CDs des Monats: WOLFMOTHER - Cosmic Egg / SLAYER - World Painted Blood
Ich entschuldige mich vorab, aber als musikalisches Kind der 70er und 80er Jahre konnte ich es diesmal wirklich nicht übers Herz bringen, nur eine CD des Monats zu küren. Vorhang auf deshalb für Old School Heavy Rock & Thrash Metal.
Wolfmother kennt wohl so ziemlich jeder seit ihrem Hit "Woman". Eine Nummer, die Ozzy Osbourne wahrhaft nicht lieblicher hätte krakeelen können. Nun legen die Australier mit Cosmic Egg ihr zweites Album vor und bedienen sich erneut bei den Altmeistern des etwas zäher aus den Boxen fließenden Rock'n'Rolls. Schon der basslinienfreudige Opener "California Queen" wartet mit einem doomigen Part auf, als hätte Tony Iommi von Black Sabbath nochmal mit der linken Hand des Teufels in die Saiten gegriffen. Ebenso gehuldigt wird den Göttern Led Zeppelin, die vor allem bei dem Track "10.000 Feet" so durchscheinen, dass man reflexartig Wikipedia nach der Flughöhe von bleiernen Luftschiffen durchforsten möchte. "White Feather" strömt das Flair einer tanzbaren Nummer aus, in "Far Away" finden sogar Balladenfreunde ein Zuhause, ohne dass der Song ins Kitschige abdriftet.
Sänger, Gitarrist und Wuschelkopf Andrew Stockdale nölt sich gekonnt hochtönig durch die zwölf Songs und gönnt seinem Instrument wie bei "Sundial" und dem Titeltrack gerne auch mal die Einstellung "White Stripes Lo-Fi". Das ganze Album versprüht eine unwiderstehliche 70er-Jahre-Heavy Rock-Coolness, das man sich wünschte, die Zeit zurückdrehen zu können. Damals, als Musik noch nicht über kantenfreie Gesichter, geglättete Stimmen und Tanzchoreografien definiert wurde.
Eine Vorbesprechung zu einem neuen Studioalbum von Slayer stellte ich mir in den letzten Jahren eigentlich so vor: Die Jungs treffen sich im schicken Szenecafé, sinnieren darüber, wie geil die "Reign In Blood" von 1986 doch war und finden sich resigniert damit ab, dass man so einen Hammer eben leider nicht nochmal eindreschen kann. Sänger Tom Araya fängt dann von seinen Pilgerfahrten und den wunderschönen Sakralbauten in Nordspanien an, Gitarrist Jeff Hanneman hat schon wieder einen ekligen Songtext über Haarspliss geschrieben, Gitarrist Kerry King gibt mit seinen neuen, selbst gedrehten Stacheln an seinem Armband an und Drummer Dave Lombardo sagt wie üblich nichts, sondern trommelt mit den Fingern auf dem Tisch, bis der Latte Macchiato aus der Tasse schwappt. Am Ende vereinbart man eben das nächste Treffen im Studio und malt ein umgedrehtes Kreuz samt Pentagramm auf die Rechnung, um die Bedienung zu schockieren.
Okay, so schlimm ist es dann doch nicht. Der letzte Output "Christ Illusion" hatte durchaus Dampf unterm Pferdefuß; doch es fehlten die dreckigen, überdrehten 2-Minuten-nochwas-Prügelnummern, nach denen man als Hörer zuerst mal kurz durchatmen muss. Genau die sind auf "World Painted Blood" wieder vorhanden. Egal ob "Unit 731", "Hate Worldwide", "Public Display Of Dismemberment" oder "Psychopathy Red" - Araya spuckt geifernd Textzeilen schnell und präzise wie ein Maschinengewehr, King & Hanneman riffen wild, fabrizieren Soli, die man mit unstrukturiert noch sehr liebevoll umschreibt, über allem thront der Trommelgott Lombardo und knüppelt alles nieder, was nicht schon beim ersten Ton aus dem Schallbereich geflohen ist. DAS IST SLAYER!
Lobenswertes gibt es auch bei den dezent gemächlicheren Tracks: der Titelsong kriecht mit einem langsamen Intro heran, prescht los, nimmt sich dann zurück und entwickelt Ohrwurmqualitäten. "Snuff" schmeißt einem gleich zur Begrüßung eine Portion rohes Gitarrengeschreddere ins Gesicht und wartet später mit einem starken Refrain auf. "Americon" und "Human Strain" sind fast schon erschreckend melodisch geraten und brechen anders als das schwere "Beauty Through Order" nicht noch in einen Geschwindigkeitsrausch aus. Lediglich mit dem slayeruntypisch benannten "Playing With Dolls" komme ich nicht zurecht - für einen entspannt singenden Tom Araya bin ich wohl doch noch nicht soweit.
Als Gesamtwerk meiner bescheidenen Meinung nach das Beste, was die Truppe seit "Reign in Blood" eingespielt hat. Und für eine Band voller Ü40er eine wirklich aller Ehren werte Scheibe.
