IniRadio #24: The Summer Obsession - Where You Belong

Mit Leistungssportlern ist das ja so eine Sache. Die einen bewundern sie, die anderen wünschen ihnen eine hübsch tragische Niederlage an den Hals, vor allem jenen, die gehypt werden, dass die Überschriftenbalken krachen.

Ich für meinen Teil bin in der Hinsicht sehr schulsportgeprägt: als Pimpf in der kindlichen Grundausbildung etwa war ich über 50 Metern unschlagbar. Einfach weil ich morgens zutiefst rituell immer den Tachozeiger des Heimtrainers bis zum Anschlag des kreisrunden Analogdisplays gebracht habe (das Ding stand eh die meiste Zeit unbenutzt rum und so wurde wenigstens einmal am Tag einer drohenden Staubpatina um den Sattel vorgebeugt). Das reichte, um die anderen gebeugten Ranzenträger in ihre Schranken zu verweisen. Bis mir bei meinen ersten Bundesjugendspielen ein kurzes Mädel davonlief, welches von ihren Eltern in voller Absicht in einem Leichtathletikverein doktriniert worden war, mich zu demütigen. Zu Gymnasiumszeiten hatte ich wie viele andere auch natürlich die Begegnung mit den späteren Sportleistungskurslern. Eine durch und durch hochsympathische Gruppierung, die sich während der Runden um das Schulgebäude nicht zu schade dafür war, die geballt gemütlich trabende Schlussgruppe zu überrunden und mit einem fröhlichen "Auf, auf!" anzufeuern. Um im Gegenzug von atmungsfreundlich gezischten altsaarländischen Kurzflüchen belegt zu werden, sobald sie außer Hörweite waren.

Jahre später ist der Gram verzogen, man sitzt als Zuschauer vor dem Fernseher und richtet dönerbewaffnet über die Superhelden in den hautengen Anzugpellen. Einige haben mich richtig beeindruckt: der eingedeutschte Gewichtheber aus Österreich, der ein Jahr zuvor seine Freundin durch einen Verkehrsunfall verloren hatte und deren Bild bei der Siegerehrung präsentierte. Der blonde Goldfisch, bei dem zuerst gar nix lief und der dann doch noch dank der langen Fingernägel beim Anschlag zweimal Gold den Fluten entriss. Der im Saarland trainierende Olympiasieger der Triathleten, der.. im Saarland trainiert. Ja, das reicht in dem Fall schon.

Weniger angetan war ich vom 100m-Sprinter, der keinen Überweltrekord bei Olympia laufen will, sondern vorher austrudelt, um bei späteren Sportfesten, die hierzulande höchstens bei DSF zwischen nackig posierenden oder halbnackig plappernden Frauen gezeigt werden, richtig abkassieren zu können. Oder diesem Phelps, der jede gefühlte Stunde einen Weltrekord schwimmt, zur Regeneration und Entspannung nicht etwa schläft, sondern wahrscheinlich spät nachts im Entmüdungsbecken Weltbestzeiten aufstellt und nicht mal dem einen serbischen Wasserkrauler über 100m Schmetterling das Gold gegönnt hat, sondern im Schlussspurt um 4,77 Milimeter eher im Ziel anschlagen musste.

Und dann war da noch gestern Fabian Hambüchen. Der Turnfloh. Der Goldige. Der mit dem Reck tanzt. Dritter ist er geworden. Ich guckte mir die Aufzeichnung an und dachte: "So, Burschi, willkommen in der realen Welt. Wo alle Qualen und Mühen auch mal so richtig sauber für die Katz' sein können. Leg deinen Zaubererumhang auf den Stuhl, puste dir den Puderzucker aus dem Hintern und finde dich damit ab".

Freuen tue ich mich übrigens noch auf Tim Lobinger, unseren weltallerbesten Stabhochspringer, jedenfalls nach seiner eigenen, kaum von Selbstüberschätzung geprägten Meinung. Auch diese Olympischen Spiele werden nur eine Materialverschwörung, blinde Schiedsrichter, irreguläre Wetterbedingungen oder möglicherweise einfach zuviele Chinesen im Stadion seinen Triumph verhindern können.
Ich bin gespannt.

Mh.
Eigentlich wollte ich nur angesichts des 8. Platzes der Münchener Bayern in der ersten Tabelle der neuen Ligarunde folgendes Lied präsentieren:



Da ist mir jetzt der Gaul durchgegangen. Wie gestern bei der Werth Isabelle in der Dressur.

Kommentare

  1. lol, wenn die Gäule bei dir immer mit so lustigem Ergebnis durchgehen, dann kann das ruhig öfter vorkommen.

    Aber das mit dem Saarland ist so eine Sache (hab in Trier Abi gemacht und mit Sport-LK!!)

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  2. Es kann ja nicht jeder ein Saarländer sein, gibt ja schließlich nur eine schlappe Million von. Auch Pfälzerinnen mit Sport-LK sind im Kern gute Menschen. Oder hast du damals auch Leute mit "Auf, auf" angefeuert? Kann ich mir nicht vorstellen.

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  3. Nein, so fies waren wir nicht :-) Es war eher umgekehrt, dass wir leiden mussten, weil wir zwei Stunden mehr die Woche hatten und als die Heizung in der Sporthalle ausfiel, waren die GKs befreit.

    Aber abgesehen davon ist Sport natürlich Mord!

    PS: war nur zum Abi in Trier, ich bin also nicht nur im Kern gut ;-)

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  4. Diese Sportler, die in jedem Wettkampf vorne liegen, mit oder ohne Nachtruhe bzw. Ausruhphasen, die sind doch wenigstens verdächtig. Was andererseits die Frage aufwirft: wenn Proben des Herrn Spitz, des Herrn Lewis oder Herrn Heiden von damals noch vorhanden wären, wer weiß, was darin alles nachgewiesen werden könnte ...

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