Tales of Monkey Island Episode 2: The Siege of Spinner Cay
Die zweite Episode handelt von Guybrush Threepwoods Abenteuern auf der von einem Meervolk bewohnten Insel namens Spinner Cay. Die Aufgabe: drei wertvolle Artefakte aufzustöbern, um so jene Meeresgötter anzurufen, die unserem Helden den Weg zu einem Gegenmittel zu der von ihm ausgelösten Piraten-Pockenepidemie zeigen.
Das Fazit geradewegs vorweg: ich war enttäuscht von dieser Episode. Vor allem, da ich in den letzten Wochen davor Monkey Island IV und das neu aufgelegte Monkey Island I gespielt hatte. Sicherlich darf man Vollpreisspiele nicht mit Episodenspielen vergleichen, aber ich habe doch ein paar Erwartungen an die neue Serie - als da wären:
- frische Charaktere
- Humor
- mindestens ein Rätsel, über das man ein wenig brüten kann
- ordentliche Spielzeit
- spannende Story
- neue Locations
Charaktere:
Gleich zu Beginn die sexy Kopfgeldjägerin Morgan LeFlay. Wenn ich allein den Begriff sexy in Verbindung mit Polygongrafikmodellen höre, hebt es mir schon. Ich will Charaktere mit Unterhaltungs- und Wiedererkennungswert. Vielleicht bin ich auch schon zu alt, dass mir flirtende Glubschaugen etwas geben. Die Angehörigen des Meervolkes auf der Insel lösten sodann heftige Jar Jar Binks-Attacken bei mir aus. Bleiben die Piraten: McGillicutty ist zu blass für einen Bösewicht, der designierte Bösewicht LeChuck ist plötzlich ein ganz netter Schnuffel mit Gefühlen und Elaine mutiert ab und an zur Furie. Ich bin mir sicher, das wird nicht so bleiben, aber mich nervt diese Entwicklung.
Humor:
Ja, ich habe sogar sämtliche Witze aus dem Buch der 101 Fischwitze gelesen. Da ging einiges daneben, sollte vielleicht auch so sein. Aber es gibt insgesamt viel Positives: Winslow mit seinem Kartenfetisch, Nachhilfe im Puzzlelösen für LeChuck - nur der Gag mit dem Falschgoldpapagei wurde derbe zu Tode geritten. Das merkten die Macher wohl auch. Allerdings wird auch die "Hinter dir!"-Ablenkungsroutine langsam lahm. Und "You fight like a cow" kam im ersten Teil noch cool, nutzt sich nun aber doch ab.
Knifflige Rätsel:
Nein. Ich kam in einem Rutsch durch (die Hinweise natürlich vorab ausgeschaltet). An manchen Stellen gaben sich die Entwickler zudem gar keine Mühe - wie kann man beispielsweise an einem Ort, an dem man ein perlenähnliches Objekt braucht, einen leicht einlösbaren Coupon für eine Auster hinlegen? Auf Spinner Cay kommt man direkt an das Floß oder an eine Reparatur für das Schiff - früher hätten sich dahinter Puzzles versteckt. Einigermaßen rätseltechnisch in Erinnerung bleibt das "falsche Idol", auf den dazugehörigen Lösungsweg kam ich jedoch sofort.
Ordentliche Spielzeit:
Ich habe knapp 3 Stunden gebraucht und meine, alles gesehen zu haben. Wer abenteuergestählt durchhastet, braucht eventuell nur 2 Stunden. Zu wenig. Viel zu wenig.
Story:
Wirkte seltsam und brachte den Hauptplot nicht so recht voran. Elaine und Chuck sind wiedervereint, LeChuck von seinem Fluch befreit, aber man möchte halt die restlichen Piraten von der Pockenepidemie erlösen. Okay, wenn es denn sein muss. Schade auch, dass die Story um Guybrushs eigenwillige Hand so abrupt abgetrennt wurde.
Neue Locations:
Ja, es gibt kein Recycling in der Hinsicht zu beklagen. Aber Spinner Clay und die restlichen Örtlichkeiten sind nicht gerade Ausdruck liebevoll detaillierten Designs. Wir haben erneut einen Dschungel zu durchqueren (der glatt aus der ersten Episode rübergerettet worden sein könnte) und die Mini-Inseln sind alles andere als aufregend, sondern kleine Ödnisse.
Fazit: Die Monkey Island-Flotte schippert mit Episode 2 in unsichere Gewässer. Charakterentwicklung, Story und Rätsel erleiden dezenten Schiffbruch. Immerhin war das Ende der Episode beeindruckend und lässt auf Besserung hoffen.
Hm, hört sich ja nicht so berauschend an. Ich hoffe, dass ich bald auch Zeit haben werden, die Episoden zu spielen...
AntwortenLöschenWäre sicherlich interessant, alle Episoden an einem Stück zu spielen. Stell dich dann aber mal vorsichtshalber auf einen weniger interessanten Spielabschnitt auf Spinner Cay ein.
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