Kleben und kleben lassen (I)
Ich habe mir seit 1994 nochmal ein Panini-Klebealbum gekauft. Natürlich mit viel zu viel Tüten als Zubehör. Und wenn man mir jetzt eine Zeile Zeit zum Grübeln lässt, kann ich das vielleicht sogar rational erklären.
Okay.
Als offizieller WM-Ausrichterland-Einwohner™ ist es meine Pflicht, dieses Ereignis emotional anzugehen. Das heißt: Vorfreude schaffen, Spieler ins Herz schließen, Teams die Daumen drücken bzw. deren Schwächen herausarbeiten und auftischen ("Einmal Elfmeter für England, bitte").
Unablässliches Werkzeug hierzu: besagtes Album.
Im folgenden daher ein demütiger Blick auf die unendliche Weisheit hinter dem enthusiastischen Tütchenaufreißen, hakeligen Klebstofffreisetzen und schiefen Einpappen.
Lektion #1:
Du klebst nur einmal
Bei jedem Herumblättern bange ich um Sebastian. Nee, nicht den Deisler, der fährt eh nicht mit (obwohl man ihn immerhin trosthalber einkleben darf).
Ich meine Sebastian Mila, geboren in Koszalin am 10.7.1982, 1,78 m groß, 71 kg, aktueller Verein: Austria Wien (AUT). Der Mann ist also in sportlicher Hinsicht an für sich schon genug gestraft.
Zu allem Überfluss liegt sein Bild auch noch direkt an der Kante zur Heftklammerung, ein tückischer Anklebwinkel also. Einmal kurz gehuddelt beim Zielanflug und schwupp, schon hängt der arme Pole so dermaßen ausserhalb der Umrandung, dass er dem Gespött seiner Kollegen ausgesetzt ist.
Früher konnte man mit viel Gefühl die Sauerei nochmal abziehen und mit schamhafter Röte im Gesicht zum zweiten Versuch ansetzen. Heute aber haben die italienischen Klebstoffingenieure ganze Arbeit geleistet. Der Versuch allein reißt den markierten Untergrund weitflächig mit sich und lässt jegliche Klebkraft des Materials ins kosmische Nichts verpuffen. Seitdem fürchte ich tagein tagaus, dass es mir beim Öffnen des Albums einen kecken rothaarigen Mittelfeldspieler entgegenweht. Möge er als Ausgleich für meinen Fauxpas im Spiel gegen die Deutschen der geballten Ellbogenkraft eines Kevin Kuranyi ausweichen können.
In dem Zusammenhang noch meine Entschuldigung an die komplette Mannschaft von Ghana, die ich dermaßen danebengepfriemelt habe, dass nur noch das saarländische Idiom "Schepp wie de Wee no Krummbach" dem ansatzweise gerecht werden kann.
Lektion #2:
Wir sind wer
Wenn in ein paar Jahren ein junger Mensch sich an meinen Rollstuhl lehnt und fragt: "Opa Ini, die Globalisierung hat uns doch alle gleich gemacht, jeder kann alles von jedem Punkt der Welt beziehen, wie unterscheiden sich die Nationen überhaupt noch voneinander?", dann hole ich mein Klebealbum heraus und antworte:
"Sieh her, mein Kumpel Panini zeigt es dir: es wird immer ein paar Länder geben, die an fußballerischen Mitteln so arm sind, dass sich zwei Spieler ein Bild teilen müssen. Obendrein noch im uncoolen Querformat. Die kriegen dann auch nur eine Seite. Da weiß man sofort: die können gar nicht Weltmeister werden.
Aber wir.
Theoretisch halt.
Das ist doch was".
(Wobei ich mich schon frage, weshalb bei dieser WM Togo und Trinidad/Tobago bedeutender als Ghana sein sollen. Togo steckt doch quasi schon in Tobago drin, die hätte man doch schön auf einer Seite abhandeln können... aber ich schweife ab)
Fortsetzung folgt
Okay.
Als offizieller WM-Ausrichterland-Einwohner™ ist es meine Pflicht, dieses Ereignis emotional anzugehen. Das heißt: Vorfreude schaffen, Spieler ins Herz schließen, Teams die Daumen drücken bzw. deren Schwächen herausarbeiten und auftischen ("Einmal Elfmeter für England, bitte").
Unablässliches Werkzeug hierzu: besagtes Album.
Im folgenden daher ein demütiger Blick auf die unendliche Weisheit hinter dem enthusiastischen Tütchenaufreißen, hakeligen Klebstofffreisetzen und schiefen Einpappen.
Lektion #1:
Du klebst nur einmal
Bei jedem Herumblättern bange ich um Sebastian. Nee, nicht den Deisler, der fährt eh nicht mit (obwohl man ihn immerhin trosthalber einkleben darf).
