Das unfassbar kompetenzfreie WM-Tagebuch (XX)
GER - ARG 5:3 n.E.
(12:00 Uhr)
- Heute ist es soweit. Das Duell der Titanen. Was schreib ich: der Legenden. Alle warten gespannt auf diesen Schlagabtausch.
Franz Beckenbauer vs Diego Armando Maradona.
Live auf der Ehrentribüne des Berliner Olympiastadions.
Im Folgenden ein kurzer Abriss über die spektakulärsten jüngeren Verdienste dieser Fußballgötter:
Beckenbauer:
+ Hat geheiratet. Den Meldungen zufolge eine Sterbliche
+ Guckt sich jedes Gekicke an, ohne auszuflippen
+ Fliegt seinen Hubschrauber wahrscheinlich schon selber. Mit Augenbinde, um gleichzeitig Schlaf zu tanken
+ Schießt jeden Tag mit gelben Fußbällen um sich, um so Zahlen auf einem Stadionrasen zu formen
Maradona:
+ Stürzt jeden Amateurschreiberling in die Sinnkrise, ob er nun mit einem oder zwei "n" geschrieben wird
+ Hat derzeit aus unerfindlichen Gründen keine Drogenprobleme
+ Muss mindestens 10 Mal während jeder Übertragung im Bild sein, auch wenn er gerade nur in der Nase popelt
+ Ist immer in Begleitung seiner gotteslästerlichen Tochter. Weshalb Argentinien heute rausfliegen wird. Ich bleibe dabei
+ Kämpft erfolgreich gegen den Mythos, wonach gestreifte Kleidung schlank macht
Die Ausgangssituation ist klar. Franz hat Heimvorteil. Aber kennt er das Olympiastadion auch gut genug, um rechtzeitig die Ehrentribüne zu finden? Sitzt die teilnahmslose Mimik, wenn die Kamera ihn einfängt? Hat Maradona erneut erstklassige Jubelposen und ansatzlose Hüpfeinlagen im Repertoire? Wen drückt er? Wann drückt er? Wie fest drückt er?
Gerüchteweise soll auf dem Spielfeld auch ein reizvolles Begleitprogramm stattfinden. Irgendwas aus Europa gegen irgendwas aus Südamerika. Details im Programmheft. Wer will, kann sich davon kurz ablenken lassen.
- Leute, passt mir auf den Ritchie auf. Ja, ich meine den Lionel Messi. Den nenne ich Ritchie, weil er aussieht wie ein Ritchie. Jung, lange Haare, desinteressierter Blick und ein Gesichtsausdruck, als wüsste er gerade nicht so genau, wo er ist. Die Sorte von Mensch, die einen vor der Rockdisko um eine Zigarette anschnorrt und dann weitschweifig erzählt, weshalb Black Sabbath die beste Band aller Zeiten ist. Alles Tarnung! Der Bub soll den Teufel im Fuß haben. Vorsorglich sofort reingrätschen, wenn er den Ball auch nur mit den Augen fixiert.
(20:15 Uhr)
- AUS, AUS, AUS - Deutschland ist Weltmeister!!!
Okay, noch nicht, aber doch so gut wie. Wer will uns denn jetzt noch aufhalten?
- Ich war schon leicht zittrig, als es nach 15 Minuten noch nicht 2:0 stand. Und nach dem 0:1 war meine Hoffnung doch sehr gedämpft. Aber dann: unser Klose als Mann des Tages. Erst einen Argentinier in einen Kopfball geschubst (0:1), dann wie aus dem Nichts die eigene Birne reingehalten (1:1). So werden Helden geboren. Der Lehmann war zugegebenermaßen auch nicht schlecht.
- Souverän auch, wie die beiden gefährlichsten Argentinier ausgeschaltet wurden. Maradona nicht im Stadion (mein tief empfundener Dank dem dafür Verantwortlichen) und Ritchie wegen der argentinischen Führung zur Nichteinwechslung gezwungen. Klarer Punktsieg also für Franz, Diego kann höchstens durch ein paar dicke Tränen wertungsmäßig ein wenig herankommen.
- Elfmeterschießen, immer etwas Besonderes. Ich ahnte, dass Ayala verschießt, der hatte ja schon getroffen und einmal pro Spiel ist für einen Verteidiger auch genug. Aber dass die schönste Haarinsel der WM (Cambiasso) den Ball nicht unterkriegt, hatte ich nicht auf der Rechnung.
- Weil ich jetzt gut gelaunt bin, verzeihe ich Beckmanns schönste Verbalschnitzer. Du bist auch Deutschland, Reinhold.
