Das unfassbar kompetenzfreie WM-Tagebuch (XIX)
Na, hat noch jemand Lust auf weitere Achtelfinal-Kracher wie gestern? Nicht wirklich. Ich habe heute Nacht von gefährlichen Flanken, raffinierten Schüssen und akrobatischen Torwartparaden rundum den schweizer bzw. ukrainischen Strafraum geträumt. Die Psychologen nennen das glaube ich Flucht vor der Realität durch Abgleiten in Fantasiewelten.
BRA - GHA 3:0
(12:30 Uhr)
- Dieses Spiel darf nicht 1:0 ausgehen. NEIN. Elfmeterschießen nach 0:0 will ich auch nicht sehen. PFUI. Einige Tore während der regulären Spielzeit und ein paar gekonnt vorgetragene Angriffe in Verbindung mit liebenswerten Patzern in den Hinterreihen. Das muss doch zu machen sein. Bitte.
- Ghana. Die sympathischen Afrikaner, die es irgendwie geschafft haben, die Vorrunde zu überstehen. Freut mich riesig. Hoffentlich spielen sie weiter so unverkrampft. Unverkrampft ist eh mein Lieblingswort bei dieser WM. Der Roman Herzog hätte seine Freude an den kleinen Rackern gehabt.
(20:00 Uhr)
- Jaja, Spannung hatte ich nicht im Anforderungskatalog stehen. Man ist ja bescheiden geworden. Afrika ist somit offiziell ausgeschieden. Dabei haben die Jungs aus Ghana wirklich leidenschaftlich mitgespielt, vor allem in der ersten Hälfte. Dass ich Brasilien mal mit eiskaltem Konterfußball verbinden werde, hätte ich mir auch nicht träumen lassen.
- Die für mich spannendste Frage nach dem 2:0 der Brasilianer: heißt der ghanaische Torwart nun Kingston oder Kingson? Für alle, die sich darüber Gedanken gemacht haben, hier die Antwort: K-I-N-G-S-O-N.
ESP - FRA 1:3
(12:30 Uhr)
- Von den Franzosen darf man jetzt nicht zuviel verlangen. Die haben laut ewig dröhnender Reporterlaberei 8 Jahre lang gar kein Tor erzielt. Bei Weltmeisterschaften. Da muss man einfach mal Geduld haben. Jetzt sind es immerhin schon drei. Bei konstanter Fortführung dieser Entwicklung stellen die schon im Jahre 2046 locker den Torschützenkönig.
- Die Spanier. Zuletzt souveräner Sieger über Saudi-Arabien. Mit 1:0. Schon wieder 1:0. Ich HASSE 1:0. Da muss heute mehr kommen, ihr Iberer.
(22:55 Uhr)
- Aus dem Poesiealbum des unbekannten deutschen ARD-Zuschauers:
"Und ist das Spiel auch keine Pein, der Beckmann wird es sicher sein"
Ja, unser allerliebster Meister der leicht falschen Formulierungen war erneut in Höchstform. Nur ER wartet auf "die genialischen Momente des alten Kapitäns Zidane", nur ER sieht "ein bißchen gelbe Karte für Viera", nur ER weiß, dass "keine Bewegung mehr zu spüren" ist, nur ER ahnt, dass "das nicht nach Abseits riecht" und nur ER ist sich sicher, dass nach dem gekonnten Schuss in die Weichteile "Gallas nach Luft schnappt", obwohl der in dem Moment wahrscheinlich gerade irgendwelche altfranzösischen Flüche in den Nachthimmel von Hannover schreit.
- Insgesamt eine sehr ansehnliche Partie, die ein wenig für den Krampf der letzten Tage entschädigt hat. Ich glaube, wir sind Zeuge der Geburt eines neuen Spielertyps geworden: der professionelle Abseitssteher und Abwehrverwirrer. Beim 2:0 der Brasilianer und beim 1:1 der Franzosen sehr schön zu beobachten - ein Stürmer steht deutlich im Abseits, die Abwehr konzentriert sich auf ihn, während -schwuppdiwupp- aus der zweiten Reihe ein Spieler sich den Pass in den nun freien Raum schnappt und einnetzt.
