie schauspielerisch fühlbare Präsenz auf den Schirm.

Am treffendsten bringt mein Bruder das Fazit auf den Punkt: denn jedesmal beim Abspann, wenn die Comicfigur mit dem begeisterungsfreien Ausdruck im Gesicht die Achterbahn runterfährt, kommentiert er das mit einem „Genauso ging es mir wieder mit dieser Folge“. Ohne Mr. Perry wäre die Show ein einziges „Meh“.

4 von 6 Punkten (durchschnittlich)

InSecurity (Season 1)

Bei meiner Fernsehstippvisite ins Land des Eishockeys, des Ahornblattes und der Elche wurde mir schnell klar: Die Sicherheit Kanadas kann nicht gewährleistet werden. Dafür sorgt mit gewissem Stolz die nationale Sicherheitsbehörde NISA mit ihren Agenten, in deren Reihen ein Jack Bauer mit großer Wahrscheinlichkeit nicht eine einzige Stunde überlebt hätte. Wer wie ich 24 mit all seinen liebgewonnenen Szenarien gesehen hat, dürfte an diesem gelungenen Spoof des kanadischen Senders CBC seine Freude haben. Nach ausnahmslos jeder Episode waren jedenfalls bei mir auf der Couch die Stirnklatschmomente und die anerkennenden „Ist das ein Scheiß“-Lobsprüche präsent. Schade, dass die Legende Leslie Nielsen das nicht mehr miterleben konnte, er hätte sofort eine Rolle für sich einbauen lassen.

Der planlose Dandy-Chef, die blond-verpeilte Einsatzleiterin, der afrikanische Folterfreund, der rothaarige Agent mit der Lizenz zum Rumtölpeln, der gemütliche Franzose mit der gourmethaften Außer-Form-Figur, die asiatische Zyankalizynikerin - ich habe sie im Verlauf der 13 Folgen alle schätzen gelernt und es war eine Freude. Keine Ahnung, weshalb InSecurity bei IMDB eher schlecht wegkommt. Wer sich auf den Humor einlässt und vor allem die parodierten Vorlagen kennt, hat mehr Spaß als Chloe damals bei der Vertuschung von Jack Bauers Geheimaktionen.

5.5 von 6 Punkten (sehr gut)

Kommentare

  1. Mpf, deine Serienchecks sind auch immer meh, weil ich danach den 24h-Tag verfluche!

    Aber InSecurity werde ich mir definitiv mal antun, denn gut gemachte Spoofs liegen mir ja und wenn 24 der Hauptverarschte ist, dann gebe ich mir das mal.

    Bei Episodes und Mr Sunshine muss ich dir leider zustimmen. Richtig schade um das verschenkte Potential. Aber wahrscheinlich sind es dann genau die Serien, die ein Dutzend Staffeln laufen....

    AntwortenLöschen
  2. Meine Meinungen zu den diversen Serien hast du ja bei mir im Blog schon gelesen. Schön nun auch einmal deine Meinung in aller Ausführlichkeit zu hören. Bei Hank Moodys jüngsten Eskapaden gehen wir ja d'accord... den Rest sehe ich fast durchwegs positiver...

    AntwortenLöschen
  3. @juliaL49: ich werde auch mal beantragen, dass für Serienfreunde ein paar Stunden zusätzlich pro Tag zur Verfügung gestellt werden. Dann könnte ich beispielsweise endlich all die Episoden von Castle aufholen.

    Mit Spoofs ist das ja immer so eine Sache, aber InSecurity hat mich wirklich positiv überrascht. Nicht zu plump doof wie etwa Eagleheart, wo Texas Ranger parodiert wird, aber immer noch richtig schön blöd.

    @moviescape: selbstverständlich allesamt gelesen und auch kommentiert. Wir liegen da schon auf einer stabilen gemeinsamen Linie. Da du auch CYE-Fan bist, lege ich dir extra jetzt nochmal Paul Reiser ans Herz. Ist ein bisschen weniger deftig und daher familienorientierter als Einzelgänger Larry, aber doch sehr unterhaltsam.

