CD des Monats: ADRENALINE MOB - Omertà

Kraft ist nichts ohne Kontrolle, so lautet übersetzt der Werbespruch eines bekannten Reifenherstellers. Das mag für manche mit Schlaglöchern beglückte Straße richtig sein, aber im Rock'n'Roll ist der Satz so grundfalsch wie die Bemühungen Dieter Bohlens, Deutschland einen Superstar zu schenken. Hier muss es scheppern, krachen, außer Rand und Band bollern, bis das treue Renngefährt brennend im Straßengraben liegt und der Stuntman mit letzter Kraft den Daumen nach oben aus dem Fenster hält. Auto kaputt, Fahrer lebendig, Fahrt geil. 

Adrenaline Mob tragen das rasende Element schon im Namen und fahren vom Start weg mit zwei Antriebsaggregaten allerhöchster Schaffensklasse vor: Russell Allen (Symphony X), der röhrende V12-Motor am Mikro und Mike Portnoy (ex-Dream Theater), die rasselnde Tempomaschine an den Drums. Mir bisher unbekannt war Mike Orlando, der zusammen mit dem mittlerweile ausgeschiedenen Rich Ward die Gitarrenparts übernimmt. Und, heiliger Vibratohebel, was der Kerl aus der Hüfte abschießt, ist schlicht virtuos und veredelt jeden einzelnen Song. Wobei mich die Stimme von Allen und die Anschläge von Portnoy eh schon für sich alleine verzücken lassen. Bass gibt es natürlich auch: auf der CD noch von Paul di Leo, aktuell bedient durch John Moyer von den derzeit ruhenden Disturbed.

Was mich zum Musikstil der furiosen Vier bringt. Beim Opener "Undaunted" wandern dem Hörer nämlich sofort Disturbed im Kopf herum. Man meint direkt, David Draiman im Hintergrund bei Gurgelübungen zu hören. In diesem Moment dürfen sich alle Progressive Metal-Freunde enttäuscht abwenden, denn Adrenaline Mob frickeln anders als die bekannten Bands von Sänger und Drummer nicht herum, sondern powern saftigen Arschtritt-Rock durch die Verstärker. Wer unbedingt Bandvergleiche haben will: Black Label Society und Godsmack für die härteren Fälle, Shinedown für die zurückhaltenderen Songs.

Mich hat Omertà (übrigens die Bezeichnung für die Verschwiegenheitspflicht in der Mafia) schon beim ersten Hördurchgang voll überzeugt. Lediglich "Down to the Floor" fällt für meine Ohren deutlich vom Rest ab und die zweite Ballade "Angel Sky" kann mein offizielles Konzertschwenkfeuerzeug nicht mehr ganz so frenetisch entzünden wie "All on the Line". Demgegenüber stehen amtliche Granaten wie der erwähnte Opener, "Psychosane", "Hit the Wall", "Feelin' Me", melodische Highlights à la "Indifferent", "Believe Me" oder das Duran Duran-Cover "Come Undone" mit Lizzy Hale von Halestorm als Gastsängerin.

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