Seriencheck (XXX)
Der erste Seriencheck im neuen Jahr, diesmal mit ersten Eindrücken, abschließenden Bewertungen und Zwischenberichten.
24 (Season 8 Episodes 1-4)
Alle Jahre wieder schlampen diverse Personalagenturen und -abteilungen mächtig bei den von ihnen abgesegneten Neueinstellungen. Maulwürfe, Doppelagenten, Bösewichte und Kriminelle mit dubioser Vergangenheit gelangen in höchste Positionen bei Staat, Polizei, Firmenimperien oder Terrorabwehr. Und immer, wenn Jack Bauer eigentlich nur noch seine Ruhe haben will, beginnen diese Tunichtgute ihr schändliches Werk. So auch – Überraschung! – in der mittlerweile 8. Staffel von 24.
Sicher kann man nach vier Folgen noch keine entscheidenden Schlüsse ziehen, wohin es gehen wird. Entscheidend bei 24 ist und bleibt, ob die Spannung hochgehalten, die Logik einigermaßen intakt und die Beweggründe der Protagonisten verständlich bleiben. Wer große Umwälzungen fürchtet -und wer tut das noch ernsthaft bei der Show- darf beruhigt aufatmen. Dabei sind: viele neue Gesichter (u.a. Freddie Prinze jr., Katee Sackhoff) in der wie gewohnt personalmäßig ordentlich fluktuierenden CTU, Jack und Chloe als nicht auseinanderzubringendes Traumpaar der Terrorbekämpfung sowie die schon in der vorherigen Staffel mäßig unterhaltsame Präsidentin und ihre Entourage.
Die Rahmenhandlung beginnt mit dem Schutz eines demokratiefreundlich gewordenen Oberhaupts eines islamischen, nach Zugang zur Atomenergie strebenden Staates (ein gewisser Herr Ahmadinedschad dürfte entgeistert mit dem Kopf schütteln) und führt aktuell wieder zu dem bösen Russen, dem man erwiesenermaßen alles zutrauen darf. Die ersten Episoden enttäuschen keinesfalls, von A wie Action bis Z wie zünftige Folter ist alles drin. Doug Hutchinson (LOST, Akte X) gibt einen schaurigen ersten Unterbösewicht, Jack flucht und rettet, Chloe zickt und computert, lediglich mit Freddie Prinze jr. als gestähltem CTU-Mann habe ich noch so meine Probleme. Insgesamt ein ordentlicher Anfang; meine Erwartungen sind dieses Jahr jedoch höher als 2009, wo es nur galt, die schwache 6. Staffel vergessen zu machen.
Californication (Season 3)
Auch eine Serie wie Californication muss offensichtlich sparen. Ich kann mir lebhaft die Vorbesprechung zur dritten Staffel vorstellen; Duchovny sitzt mit freiem Oberkörper, einer Flasche Whiskey in der Hand und einer Fluppe im Mund beim Unternehmensberater. „Herr Duchovny“, setzt dieser an, „ihre Show fußt auf drei großen Säulen: allerlei Sex, vielerlei Drogen und coolen Machosprüchen. Dieses Jahr müssen wir wegen der schlechten Wirtschaftslage auf etwas davon verzichten“.
„No way“, kommt die Antwort. „the man needs the boobies, the pussy and the booze. Now go and fuck yourself on your way out!“. Am Ende einigt man sich darauf, dass man einfach das Gehalt des Typen einspart, der bisher für die Story zuständig war.
In der Tat: storymäßig lassen sich die gesamten 12 Episoden in einem Satz zusammenfassen: Hank Moody vögelt sich durch die Uni und sondert, unterstützt von ein paar schrägen Freunden, Sprüche ab. Unterhaltsam bleibt das Ganze dennoch; wer also ohne tiefgründige Handlung leben kann, hat weiterhin seinen Spaß. Von den neuen Gesichtern blieb mir Kathleen Turner als sexuell verranztes, raucherstimmiges Vollweib in Erinnerung, Rick Springfield hingegen nahm ich seine Rolle als Sex- und Drogenwrack zu keiner Sekunde ab. Genausogut könnte man mir weismachen wollen, dass Jon Bon Jovi vor jedem Konzert in Tiereingeweiden badet.
Anders als der geschätzte Kollege bullion ziehe ich für die dritte Staffel noch keine Punkte ab – immerhin bringt das Staffelfinale spät, aber dennoch so etwas wie Handlungentwicklung in die Show. Für Staffel 4 muss aber wirklich eine Steigerung in diesem Bereich drin sein.