Wolfmother kennt wohl so ziemlich jeder seit ihrem Hit "Woman". Eine Nummer, die Ozzy Osbourne wahrhaft nicht lieblicher hätte krakeelen können. Nun legen die Australier mit Cosmic Egg ihr zweites Album vor und bedienen sich erneut bei den Altmeistern des etwas zäher aus den Boxen fließenden Rock'n'Rolls. Schon der basslinienfreudige Opener "California Queen" wartet mit einem doomigen Part auf, als hätte Tony Iommi von Black Sabbath nochmal mit der linken Hand des Teufels in die Saiten gegriffen. Ebenso gehuldigt wird den Göttern Led Zeppelin, die vor allem bei dem Track "10.000 Feet" so durchscheinen, dass man reflexartig Wikipedia nach der Flughöhe von bleiernen Luftschiffen durchforsten möchte. "White Feather" strömt das Flair einer tanzbaren Nummer aus, in "Far Away" finden sogar Balladenfreunde ein Zuhause, ohne dass der Song ins Kitschige abdriftet.
Sänger, Gitarrist und Wuschelkopf Andrew Stockdale nölt sich gekonnt hochtönig durch die zwölf Songs und gönnt seinem Instrument wie bei "Sundial" und dem Titeltrack gerne auch mal die Einstellung "White Stripes Lo-Fi". Das ganze Album versprüht eine unwiderstehliche 70er-Jahre-Heavy Rock-Coolness, das man sich wünschte, die Zeit zurückdrehen zu können. Damals, als Musik noch nicht über kantenfreie Gesichter, geglättete Stimmen und Tanzchoreografien definiert wurde.
Eine Vorbesprechung zu einem neuen Studioalbum von Slayer stellte ich mir in den letzten Jahren eigentlich so vor: Die Jungs treffen sich im schicken Szenecafé, sinnieren darüber, wie geil die "Reign In Blood" von 1986 doch war und finden sich resigniert damit ab, dass man so einen Hammer eben leider nicht nochmal eindreschen kann. Sänger Tom Araya fängt dann von seinen Pilgerfahrten und den wunderschönen Sakralbauten in Nordspanien an, Gitarrist Jeff Hanneman hat schon wieder einen ekligen Songtext über Haarspliss geschrieben, Gitarrist Kerry King gibt mit seinen neuen, selbst gedrehten Stacheln an seinem Armband an und Drummer Dave Lombardo sagt wie üblich nichts, sondern trommelt mit den Fingern auf dem Tisch, bis der Latte Macchiato aus der Tasse schwappt. Am Ende vereinbart man eben das nächste Treffen im Studio und malt ein umgedrehtes Kreuz samt Pentagramm auf die Rechnung, um die Bedienung zu schockieren.
Okay, so schlimm ist es dann doch nicht. Der letzte Output "Christ Illusion" hatte durchaus Dampf unterm Pferdefuß; doch es fehlten die dreckigen, überdrehten 2-Minuten-nochwas-Prügelnummern, nach denen man als Hörer zuerst mal kurz durchatmen muss. Genau die sind auf "World Painted Blood" wieder vorhanden. Egal ob "Unit 731", "Hate Worldwide", "Public Display Of Dismemberment" oder "Psychopathy Red" - Araya spuckt geifernd Textzeilen schnell und präzise wie ein Maschinengewehr, King & Hanneman riffen wild, fabrizieren Soli, die man mit unstrukturiert noch sehr liebevoll umschreibt, über allem thront der Trommelgott Lombardo und knüppelt alles nieder, was nicht schon beim ersten Ton aus dem Schallbereich geflohen ist. DAS IST SLAYER!
Lobenswertes gibt es auch bei den dezent gemächlicheren Tracks: der Titelsong kriecht mit einem langsamen Intro heran, prescht los, nimmt sich dann zurück und entwickelt Ohrwurmqualitäten. "Snuff" schmeißt einem gleich zur Begrüßung eine Portion rohes Gitarrengeschreddere ins Gesicht und wartet später mit einem starken Refrain auf. "Americon" und "Human Strain" sind fast schon erschreckend melodisch geraten und brechen anders als das schwere "Beauty Through Order" nicht noch in einen Geschwindigkeitsrausch aus. Lediglich mit dem slayeruntypisch benannten "Playing With Dolls" komme ich nicht zurecht - für einen entspannt singenden Tom Araya bin ich wohl doch noch nicht soweit.
Als Gesamtwerk meiner bescheidenen Meinung nach das Beste, was die Truppe seit "Reign in Blood" eingespielt hat. Und für eine Band voller Ü40er eine wirklich aller Ehren werte Scheibe.
"Eine Vorbesprechung zu einem neuen Studioalbum von Slayer stellte ich mir in den letzten Jahren eigentlich so vor: Die Jungs treffen sich im schicken Szenecafé, sinnieren darüber, wie geil die "Reign In Blood" von 1986 doch war und finden sich resigniert damit ab, dass man so einen Hammer eben leider nicht nochmal eindreschen kann. Sänger Tom Araya fängt dann von seinen Pilgerfahrten und den wunderschönen Sakralbauten in Nordspanien an, Gitarrist Jeff Hanneman hat schon wieder einen ekligen Songtext über Haarspliss geschrieben, Gitarrist Kerry King gibt mit seinen neuen, selbst gedrehten Stacheln an seinem Armband an und Drummer Dave Lombardo sagt wie üblich nichts, sondern trommelt mit den Fingern auf dem Tisch, bis der Latte Macchiato aus der Tasse schwappt. Am Ende vereinbart man eben das nächste Treffen im Studio und malt ein umgedrehtes Kreuz samt Pentagramm auf die Rechnung, um die Bedienung zu schockieren."
AntwortenLöschenWie genial ist das bitte geschrieben?
You might not know, but with your kind words, you just made a crappy day bearable.
AntwortenLöschenRoland, vielen Dank für das Lob.