- Dieser neue Trend muss ausgenutzt werden. Daher im folgenden meine Kurzbewerbung an den deutschen Trainerstab:
Lieber Klinsi, lieber Jogi,
mit diesem Schreiben bewerbe ich mich um die Position des professionellen Abseitsstehers(TM) der deutschen Nationalelf(TM). Ich kann:
in der jeweiligen Landessprache des Gegners laut und deutlich "Oh mein Gott, ich glaube, ich stehe nicht im Abseits" rufen,
begleitend dazu durch hektische Armfuchtelei gegnerische Abwehrspieler auf mich aufmerksam machen,
infolge mangelnder Fitness sicherstellen, wirklich immer im Abseits zu stehen (Laktatwerttest jederzeit möglich)
durch konstantes Fernbleiben vom eigenen Strafraum die Gefahr von Eigentoren entscheidend mindern und
wegen fehlender Torschusstechnik Michael Ballack die alleinige Chance zu seinem ersten WM-Treffer gewähren.
Rückmeldung bis spätestens Freitag Mittag erbeten. Gehalt bleibt Verhandlungssache und wird von mir vertraulich behandelt. Ich bin mir sicher, ihr werdet euch nicht lumpen lassen.
Mit freundlichen Grüßen,
Euer Mikael.
BRA - GHA 3:0
(12:30 Uhr)
- Dieses Spiel darf nicht 1:0 ausgehen. NEIN. Elfmeterschießen nach 0:0 will ich auch nicht sehen. PFUI. Einige Tore während der regulären Spielzeit und ein paar gekonnt vorgetragene Angriffe in Verbindung mit liebenswerten Patzern in den Hinterreihen. Das muss doch zu machen sein. Bitte.
- Ghana. Die sympathischen Afrikaner, die es irgendwie geschafft haben, die Vorrunde zu überstehen. Freut mich riesig. Hoffentlich spielen sie weiter so unverkrampft. Unverkrampft ist eh mein Lieblingswort bei dieser WM. Der Roman Herzog hätte seine Freude an den kleinen Rackern gehabt.
(20:00 Uhr)
- Jaja, Spannung hatte ich nicht im Anforderungskatalog stehen. Man ist ja bescheiden geworden. Afrika ist somit offiziell ausgeschieden. Dabei haben die Jungs aus Ghana wirklich leidenschaftlich mitgespielt, vor allem in der ersten Hälfte. Dass ich Brasilien mal mit eiskaltem Konterfußball verbinden werde, hätte ich mir auch nicht träumen lassen.
- Die für mich spannendste Frage nach dem 2:0 der Brasilianer: heißt der ghanaische Torwart nun Kingston oder Kingson? Für alle, die sich darüber Gedanken gemacht haben, hier die Antwort: K-I-N-G-S-O-N.
ESP - FRA 1:3
(12:30 Uhr)
- Von den Franzosen darf man jetzt nicht zuviel verlangen. Die haben laut ewig dröhnender Reporterlaberei 8 Jahre lang gar kein Tor erzielt. Bei Weltmeisterschaften. Da muss man einfach mal Geduld haben. Jetzt sind es immerhin schon drei. Bei konstanter Fortführung dieser Entwicklung stellen die schon im Jahre 2046 locker den Torschützenkönig.
- Die Spanier. Zuletzt souveräner Sieger über Saudi-Arabien. Mit 1:0. Schon wieder 1:0. Ich HASSE 1:0. Da muss heute mehr kommen, ihr Iberer.