5 von 6 Punkten (gut)
Dexter (Season 4)
Ein bisschen Sorgen machte ich mir schon um Amerikas beliebtesten Serienkiller. Nach der Freude über den Beginn und den Einblicken in Dexters neues Familienleben, ließ bei mir so um die Episoden 3-6 die gewohnte Euphorie nach. Schlecht war die Show freilich zu keinem Zeitpunkt, aber der neue Gegenspieler überzeugte mich noch nicht, sein Vorgehensmuster war wenig spektakulär, mancher Handlungsstrang in Reihen des Miami Police Departments wirkte gar uninspiriert.
Zur Hälfte allerdings erwachte die vierte Staffel mit einem Knall und trieb mich jede Woche bis zu ihrem fulminaten und lange nachwirkenden Finale voller Vorfreude vor den Fernseher. Alleine die großartigen schauspielerischen Leistungen von John Lithgow und Michael C. Hall rechtfertigen wieder einmal die volle Punktzahl. Auch wer der Show trotz ihrer Fiktivität kritisch gegenübersteht und ihr rechtfertigende Tendenzen in Sachen Selbstjustiz vorhält, wird anerkennen müssen, dass man eine Serie kaum spannender und nervenaufreibender inszenieren kann. Der 5. Staffel sehe ich mit riesiger Vorfreude entgegen. Dexter did it again.
6 von 6 Punkten (überragend)
Men Of A Certain Age (Season 1 Episodes 1-6)
Eine neue Serie auf TNT um das Thema Älterwerden, mit bekannten Darstellern wie Ray Romano (Everybody Loves Raymond), Scott Bakula (Enterprise) und Andre Braugher (House, MD). Drei Männer jenseits der 40 - einer verheiratet, einer geschieden, einer Single – stellen sich dem Alltag und den kleinen Sorgen und Nöten, die man(n) mit sich herumschleppen darf, so denn die Hälfte des irdischen Daseins abgezählt hinter einem liegt. Eine ruhige Show, ohne Zweifel mehr zum Schmunzeln und Nachdenken als zum Lachen oder Weinen geeignet. Die üblichen Coming of Age-Geschichten aus dem Umkreis von Highschool oder College haben mich nie sonderlich interessiert, da sind mir Joe, Owen und Terry altersmäßig eher am Herzen gelegen. Mit der ersten Folge konnte ich wenig anfangen, mittlerweile habe ich mich allerdings auf das gemächliche Erzähltempo eingestellt und fühle mit den Charakteren. Sicherlich keine Show für jedermann, aber für Serienfreunde, die einmal abseits der übliche Pfade unterhalten werden möchten, ein Reinschauen wert.
Chuck (Season 3 Episodes 1-4)
Chuck Bartowski ist wieder da und wie es ausschaut, kommt die Show endlich verdientermaßen auch bei einem größeren Publikum an. Bis heute verstehe ich nicht, wie man diese augenzwinkernde Agenten-Nerd-Kombination nicht lieb haben kann. Wo hat man sonst herrlich geekige Charaktere, grummelige Agenten, sexy Ladies, tolle Musik sowie ab und an gar sich hübsch inszeniert kloppende Frauen?
Nach den bisherigen Folgen geht bei mir der Daumen weiterhin nach oben, Chuck und seine Crew liefern einfach hochcharmante Unterhaltung ab. Die neue Entwicklung hinsichtlich Chucks Fähigkeiten in Verbindung mit dem Intersect verleiht der Show eine interessante Option und Schauspieler Levi die Möglichkeit, seine Figur auch etwas abseits des gewohnten Handlungsmusters agieren zu lassen. Allerdings besteht so auch die Gefahr, dass jede knifflige Situation auf die ein und selbe Weise gelöst wird, was zu Langeweile führen kann. Ich bin mir aber sicher, dass die kreativen Köpfe hinter den Kulissen es nicht dazu kommen lassen werden.
Zum Schluss noch der kurze Blick mittenrein in die Shows, die meiner Meinung momentan nicht so laufen, wie ich es mir wünschen würde:
Scrubs (Season 9 Episodes 1-10)
So recht trauen die Macher den neuen Gesichtern in ihrer Serie wohl doch nicht. Cox und Turk sind als helfende Altstars fest gesetzt, dennoch tauchen immer wieder aus heiterem Himmel J.D., Elliot oder Kelso auf. Das größte Problem habe ich weiterhin mit dem Charakter Cole (David Franco) – dessen unsympathische, auf Lässigkeit getrimmte Großmäuligkeit zielt weit an meinem Humorzentrum vorbei. Tut mir leid, aber so kriegt die Show von mir keine höheren Wertungsweihen verliehen. Schade um Kerry Bishe, die ihre Rolle als weibliche Nachfolgerin von J.D. sehr gut umsetzt.