Ich meine Sebastian Mila, geboren in Koszalin am 10.7.1982, 1,78 m groß, 71 kg, aktueller Verein: Austria Wien (AUT). Der Mann ist also in sportlicher Hinsicht an für sich schon genug gestraft.
Zu allem Überfluss liegt sein Bild auch noch direkt an der Kante zur Heftklammerung, ein tückischer Anklebwinkel also. Einmal kurz gehuddelt beim Zielanflug und schwupp, schon hängt der arme Pole so dermaßen ausserhalb der Umrandung, dass er dem Gespött seiner Kollegen ausgesetzt ist.
Früher konnte man mit viel Gefühl die Sauerei nochmal abziehen und mit schamhafter Röte im Gesicht zum zweiten Versuch ansetzen. Heute aber haben die italienischen Klebstoffingenieure ganze Arbeit geleistet. Der Versuch allein reißt den markierten Untergrund weitflächig mit sich und lässt jegliche Klebkraft des Materials ins kosmische Nichts verpuffen. Seitdem fürchte ich tagein tagaus, dass es mir beim Öffnen des Albums einen kecken rothaarigen Mittelfeldspieler entgegenweht. Möge er als Ausgleich für meinen Fauxpas im Spiel gegen die Deutschen der geballten Ellbogenkraft eines Kevin Kuranyi ausweichen können.
In dem Zusammenhang noch meine Entschuldigung an die komplette Mannschaft von Ghana, die ich dermaßen danebengepfriemelt habe, dass nur noch das saarländische Idiom "Schepp wie de Wee no Krummbach" dem ansatzweise gerecht werden kann.
Lektion #2:
Wir sind wer
Wenn in ein paar Jahren ein junger Mensch sich an meinen Rollstuhl lehnt und fragt: "Opa Ini, die Globalisierung hat uns doch alle gleich gemacht, jeder kann alles von jedem Punkt der Welt beziehen, wie unterscheiden sich die Nationen überhaupt noch voneinander?", dann hole ich mein Klebealbum heraus und antworte:
"Sieh her, mein Kumpel Panini zeigt es dir: es wird immer ein paar Länder geben, die an fußballerischen Mitteln so arm sind, dass sich zwei Spieler ein Bild teilen müssen. Obendrein noch im uncoolen Querformat. Die kriegen dann auch nur eine Seite. Da weiß man sofort: die können gar nicht Weltmeister werden.
Aber wir.
Theoretisch halt.
Das ist doch was".
(Wobei ich mich schon frage, weshalb bei dieser WM Togo und Trinidad/Tobago bedeutender als Ghana sein sollen. Togo steckt doch quasi schon in Tobago drin, die hätte man doch schön auf einer Seite abhandeln können... aber ich schweife ab)
Fortsetzung folgt
1. Togo war mal unsere Kolonie, daher wichtiger, weil quasi Mitausrichter.
AntwortenLöschen2. Ich hab auch das Panini-Album!! Es ist einfach Pflicht bei solchen Veranstaltungen und macht so einen Spaß!!
3. In ein paar Jahren willst du schon Großvater sein?? Dann halt dich mal ran (wie meine Mutter sagen würde).
1. Trotzdem schlägt mein Herz nur für die Elfenbeinküste!
AntwortenLöschen2. Jetzt, da ich weiß, dass noch andere Menschen in meinem Umfeld Klebebilder sammeln, bin ich versucht, mir wieder neue zu holen. Getauscht wird aber weiterhin nicht, meine Robert Huths bleiben mein! Obwohl ich glaube, unseren nationalen Hüter der Gelenkigkeit gibt es deshalb so oft, um eine Hassfigur aufzubauen.
3. Im schlimmsten Fall adoptiere ich, um die Weisheiten des Herrn Panini weiterzuverbreiten.
4. Vielen, vielen Dank, Sophie, für den Kommentar. Ich hatte eine über eine Woche währende Durststrecke und befürchtete schon, dass sich alle wegen meiner Wikinger-Metal-MP3s von mir abgewandt hätten. Ich war sogar kurz davor, ein Bild von Benno, meinem um Kommentare bettelnden Bloghund, zu veröffentlichen. Schwein gehabt.
Allerdings. Schwein gehabt... Den Hund möchte ich nie kennen lernen... ;-)
AntwortenLöschenMeister, ich war über eine Woche weg und hatte keine Zeit, Blogs zu lesen. Aber alles wird gut. Auch, wenn man in den USA keine Panini-Alben und vermutlich auch keine WM kennt.
AntwortenLöschenRoland, das weiß ich doch. Ich hoffe, die E3 war ertragreich. Würde mich freuen, wenn du in deinem Blog deine persönlichen Highlights kredenzen könntest. Um mal einen hypefreien Überblick zu bekommen...
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