Seriencheck (IX)
Wie denn, was denn? Schon wieder ein Seriencheck? Im Sommer?
In der Tat. Obwohl sich die bekannten US-TV-Serien Ende Mai in die große Pause verabschiedet haben, laufen neben den üblichen Casting-, Koch-, Reality- und Abenteuerspielshows auch ein paar interessante Nachzügler.
Traveler
Die Show, die mich bisher daran gehindert hat, meine aufgezeichneten Folgen von "Prison Break" zu gucken. Drei Studenten gönnen sich einen Roadtrip und wollen nochmal die Sau rauslassen, ehe der Joballtag sie erwartet. In New York besuchen sie das Drexler-Museum, woraufhin zwei von ihnen die vorher geplante, grandios spaßige Aktion in die Tat umsetzen, auf Rollerblades durch das Gebäude zu düsen, während der Dritte das Spektakel mit der Kamera aufnehmen soll.
Blöd gelaufen, denn kurz nach der Gaudi wird das Museum von einer gewaltigen Explosion erschüttert. Der Kameramann scheint vom Erdboden verschwunden zu sein und das FBI hält die zwei verbliebenen Scherzbolde für böse Terroristen, die vom Tatort geflohen sind. Es beginnt ein Versteck-/Verfolgungsspiel, in dessen Verlauf unsere beiden zu Unrecht Verdächtigten ihre Unschuld zu beweisen versuchen.
Zusammengefasst also: "Auf der Flucht" mit Studenten. Vom Cast her kenne ich nur Steven Culp (Desperate Housewives), der den schmallippigen und zielstrebigen FBI-Chefermittler gibt. Da die Serie von vorneherein auf 8 Folgen angelegt ist, leistet sie sich keinerlei Leerlauf, was ihr spürbar gut tut. Jede Folge bringt die Story voran, präsentiert undurchsichtige Charaktere und liefert dem Zuschauer neue Enthüllungen. Manche Spur, der unsere beiden Helden folgen, mag ein wenig zu gezwungen gelegt sein, insgesamt bin ich nach den bisher gelaufenen 6 Episoden jedoch sehr angetan von "Traveler". Nicht zuletzt, weil die Macher etliche Wendungen der Story in petto haben und jede Folge mit einem hübschen Knaller enden lassen.
Ein befriedigendes Ende vorausgesetzt, könnte dieser "Knackig kurz, aber spannend"-Stil durchaus Zukunft haben. Wäre meines Erachtens ideal, um die Sommerpause mit feinem Stoff zu füllen. Denn besser acht Folgen klasse unterhalten als mittendrin oder nach einem Cliffhanger abgesetzt.
Flight Of The Conchords
HBO-Serie um zwei seltsame Musiker aus Neuseeland, die in Amerika endlich zum Star werden wollen. Man nehme Napoleon Dynamite, klone ihn zweimal und schnalle ihm je eine Akustik- und Bassgitarre um - fertig ist "Flight Of The Conchords". So jedenfalls mein erster Eindruck.
Stilprägendes Element der Show: die Protagonisten verfallen gerne und oft urplötzlich in einen Song, was den Zuschauer ähnlich betroffen zurück lässt wie seinerzeit die kleinen Meisterwerke der Liedermacherin Phoebe B. aus "Friends". Ein unfähiger Manager, ein hochwertig gedrehtes Musikvideo und ein weiblicher Fan ("the fanbase") rundeten die ersten 27 Minuten dieser kleinen Obskurität ab. Bleibt auf meiner Guckliste, weil ich einfach ein Herz für Shows um liebenswerte Loser habe.
Burn Notice
"Characters Welcome" heißt das Motto von USA Network. Nach "Monk" und "Psych" startete nun eine weitere Detektivserie auf dem Sender. Wo Adrian Monk seine zahlreichen Spleens und Shawn Spencer seine scharfe Beobachtungsgabe zur Lösung ihrer Fälle einsetzen, greift Michael Weston auf seine Ausbildung als Geheimagent zurück.
Mitten in einem Verhandlungsjob mit einem afrikanischen Möchtegern-Warlord erhält Weston die namensgebende "Burn Notice" - sprich: die freundliche Nachricht des Geheimdienstes, dass man von nun an auf seine Arbeitskraft verzichtet und überhaupt ihn niemals zuvor gekannt hat. Mit letzter Kraft entflieht unser Protagonist seinem letzten Einsatzort und landet in Miami, wo er zusammen mit seinem Kumpel Sam (Bruce Campbell) die Hintergründe seiner Entlassung aufzudecken sucht. Um sich über Wasser zu halten, nimmt er Fälle an, die ihm durch seine verbliebenen Kontakte vermittelt werden.