ITA - UKR 3:0
(12:00 Uhr)
- Schlechte Spielplanfestsetzung, das muss ich schon sagen. Es sind noch 8 Mannschaften im Turnier. Drei davon haben meiner leider nicht maßgeblichen Meinung nach jegliche Chance verwirkt, Weltmeister zu werden. Ich hüte mich davor, Namen zu nennen. Nur soviel: wenn die obige Begegnung vorbei ist, werde ich sicherlich unentschlossen sein: überwiegt die Freude, dass einer der Unwürdigkeitsvertreter definitiv raus ist oder doch der Ärger, dass einer definitiv ins Halbfinale einzieht?
- Die Ukraine ist spielerisch die kleine Version von Italien - und das ist jetzt nicht als Kompliment gemeint. Alle Mann geschlossen zur Schönheitsberaterin, zwei Kilo Öl ins Haar, blaue Trikots an und voilà: Italia 2. Hinten die gute Zementmischung, im Mittelfeld unspektakulär, und vorne mit Treffern der Marke "das hätte jetzt nicht sein müssen". Wenn das ein Festival der Tore und der Spannung wird, fress ich meinen Wischmob und gurgele das Schmutzwasser hinterher. Wer vor Ende der WM unbedingt noch ein Buch fertiglesen, eine Semesterarbeit fertigschreiben oder endlich den pochenden Weisheitszahn hinten links selbst herauspuhlen will: heute Abend, 21:00 Uhr.
(23:59 Uhr)
- Ja, ich habe zu tief in den Lästertopf gegriffen. Für italienische Verhältnisse sensationell viele Tore, aber spannend war es eigentlich nicht. Vielleicht für 15 Minuten nach dem Anpfiff zur zweiten Spielhälfte. Wo deutlich wurde, dass die Klitschkos den Ukrainern in der Pause Prügel angedroht haben müssen.
- Italien ist also unser Halbfinalgegner. IHR KÖNNT NACH HAUSE FAHRN, IHR KÖNNT NACH HAUSE FAHRN. Habe ich so ab der 70. Minute ständig gesungen, um die Italiener schon mal zu verunsichern. Die spielen doch nur so erfolgreich, weil sie hoffen, durch den Weltmeistertitel den Bestechungsskandal in ihrer Liga unter den Teppich kehren zu können. Bei dem Gedanken an die frühzeitige Heimreise verkrampfen die sicher. Also: am Dienstag von Anpfiff an alle mitgrölen.
(12:00 Uhr)
- Heute ist es soweit. Das Duell der Titanen. Was schreib ich: der Legenden. Alle warten gespannt auf diesen Schlagabtausch.
Franz Beckenbauer vs Diego Armando Maradona.
Live auf der Ehrentribüne des Berliner Olympiastadions.
Im Folgenden ein kurzer Abriss über die spektakulärsten jüngeren Verdienste dieser Fußballgötter:
Beckenbauer:
+ Hat geheiratet. Den Meldungen zufolge eine Sterbliche
+ Guckt sich jedes Gekicke an, ohne auszuflippen
+ Fliegt seinen Hubschrauber wahrscheinlich schon selber. Mit Augenbinde, um gleichzeitig Schlaf zu tanken
+ Schießt jeden Tag mit gelben Fußbällen um sich, um so Zahlen auf einem Stadionrasen zu formen
Maradona:
+ Stürzt jeden Amateurschreiberling in die Sinnkrise, ob er nun mit einem oder zwei "n" geschrieben wird
+ Hat derzeit aus unerfindlichen Gründen keine Drogenprobleme
+ Muss mindestens 10 Mal während jeder Übertragung im Bild sein, auch wenn er gerade nur in der Nase popelt
+ Ist immer in Begleitung seiner gotteslästerlichen Tochter. Weshalb Argentinien heute rausfliegen wird. Ich bleibe dabei
+ Kämpft erfolgreich gegen den Mythos, wonach gestreifte Kleidung schlank macht
Die Ausgangssituation ist klar. Franz hat Heimvorteil. Aber kennt er das Olympiastadion auch gut genug, um rechtzeitig die Ehrentribüne zu finden? Sitzt die teilnahmslose Mimik, wenn die Kamera ihn einfängt? Hat Maradona erneut erstklassige Jubelposen und ansatzlose Hüpfeinlagen im Repertoire? Wen drückt er? Wann drückt er? Wie fest drückt er?
Gerüchteweise soll auf dem Spielfeld auch ein reizvolles Begleitprogramm stattfinden. Irgendwas aus Europa gegen irgendwas aus Südamerika. Details im Programmheft. Wer will, kann sich davon kurz ablenken lassen.
- Leute, passt mir auf den Ritchie auf. Ja, ich meine den Lionel Messi. Den nenne ich Ritchie, weil er aussieht wie ein Ritchie. Jung, lange Haare, desinteressierter Blick und ein Gesichtsausdruck, als wüsste er gerade nicht so genau, wo er ist. Die Sorte von Mensch, die einen vor der Rockdisko um eine Zigarette anschnorrt und dann weitschweifig erzählt, weshalb Black Sabbath die beste Band aller Zeiten ist. Alles Tarnung! Der Bub soll den Teufel im Fuß haben. Vorsorglich sofort reingrätschen, wenn er den Ball auch nur mit den Augen fixiert.
