Seriencheck (VII)

Ein weiterer Überblick in Sachen aktueller Serien, über die ich mich bisher noch nicht in dieser Reihe ausgelassen habe.

In Case Of Emergency:

Noch ziemlich frische Show um vier ehemalige Highschool-Absolventen, die das Schicksal wieder zusammenführt und die allesamt ihr Leben nicht im Griff haben - vor allem in beziehungstechnischer Hinsicht. Der Titel spielt auf das in Krankenhausformularen übliche Feld an, in welches man die Kontaktdaten der Person eintragen soll, die im Falle eines Notfalls zu benachrichtigen sind. Bekannte Gesichter: Greg Germann (Fishism-Absonderer aus Ally McBeal) und David Arquette (Scream-Darsteller und Ehegatte von Courtney Cox).

Nach vier begutachteten Folgen ist die Serie noch sehr schwankend in der Qualität. Germann gibt wieder die Rolle der leicht dusseligen Plaudertasche, was einen dicken Pluspunkt in meiner Bewertungsskala ausmacht. Arquette hingegen ist nach der einhelligen Meinung von mir und meinem Bruder absolut unnötig. Der Rest des Casts besteht aus einer drallen Asiatin (Kelly Hu) und einem sympathischen Loser-Typen (Jonathan Silverman). Mal abwarten, was daraus noch wird.

The Sarah Silverman Program:

Brandaktuelle Sitcom mit der wohl süßesten Stand-Up-Comedienne der US of A - deren Humor aber so rotzfrech und hart ist, dass das Ganze auf Comedy Central läuft. Sarah spielt eine Waise, die zusammen mit ihrer jüngeren Schwester lebt und deren einzige Freunde zwei haarige, übergewichtige Homosexuelle und ein kleiner Hund zu sein scheinen.

Was ich bisher gesehen habe, war schon sehr, sehr strange: Gesangseinlagen über den Intimbereich, Gedanken über Mascara im Schamhaar, Hustensaftmissbrauch und eine seltsame Sendung über Kekse. Sollte in den nächsten Episoden das Schräge beibehalten und das Kindlich-Nervige etwas zurückgedreht werden, könnte es die Show auf meine Programmliste schaffen.

The Knights Of Prosperity:

Frische Comedy auf ABC, in der eine Gruppe karrieremäßig höchst bescheiden erfolgreicher Menschen versucht, einen Raub zu planen und durchzuziehen. Oder kurz gesagt: Ocean's Eleven ohne eine Spur von Kompetenz, aber mit sympathischen Losern. Lief zunächst gegen "American Idol" und war dementsprechend chancenlos, was die Quote anbelangt. Bereits die erste Episode empfand ich als sehr unterhaltsam, mit Donal Logue (Grounded For Life) konnte ich auch ein bekanntes Gesicht ausmachen. Ich drücke die Daumen, dass die Serie überlebt, denn selten wurde Amateurhaftigkeit so witzig in Szene gesetzt.

The War At Home:

Hab ich bisher komplett vergessen zu erwähnen. Lief, wie ich nachräglich erfahren habe, vor einigen Monaten auf RTL unter dem Titel "Familienstreit de Luxe".
Puh, bei der Übersetzungskompetenz bin ich wahrlich froh, die deutsche Fassung nicht miterlebt haben zu müssen. Ging wahrscheinlich sang- und klanglos unter und wurde durch eine schöne Wiederholung der ultimativen Chartshow (Untertitel: Songs, die jetzt aber nun wirklich ganz ehrlich niemand mehr hören will) ersetzt.

Das Original allerdings ist für eine Familiencomedy recht gelungen und lebt vor allem von Michael Rapaports Darstellung des verdrießlichen, mürrischen und stänkernden Familienoberhaupts. Hervorstechendes Merkmal der Show: ab und an wird die Handlung pausiert und die Charaktere legen in kleinen Einspielern ihre eigenen Gedanken dar. Sicherlich nicht die Neuerfindung des Comedy-Rads, aber für zwischendurch unterhaltsam.