Die Pilotfolge war vielleicht einen Tick zu lang, aber es machte einfach Spaß zuzusehen, wie unser Geheimagent seine Fähigkeiten im Alltag einsetzt. Wer schon immer wissen wollte, weshalb es von Vorteil ist, Kämpfe ins Badezimmer zu verlegen oder wie man schußsichere Türen umgeht, findet hier wichtige und nützliche Tipps. Nur ein Gegner stellt den Hauptdarsteller vor unlösbare Probleme: die hypochondrische Mama, die sich nach seiner Ankunft sofort auf ihn stürzt und ihn für Krankenhausfahrten einspannt.
Jeffrey Donovan füllt die Rolle mit genau der richtigen Portion an Lässigkeit aus, die Show selbst erzählt ihre Geschichte immer mit einem kleinen Augenzwinkern. Denn Geheimagenten sind schließlich auch nur Menschen.
John From Cincinnati
Man soll eigentlich ja keine Serie nach nur einer Folge abschreiben. Aber ich schere mich hier bekanntlich um gar keine Regeln. Die Werbung auf TV.com hat mich seinerzeit angelockt, mal einen Blick draufzuwerfen. Um schnell festzustellen, dass es nichts für mich ist. Surfer-Setting und Luke Perry, einen für mich uninteressanteren Einstieg kann es eigentlich kaum geben.
Ed O'Neill hat eine Rolle in der Show, aber dessen Auftritt habe ich gar nicht miterlebt, weil mich das Ganze nach 20 Minuten schon so angeödet hat, dass ich ausgeschaltet habe. Sollte danach noch ein Feuerwerk an Spannung, Mystery oder was auch immer abgebrannt worden sein, habe ich es verpasst. Wer "John From Cincinnati" weiterverfolgt haben sollte und mittlerweile voller Begeisterung ist, darf mir Bescheid sagen, ich lasse mich gerne bekehren. Mein erster Eindruck war jedoch mit einem Wort "gähn".
In der Tat. Obwohl sich die bekannten US-TV-Serien Ende Mai in die große Pause verabschiedet haben, laufen neben den üblichen Casting-, Koch-, Reality- und Abenteuerspielshows auch ein paar interessante Nachzügler.
Traveler
Die Show, die mich bisher daran gehindert hat, meine aufgezeichneten Folgen von "Prison Break" zu gucken. Drei Studenten gönnen sich einen Roadtrip und wollen nochmal die Sau rauslassen, ehe der Joballtag sie erwartet. In New York besuchen sie das Drexler-Museum, woraufhin zwei von ihnen die vorher geplante, grandios spaßige Aktion in die Tat umsetzen, auf Rollerblades durch das Gebäude zu düsen, während der Dritte das Spektakel mit der Kamera aufnehmen soll.
Blöd gelaufen, denn kurz nach der Gaudi wird das Museum von einer gewaltigen Explosion erschüttert. Der Kameramann scheint vom Erdboden verschwunden zu sein und das FBI hält die zwei verbliebenen Scherzbolde für böse Terroristen, die vom Tatort geflohen sind. Es beginnt ein Versteck-/Verfolgungsspiel, in dessen Verlauf unsere beiden zu Unrecht Verdächtigten ihre Unschuld zu beweisen versuchen.
Zusammengefasst also: "Auf der Flucht" mit Studenten. Vom Cast her kenne ich nur Steven Culp (Desperate Housewives), der den schmallippigen und zielstrebigen FBI-Chefermittler gibt. Da die Serie von vorneherein auf 8 Folgen angelegt ist, leistet sie sich keinerlei Leerlauf, was ihr spürbar gut tut. Jede Folge bringt die Story voran, präsentiert undurchsichtige Charaktere und liefert dem Zuschauer neue Enthüllungen. Manche Spur, der unsere beiden Helden folgen, mag ein wenig zu gezwungen gelegt sein, insgesamt bin ich nach den bisher gelaufenen 6 Episoden jedoch sehr angetan von "Traveler". Nicht zuletzt, weil die Macher etliche Wendungen der Story in petto haben und jede Folge mit einem hübschen Knaller enden lassen.
Ein befriedigendes Ende vorausgesetzt, könnte dieser "Knackig kurz, aber spannend"-Stil durchaus Zukunft haben. Wäre meines Erachtens ideal, um die Sommerpause mit feinem Stoff zu füllen. Denn besser acht Folgen klasse unterhalten als mittendrin oder nach einem Cliffhanger abgesetzt.
Flight Of The Conchords
HBO-Serie um zwei seltsame Musiker aus Neuseeland, die in Amerika endlich zum Star werden wollen. Man nehme Napoleon Dynamite, klone ihn zweimal und schnalle ihm je eine Akustik- und Bassgitarre um - fertig ist "Flight Of The Conchords". So jedenfalls mein erster Eindruck.