Cougar Town (Season 1 Episodes 1-11)
Die erste Folge fand ich noch richtig spaßig, mittlerweile aber driftet mir das Ganze zu sehr auf die Desperate Housewives meets Comedy-Schiene ab. Hier und da gute Einfälle, aber insgesamt zündet es eben doch nicht so recht. Wie schon bei Scrubs komme ich mit zwei Charakteren nicht zurecht; die Prollblondine (Busy Philipps) als Freundin und der Ex-Ehegatte (Brian van Holt) verwässern mir so manchen lustigen Moment mit Courteney Cox. Aktuell liegen einige Folgen ungesehen bei mir auf Halde, was nie ein gutes Zeichen ist.
Big Bang Theory (Season 3 Episodes 1-13)
Irgendwie kommt sie dieses Jahr nicht so recht in Schwung, die Show um die vier Nerds. Kaum überragende Folgen, sondern viel Durchschnitt lässt sich aus meiner Wertungsliste ablesen. Liegt es daran, dass selbst Wollowitz plötzlich eine Freundin hat? Keine Spannung mehr im Verhältnis Penny – Leonard aufkommt? Oder sind den Autoren die Sci-Fi, Fantasy oder Superhelden-Referenzen ausgegangen? Selbst Sheldon schafft es nicht mehr, als Alleinunterhalter die großen Lacher einzusacken. Trotz gelegentlicher Highlights bisher die deutlich schwächste Staffel.
Desperate Housewives (Season 6 Episodes 1-13)
In der Wisteria Lane habe ich mich auch schon besser gefühlt. Als Kerl haben mich an der Show die lustigen Momente, die dramatischen Episoden und der mysteriöse Handlungsfaden am meisten interessiert. In der Hinsicht hat mich die 6. Staffel bisher wenig unterhalten. Viel Beziehungs- und Liebeskummerelemente, Eheprobleme, Cliquenzwistigkeiten – selbst das große, alles durchschüttelnde Ereignis der Staffel hat mich ziemlich kalt gelassen. Wohl weil ich mit meiner Einschätzung, wer wie aus der Katastrophe herausgehen würde, korrekt lag. Die Abteilung Mystery, in früheren Staffeln eines der tragenden Elemente, findet momentan gar nicht mehr statt und öffnet vielleicht kurz vor dem Ende nochmals ihre Pforten – sehr enttäuschend. Abschließend spricht es auch nicht gerade für die Qualität des Storybogens der Serie, wenn man eine komplette Folge einem hypothetischen „Was wäre gewesen wenn...“-Szenario widmet.
Ui, das XXX in der Überschrift wird dir aber einige zusätzliche Google-Besucher bescheren. ;)
AntwortenLöschenAus den beim letzten Seriencheck genannten Gründen hab ich mir übrigens immer noch nur Scrubs angesehen. Und die Staffel geht, ungefähr auf dem Niveau der vorherigen Staffel wie ich finde.
Meine Volumenbegrenzung werde ich nächsten Monat für Lost natürlich zusätzlich noch ausreizen. Mal schauen wie ich so hinkomme. ;)
Muss auch mal wieder zu Potte kommen und was verfassen, nachdem ich deinen neuen, anregenden Seriencheck gelesen habe. So viel in aller Kürze dazu:
AntwortenLöschen24: Hm, schaust du immer noch? Bin seit Season 6 wirklich draußen und habe keine Episode mehr gesehen.
Californication: Deinem Eindruck stimme ich mal unumwunden zu, die Season dümplete etwas vor sich hin. Da die Story so mau war, hätten sie wenigstens den Boobies-Anteil wieder rauffahren können. ;-) Lediglich die letzte Episode weiß zu gefallen, weil's endlich wieder dramatischer wurde. nur Kathleen Turner mag ich lieber nicht in Erinnerung behalten, uäägh!
Men of a certain age: Habe mir die erste Episode angeschaut und war total enttäuscht. Schauspielerisch sehr mau, storytechnisch völlig uninteressant und belanglos. Schade, wäre es dramatischer, mitreißender aufgezogen mit etwas geringfügig mehr Tempo, wäre ich vermutlich dran geblieben.
Chuck: Zur Zeit Serienhighlight und wöchentlicher Freudenquell. Auch wenn ich finde, dass es etwas nachgelassen hat. Aber ich kauf' sie mir trotzdem irgendwann auf Blu-Ray und werd' die Serie verschlingen. Wo hast du übrigens das Poster her? So was suche ich in groß, um es tatsächlich mal auf A3-Größe oder größer drucken zu können.
Ansonsten schwächelt auch Fringe ziemlich derbe, ich freue mich auf Lost und Caprica läuft gerade an. Im März wird es hoffentlich mit The pacific ein Highlight geben und sonst hoffe ich im nächsten Jahr auf Undercovers. Leider ist auch FlashForward nicht mehr so toll, werde es aber wohl weiterschauen. Ach, und Human Target ist angelaufen, wo die ersten beiden Episoden ziemlich gut waren. Muss sich aber entwickeln, Enemy-of-the-week-Episoden werden auf Dauer nicht meins sein, da der Show eine außergewöhnliche Komponente fehlt, wie beispielsweise das Setting von Pushing Daisies.
