Mini Ini

Es passiert desöfteren, dass mich wildfremde Menschen an vorfahrtsberechtigen Straßen gezielt und freudig erregt auf meinen Blog ansprechen: „Du Ini, weshalb bringst du nicht mal persönliche Bilder raus?“. Okay, möglicherweise sagen sie auch „Du Rindvieh, kennst du dich nicht mal mit gewöhnlichen Schildern aus?“ und ich verstehe sie wegen der lauten Musik in meinem Auto nicht. Aber wir wollen mal nicht gleich das Schlimmste annehmen.

Ja, auch ich sehe es so, dass dieser Blog ein paar herzerwärmende Bilder aus meiner Jugend braucht. Bei denen sich die gesamte Familie um den Monitor scharen und Dinge sagen kann wie „Ach Gottchen“, „Oooooooh“ oder „Mach das weg, das kann man ja nicht mit ansehen“. Deshalb präsentiere ich nun: Mini-Ini




Schon als Kind war mir klar: im Schlaf lässt sich das Leben am ehesten ertragen. Laut glaubhafter Aussage meines Bruders kannte ich in dieser Phase eh nur zwei Zustände: schlafend oder Nahrung bereitwillig und großflächig aus allen Körperöffnungen befördernd. Der mütterlich stolze Blick sagt es ohne Worte: für den Moment wurden der orangefarbene Eimer und der Wischmop nicht gebraucht.


 


Mai 1971: meine Oma hatte den Geburtstag ihres nun ältesten Enkels vergessen. „Aber wir haben dir doch einen Bruder geschenkt!“, versuchte sie sich herauszureden. In seinem jugendlichen Trotz nahm dieser dummerweise das Geschenkangebot wörtlich. Fortan musste ich die nächsten Monate in einer Geschenkeschachtel mit Schleife und der Aufschrift „Eigentum von Christian. NICHT ÖFFNEN!“ zubringen. Gut, dass es damals noch kein eBay gab. Wer weiß, wo ich gelandet wäre.




Über meine Religionszugehörigkeit wurde ich zunächst völlig im Unklaren gelassen. Ich selbst war mir sicher, der nächste Papst werden zu können. Denn segnen konnte ich schon besser als alle anderen. Urbi et orbi et ALETE in aeternam gloriam. Meinen Teddy erklärte ich bereits für unfehlbar, als mich die schreckliche Nachricht traf: ich war evangelisch. Dabei hätte ich der erste Saarländer auf dem Heiligen Stuhl werden können! Alles aus und vorbei. Noch heute stehe ich der organisierten Religion deshalb kritisch gegenüber.




Nächtliche Kinderarbeit in den 70er Jahren. Ein Thema, über das oft der Mantel des Schweigens gedeckt wird. Vollkommen zu Unrecht, denn Aufklärung tut Not! Hätte mir jemand gesagt, dass meine Geschäftsidee, vorgefertigt zusammengebaute LEGO-Autos für farbenblinde und motorisch gestörte asiatische Kinder zu vertreiben, von vorneherein zum Scheitern verurteilt war, ich hätte mir nicht mit meinem Bruder die Nächte um die Ohren gehauen!






 Mireille Mathieu, der Spatz von Avignon. Bezaubernd, anmutig, eine engelsgleiche Stimme. Jahrelang habe ich versucht, mich als ihr Doppelgänger zu verdingen und so von ihrem Ruhm zu leben. Doch die Sache hatte einen Haken: ich konnte nicht singen, mein Französisch war grottenschlecht und spätestens der Anblick meiner Garderobe trieb jeden Zuschauer schreiend aus dem Saal. Zu Recht brach ich daraufhin mit dem Chanson und wandte mich wieder dem Kinder-Heavy Metal zu.




Fußballerisch war ich meiner Zeit weit voraus. Während andere noch gegen den Ball traten, war ich schon eine Stufe weiter: ich posierte für das eigene PANINI-Klebebild zur Fußball-WM 1978. Die perfekte Mischung aus herablassendem Blick gepaart mit gelangweilter „Ich köpfe nicht, ich lasse köpfen“-Attitüde. Alleine wegen dieses optischen Eindrucks wurde ich zu Trainingseinheiten bei Real Madrid, FC Liverpool, Juventus Turin und dem SV Bruchmühlbach-Miesau eingeladen. Einhellige Meinung aller Trainer: „Außerhalb des Fußballfelds Weltklasse, innerhalb jedoch wird keine Mannschaft dieser Welt mit dem je einen Blumentopf gewinnen“. Später erfuhr ich, dass David Beckham die selbe Masche abgezogen hat. Nur erfolgreicher. Der Fluch der zu frühen Geburt.

Kommentare

  1. Was, du kannst kein Papst werden? Na so ein Mist. Was glaubst du eigentlich, warum ich deinen Blog lese? Ach menno. ;)

    Aber vom vorletzten zum letzten Bild hattest du eine 180°-Typwende. Wieviel Jahre dürften das gewesen sein... 3-4, schätzungsweise. Eine guute Entscheidung.

    Ansonsten bleibt dir das obligatorische "süüüüüüüß" nicht erspart. Sry. ;)

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  2. Das mit dem Papst hat mich auch enttäuscht. Bundespräsident kann ich auch noch nicht werden, das geht erst ab 40. In welcher Welt leben wir eigentlich?

    Der männliche Pagenkopf kommt wieder, ich habe für sowas einen Riecher. Blöderweise fehlt mir dafür im Moment an manchen Stellen akut die Haarmasse.

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  3. Genau: Süüüüüüüüüüüüüüß! :)

    Am Mireille-Mathieu-Foto sind vor allem die Klamotten, wie sagte man, rattenscharf. Diese Farbkombination! Visionär ist gar kein Ausdruck.

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  4. Das Geheimnis ist gelüftet: Hinter Inishmore steckt ja doch ein Mensch. War sogar mal ein kleiner Junge.

    Dann endet der Eintrag sogar mit einem Cliffhanger: Was geschah nach Fußballkarriere? Wird es eine zweite Episode geben? Werden die Fotos noch süßer? Man darf gespannt sein... ;-)

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  5. @dr. t. le vision: das Outfit war damals "da hottest shit in town". Word!

    @bullion: die Fragen kann ich alle beantworten. Ich kam in die Schule und verlor dort all meine "sweetness". Eine zweite Episode wird es nicht geben, ich habe zu viele schlechte Erfahrungen mit Fortsetzungen gemacht (Ausnahme: Aliens). Süßer wird es deshalb nimmer, also labt euch an diesen Eindrücken.

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  6. Aber ein paar Höhen und Tiefen machen das Drama doch erst aus. ;-) Deshalb: Fortsetzung erwünscht.

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