Stilprägendes Element der Show: die Protagonisten verfallen gerne und oft urplötzlich in einen Song, was den Zuschauer ähnlich betroffen zurück lässt wie seinerzeit die kleinen Meisterwerke der Liedermacherin Phoebe B. aus "Friends". Ein unfähiger Manager, ein hochwertig gedrehtes Musikvideo und ein weiblicher Fan ("the fanbase") rundeten die ersten 27 Minuten dieser kleinen Obskurität ab. Bleibt auf meiner Guckliste, weil ich einfach ein Herz für Shows um liebenswerte Loser habe.
Burn Notice
"Characters Welcome" heißt das Motto von USA Network. Nach "Monk" und "Psych" startete nun eine weitere Detektivserie auf dem Sender. Wo Adrian Monk seine zahlreichen Spleens und Shawn Spencer seine scharfe Beobachtungsgabe zur Lösung ihrer Fälle einsetzen, greift Michael Weston auf seine Ausbildung als Geheimagent zurück.
Mitten in einem Verhandlungsjob mit einem afrikanischen Möchtegern-Warlord erhält Weston die namensgebende "Burn Notice" - sprich: die freundliche Nachricht des Geheimdienstes, dass man von nun an auf seine Arbeitskraft verzichtet und überhaupt ihn niemals zuvor gekannt hat. Mit letzter Kraft entflieht unser Protagonist seinem letzten Einsatzort und landet in Miami, wo er zusammen mit seinem Kumpel Sam (Bruce Campbell) die Hintergründe seiner Entlassung aufzudecken sucht. Um sich über Wasser zu halten, nimmt er Fälle an, die ihm durch seine verbliebenen Kontakte vermittelt werden.
Die Pilotfolge war vielleicht einen Tick zu lang, aber es machte einfach Spaß zuzusehen, wie unser Geheimagent seine Fähigkeiten im Alltag einsetzt. Wer schon immer wissen wollte, weshalb es von Vorteil ist, Kämpfe ins Badezimmer zu verlegen oder wie man schußsichere Türen umgeht, findet hier wichtige und nützliche Tipps. Nur ein Gegner stellt den Hauptdarsteller vor unlösbare Probleme: die hypochondrische Mama, die sich nach seiner Ankunft sofort auf ihn stürzt und ihn für Krankenhausfahrten einspannt.
Jeffrey Donovan füllt die Rolle mit genau der richtigen Portion an Lässigkeit aus, die Show selbst erzählt ihre Geschichte immer mit einem kleinen Augenzwinkern. Denn Geheimagenten sind schließlich auch nur Menschen.
John From Cincinnati
Man soll eigentlich ja keine Serie nach nur einer Folge abschreiben. Aber ich schere mich hier bekanntlich um gar keine Regeln. Die Werbung auf TV.com hat mich seinerzeit angelockt, mal einen Blick draufzuwerfen. Um schnell festzustellen, dass es nichts für mich ist. Surfer-Setting und Luke Perry, einen für mich uninteressanteren Einstieg kann es eigentlich kaum geben.
Ed O'Neill hat eine Rolle in der Show, aber dessen Auftritt habe ich gar nicht miterlebt, weil mich das Ganze nach 20 Minuten schon so angeödet hat, dass ich ausgeschaltet habe. Sollte danach noch ein Feuerwerk an Spannung, Mystery oder was auch immer abgebrannt worden sein, habe ich es verpasst. Wer "John From Cincinnati" weiterverfolgt haben sollte und mittlerweile voller Begeisterung ist, darf mir Bescheid sagen, ich lasse mich gerne bekehren. Mein erster Eindruck war jedoch mit einem Wort "gähn".
Dieses Mal ist nix für mich dabei. Bin gerade beim nachholen von "Eureka" (teils schon sehr nett) und "Drive" (Nathan Fillion rockt, Rest ist so lala, aber eh schon aus).
AntwortenLöschenTraveler klingt ganz gut, da werd ich mal reinschauen. Vielleicht ist es tatsächlich eine gute Idee, lieber etwas kürzere (wenigstens erste) Staffeln zu gestalten bei neuen Serien, um so den bitteren Nachgeschmack einer Absetzung zu vermeiden.
AntwortenLöschenBurn Notice hatte ich sowieso vor, mir anzusehen. Allerdings habe ich jetzt ein paar nicht so tolle Kritiken gelesen... Aber man muss sich ja sein eigenes Urteil bilden. Vertragen sich Lässigkeit und Weltpolitik denn miteinander?
@bullion: Eureka würde mich auch mal reizen.
AntwortenLöschen@doktorin: die schlechten Kritiken beziehen sich bestimmt auf die Leistung von Gabrielle Anwar, die wieder einmal unterirdisch schauspielert. Wegen der Lässigkeit von Donovan gucke ich aber in jedem Fall weiter; Weltpolitik taucht eigentlich nur zu Beginn kurz auf, also gibt es da keine Unverträglichkeiten.