    AntwortenLöschen
  4. Hab gestern die ersten beiden Folgen InSecurity gesehen und mich weggeschmisssen! Hoffentlich bleibt das so. Allerdings könnte es sehr schnell langweilig werden, weil es so dermaßen überzeichnet ist. Der Rotschopf ist da der erste Kandidat, der mir über werden könnte. Bei The Naked Pistol gab es ja auch nur sechs Folgen und das war gut so. Aber da wir es hier mit einer kanadischen Serie zu tun haben (schöne Seitenhiebe!), habe ich Zuversicht.

    AntwortenLöschen
  5. Außer Californication habe ich keine weitere Serie aus der Aufzählung gesehen. Ich fand's ganz gut, auch wenn es nicht mehr ganz an die Klasse von Season 1 & 2 heran kommt. Nach wie vor läuft bei mir Chuck, Fringe und Hawaii Five-O, letzteres als die einzige aktuelle Actionserie, die man noch schauen kann.

    Sehr viel Spaß hatte ich zuletzt mit Shameless, welches direkt nach Californication lief und welches ich hier mal brühwarm empfehlen möchte. Ansonsten freue ich mich auf das frisch startende Game of Thrones und Season 2 von Treme ab nächste Woche.

    AntwortenLöschen
  6. @juliaL49:
    Freut mich, dass es gefallen hat! Ist schon eine Art von Humor, für den man eine Ader haben muss, aber wenn man sich darauf einlassen kann, wird man belohnt. Burt wird übrigens nicht schlauer, ohne jetzt spoilern zu wollen. Aber die anderen Figuren sorgen für Abwechslung. In den späteren Folgen zeigt da vor allem Oberchef Peter McNeil, was er alles nicht drauf hat. Geiselnehmerpsychologie beispielsweise.

    AntwortenLöschen
  7. @thwidra: bin einer Meinung mit dir, was Californication anbelangt. Chuck schwankt ab und zu, hat mal richtig klasse Episoden, dann wieder deutlich schwächere. Aber für die mittlerweile vierte Staffel hält es sich noch sehr gut.

    In Shameless habe ich reingeschaut und obwohl ich die große Schwester richtig toll fand, ist es einfach nicht so mein Setting. Meine Grenze in Sachen Kaputtsein ist bei Hank Moody eigentlich schon erreicht.

    AntwortenLöschen
  8. Moooooooment! Wenn wir hier von Shameless reden, meinen wir doch hoffentlich alle die UK-Serie, die gerade in der achten Staffel, läuft, oder?! Oder?!? Alles andere wäre nicht akzeptabel.

    AntwortenLöschen
  9. Nope, ich glaube, thwidra meint die US-Fassung mit William H. Macy und Emmy Rossum. Blasphemy, i know....

    AntwortenLöschen
  10. Genau, die neue US-Fassung ist gemeint...

    AntwortenLöschen
  11. Dank deiner Empfehlung habe ich nun auch einmal in die Paul Reiser Show reingeschaut und bin ebenso angetan. Alles eine Spur braver als bei Curb, doch die Charaktere gefallen mir schon einmal. Besonders natürlich Mr. "I got everything!" - werde dranbleiben.

    AntwortenLöschen
  12. Wusste ich doch, dass dir das auch gefallen würde. Eigentlich bringt die Show die ganze Familienorientiertheit rein, die bei Larry naturgemäß wegfallen muss. Die zweite Episode ist auch gut geworden. Stichwort: I got everything jagt Katzen!

    AntwortenLöschen

Kommentar veröffentlichen

Beliebte Posts aus diesem Blog

CD des Monats: FEEDER - The Singles

IniRadio #61: Bob Seger feat. Kid Rock - Real Mean Bottle

Seriencheck: STAR TREK - STRANGE NEW WORLDS SEASON 2