Heroes:

Ja, da hatte ich schon einen kleinen Beitrag drüber. Aber die Serie verdient einfach mehr. Also: Heroes erinnert von der Grundidee ein wenig an The 4400. Normale Menschen besitzen plötzlich übernatürliche Kräfte und versuchen, dem Grund hierfür auf die Spur zu kommen.
Der Unterschied: "Heroes" hält den Fokus auf das Leben der Betroffenen, während The 4400 in diesem Punkt eher auf ein Ermittlungsteam wie seinerzeit bei den X-Files setzt. Zusätzlich wird das Ganze durch eine dicke Portion Mystery unterfüttert, die Protagonisten werden von Folge zu Folge näher zusammengeführt und die Story verdichtet sich immer mehr zu einem großen Plot, der die einzelnen Erzählstränge der Figuren miteinander verbindet.

Letzteres führt dazu, dass der Zuschauer sich stets die nächste Episode herbeisehnt: eine Disziplin, die Lost einmal perfekt beherrschte und mit der Zeit verloren hat. Anders als den Machern des Inseldramas gelang es Heroes jüngst auch, neue Charaktere einzuführen, die der Zuschauer mit Interesse und nicht mit dem Gefühl des "Was wollen die jetzt hier?" begrüßt. Ich erwähne in dem Zusammenhang zum Vergleich die aufdringliche Einbindung der beiden neuen Losties zu Beginn der dritten Staffel.

Weitere Trademarks der Show: in den ersten Folgen eine ordentliche Portion Gore (die deutsche Fernsehstationen sicher vor Probleme stellen dürfte), gute Special Effects, mit Niki/Jessica Sanders was für die Optik, der stets undurchsichtige Mr. Bennett und natürlich der putzige japanische Geek Hiro Nakamura, der Raum und Zeit beeinflussen kann und sich mit seinem Kumpel auf eine Heldenmission begibt. Macht zusammengerechnet einen formidablen Quotenhit und definitiv ein Highlight des aktuellen US-Fernsehens.

Kommentare

  1. Jepp, Heroes ist mit Sicherhheit der Renner der Saison und durchweg alle Charaktere sind sehr interessant und originell gestaltet.

    Allerdings hat mir das platte Auftauchen der zwei neuen Losties auch gar nicht gefallen. Dabei haben die mit den Anderen eigentlich genug neues "Personal" am Set. Ich freu mich aber trotzdem, wenn's nächste Woche endlich mal weiter geht.

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  2. Diese Familienstreit-Sache hab ich mir auf RTL tatsächlich mal angesehen. Kam mir vor wie eine von diesen Vorabendsitcoms, die auf RTL 2 laufen. Also ohne hervorstechende Merkmale, meiner Meinung nach. Aber viel hab ich nicht davon gesehen.

    Heroes ist wirklich genial, und ich prophezeie mal, dass die es auch hier gut schaffen werden. Im Gegensatz zu Lost. Die Einführung der beiden Knalltüten, die auch noch uninteressante und unsympathische Figuren zu sein scheinen, war wirklich nicht so toll... Aber auch der Sucht-Faktor fehlt, und da ist Heroes vorbildlich, obwohl ich zwischenduch auch hier mal das Gefühl hatte, das könne nachlassen. Nach der letzten Folge aber nicht mehr... Ich halt's nicht mehr aus! ;)

    (OMG, die Wortbestätigung ist: etqffmmb. Das wird ja immer schlimmer... Oh, und das war auch noch falsch...)

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  3. da stimme ich doch heftig zu ... die Wortbestätigungen werden zunehmend länger und es gibt nichts, womit man sich die Buchstabenfolge merken kann ... das wollte ich schon immer mal los werden ... ;)

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  4. Hmm, Heroes kann ich mir irgendwie nicht geben. Mir ist keiner der Schauspieler irgendwie sympathisch. Vielleicht entwickle ich mich auch nur zum Misanthropen.

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  5. roland, nicht mal Masi Oka? Oder Ali Larter? Gut, letztere läuft momentan in der Show etwas fertig und ungeschminkt herum, aber es ist Besserung in Sicht.

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  6. Ist Masi Oka nicht der mondgesichtige Asiate, in den ich immer nur reinschlagen will? Ist Ali Later nicht die abgehalfterte Blondine aus "Final Destination", die leider alle Teile überlebt hat?

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  7. Als Hobbypsychologe entnehme ich diesen Fragen, dass jemand völlig immun gegen den Charme dieser Serie ist. Daher ein rascher Themenwechsel:

    Wie hat der Neustart von LOST gefallen?

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