Mein Senf:
AntwortenLöschen"24" habe ich für mich endgültig abgesägt. Da müsste ich mich schon sehr langweilen, um nach der lahmen 7. Staffel nochmal reinzuschauen.
Zu "Californication" habe ich ja schon alles gesagt, werde aber dennoch die kommende Staffel verfolgen.
"Dexter" fand ich auch große Klasse, "Chuck" habe ich noch vor mir und TBBT ist für mich immer noch ein Sitcom-Highlight, was wohl auch daran liegt dass alles andere - bis auf HIMYM - nicht wirklich ernst zunehmen ist.
@Alph: auf den Google-Besucherschub habe ich von vorneherein hingearbeitet, als ich mir das mit den römischen Zahlen ausgedacht habe, ähem. Bin ich wirklich der Einzige, dem dieser Cole bei Scrubs auf die Nerven fällt?
AntwortenLöschen@thwidra: komm er zu Potte!
24: ja mei, der alte "was muss Jack jetzt verhindern und wen wie foltern?"-Trieb.
Californication: WORD!
Men of a certain age: wird besser, braucht man aber einen gewissen Draht zu.
Chuck: größer als das hier habe ich es noch nirgends gefunden.
Fringe: hakt leider in der Tat, viele "das hätte auch bei Akte X vor 15 Jahren laufen können"-Folgen.
@moviescape: Modern Family noch nicht gesehen?
Doch, nur fällt "Modern Family" bei mir nicht unter die Kategorie Sitcom. Die single camera comedys sind dieses Jahr natürlich auch wieder stark, sowohl "The Office", als auch "Parks & Recreation" oder das erwähnte "Modern Family" - ganz groß!
AntwortenLöschenIch werfe dann mal noch Better off Ted rein, das ich zuletzt stärker gesehen habe als The Office (eine Clip Show mitten in der Saison???) und Parks & Recreation.
AntwortenLöschen@Inishmore: Danke für den Poster-Link. Damit könnte man ja tatsächlich was anfangen und es selbst irgendwo drucken zu lassen. Jetzt bräuchte ich nur noch die Poster für die einzelnen Chuck-Seasons. Aus irgendeinem Grund wirken die auf mich sehr stylisch, gefallen mir sogar besser als die Lost-Poster von den einzelnen Seasons.
AntwortenLöschenEtwas verspätet dann auch noch von mir:
AntwortenLöschenDexter und Californication sehe ich absolut ähnlich.
Men of a certain Age ist eine nette, angenehme Serie, die ich halbwegs aufmerksam verfolge. Von daher auch Zustimmung.
Bei Chuck sehe ich derzeit nicht das Problem, dass man sich ständig wiederholen wird, denn dazu bin ich einfach zu sehr begeistert von den ersten fünf Episoden nach dem kleinen Reboot, den ich doch mit einiger Skepsis betrachtet hatte. Bin begeistert, wie sehr man das Flair der Serie weiter beibehalten hat, obwohl Chuck nun über neue Fähigkeiten verfügt.
Ganz grober Widerspruch auf jeden Fall bei TBBT - nach wie vor exzellent mit einigen tollen Highlights in der neuen Staffel.
Zu Scrubs hatte ich mich ja schon mal geäußert; Cougar Town ist in der Tat "nett" aber leider nicht viel mehr.
24 und Desperate Houseviwes gehören zu den Serien, die ich selbst nicht verfolge.
Was ganz witziges Neues an der "Guilty Pleasure"-Front ist übrigens "Human Target" - und nicht nur weil Chi McBride dort endlich wieder zu sehen ist.
Achja, und wo ich es gerade schaue: Bin mittlerweile recht angetan von White Collar.
Bei Chuck bin ich ebenfalls erstaunt, wie der Charme der Show durchgängig hochgehalten wird. Die bisherigen Episoden waren durch die Bank weg unterhaltsam und in der Flugzeug-Episode hatte Mr. Carmichael eine schöne Mischung aus geekiger Zappeligkeit und Intersect-Coolness drauf.
AntwortenLöschenTBBT hat weiterhin seine Highlights (u.a. die Folge mit Leonards Mutter), aber ein paar Episoden (u.a. die mit dem Campingtrip ohne Sheldon) waren schon ein Qualitätsabfall gegenüber der durchgehend tollen 2. Staffel. Wenigstens war die aktuell letzte Episode wieder sehr ansprechend.
Human Target könnte nicht nur wegen Chi ein Projekt werden, falls mich Jack Bauer dann doch zu langweilen beginnen sollte. White Collar ist bisher unter meinem Radar geblieben, muss ich mal reinschauen.