(20:15 Uhr)
- AUS, AUS, AUS - Deutschland ist Weltmeister!!!
Okay, noch nicht, aber doch so gut wie. Wer will uns denn jetzt noch aufhalten?
- Ich war schon leicht zittrig, als es nach 15 Minuten noch nicht 2:0 stand. Und nach dem 0:1 war meine Hoffnung doch sehr gedämpft. Aber dann: unser Klose als Mann des Tages. Erst einen Argentinier in einen Kopfball geschubst (0:1), dann wie aus dem Nichts die eigene Birne reingehalten (1:1). So werden Helden geboren. Der Lehmann war zugegebenermaßen auch nicht schlecht.
- Souverän auch, wie die beiden gefährlichsten Argentinier ausgeschaltet wurden. Maradona nicht im Stadion (mein tief empfundener Dank dem dafür Verantwortlichen) und Ritchie wegen der argentinischen Führung zur Nichteinwechslung gezwungen. Klarer Punktsieg also für Franz, Diego kann höchstens durch ein paar dicke Tränen wertungsmäßig ein wenig herankommen.
- Elfmeterschießen, immer etwas Besonderes. Ich ahnte, dass Ayala verschießt, der hatte ja schon getroffen und einmal pro Spiel ist für einen Verteidiger auch genug. Aber dass die schönste Haarinsel der WM (Cambiasso) den Ball nicht unterkriegt, hatte ich nicht auf der Rechnung.
- Weil ich jetzt gut gelaunt bin, verzeihe ich Beckmanns schönste Verbalschnitzer. Du bist auch Deutschland, Reinhold.
ITA - UKR 3:0
(12:00 Uhr)
- Schlechte Spielplanfestsetzung, das muss ich schon sagen. Es sind noch 8 Mannschaften im Turnier. Drei davon haben meiner leider nicht maßgeblichen Meinung nach jegliche Chance verwirkt, Weltmeister zu werden. Ich hüte mich davor, Namen zu nennen. Nur soviel: wenn die obige Begegnung vorbei ist, werde ich sicherlich unentschlossen sein: überwiegt die Freude, dass einer der Unwürdigkeitsvertreter definitiv raus ist oder doch der Ärger, dass einer definitiv ins Halbfinale einzieht?
- Die Ukraine ist spielerisch die kleine Version von Italien - und das ist jetzt nicht als Kompliment gemeint. Alle Mann geschlossen zur Schönheitsberaterin, zwei Kilo Öl ins Haar, blaue Trikots an und voilà: Italia 2. Hinten die gute Zementmischung, im Mittelfeld unspektakulär, und vorne mit Treffern der Marke "das hätte jetzt nicht sein müssen". Wenn das ein Festival der Tore und der Spannung wird, fress ich meinen Wischmob und gurgele das Schmutzwasser hinterher. Wer vor Ende der WM unbedingt noch ein Buch fertiglesen, eine Semesterarbeit fertigschreiben oder endlich den pochenden Weisheitszahn hinten links selbst herauspuhlen will: heute Abend, 21:00 Uhr.
(23:59 Uhr)
- Ja, ich habe zu tief in den Lästertopf gegriffen. Für italienische Verhältnisse sensationell viele Tore, aber spannend war es eigentlich nicht. Vielleicht für 15 Minuten nach dem Anpfiff zur zweiten Spielhälfte. Wo deutlich wurde, dass die Klitschkos den Ukrainern in der Pause Prügel angedroht haben müssen.
- Italien ist also unser Halbfinalgegner. IHR KÖNNT NACH HAUSE FAHRN, IHR KÖNNT NACH HAUSE FAHRN. Habe ich so ab der 70. Minute ständig gesungen, um die Italiener schon mal zu verunsichern. Die spielen doch nur so erfolgreich, weil sie hoffen, durch den Weltmeistertitel den Bestechungsskandal in ihrer Liga unter den Teppich kehren zu können. Bei dem Gedanken an die frühzeitige Heimreise verkrampfen die sicher. Also: am Dienstag von Anpfiff an alle mitgrölen.
Hab ich das richtig mitbekommen? Maradona hat unter Protest das Stadion verlassen, weil er seinen Freund nicht mit reinnehmen durfte? Was war denn das bitte für ein Freund? Bestimmt hatte der einfach keine Karte. Damit mußten die wirklich ungewöhnlich oft einfach mal Fußball zeigen.
AntwortenLöschenIch glaube, der wollte eher seine gesamte Entourage unterbringen. Genaueres weiß ich auch nicht. Wie auch immer: gestört hat es mich nur nach dem Schlusspfiff, ich hätte das kleine Dickerchen gerne heulen gesehen.
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