(22:55 Uhr)
- Aus dem Poesiealbum des unbekannten deutschen ARD-Zuschauers:
"Und ist das Spiel auch keine Pein, der Beckmann wird es sicher sein"
Ja, unser allerliebster Meister der leicht falschen Formulierungen war erneut in Höchstform. Nur ER wartet auf "die genialischen Momente des alten Kapitäns Zidane", nur ER sieht "ein bißchen gelbe Karte für Viera", nur ER weiß, dass "keine Bewegung mehr zu spüren" ist, nur ER ahnt, dass "das nicht nach Abseits riecht" und nur ER ist sich sicher, dass nach dem gekonnten Schuss in die Weichteile "Gallas nach Luft schnappt", obwohl der in dem Moment wahrscheinlich gerade irgendwelche altfranzösischen Flüche in den Nachthimmel von Hannover schreit.
- Insgesamt eine sehr ansehnliche Partie, die ein wenig für den Krampf der letzten Tage entschädigt hat. Ich glaube, wir sind Zeuge der Geburt eines neuen Spielertyps geworden: der professionelle Abseitssteher und Abwehrverwirrer. Beim 2:0 der Brasilianer und beim 1:1 der Franzosen sehr schön zu beobachten - ein Stürmer steht deutlich im Abseits, die Abwehr konzentriert sich auf ihn, während -schwuppdiwupp- aus der zweiten Reihe ein Spieler sich den Pass in den nun freien Raum schnappt und einnetzt.
- Dieser neue Trend muss ausgenutzt werden. Daher im folgenden meine Kurzbewerbung an den deutschen Trainerstab:
Lieber Klinsi, lieber Jogi,
mit diesem Schreiben bewerbe ich mich um die Position des professionellen Abseitsstehers(TM) der deutschen Nationalelf(TM). Ich kann:
in der jeweiligen Landessprache des Gegners laut und deutlich "Oh mein Gott, ich glaube, ich stehe nicht im Abseits" rufen,
begleitend dazu durch hektische Armfuchtelei gegnerische Abwehrspieler auf mich aufmerksam machen,
infolge mangelnder Fitness sicherstellen, wirklich immer im Abseits zu stehen (Laktatwerttest jederzeit möglich)
durch konstantes Fernbleiben vom eigenen Strafraum die Gefahr von Eigentoren entscheidend mindern und
wegen fehlender Torschusstechnik Michael Ballack die alleinige Chance zu seinem ersten WM-Treffer gewähren.
Rückmeldung bis spätestens Freitag Mittag erbeten. Gehalt bleibt Verhandlungssache und wird von mir vertraulich behandelt. Ich bin mir sicher, ihr werdet euch nicht lumpen lassen.
Mit freundlichen Grüßen,
Euer Mikael.
So sucht sich jeder seine Spannung in solch müden Spielen. Ich persönlich fand das fast erzielte Eigentor der Ghanaer am allerspannendsten.
AntwortenLöschenHuh, und gleich gehts mit Beckmann weiter, der mit seinen verschiedenen Tonlagen schon ein Spiel entscheiden kann...
Ist es nicht wunderbar? Die ganze Fußballnation hat ein einig Feindbild: Beckmann. Ich empfinde langsam eine ekelhafte Freude daran, so wie man mit der Zunge immer wieder einen schmerzenden Zahn befühlt. (Diese Metapher stammt aus irgendeinem Buch oder Film, nur weiß ich leider gerade nicht woher.)
AntwortenLöschenDie Bewerbung hier so öffentlich online zu stellen, halte ich für gewagt. Das wird viele, viele Nachahmer finden, die von deinen guten Argumenten und Formulierungen jetzt profitieren.
Im übrigen fand ich die Partie so gar nicht ansehnlich.
Ich hab mir mal deinen ganzen genialischen Beckmann-Satz geklaut und in die Auflistung eingefügt. :-)
AntwortenLöschenIch hoffe, das ist in deinem Sinne.
Es ist in meinem Sinne und mir eine Ehre. Und klauen ist es dank dieser Einwilligung nun auch nicht mehr.
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