Projekt Hörsturz (Runde 2)

beetFreeQ hat drüben auf seinem Blog ein hochfeines Projekt namens Hörsturz gestartet. Alle zwei Wochen werden 5 Songs präsentiert, die jeder teilnahmewillige Blogger bewerten darf. Aus den Vorschlägen der Teilnehmer werden die nächsten Tracks ausgelost. Näheres zu den Regeln hier und zu den mir als Orientierung dienenden Punktwertigkeiten dort. Weil ich die erste Runde noch souverän verpasst habe, steige ich nun mit der Bewertung der folgenden Songs ein:

Abandon - Providence
(vorgeschlagen von symbadisch - kostenloser Download)

Rockiger Einstieg mit "Hey, Hey" - das dürfte die ersten Hörer, die partout nur hippschräge Tonfolgen ins Ohr lassen, ja schon gleich in die erste Depression stürzen. Mais pas moi! Ich mag es ab und an auch eingängig und das hier ist eingängig. Fluffiger Poprock mit nettem Refrain, ganz im Stil von Jimmy Eat World. Mir fehlt freilich ein gscheites Gitarrensolo. Wenn das im Radio liefe, dürfte es gerne weiterlaufen - allerdings höre ich bekanntermaßen ja kein Radio. Ist eine christliche Rockband, aber so lange die nicht an meiner Haustür klopfen und mir Bibeln an den Kopf schmeißen wollen, bin ich da sehr tolerant.

4 von 5 Punkten

DJ Food - The Ageing Young Rebel (feat. Ken Nordine)
(vorgeschlagen von beetFreeQ)

Das schwingt und zupft ja schön holperig los. Könnte aus einem 60er Jahre-Krimi stammen, den Quentin Tarantino in seiner schäbigen Rumpelkammer zwecks Neuverfilmung sichtet, während er im Takt an irgendwelchen nackten Frauenfüßen herumspielt. Ui, Sprechgesang! Das vermag mich nicht zu verschrecken, in der Hinsicht hat William Shatner mich schon vor Jahren zum Manne gemacht. Nun ja, das geht mir jetzt doch langsam einen Tacken zu lang. Im letzten Drittel steigert sich die allgemeine Jazzigkeit noch. Mmmh, hat schon ein cooles Timbre, das muss ich gestehen. Ein bisserl kürzer und ich hätte es als okay abgenickt. So werden es

3 von 5 Punkten

Letzte Instanz - Monument der Stille
(vorgeschlagen von Konna)

Letzte Instanz, da zuckt der lang begrabene Jurist in mir nochmal kurz auf und will eine Klageschrift aufsetzen. Klagen dürfte es treffen, das wird nach dem Einstieg doch todsicher eine Ballade. Was Trauriges und dann noch auf Deutsch, da kann einiges schief laufen.
Och, geht doch. Dem Sänger müsste man den verzweifelten Betonungs-Pathos abgewöhnen (vielleicht gleich eine Therapiegruppe mit dem Frontmann von Subway To Sally gründen), das stört mich schon ein wenig und den Chorgesang hätte man sich auch sparen dürfen, beim "warmen Hauch" bin ich glatt kurz zusammengezuckt. Ruhige Nummer, irgendwo heult ein aus seinem Heim entflohener Wolf durch, gegen Ende wird gestreichert. Hätte ins Okay driften können, aber die beiden Makel reißen es runter auf

2,5 von 5 Punkten

Gotye - Hearts A Mess
(vorgeschlagen von beam)

Hardrock wird das wohl auch nicht. Die ersten Gesangstöne erinnern mich an Chris Martin (darf man das schreiben?). Wabert so vor sich hin, könnte mit seinem sympathisch schrägen Groove gut zu einem Film von Tim Burton passen. Peter Gabriel dürfte sich beim Anhören sicherlich zufrieden den weißen Kinnbart kraulen. Wie die Nummer obendrüber ruhig, aber dafür ohne unnötige Schnitzer. Auch wenn ich in meinen Songs gerne ein bisserl mehr Power habe, erkenne ich doch an, dass das ein sauber eingespieltes Stück ist. Am Ende verteile ich daher saubere

3,5 von 5 Punkten

We Are Wolves - Psychic Kids
(vorgeschlagen von Kamil)

Aaah, endlich doch noch was Krachiges. Ist ja fein, aber der tinnitusfreundliche Begleitton zu Anfang hätte nicht sein müssen. Leider wird damit durchgehend an den Hörnerven gezerrt. Eine dieser Bands, die unbedingt schräg/anders/auffällig klingen will und wahrscheinlich während den Aufnahmen verzweifelt nach Synthiesounds sucht, mit denen man vor Supermärkten herumlungernde Jugendbanden vertreiben kann. Ich kann da nur sagen: It's rock'n'roll - keep it simple, kids. Nur weil ihr anders als The Hives noch psychotische Elektrosamples reinhaut, seid ihr nicht automatisch Helden. Mir blutet als Freund des ungebügelten Musikstils schon ein wenig das Herz, dieser Nummer die schlechteste Bewertung zu geben (obwohl das Ganze dem Projektnamen Hörsturz wahrlich am nächsten kommt, ist doch auch was):

2 von 5 Punkten

Macht einen Schnitt von exakt 3,0. Tja, in die Wertungstiefen greife ich erst, wenn es richtig wehtut (und ich halte einiges aus) oder gar garstiges Casting-/Boygroup-Pop-Geschmeiß angeboten wird.

Zum Schluss mein Vorschlag für die nächste Runde. Da die geschmirgelten, eventuell sogar radiotauglichen Sachen wohl nicht so beim Großteil der Mitkritiker ankommen, biete ich mal spontan folgenden Song an:

Riot - Killer

Kommentare

  1. Wow, 2.5 Punkte für die Instanz, das ist ja viel :)

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  2. Aber hallo, du hast wirklich viele Punkte vergeben :) Und das obwohl du Beams System als Vorlage hattest. Da wird sich Konna aber freuen ;)

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  3. Ich versau den Schnitt, ich weiß ;)
    Oder anders gesagt: ich halt einiges aus.

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  4. Ach, ob nun radiotauglich oder nicht, ich glaub die Teilnehmerriege ist mittlerweile so vielseitig, dass fast jeder Song auch mal den einen oder anderen Fan finden könnte.

    Und du versaust keinen Schnitt - soll ja ein Gesamtbild aller Teilnehmer werden, und es wäre ja schade, wenn jeder die gleichen Punkte vergeben würden ;)

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  5. Eben, sehe ich genauso. An dem Tag, an dem alle dieselbe Musik toll finden, dürfte wieder die Marschmusik der frühen 30er aus allen Ecken erschallen.

    Aber ich werde das Wochenende mal drüber grübeln, welche Features ein nicht-chartstauglicher Song haben muss, dass ich ihm die 0 Punkte verleihe.

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  6. Schön, dass Du nun auch mitmachst!

    Teilweise warst Du tatsächlich etwas großzügiger mit den Punkten als ich, aber die grundsätzliche Tendenz/Reihenfolge passt ... ;-)

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  7. 2,5 ist in Ordnung, bei den meisten sind es weniger Punkte geworden. Vielleicht nicht die beste Werbung so ein Song, aber es lohnt sich, auch mal in ein paar andere Songs reinzuhören. :)

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